Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.2.2007 um 21:34 |
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Hallo Braukollegen,
die Gärung meiner Biere habe ich, egal ob untergärig oder obergärig,
bislang immer nach einem Standardschema durchgeführt, das den meisten hier
bekannt und üblich sein wird.
So habe ich die Hauptgärung bis zum per Schnellvergärprobe ermittelten
Endvergärungsgrad ablaufen lassen, dann die berechnete Speisemenge
zugegeben, in Flaschen oder Fässchen abgefüllt, bei gleichbleibender
Gärtemperatur der Nachgärung eine Woche Zeit gegeben, um dann das Bier der
Kaltlagerung zuzuführen.
Ich habe nun ein anderes Verfahren ausprobiert. Ich habe während der
Hauptgärung wieder eine Schnellvergärungsprobe genommen und dann nach etwa
der halben Hauptgärzeit das Jungbier in ein zweites sauberes Gärfass
umgefüllt. Hier habe ich das Bier, in diesem Fall ein Pils, nicht nur bis
zum EVG vergären lassen, sondern sogar noch weitere 3 Wochen ungestört
reifen lassen. Dann wieder Speisegabe, Abfüllung, 1 Woche Nachgärung und
Kaltlagerung.
Ich habe nun, nach weiteren 3 Wochen Flaschenreifung, das Bier probiert und
folgende Feststellung gemacht:
Der Hefesatz am Flaschenboden ist deutlich weniger als bei bisherigen
Bieren.
Das Bier ist wie vorberechnet karbonisiert, d.h. es waren noch genügend
Hefezellen zur Nachgärung im Jungbier.
Das Bier hat erheblich weniger störenden Beigeschmack aus der Gärung, den
ich sonst insbesondere bei meinen Pilsenern bemerkt habe.
Ich denke, daß dies nicht das Idealverfahren für alle Bierarten ist. Ein
Weizenbier braucht schließlich die Gärungsnebenprodukte für den typischen
Geschmack, außerdem ist hier die Reifezeit viel kürzer. Aber für schlanke
und "reine" Bierarten wie Pils und Lager scheint es Vorteile zu bringen.
Wichtig ist hierbei allerdings, daß man das Bier frühzeitig in das zweite
Gärfass umfüllt. Das entstehende CO2 soll unbedingt noch die Luft im Fass
herausheben, um das Bier zu schützen.
Habt Ihr hiermit auch schon Erfahrungen gemacht, bzw. habt Ihr andere
Tips?
Gruß
Martin
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Gast
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erstellt am: 5.2.2007 um 22:05 |
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Hallo Martin,
so verfahre ich schon seit langem, um in erster Linie nicht so viel Hefe in
die Flaschen/Fässer zu bekommen. Umschlauchen tue ich (ich vergäre offen
nur mit Deckel drauf), wenn die stürmische Gärung vorbei ist. Eine
Schnellvergärprobe mache ich allerdings nicht.
Aber das Umschlauchen in ein zweites Gärfass kann ich auch nur
empfehlen.
Grüße
Wolfgang
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 09:29 |
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Hi, Martin,
das klingt ziemlich interessant, aber ich frage mich, wieviel CO2 nach
3-wöchiger Lagerung denn noch im Bier verblieben ist? Ich meine, wenn ich
eine Flasche Bier 3 bis 4 Tage im Kühlschrank offen stehen lasse, dann ist
die Kohlensäure doch auch komplett weg.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 13:00 |
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Hallo!
Zitat: | aber ich frage mich,
wieviel CO2 nach 3-wöchiger Lagerung denn noch im Bier verblieben
ist |
Wenn Du nicht schüttelst, sollte so viel CO2 drin sein, wie bei der
entsprechenden Temperatur in der Flüssigkeit gelöst werden kann. Da sollte
die Lagerdauer keinen allzu großen Einfluss haben? Außerdem wird ja danach
noch nachgewürzt.
Jan
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 13:06 |
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Hi, Jan,
oh, danke, natürlich! Da hätte ich eigentlich selbst drauf kommen können...
Zitat: | Außerdem wird ja danach noch
nachgewürzt |
Aber das Nachwürzen an sich sollte
doch auch die bereits gelöste CO2 Menge mit berücksichtigen oder?
Gruß
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 13:10 |
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Hi, Jan,
oh, shit! Mann, da hätte ich aber auch selbst drauf kommen müssen
Zitat: | Außerdem wird ja danach
noch nachgewürzt |
Trotzdem müßte man aber doch
die - wenn auch geringe - Menge an bereits gelöstem CO2 noch mit
berücksichtigen oder?
Gruß
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 13:17 |
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Hä? Sorry, das wollte ich nicht. Das ist ja merkwürdig, der Artikel war
plötzlich weg aus sämtlichen Sichten. Da habe ich es nochmal geschrieben
und jetzt isset doppelt.
Na, ja, nicht nur die Chemie ist voller Wunder...
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 14:39 |
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Das war ja jetzt ein Feuerwerk
So ganz sicher bin ich mir selbst nicht. Eigentlich sollte die Lösung
bestehen bleiben, wenn nicht gerade ständig ans Gefäß gestoßen wird. Bei
der Kühlschranktür ist das klar, da schüttelst Du das CO2 schnell raus,
aber im Gärfass?
Die gelöste Menge sollte auf jeden Fall berechnet werden.
Jan
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2007 um 21:20 |
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Hallo!
@ Wolfgang: Das hättest Du mir aber auch früher verraten können!
Machst Du das bei jedem Bier, oder nur bei denen die lange reifen
sollen?
@ Jan & Michael: Als ich die Speise zugegeben habe, habe ich nochmal eine
Meßprobe zum Spindeln gezogen. Die war (ich hab ja auch wieder probiert!)
zumindest ähnlich stark karbonisiert wie die sonstigen Jungbiere, die ich
sofort nach der Hauptgärung abgefüllt habe. Scheint also einen sehr
geringen Einfluß zu haben.
Sinn meines Versuchs war, unerwünschte flüchtige Aromastoffe während der
langen Hauptgärung/Reifung durch das Gärröhrchen entweichen zu lassen. Bei
einer verschlossenen Flasche erschien mir dies nicht möglich. Der Versuch
ist geglückt, Wolfgang hat zwar mehr den Effekt des geringeren Hefesatzes
geschätzt, offensichtlich ist an der Sache aber was dran.
Gruß
Martin
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Antwort 8 |
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Gast
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erstellt am: 7.2.2007 um 01:12 |
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Hallo Martin,
Zitat: | Machst Du das bei jedem
Bier, oder nur bei denen die lange reifen
sollen? |
Das mache ich bei jedem Bier so. Und
zwar nicht nur, um den Hefesatz zu verringern, sondern auch, um von einer
offenen Vergärung während der stürmischen Gärung auf eine geschlossene
Vergärung umzuschalten. Wegen der geringeren CO2-Bildung ist mir die Gefahr
einer Infektion und/oder Oxydation zu groß.
Grüße
Wolfgang
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Newbie Beiträge: 3 Registriert: 2.12.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 25.12.2007 um 23:40 |
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Moin moin...!
Ich bin ganz frisch "im Geschäft" und les mich seit Tagen durch das Forum /
Wiki.
Wirklich sehr interessanter Stoff, den ihr da zusammengetragen habt! (Ich
könnte noch Wochenlang weiterlesen)
Von der Theorie her bin auch so weit um loszulegen und mein erstes Bier
brauen, aber ich hab da noch so ein paar Kleinigkeiten, die ich aus der
Welt schaffen möchte, bevor es losgeht.
Naja, jedenfalls hab ich eine kleine Frage zu der, wie ihr es nennt,
"Erweiterten Hauptgärung".
Mal gucken, ob ich's soweit richtig verstanden hab:
Also nach dem Anstellen muss ich ja warten, bis die Hefe ihre Arbeit
gemacht hat und kann dann den Deckel mit Gärröhrchen auf das Faß packen.
Nun warte ich, bis die Hauptgärung bis zur Hälfte abgeschlossen ist und
fülle das Jungbier in einen zweiten, sauberen Gärbehälter um. (1. Frage:
Wie soll ich am besten umfüllen? Es darf doch kein Sauerstoff rein,
oder?)
So, jetzt lasse ich es endvergären und warte noch 3 Wochen. (2. Frage:
Soll ich nach der EVG das Gärröhrchen drauf lassen? Es kann doch
schließlich Kohlensäure entweichen)
Danach speisen, abfüllen und nochmal 3 Wochen in der Buddel nachgären
lassen.
Ich hoffe, ihr schlagt jetzt nicht die Hände über dem Kopf zusammen, weil
ich hier so "blöde" fragen stelle. Aber manches, das für euch
selbstverständlich ist, ist es für mich noch lange nicht
[Editiert am 25.12.2007 um 23:44 von Christoph-NF]
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 26.12.2007 um 10:19 |
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Hallo Christoph!
Ich bin kein Freund der Umschlaucherei und lasse die Hefe nach Gärende
einfach ein paar Tage im normalen Gärfaß etwas sedimentieren (ggf. etwas
kälter gestellt), bevor ich das Jungbier mit Speise in Kegs oder Flaschen
abfülle. Im Keg hat man durch "Umdrücken" in der Lagerung noch gute
Gelegenheit fast alle Hefe los zu werden. Der Rest des Bieres, der nicht
ins Keg paßte, kommt in Flaschen, das ist dann meine Probiermenge.
...bei Weißbieren sagt mir aber die reine Flaschenabfüllung am besten zu,
da will man üblich ja auch einiges an Hefe mit drin haben.
Auf die Dauer der Hauptgärung achte ich eigentlich gar nicht mehr, mache
das eher "nach Gefühl". Wenn die Kräusen mehrere Tage zusammengefallen
sind, mache ich mich für die Abfüllerei bereit.
Bei mir bleibt nach dem heißen Abfüllen der Würze bis zum Abfüllen in die
Lagerbehälter das Jungbier immer im gleichen, verschlossenen (bis aufs
Gärrörchen natürlich...) Gärfaß, besser kann ich mein Bier nicht vor
Kontaminationen schützen. Als alleinseligmachend will ich diese Methode
natürlich nicht propagieren
ich finde es aber sicherer und praktischer, als (mehrmals?) in extra
Behältnisse umzuschlauchen.
Uwe ____________________
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 1705 Registriert: 25.7.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.12.2007 um 10:23 |
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Servus Christoph
und herzlich Willkommen im Forum.
1. es gibt keine blöden Fragen.
Umschlauchen mache ich nicht, endvergären lassen, Speise/Zuckerzugabe,
abfüllen, dann 1 Woche nochmal bei Gärtemp stehen lassen, danach für mind.
4 Wochen in die Kühlung bei +1°C, feddich.
edit:
da war Uwe schneller, aber genauso mache ich das auch, vor allem heiss!!!
abfüllen in den Gärbehälter und über N8 abkühlen lassen, dann Hefezugabe.
[Editiert am 26.12.2007 um 10:24 von frikadellenschmied]
____________________ Ich esse Fleisch, weil mir die kleinen Tofus so leid tun und Saitan
scheisse schmeckt!
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Antwort 12 |
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Newbie Beiträge: 3 Registriert: 2.12.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.12.2007 um 11:03 |
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Alles klar...
danke euch beiden!
Die Gärung ist bei mir so das kleinen "Sorgenkind". Hab etwas bammel, dass
dabei etwas schiefgeht.
Aber das bekommen wir auch hin.
____________________ Grüße ausm Norden,
Christoph
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 26.12.2007 um 12:38 |
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Hallo Christoph!
Die Gärung ist nur etwas "kitzlig", wenn man mit zu wenig vitaler Hefe
anstellt, oder bei "Superstarkbieren"...
Wenn Du die Möglichkeit hast, besorge Dir Brauereihefe, da bekommst Du
viele und hochaktive Hefezellen, da ist die Gärung kein Problem. Frage aber
den Braumeister nach der empfohlenen Gärtemperatur, die kann von unseren
"Hobbybrauerhefen" abweichen.
Alternativ würde ich für Einsteiger die guten Trockenhefen von Fermentis
(z.B. S-04 oder S-23) empfehlen, auch damit ist die kritische Angärphase
problemlos und es gärt gut durch bei gutem Gärergebnis.
Laß Dich von geschilderten Gärproblemen nicht ins Bockhorn jagen, es ist
alles keine soo große Hexerei!
Fürs erste Bier empfiehlt sich ein einfacheres, robustes Rezept ohne viele
Spielereien. Ein Weißbier ist nicht schwierig,
momentan aber vielleicht nicht so bei Gärtemperatur zu halten. Ein schönes
"Altbayrisch Dunkles" oder ein "Urbräu" aus der Datenbank sind gute und
einfache Rezepte - wegen der dunklen Farbe auch unkritisch bzgl. Resthefe
oder sonst etwas Trub - , dazu eine gute untergärige Hefe, wie die S-23
oder aus der Brauerei, schon wird das ein tolles Bier!
...ach, ich muß mich auch mal wieder an den Kessel stellen, kriege beim
Schreiben schon richtig Lust aufs Brauen!
Gut Sud,
Uwe ____________________
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Antwort 14 |
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Newbie Beiträge: 3 Registriert: 2.12.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.12.2007 um 15:58 |
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Ok, werden wir kurz "Off-Topic":
Wir haben uns schon für ein Pils entschieden. (wir kommen aus
Norddeutschland und kennen hier oben halt nix anderes
)
Danke für den Tipp mit der Brauereihefe! Werd die Tage mal bei einer
lokalen Brauerei vorbeigucken und mich mit dem Braumeister in Verbindung
setzen.
Wenn ich von ihm was bekomme, kann (theoretisch) ja nicht mehr viel schief
gehen...
Jaja, ich weiß: der Teufel ist ein Eichhörnchen, aber vor so putzigen
Nagern hab ich keine Angst *g*
Tja, Uwe... dann mal ran an den Kessel...!
Bei uns gehts in der 2. Januarwoche los und wenn ich Zeit habe, werd ich
danach einen kleinen Brau-Log von unserem "ersten Mal" posten. ____________________ Grüße ausm Norden,
Christoph
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Antwort 15 |
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