Newbie Beiträge: 4 Registriert: 19.3.2008 Status: Offline
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erstellt am: 16.12.2008 um 18:13 |
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Hallo zusammen
ich habe am Wochenende (Samstag) einen 25 Liter Sud gebraut.
15 Liter habe ich mit Fermentis Safbrew S-33 Trockenhefe versetzt. Dieser
Teil ist bereits vergärt (13,3 P -> 4,5 P).
10 Liter habe ich mit untergäriger Brewferm Lager Trockenhefe versetzt.
(Ich wollte den Geschmacksunterschied zwischen den zwei Hefen bei gleicher
Schüttung testen)
Leider ist der Raum wo ich gäre nur ca. 10-11 °C „warm“, sprich, die
Brewferm Lager Hefe kam wohl nicht richtig in „Schwung“ (wiewohl bei
anfänglichen ca. 20 °C Würzetemperatur zugesetzt, belüftet hatte ich
allerdings nicht extra). Einen Tag später waren auch nur einige weise
Flocken auf der Oberfläche zu sehen, d.h. ich nehme mal an, nur sehr
geringe Gärung.
Gestern wollte ich dann etwas genauer nachschauen und habe den Gärspund
abgeschraubt um besser ins Gärfass reinsehen zu können.
Mir kam dann ein extrem scharfer Geruch entgegen. So in etwa eine Mischung
aus Salmiakgeist und Essig (wobei ich eher die Geruchsschärfe meine, nicht
den Geruch als solches). Was ist das? Hat sich da SO2 in grossen Mengen
gebildet (der Geruch war wirklich heftig (trotz verschnupfter Nase) und hat
mir noch eine Weile in derselben gekribbelt)?
Verschwindet dieser Geruch wieder, oder muss ich die Brühe wegkippen?
Was kann denn da bei der Gärung alles entstehen, was so ätzend stinkt?
Ich hab schon mal mit der Breferm Lager Trockenhefe gebraut, da war das
Ergebnis super trinkbar und einen solchen Geruch habe ich damals auch nicht
annähernd während der Gärung wahrgenommen.
Hat jemand eine Idee / Erklärung?
Gruss
JoWi
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Gast
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erstellt am: 16.12.2008 um 18:45 |
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Hallo JoWi,
von mir ein herzliches Willkommen hier auf Hobbybrauer.de.
Das bei der Gärung entstehende CO2 verursacht auch ein Stechen in der Nase,
so jedenfalls meine Erfahrung.
Wie sieht denn die Würzeoberfläche aus?
Grüße
Wolfgangi
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Newbie Beiträge: 4 Registriert: 19.3.2008 Status: Offline
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erstellt am: 16.12.2008 um 19:07 |
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Hallo Wolfgang
die Würzeoberfläche schaut noch fast genauso aus wie bei der Hefezugabe
(Trockenhefe habe ich vorher "hydriert" und mit Zucker "angefüttert"). Auf
der Oberfläche schwimmen jetzt so kleine Inseln (schaut aus wie versenkte
Wattebäusche, etwa so gross wie ein 2 Euro Münze), dh. keine geschlossene
Hefedecke.
Im Gärspund hat auch nichts gross geplubbert, d.h. ich denke das ist daher
eher wahrscheinlich kein CO2. Gärfass habe ich vorher mit
VWP-Sterilreinigungsmittel desinfiziert. Daher und aufgrund der doch eher
tiefen Gärtemperatur, würde ich erst mal nicht an eine Infektion denken,
der andere obergärige Teilsud scheint ja auch ok zu sein (aber vielleicht
ist das ja ein wenig Wunschdenken...).
Irgendwo habe ich, bilde ich mir zumindest ein, gelesen, dass wenig
Sauerstoff (am Anfang) plus wenig aktive Hefe vorallem bei untergäriger
Gärung das SO2 überdurchschnittlich stark gebildet werden kann. Ist da was
dran? Und kann das gesundheitsgefährlich werden (ich muss ja zumindest das
Gärfass nochmal aufmachen und die Brühe wegschütten... :-))
Gruss
JoWi
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Antwort 2 |
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Junior Member Beiträge: 43 Registriert: 27.2.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.12.2008 um 19:46 |
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Also mit dem Wegschütten würde ich mich noch zurückhalten. Mein letzter Sud
hatte einen extrem stechenden Geruch während der Gärphase, ich hatte schon
das schlimmste befürchtet. Und jetzt sitz ich hier und genieße das
wunderbar gereifte Bier!
Also auf jeden Fall die Hauptgärung abwarten und dann einfach mal probieren
(umbringen wird es dich sicher nicht
). ____________________ Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Siehst du eine Frau ertrinken, wink zurück und lass sie sinken.
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 880 Registriert: 8.7.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2008 um 01:32 |
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Hallo JoWi,
in der Anfangsphase vermeren sich die Hefezellen, da entsteht noch kein CO2
(wenn ich mich richtig erinnere). Wenn die Sauerstoffsättigung der Würze
abnimmt, kommt die eigentliche Gärung in Gang. Ich würde da also noch
abwarten. Wenn Die Konzentration der Hefe am Anfang etwas gering war,
dauert es auch länger. Was Du vom Aussehen an der Oberfläche beschreibst,
hört sich garnicht schlecht an.
Also abwarten und Bier trinken
....
Gruß Guido
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2008 um 08:36 |
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Als ich würde das nächste mal vor dem Anstellen ordentlich Belüften.
Mangelndes Belüften kann angeblich den ganzen Sud ruinieren.
Hört sich irgend wie so an, wie wenn sich die Hefe nicht richtig vermehren
kann und dazu braucht sie Sauerstoff.
Der wird beim Hopfenkochen aber ausgetrieben.
Ich hab beruflich ab und zu mit SO2 zu tun und Deine Beschreibung passt
eigentlich ganz gut.
Das beißt regelrecht in der Nase und vor allem bleibt der Geruch lange in
der Nase sitzen.
Zum Wegkippen ist es aber sicher noch zu früh.
Viel Erfolg!
Stefan
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Antwort 5 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2008 um 12:59 |
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Hi,
wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann hast Du diesen stinkigen Geruch
bei der UG Lagerhefe festgestellt?
Schwefelgeruch bei untergärigen Hefen durchaus normal, das verliert sich
aber im Laufe einer längeren Lagerung.
Mein letztes Ruhrtalzwickel habe ich mit der S-33 vergoren, die hat ganz
ordentlich nach Schwefel bzw. Schwefelwasserstoff gestunken. Im
Zusammenhang mit dem gebildeten CO2 beißt und kribbelt das auch ganz schön
in der Nase.
Entschuldige diese Frage, aber ist es möglich, daß Du Deinen Gärbottich
verwechselt hast ? Denn wie oben beschrieben ist dieser
Geruch bei der S-33 normal.
Gruß
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2008 um 13:47 |
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Mir wäre auch neu, daß Hefen SO2 bzw. H2SO3 produzieren, da wären doch
oxidative Prozesse vonnöten.
Der "schweflige" Geruch, den ich aktuell auch gering beim gärenden Maibock
mit der W-34/70 bemerke, ist Schwefelwasserstoff H2S.
Das ensteht aus schwefelhaltigen Aminosäuren bei Zersetzung in
reduzierendem Milieu, und gärendes Jungbier ist eigentlich genau ein
solches.
...bin aber nur ein kleiner Hobbychemikus!
Uwe ____________________
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Antwort 7 |
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Newbie Beiträge: 4 Registriert: 19.3.2008 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2008 um 14:26 |
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Hallo zusammen
erst mal vielen Dank für die vielen Antworten.
@Wolfgang:
Photo machen geht eher schlecht, da ich eher noch auf der alten analogen
Schiene bin und zur Zeit keine digitale Kamera habe.
Aber, der Sud schaut definitiv nicht so aus wie auf dem Bild von Deinem
Link.
(übrigens, was sind denn Kahmhefen?). Es schaut weiterhin so aus, wie wenn
die Hefe grad angekommen wäre (nur halt mitlerweile nach 3 Tagen…) Hab
gestern Abend noch mal einen Blick riskiert, die „Hefeschaumspuren“ waren
schon etwas mehr, aber noch meilenweit entfernt von einer geschlossenen
Hefedecke. Deshalb glaube ich ja nicht, dass es CO2 ist, dass da so in der
Nase kribbelt. Und ausser einem gelegentlichen satten „Blub“ tut sich auch
im Gärrohr nichts.
@Stefan:
Ja, mitlerweile glaube ich auch eher, dass es an der fehlenden Belüftung
lag (wiewohl der andere obergärige Sud auch nicht belüftet wurde, und es
hier kein Problem gab).
Auf das SO2 bin ich ja auch nur gekommen, weil es mich an den Geruch von
ausgeschwefelten Mostfässern erinnert hat (aber diese Erinnerung ist halt
auch schon 30 Jahre her…)
Da Du ja anscheinend mit SO2 zu tun hast: Wie gefährlich ist denn das? Ist
das nur unangenehm, wenn man sich da ne „Nase voll“ nimmt, oder kann man
sich damit wirklich schädigen. Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich mal
gelesen, dass bei UG unter Umständen schon 20 mg/l SO2 entstehen können
(Literaturquelle siehe unten). Kommt mir ja schon viel vor. Baut sich das
SO2 dann wieder ab?
@Michael
Nein, es definitiv der Bottich mit dem Untergärigen (Breferm Lagerhefe).
Das Obergärige mit der S-33 ist schon längst in der Küche bei
Raumtemperatur vergoren (das ging ratzfatz, und war sicher nach so 35
Stunden durch). Vor dem Abfüllen in die 5l Fässer habe ich auch an diesem
Sud gerochen, und meinte diesen Geruch auch in sehr, sehr dezentem Umfang
wahrgenommen zu haben (aber so dezent, dass da nix in der Nase kribbelte).
@Uwe
also, Schwefelwasserstoff wär ja noch schlimmer!
Das wär ja dann aber vielleicht schon gefährlich… Was für Mengen können
denn da entstehen?
@all:
Vielleicht noch ne Frage an alle:
Hat jemand eine guten Literaturtip zur Hefegärung, wo man solche Sachen gut
nachlesen kann. Vorallem was alles schief gehen kann, und wie man das
merkt, und wo es „gefährlich“ werden könnte (vergiften möchte ich mich ja
nun wirklich nicht…)
Ich hab mal in „Ausgewählte Kapitel der Brauereitechnologie“ (ich glaub, so
hiess es) ein bisschen geschmökert. Dort steht zwar viel drin, allerdings
konnte ich trotzdem nicht so viel nutzen draus entnehmen… irgendwie bin ich
da oft hinterher genauso schlau wie vorher, allerdings auf einer weit
höheren Ebene… :-)
Johannes
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2008 um 16:03 |
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Hallo Johannes!
Schwefelwasserstoff ist giftig, der Geruchssinn aber auch sehr empfindlich
auf dieses Gas
(dürfte sich evolutionsmäßig angepaßt haben, um z.B. verdorbene
Speisen/Wasser sofort erkennen zu können).
Die Mengen bei der Gärung dürften gering sein, eigentlich wird bei
alkholischer Gärung eher vor CO2 als vor H2S gewarnt.
Ist aber nur meine Vermutung.
Auf dieser Seite vom Fruchtweinkeller (bis "Gärungsböckser"
runterblättern)
wird erwähnt, daß bei jeder Gärung Schwefelwasserstoff entsteht.
Ich hatte das mal heftig bei einer Saftgärung von Jonnisbeersaft (-Met),
nach einigen Tagen Gärung war das aber alles ausgetrieben.
Uwe ____________________
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Antwort 9 |
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