Senior Member Beiträge: 141 Registriert: 6.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 11:26 |
|
|
Hallo,
in letzter Zeit habe ich Einiges im "Kunze" studiert. Da wird immer wieder
auf die Schädlichkeit der Sauerstoffzuführung beim Brauprozess hingewiesen.
Unter anderem ist bereits das Einmaischen problematisch, wenn das
geschrotete Malz direkt in das Wasser geschüttet wird. In Brauereien gibt
es hier mehr oder weniger aufwendige Vormaischmethoden um die
Sauerstoffzufuhr möglichst auszuschließen.
Hat sich hierzu schon mal jemand Gedanken gemacht? Sollte man das Schrot im
Maischbottich vorlegen und das Wasser von unten einströmen lassen?
Gruß, Volker
|
|
Senior Member Beiträge: 249 Registriert: 5.5.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 11:56 |
|
|
Hallo Volker,
es gibt immer Leute die Schlaumeier spielen wollen und sich wichtig machen
wollen und müssen "Kunze uvm".
Ich braue seit 2 Jahren Bier und mit traditionellem Einmaischen , mit
Sauerstoff oder genauer Luft, ich habe bei meinen Brauergebnissen sehr
leckeres und gutes Bier hergestellt. Ich denke die meisten anderen
Hobbybrauer können das auch über Ihr Bier sagen und das bestätigen.
Ich zitiere mal einen guten Freund!
Also ich finde man sollte den Brauvorgang schon einfach und gut halten!
Viele Grüße aus Dortmund
Andreas
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 833 Registriert: 6.4.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 11:59 |
|
|
Welchen genauen Nachteil hat denn die Zufuhr von zu viel Sauerstoff beim
Maischen? ____________________ Viele Grüße, Matthias
http://www.good-beer.de
|
|
Antwort 2 |
|
Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 12:00 |
|
|
Hallo, Volker,
also, für mich ist das ehrlich gesagt kein Thema. Von der einschlägigen
Literatur her kenne ich das theoretische Problem zur Genüge. Ich habe auch
mal in einer mittelständischen Brauerei gearbeitet (nicht als Brauer), da
wurde das Malz einen Stockwerk höher durch die Malzmühle gejagt und direkt
via Schwerkraft in den Maischebottich fallengelassen. Also, Sauerstoff pur!
Das fertige Bier war, wie ich fand, sehr gut.
Es hat sogar seinerzeit diverse DLG Prämierungen eingeheimst, also kann für
mich der Sauerstoffeinfluß nicht sooo gravierend gewesen sein. Der typische
pappige bzw. Brotgeschmack, der bei oxidierten Bieren auftritt (ich kenne
den Geschmack aus eigener Erfahrung von Industriebieren) war jedenfalls
weder damals noch heute bei meinen eigenen homebrew Bieren zu schmecken.
Ich lege den temperierten Hauptguß vor, kippe das Malz hinein und lasse mit
einem Rührer während des gesamten Maischprozesses rühren.
Bisher habe ich noch kein einziges oxidiertes Bier gehabt. Und für mich
heißt das, daß der Sauerstoffeintrag während des Maischens kein Problem
darstellt.
Vielleicht haben andere Heimbrauer ja andere Erfahrungen gemacht. Ich
jedenfalls sehe keinen Grund, meinen Maischprozeß diesbezüglich zu
ändern.
Edit: Uups, da waren die anderen mal wieder schneller...
Zitat: | Also ich finde man
sollte den Brauvorgang schon einfach und gut
halten |
@ Andreas: Ganz meine Meinung, man kann sich auch unnötig viel Arbeit
machen...
Ciao
Michael
[Editiert am 16.5.2007 um 12:06 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 12:53 |
|
|
Brauereien, und besonders die großen, haben Probleme, die wir (gottseidank)
nicht kennen: Da muss jedes ausgestoßene Bier möglichst identisch
schmecken. Das ist sicher nicht so einfach zu bewerkstelligen. Da versucht
man, jeden Parameter möglichst genau unter Kontrolle zu halten, so sicher
auch den Sauerstoffeintrag.
Ich denke, dass das für den Hobbybrauer kein Thema ist. Jeder Sud ist bei
uns etwas anders, weil man meist doch die Rezepte und die Maischarbeit
variiert und mit unterschiedlichen Rohstoffen arbeitet.
Einen Versuch wert wäre für mich noch das Nassschroten, weil man dadurch
auch den Staub beim Schroten vermeidet und die Spelzen besser erhalten
bleiben. Bisher habe ich mich das aber noch nicht getraut, weil ich eine
ziemliche Sauerei an meine Mühle und drumherum befürchte.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 4 |
|
Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 16:57 |
|
|
Hallo Volker,
ich gebe den Kollegen Recht damit, daß man den Aufwand in sinnvollen
Grenzen halten sollte. Unsere traditionell verankerten Braumethoden sind
nachweislich gut und haben in gewisser Weise auch etwas mit Braukultur und
-tradition in Deutschland zu tun, die man erhalten sollte.
Trotzdem bin auch ich an dem Thema des Sauerstoffproblems interessiert. Vor
Jahren habe ich schon etwas ähnliches in der Brauwelt (Verlag Hans Carl)
gelesen, was die Problematik des Sauerstoffeintrags beim Einmaischen
angeht. Ich finde den Artikel nur gerade nicht wieder.
Ich denke es ist Fakt, daß Sauerstoff eine beeinträchtigende Wirkung auf
das Endprodukt hat. Das betrifft den gesamten Maisch- und Brauprozess (auch
bei der Würzebelüftung!). Es kann also nicht falsch sein, grundsätzlich auf
wenig Sauerstoffeintrag zu achten. Und um die anderen Kollegen auch gleich
zu beruhigen: Das geht auch ohne Mehraufwand. Wenn man einfach versucht,
das Plätschern, Platschen, Rieseln und Blubbern der Würze zu vermeiden hat
man schon viel erreicht. Ganz kann man den Kontakt mit Sauerstoff ohnehin
nicht vermeiden. Und wenn Du Dein Brauwasser mit wenig Aufwand von unten in
die Schüttung steigen lassen kannst, dann mache das gerne, es wird nicht
falsch sein.
Gruß
Martin
|
|
Antwort 5 |
|
Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.5.2007 um 17:09 |
|
|
Jetzt habe ich den Artikel doch noch gefunden!
Zitat: | Welchen genauen Nachteil
hat denn die Zufuhr von zu viel Sauerstoff beim
Maischen? |
Ich gebe hier einfach einen Absatz
unverändert und unbewertet weiter. Ich bin nicht fachkundig genug, den
Artikel zu bewerten oder zu kommentieren. Der Artikel bezieht sich auf
Sauerstoffeintrag während des gesamten Brauprozesses, auch bei der
Würzebelüftung:
Zitat: | Sauerstoff wird u.a. an
Polyphenole gebunden. Die dabei entstehenden Polyphenoloxidasen wirken
reaktionsbeschleunigend. Farbe, Bittere und Qualität des Bieres werden
negativ beeinflusst. Ungesättigte Fettsäuren, die durch Oxidation
entstehen, bilden Off-flavor-Substanzen, die widerum für die
Geschmacksstabilität verantwortlich sind. Auch bestimmte Proteine werden
oxidiert, wodurch Moleküle entstehen, die enzymatisch schwer abbaubar
sind. |
Wohl dem, der das versteht. Aber ich denke, der Sinn ist soweit klar, sogar
für mich.
Also Quellen für das tiefere Einsteigen sind folgende genannt:
Literatur des Prof. Narziß, sowie Dr. Zürcher
Gruß
Martin
|
|
Antwort 6 |
|
Senior Member Beiträge: 141 Registriert: 6.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 18.5.2007 um 12:12 |
|
|
Nein, übertreiben will ich ja letztlich auch nichts.
Ich bin nur ins Grübeln geraten als ich gelesen habe, dass z. Beispiel der
gute alte Schwanenhals zum Abläutern (Vorderwürze plätschert in eine Rinne)
heute nur noch als Zierde dient in Brauereien, die noch einen alten
Läuterbottich haben. Wegen des Sauerstoffeintrags bei diesem Vorgang sind
die Dinger inzwischen alle abgeklemmt worden (so Kunze) und duch eine
sauerstoffsichere Technik ersetzt worden. Und bei dem Thema bin ich dann
auf die Sache mit dem Einmaischen gestoßen.
Die Frage ist ja auch: Wann entsteht die Schädlichkeit. Wenn die Oxidation
sich erst nach längerer Lagerung bemerkbar macht, ist es natürlich nur ein
Problem der Industriebiere.
Gruß, Volker
|
|
Antwort 7 |
|
Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 18.5.2007 um 20:51 |
|
|
Hallo Volker,
nach meiner Interpretation wird die Bierqualiät durch zu viel
Sauerstoffeintrag direkt negativ beeinflusst. Außerdem leidet zusätzlich
die Stabilität, das Bier altert schneller.
Meines Wissens wird in den Brauereien inzwischen mit hohem Aufwand der
Sauerstoffgehalt der Würze in allen Produktionsstufen gemessen und
möglichst klein gehalten. Rieselwände und ähnliche Einrichtungen wurden
weitestgehend abgeschafft.
Gruß
Martin
|
|
Antwort 8 |
|
Junior Member Beiträge: 23 Registriert: 25.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 11:20 |
|
|
Da fällt mir aber eine interessante Frage ein, die ihr mir hoffentlich
beantworten könnt: Wird die sauerstoffarme Würze nicht zum Problem? Denn
Hefe braucht sauerstoff, um vergären zu können, oder etwa nicht?
____________________ let's peretend that monday is sunday
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 11:53 |
|
|
schon, Lorenzius, schon. Der Unterschied besteht darin, ob die Würze heiß
oder kalt ist. In heißer würze laufen reakitonen natürlich schneller, und
damit wird die Würze natürlich auch geschädigt (oxidiert).
Wenn du dagegen kalte Würze belüftest und mit ordendlich Hefe anstellst,
dann veratmet letzere den Sauerstoff schon bevor dieser sich mal ganz
langsam die Würze zum oxidieren vornehmen könnte. Verstehst den
Unterschied?
Übrigens ist auch die Literaturstelle (Prof. Narziß/Dr. Zürcher)
interessant, wenn auch für mich nicht ganz nachvollziehbar.
Phenolcarbonsre+Sauerstoff=Phenoloxidase? Nenenene! letztere wäre dem namen
nach ein Enzym, welches sicher nicht aus einer oxidierten organischen Säure
entsteht! Irgendwie muss das aus dem Zusammenhang gerissen sein, stell ich
mir jetzt mal vor. Wo hast Du das eigentlich raus? "Ausgewählte Kapitel der
Bierbereitung", oder?
Nicht zuletzt deswegen würd ich zu dem Thema gern das neue Buch von Prof.
Narziß abwarten, denn gerade Polypheole möchte man z.Z wohl doch wieder
drin haben, gerade weil sie den bösen Sauerstoff abfangen. So hab ich's
zumindest zuletzt verstanden.
Aber da sich die Meinung der Fachleute ganz offensichtlich binnen 2 oder 3
Jahren komplett ins gegenteil verkehrt, können wir auch getrost unter
Sauerstoffeinfluss einmaischen.
GEschmacksstabilität ist ohnehin ein Begriff, der sich um Zeitspannen
kümmert, die unser Bier eher selten erlebt, oder?
____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 10 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 11:55 |
|
|
Hallo Lorenzius, Zitat: | Denn Hefe braucht sauerstoff, um vergären zu können, oder etwa
nicht? |
Was ich so weiß ist folgendes: Beim
aeroben Stoffwechsel entsteht für die Hefe mehr Energie und sie vermehrt
sich schneller. Dabei entstehen CO2 und Wasser, also kein Aethanol. Beim
anaeroben Stoffwechsel entsteht weniger Energie; die Hefe vermehrt sich
aber, so viel ich weiß, auch hier. Dabei entsteht aber als zellschädigendes
Abfallprodukt Aethanol.
Wenn sich also die Hefe erst noch vermehren muss, weil Du zu wenig Hefe
zugesetzt hast, dann ist es gut, wenn Sauerstoff da ist. Also am besten
immer genügend Hefe zusetzten, dann kannst Du Dir die Belüfterei
ersparen.
Beim Maischen sollte man allerdings schauen, dass man möglichst wenig
Sauerstoffeintrag hat, da der Sauerstoff seine oxydierende Wirkung bei
höheren Temperaturen vollziehen kann, als bei Zimmer- oder tieferen
Temperaturen.
Ich hoffe, ich habe mich nicht zu kompliziert ausgedrückt
Grüße
Wolfgang
|
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 12:06 |
|
|
Ja gut, Würze sollte schon vor'm Anstellen belüftet werden, die Vitalität
der Hefe wird's Dir danken.
____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 12 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 12:21 |
|
|
Zitat: | Übrigens ist auch die
Literaturstelle (Prof. Narziß/Dr. Zürcher) interessant, wenn auch für mich
nicht ganz nachvollziehbar. Phenolcarbonsre+Sauerstoff=Phenoloxidase?
Nenenene! letztere wäre dem namen nach ein Enzym, welches sicher nicht aus
einer oxidierten organischen Säure entsteht! Irgendwie muss das aus dem
Zusammenhang gerissen sein, stell ich mir jetzt mal
vor. |
Die Polyphenoloxidase wird während der
Keimung gebildet und katalysiert die Oxydation der Polyphenole durch
Sauerstoff.
Würzebelüftung ja oder nein: Habe erst kürzlich Würze angestellt, ohne sie
extra zu belüften. Die Gärung startete dabei innerhalb 2 Stunden: absoluter
Rekord. Was hätte mir hier zusätzliches Belüften gebracht. Ich hatte aber
auch Sude, bei denen ich zu wenig Hefe zur Verfügung hatte und ich dann zur
Sicherheit belüftet habe. Im Allgemeinen reicht mir die Hefe, die ich
ernte, für den nächsten Sud vollkommen aus.
Grüße
Wolfgang
|
|
Posting Freak Beiträge: 813 Registriert: 21.1.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.6.2007 um 12:38 |
|
|
Zitat: | Die Polyphenoloxidase
wird während der Keimung gebildet und katalysiert die Oxydation der
Polyphenole durch Sauerstoff. |
Ja, eben, ist ein
Enzym, welches aber nciht bei der Oxidation entsteht. So verstehe ich aber
die aussage aus der Literaturstelle, und das wäre, so sind wir uns einig,
Unsinn.
Zum Belüften, ja klar, viel (Hefe) hilft viel, aber wie du schon sagtest,
Ethanol ist nciht so ideal für die Hefe. Also ist sogar die frischeste
Erntehefe ein bissl gestresst. Also ist es besser, wenn sie erstmal ein
wenig atmen darf, sich teilt, und dann die Arbeit den "Jungspunden" unter
den Hefezellen überlässt. Noch wichtiger ist es, wenn Du Dir ein
"Hefe-Altersheim" reinschüttest, z.B. Erntehefe, die ne Woche im
Schraubglas vor sich hin gehungert hat. Oder das "Hefe-Hospitz" aus der
Tüte... *bäh!*
Klar, wenn Du Dir einen schönen und bis zum Anstellen immer gut belüfteten
Starter gezogen hast, der auch eine ausreichende Menge darstellt, kannst
Dir das Belüften theoretisch sparen. ____________________ Interpunktion und Orthographie des Postings ist frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein
zufällig und ist nicht beabsichtigt.
|
|
Antwort 14 |
|