Hallo Braugemeinde,
da ich das Stichwort "Schulprojekt" nun aufgrund der vielen fruchtbaren
Erfahrungen noch öfters anführen werde, hier mal eine kurze Übersicht was
wir da eigentlich gemacht haben.
Die Grundidee war, das beim Bierbrauen soviel Biologie, Chemie, Physik und
Mathematik mitspielt, das man über dieses Thema den Bezug zu einer wahrhaft
praktischen Anwendung all dieser (Schul-)Theorie herstellen kann.
Die Gelegenheit dazu bot sich in der sogenannten 'Projektwoche', die an
unseren Schulen durchgeführt wird : In 3 Tagen werden verschiedenste Themen
in kleinen Gruppen bearbeitet und die Ergebnisse dann am darauffolgenden
"Tag der offenen Tür" den Eltern, Freunden, Verwandten, Besuchern ... in
der Schule präsentiert.
Das sah bei uns so aus :
Vorbereitungstag:
Crashkurs "Wie braue ich", Festlegung "wer kann xyz mitbringen" (Einkocher,
Töpfe, leere Bierflaschen...)
1. Projekttag
Schnellkurs Mälzerei / Sudhaus, Bier - Rohstoffe und ihre Eigenschaften,
Berechnung der Bierfarbe, Berechnung eines Rezepts.
Aufteilung in 4 Gruppen (ich hatte 11 Teilnehmer insgesamt)
a) Malzbier zur Verkostung am Tag der offenen Tür
b) Pils (Wunsch der Schüler)
c) dunkles Hefeweizen (Wunsch der Schüler)
d) Bierkit (mein Wunsch als Vergleichsbier)
Zusammenstellung der Schüttungen, Schroten des Malzes, Zusammenstellung der
Rezepte (Güsse und Rasten) für je 15l Bier.
2. Projekttag
Maischen nach dem Infusionsverfahren, Läutern (Panzerschlauch, Filtertuch,
Windel), Berechnung der Hopfengaben, Kochen, Kühlen und Anstellen des
Malzbieres mit 50% Brauereihefe und 50 % Trokenhefe (aus Bierkit), Kühlen
des Bierkits, ebenfalls 50% Brauereihefe und 50 % Original Kit - Hefe
--> 4 verschiedene Malzbiersorten zur Verkostung.
Dabei Jodprobe, Fehlingprobe (Zuckernachweis, interessanterweise war der
Nachweis von zu Beginn des Maischens deutlicher als am Ende; muß ich noch
analysieren).
3. Projekttag
Pasteurisieren der Malzbiere, Anstellen Pils & Hefeweizen,
BerechnungAlkoholgehalt des Malzbieres, Bearbeitung weiterer Themen
(Jugendschutzgesetz, Alkoholsucht, ...)
4. Tag der Offenen Tür
Ausstellung der Brauzutaten, aufgebaute und mit einer 'Legende' versehene
Hausbrauerei, Verkostung der 4 Biersorten, Schaubilder über Rohstoffe,
Brauvorgang usw., Wahl eines Markennamens für das Gymnasiums- Bier. Statt
visuellen Wegweisern : Kochen von 2l aufgesparter Würze -> dieser Geruch
wurde kontrovers durch die Besucher diskutiert, verfehlte aber seine
Wirkung nicht.
Diese Woche habe ich Hefeweizen und Pils abgefüllt (Nachgärung in
Flaschen), Verkostung in ca. 6 Wochen.
Fazit :
4 stressige Tage die aber Spaß gemacht haben. Höhepunkt war die Äußerung
eines Schülers: "Wenn ich gewußt hätte, dass Chemie so interessant sein
kann, dann hätte ich das nicht abgewählt !"
Viele Themen (z.B. Mikroskopieren Hefezelle, Biergeschichte - auch
regional, Merchandising..) haben wir nicht geschafft.
Das Bierkit (Dortmunder Dunkel) ist gar nicht so schlecht und ging sogar
als Malzbier ganz gut durch, sogar die Trockenhefe, die dabei war ging
wider Erwarten ab wie Heavybytes rotes Moped.
Ich hoffe, den Schülern hat es auch Spaß gemacht.
Nach der Verkostung melde ich ich nochmal.
P.S
Das Schärfste, was ich hierzu gehört habe : "Dieses Jahr brauen wir mit
unseren Kindern Bier und nächstes Jahr lernen wir Ihnen dann auch noch das
Zigaretten drehen".
Schade eigentlich. (Ich hoffe IHR versteht was ich damit sagen will !)
Na dann,
Gute Nacht und Auf unseren Nachwuchs
Tino
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