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Autor: Betreff: Agar-Agar, Kochsalz, Einfrieren - ist das wirklich alles?
Posting Freak
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alexbrand
Beiträge: 2947
Registriert: 15.11.2006
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 1.4.2008 um 00:34  
Hallo Freunde!

In letzter Zeit wurde hier im Forum immer wieder nach Mitteln und Wegen gefragt, Hefe mit für den Hobbybrauer durchführbaren Methoden zu Hause zu züchten und zu asservieren. Meistens werden hier gleich die sogenannte "Kochsalzmethode" und die "Schrägagarmethode" (häufig auch "Agar-Agar-Hefe" genannt) aufgeführt. Beide Methoden sind mit ihrem Für und Wider sicherlich gut geeignet, den hausbrauenden Selbermacher, stets mit frischer Hefe zu versorgen. Diejenigen unter uns, die Kontakte zu Brauereien haben, wo sie immer frische, gut geführte Hefe bekommen können, brauchen an dieser Stelle nicht mehr weiterlesen. Macht einfach so weiter wie bisher. Alle anderen, die möglicherweise vor den gleichen (Hefe-) Beschaffungsproblemen stehen wie ich, sollten nun aufhorchen. Nachstehendes Verfahren ist noch in der Experimentalphase, aber bereits durchaus soweit fortgeschritten, daß erste Nachahmer eingeladen sind, meine Ergebnisse zu prüfen und das beschriebene Verfahren nachzustellen: Hefe aus Kartoffeln!

Wenn wir unsere Maische bereiten, dann tun wir nichts anderes, als die Enzyme des Malzes in ihr "Lieblingsmilieu" (hier: Temperatur und pH-Wert) zu bringen und die Stärke der Getreidekörner in diverse Zucker umwandeln zu lassen. Das ganze geht recht einfach und wir brauchen den Enzymen ihre Arbeit erst gar nicht zu erklären; die können das "von Hause aus". Nach weiteren Verfeinerungen wie Abtrennen des Trebers und etlichen Hopfengaben haben wir die Würze dann endlich so weit, daß die Hefe nunmehr ihre Arbeit verrichten kann und die mühsam gewonnenen Einfachzucker in Alkohol, Kohlendioxid und einige geschmacksträchtige Stoffe verwandeln kann. Nach einer mehr oder weniger langen Zeit, in der die Hefezellen munter vor sich hin schnackseln, entsteht ein richtig lecker Dröpke. Meistens jedenfalls. ;)

Aber wie sieht es aus, wenn Hefe gelagert werden soll, aber gerade weder eine physiologische Kochsalzlösung bereitsteht, noch Agar-Agar bereit steht? Wenn ich mir ganz unbedarft eine leckere Flasche noch unbekannten Bieres, mit Sediment in der Flasche, eingieße und spontan denke: "Mensch, bewar Dir die Hefe, Alex! Vielleicht ist die noch zu etwas gut!". Solche Situationen kamen bisweilen oft genug vor. Und in der Regel war auch kein geeignetes Lagermedium vorrätig...

Ich habe mit den unterschiedlichsten Stoffen, die sich in einem normalen Haushalt finden lassen, versucht, aus einem Sud Pils geerntete Hefe zu ernähren und zu vermehren. Ich habe einfache Zuckerlösungen verwendet. Dies schlug fehlt. Hierbei fehlen der Hefe einfach die weiteren Nährstoffe. Keine biogenen Amine, keine Fettsäuren. Einfach nichts, woraus die Hefezelle ihre Zellwand, immerhin eine Doppellipidschicht, synthetisieren kann. Einige Versuche in dieser Richtung zeigten mir, daß Hefe von Zucker alleine nicht leben kann. Darum ging ich einen Schritt weiter und nahm Malzbier her, welches ich aus dem Supermarkt hatte. Eine eingehende Untersuchung ergab, dass das Malzbier (wie hier im Forum schon des öfteren postuliert) einen Großteil der Stoffe mitbringt, die die Hefe zur Sprossung braucht. Ein gut aufbereitetes Malzbier kann also als Hefezuchtmedium dienen. Aber wer hat schon immer Malzbier im Haus? Ich kaufe mir ja ab und an mal ein paar Flaschen, wenn ich wieder vorhabe Hefe für ein dunkles obergäriges herzuführen. Z.B. die Wyeast #1084 für meine Schwarze Harfe (ein Stout). Das klappt prima. Doch finden die Flachen meistens ein paar Verehrer, bevor meine Hefe zum Zuge kommt.

Also ging ich eine Schritt zurück und suchte im Haushalt nach Stärketrägern, der Vorstufe des Zucker. Und ich stieß auf die Kartoffel! Ganz einfach. Kartoffeln bestehen neben zahlreichen Spurenelementen nahezu nur aus Stärke und Wasser. Ideale Voraussetzungen, die Hefe groß zu kriegen. Also machte ich mich ans Werk. Wie sollte die Kartoffeln so aufbereiten, daß eine reinrassige Hefezucht unter sterilen Kautelen möglich ist? Auch hier ist des Rätsels Lösung nichtweit weg. Erhitzen! Klar Kartoffeln kochen, denkt Ihr nun – nein, so simpel ist es dann doch nicht. Die Kartoffeln – und hier bieten solche sogenannte „vorwiegend festkochende“ Sorten an, müssen in ca. 0,7 cm dicke Scheiben mit einer Größe von 3-7 cm geschnitten werden. Die Schale darf dran bleiben. Die enzelnen Scheiben bitte mit einem Küchenpapier trockentupfen! Da Kartoffeln von Natur aus nur wenige Chloride haben, muß hier etwas nachgeholfen werden. Einfach etwas handelsübliches Natriumchlorid hinzufügen. Was ebenso fehlt sind Fette und Öle. Wie in diversen Beiträgen, u.a. von Wolf bereits beschrieben, dient Ölivenöl gut dazu, eine spätere Schaumbildung bei der Herführung zu vermeiden. Zu diesem Zwecke einfach ein kleine Portion (5-15 mL) in einer noch kalten Pfanne vorlegen und diese rasch(!) erhitzen. Unbedingt darauf achten, dass das nun heiß werdende Öl NICHT zu rauchen anfängt. Hierbei entstehen ungesunde Stoffen, die wir später nicht in unserem Bier haben wollen. Unter anderem wird hier die Entstehung krebserregendender Stoffe begünstigt (siehe auch http://www.margarine-institut.de/unserinformationsmaterial/experten/fette-e rnaehrung-49.htm). Sollte das Fett den Rauchpunkt erreicht haben bitte vorsichtig Entsorgen und neu beginnen. In das nun heiße Fett werden rasch aber vorsichtig die abgetrockneten Scheiben gegeben und diese kurz von allen Seiten gleichmäßig gebräunt. Dieser Vorgang ermöglichte es, die Stärkemoleküle zu spalten. Sicherlich nicht so genau wie die Enzyme des Malzes, aber hinreichend genau, um Hefe zu inkubieren.Jetzt bracuht man noch einen guten Schuß Hefeweissbier in die Pfanne einzubringen (vorsicht – kann spritzen) und diesen einzureduzieren. Darauf achten, dass die Meng an Bier so bemessen wird, dass es innerhalb von 1-2 Minuten verdampft ist. Die Kartoffelscheiben auf einem penibel gereinigten Teller ausbreiten. Ich empfehle, an dieser Stelle ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank zu nehmen, die soeben hergestellten Bratkartoffeln leicht zu pfeffern und in Ruhe zu genießen. Ach ja, ein paar Kräuter und Zwiebeln machen die Sache noch etwas runder…

Viele Grüße,

Alex


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If I had to explain you wouldn't understand.
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tinoquell
Beiträge: 1776
Registriert: 14.7.2004
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 1.4.2008 um 05:30  
Morgen,

schade, da hast du dir so viel Mühe gemacht, um die Kartoffeln dann doch nur wieder zu essen :thumbup: . Gerade heute hätte ich mir einen Schluß in der Art gewünscht:

Zitat:
Die abgekühlten Kartoffeln legt man paarweise bereit, eine Seite beimpft man mit Hefe und deckt diese dann mit der zweiten Scheibe fest ab. Um ein Auseinanderrutschen druch sich bildendes CO2 zu verhindern beschwert man das Ganze mit einem leeren Bierhumpen. Nachdem die Scheiben zusamengebacken sind (ca. 1 Tag) kann man die so gewonnenen Chips problemlos ohne weitere Maßnahmen im Kühlschrank aufbewahren. Beschriften (Lebensmittelfarbe) nicht vergessen !
Zum Brautag einfach 2-3 solche Chips mitten durchschneiden (auf Sterilität des Messers achten!) und in den abgekühlten Sud geben. Beim Umschlauchen werden die Überreste dann spätestens entfernt.


so oder so ähnlich ... :puzz:

Grüße
Tino


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Berliner
Beiträge: 4024
Registriert: 7.4.2006
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 1.4.2008 um 07:23  
Reingefallen... Habe erst zu spät auf's Datum gesehen :redhead:


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Gruß vom Berliner
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Uwe12
Beiträge: 4922
Registriert: 5.4.2005
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 1.4.2008 um 10:19  
...und ich habe mir schon Bratkartoffelstücke mit Hochkräusen drauf vorgestellt, etwa wie Markus' 1084! :o :D

Uwe


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Erlenmeyer
Beiträge: 2659
Registriert: 24.8.2007
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 1.4.2008 um 10:38  
Hallo Alex,

literarisch ganz sicher einer der besten postings der letzten Wochen. Du solltest über ein Zweithobby nachdenken !

Grüße

Erlenmeyer
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