Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
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erstellt am: 27.10.2008 um 17:13 |
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Moin,
war schon lange nicht mehr hier, aber jetzt habe ich mal wieder eine Frage:
Mein obergäriger Sud vom August ist leider kaum genießbar. Anfangs eher ein
säuerlicher Beigeschmack, hat sich da jetzt ein ganz merkwürdiges, schwer
zu beschreibendes an Medizin o.ä. erinnerndes "Apotheken-Flavour"
entwickelt. Kennt das jemand? Was könnte denn da schief gelaufen sein?
Es war wohl ziemlich warm im Keller und vielleicht habe ich nach vielen
problemlosen Suden etwas zu schlampig gearbeitet, Milch- oder
Essigsäureinfektion schmeckt aber anders, meine ich.
Bin dankbar für jede Art von Hinweisen oder Beileidsbekundungen
gillemann.
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2008 um 17:20 |
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Hallo, Gillemann,
BEILEID!
Das sieht mir sehr nacht Kontamination mit chlorhaltigen Reinigungs- bzw.
Desinfektionsmitteln aus. Hast Du die zufällig verwendet? Eine bakterielle
Infektion erzeugt im Allgemeinen nicht einen derartigen Geschmack.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2008 um 18:04 |
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Hallo Gillemann,
phenoliger Geschmack kann u.a. aus überdarrtem Malz kommen und wird von
bestimmten Bakterienarten ...grübel, grübel .... es sind kurze
Stabbakterien, Name fällt mir gerade nicht ein, produziert. Trage mich
hiermit in Kondolenzliste ein.
Betrübte Grüße
Erlenmeyer
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 2 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2008 um 18:50 |
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Hallo, Hans,
bist Du sicher mit den Bakterien? Das wäre mir neu, derartige off-flavors
werden soweit ich weiß nicht von Bakterien erzeugt. Vielleicht bekommst Du
ja noch den Namen dieser Viecher heraus.
Meinst Du vielleicht die Thermobakterien? Wenn ja, die produzieren ein
typisches Selleriearoma (übrigens zu bewundern im Bier mit dem Namen
"Doppelhirsch". Da bekommt man eine Vorstellung davon, wie sowas im Bier
"schmeckt"...
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 210 Registriert: 18.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2008 um 22:50 |
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 224 Registriert: 19.12.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.10.2008 um 07:20 |
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Beileid, auch von mir.
Diesen "Aphothekergeschmack" hatte ich auch anfangs mal - ich war völlig
ratlos. Ein Kollege erzählte mir dann, dass auch er ihn hatte und es bei
ihm am "Gäreimer" aus Plastik lag. Irgendein Getier, sprich Bakterie hatte
sich im Plastik abgestzt (in den feinen Rillen innen vom scheuern). Ich
versuchte dann die Gärung im Edelstahltopf, seither hatte ich diesen
Geschmack nie mehr. Ich persönlich bin überzeugt, dass dein Gäreimer
hinüber ist!
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 28.10.2008 um 07:46 |
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Ich hatte das Problem leider jetzt schon zum zweiten mal: schmeckt ganz
typisch nach Apotheke. Wird bei sehr langer Lagerung etwas weniger
auffällig, verschwindet aber nicht vollständig (die anderen Aromen
verschwinden leider deutlich früher). Es war in beiden Fällen ein dunkles
Weizen bzw. Roggen und die Hefe war sehr lange unter Bier im Kühlschrank
gelagert und roch schon nach Autolyse. Ich vermute, dass die Hefe der
Schuldige ist.
edit: Am Gäreimer hat's höchstwahrscheinlich nicht gelegen, den nach dem
ersten Fall habe ich (nach normaler Reinigung mit Chemipro) mehrere
'gesunde' Sude darin vergärt.
[Editiert am 28.10.2008 um 07:51 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 6 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 28.10.2008 um 12:41 |
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Hi, Sevenson,
kannst Du den link bitte nochmal prüfen? Das ist eine Katze, die sich in
den Schwanz beisst...
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
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Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
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erstellt am: 28.10.2008 um 12:56 |
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Moin,
danke für die Beileidsbekundungen und die Tipps! Bei mir hat der Link von
Svenson nicht gleich funktioniert, deshalb hier nochmal ein Versuch:
http://fzarchiv.sachon.de/index.php?pdf=Fachzeitschriften/Get
raenke-Fachzeitschriften/Getraenkeindustrie/2004/08_04/GI_08-04_Doemens_New
s.pdf
"Apothekengeschmack" wird also als phenolisches Fehl-Aroma bezeichnet.
Ich denke, Reinigungsreste (zumal halogenhaltig - ich benutze Reiniger auf
Sauerstoffbasis) scheiden aus (wäre ja wirklich blöd). Den Gärbottich aus
Plastik hatte ich auch schon in Verdacht, aber die letzten beide Sude
schmecken OK. Vielleicht war die Vorreinigung besser.
Der Geschmack wird tatsächlich mit der Zeit besser, so dass ich es immer
noch nicht über's Herz gebracht habe, den Sud wegzukippen. Ist jedenfalls
nicht zur "Freigabe" geeignet, wenn ich mir nicht meinen Ruf kaputt machen
will
Vielen Dank nochmal und viele Grüße,
gillemann
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Antwort 8 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 28.10.2008 um 13:00 |
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Hi, Gillemann,
danke für die link Korrektur. Ich habe auch noch herausgefunden, daß ein
derartiger phenoliger Geschmack auftreten kann, wenn die Nachgärung bei zu
warmen Temperaturen erfolgte (leider keine Temp. Angaben gefunden) oder wen
zuuuu grün geschlaucht.
Schlauchst Du denn grün?
EDIT: Ach, diese Seite hier ist was off-flavors angeht ebenfalls sehr
interessant: http://www.doemens.org/index.php?id=161
Gruß
Michael
[Editiert am 28.10.2008 um 21:00 von tauroplu]
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Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
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erstellt am: 28.10.2008 um 13:24 |
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Moin Michael,
warm war es auf jeden Fall (tw. über 20 °C) und ich schlauche tatsächlich
grün, müsste aber nachgucken, bei welchem Vergärungsgrad das war. Gibt es
auch eine Erklärung für den Zusammenhang "zu grün geschlaucht" und
"off-flavour"?
Die von dir angegebene Seite ist übrigens ganz prima. Wenn ich mal Zeit
habe, trage ich die einzelnen pdfs vielleicht in eine Tabelle ins Wiki
ein.
Gruß,
gillemann.
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Antwort 10 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 28.10.2008 um 14:58 |
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Ja, es gibt da einen Zusammenhang. Habe ich im Narziss gelesen, schaue ich
gleich mal zu Hause nach. Bis nachher!
Zitat aus dem Narziss:
"Bei sehr grünem Schlauchen oder zu warmer Nachgärung wird in größeren
Mengen Tyrosol gebildet, das zu Para-Oxyphylessigsäure mit typischem
Phenolgeschmack oxidiert wird. Auch höhere Werte von Tyrosol (5,0 mg/l)
oder Tryptophol (0,6 mg/l) können diesen Geschmack hervorrufen."
Ciao
Michael
[Editiert am 28.10.2008 um 16:42 von tauroplu]
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.10.2008 um 19:35 |
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Hallo Michael,
musste ein bisschen suchen und habe auch die von Dir zitierte Stelle im
Narziß gefunden, ursprünglich gelesen im Heyse, "Handbuch der
Brauereipraxis", 3. Aufl., Seite 187.
Grüße
Erlenmeyer
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 160 Registriert: 31.10.2007 Status: Offline
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erstellt am: 29.10.2008 um 10:28 |
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Moin,
auweia, also ein Gesundheitsbier: Tyrosol ist ja DAS natürlich vorkommende
Antioxidans im Olivenöl. Wer also Gefäßkrankheiten und Krebs vorbeugen
will, kann gerne ein Fläschchen haben
Den Geschmack macht aber das Oxidationsprodukt aus, heißt es bei Narziß.
Ich habe die Stelle nicht nachgeschlagen, gemeint ist aber wohl die
para-Hydroxyphenylessigsäure ("mit typischem Phenolgeschmack"). Wenigstens
das kleinere, CHLORFREIE Übel, finde ich.
Wenn ich das richtig verstanden habe, werden also beim zu frühem Schlauchen
und warmen Temperaturen, auch die aromatischen Aminosäuren (eben Tyrosin
und Tryptophan) nach EHRLICH vergoren (zu Tyrosol und Tryptophol).
Habe nochmal nachgeschaut: 12,7 °P Stammwürze, nach 60 h Hauptgärung mit
3,1 °P (korr. Wert) geschlaucht. Vielleicht ein bisschen früh, aber ich
mache das eigentlich immer nach Gefühl und habe teilweise schon grüner
geschlaucht.
Wie auch immer: Vielen Dank für die Klärung des Problems (dieses Forum ist
einfach klasse und sehr sympathisch)!
gillemann.
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 879 Registriert: 23.3.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.11.2008 um 00:01 |
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Hallo gillemann! Zitat: | auweia, also ein Gesundheitsbier: Tyrosol ist ja DAS natürlich
vorkommende Antioxidans im Olivenöl. Wer also Gefäßkrankheiten und Krebs
vorbeugen will, kann gerne ein Fläschchen
haben |
Da stellt sich mir dann die Frage was besser zu konsumieren ist:
Ein EL Olivenöl, oder ein EL Deines Bieres?
....ist aber ja eigentlich egal, solange es gesund ist.....
Beste Grüße
Jens ____________________ Den besten Trunk, den einer kennt,
wird hausgebrautes Bier genennt. (frei nach Martin Luther)
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Antwort 14 |
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