Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 8.1.2010 um 12:35 |
|
|
Da ich im nächsten Jahr mal den Anbau von Pastinaken probieren wollte, habe
ich mich etwas eingelesen und bin in der Wikipedia auf folgende Bemerkung gestoßen:
Zitat: | Seines hohen
Stärkegehalts wegen wurde Pastinak früher auch zur Herstellung von Bier und
Pastinakenwein genutzt. |
Und schon ist mein
nächstes Projekt geboren: Pastinakenbier.
Neben dem Stärkegehalt haben Pastinaken ja auch Aroma, dass ein Bier daraus
interessanter machen sollte als solches mit Kartoffeln o.ä.
"geschmacklosen" Zutaten.
Hat jemand irgendwelche Erfahrungen damit oder Informationen, eventuell
historische Rezepte ?
Edit:
Auf einen Erfahrungsbericht müsst ihr leider noch ca. ein Jahr warten - die
Pastinaken werden erst zum Winteranfang geerntet
[Editiert am 8.1.2010 um 12:36 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 8.1.2010 um 14:19 |
|
|
Habe mal etwas gegoogelt, aber außer dem lapidaren Hinweis, dass wohl in
Nordirland und den USA ein solches Bier "Durch Kochen mit Wasser und Hopfen
und nachfolgender Vergärung" gebraut wurde, findet man nicht viel.
Also ist wohl Pionierarbeit angesagt.
Ich werde wahrscheinlich ähnlich wie bei Kartoffelbier vorgehen:
Die Pastinaken kochen, zerkleinern und bei ~65°C mit Malz eine Stunde
maischen. Fraglich ist noch die Menge; vielleicht fange ich mal mit 10-20%
Pastinaken an.
Das Läutern wird wahrscheinlich wieder etwas problematisch, weil das
Pastinakenmus die Treber zusetzen wird.
Hopfen werde ich mild, so um die 20 IBU, damit das Pastinakenaroma gut
durchkommt.
Dann obergärig mit einer neutralen Hefe (Irish Ale?) relativ kühl vergären
- die Ester sollen ja möglichst nicht zuviel verdecken.
Aber erst wollen die Dinger ja mal angebaut werden... da wird's langsam
knapp mit dem Platz, denn Sommer- und Winterweizen, Roggen und Sommergerste
brauchen ja auch ihre Fläche... ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 1 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 8.1.2010 um 17:13 |
|
|
Hi Berliner,
Aus Wikipedia:
"Der Geschmack der vorwiegend im Winter geernteten Wurzeln ist
süßlich-würzig, teilweise auch herb. Dieser erinnert an Karotten und
Sellerie und ist dem der Petersilienwurzel ähnlich, nur milder."
Da bekommt der Begriff Gemüsesud doch endlich eine Bedeutung.
Wenn es nicht schmeckt kannst Du die Maische ja noch als Babybrei
verkaufen.
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 2 |
|
Member Beiträge: 90 Registriert: 9.10.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 8.1.2010 um 23:49 |
|
|
Hallo, Berliner!
Ich habe ein Rezept für Pastinakwein. Es stammt aus dem Buch: John Seymour
"Selbstversorgung aus dem Garten". Allerdings geschieht hier die Vergärung
unter Verwendung von größeren Mengen Zucker.
Falls Du Dich ohnehin fürs Gärtnern interessierst, ist das Buch absolut
eine Anschaffung wert- macht richtig Lust aufs Gärtnern!
Falls nicht, kann ich Dir hier auf Anfrage eine Kurzfassung zitieren,
sofern Du nach dem Zuckerrezept brauen/keltern willst.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 3 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 9.1.2010 um 11:21 |
|
|
Jan,
Danke für das Angebot, das Pastinakenweinrezept hatte ich auch schon Im
Netz gefunden. Dabei kommt aber scheinbar kein Zucker aus der Stärke der
Pastinaken, sondern ausschließlich aus dem zugegebenen Haushaltszucker.
Rene,
lese ich da einen leicht sarkastischen Unterton ?
Wie langweilig wäre doch das (Brauer-) Leben, würde man nicht ab und zu mal
was neues ausprobieren. Meine bisherigen Experimente (Koriander im Wit und
Tripel, Kirsch-, Kürbis- und Kartoffelbier) waren jedenfalls jedesmal
trinkbar. Einige muss ich zwar nicht wiederholen, aber die Erfahrung war's
trotzdem wert.
Wo man geschmacklich mit Pastinaken landet, interessiert mich schon. Ganz
ungenießbar scheint's ja nicht zu sein, wenn es historische Vorbilder gibt. ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 4 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2010 um 11:59 |
|
|
Hi Berliner,
nee, nicht sarkastisch,- humoristisch (hoffe ich). In finde es toll wenn
jemand, abseits der eingetretenen Pfade experimentiert. Nur so kann etwas
Neues entstehen oder etwas Altes wiederentdeckt werden.
Die Hammelmöhren sind halt ein Gemüse. Das fand ich ein bisschen lustig.
Nichts für Ungut.
Ich selbst mach auch gern Experimente. Wie Du schon sagst. Wäre doch
stinklangweilig, wenn alle das gleiche machen würden.
m.f.g
René
[Editiert am 9.1.2010 um 13:55 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 5 |
|
Senior Member Beiträge: 293 Registriert: 3.10.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 9.1.2010 um 16:21 |
|
|
Hi,
da schüttelt es mich als Biertrinker aber gewaltig,
leo2
|
|
Antwort 6 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 23.10.2010 um 18:06 |
|
|
So, die letzten Pastinaken müssen jetzt aus der Erde, und es sieht so aus,
als ob ich 1-2kg für die Brauerei abzweigen kann. Was also damit brauen?
Ich denke, am besten wird ein relativ neutrales Helles als Grundlage sein,
da kann man das Aroma aus dem Gemüse am besten durchschmecken. Also
vielleicht 65% Pilsner, 10% Münchner, 5% Cara Hell und 20% Pastinaken.
Stammwürze vielleicht etwas über einem Hellen, damit's im Winter etwas
wärmt; vielleicht so um die 15%, das gibt dann etwa 6% Akohol.
Da mein Hopfen nicht mehr so gut aussieht (zu lange getrocknet), und die
Hopfung mild werden soll, werde ich mich mal an Maischehopfung versuchen.
Allerdings bin ich noch unsicher, wie ich da dosieren muss, denn weder der
genaue aktuelle Alphagehalt des Hopfens noch die Ausbeute bei der
Maischehopfung ist bekannt. Ich schätze mal, dass die Ausbeute bei (weit?)
unter 10% liegt. Kann das passen?
Also werde ich einfach mal in's Rudel halten und so um die 100g Dolden (mit
ehemals rund 10% Alpha) auf 20l mitmaischen.
Als Hefe hätte ich noch ein Päckchen US05 im Kühlschrank, das ist neutral
und passt sicher. Vergärung dann bei um die 18°C.
Das wird mein diesjähriges, zugegebenermaßen etwas ungewöhnliches (um nicht
zu sagen: abartiges) Weihnachtsbier.
[Editiert am 23.10.2010 um 18:08 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 7 |
|
Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 23.10.2010 um 18:54 |
|
|
Na denn: Prost!
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
|
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 00:26 |
|
|
Hi Jörg,
herzlichen Glückwunsch zu Deiner Hammelmöhrenernte! Ob Dein übertrockneter
Hopfen mit der Pastinakenmaische zurecht kommt, kann ich Dir nicht sagen.
Wer sollte das auch! Gemüsesud- let's rock
Brau Dich schlau!!!
Ich freu mich auf den Verkostungsbericht! ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 9 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 08:28 |
|
|
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 13:59 |
|
|
Da bin ich ja beruhigt, dass ich nicht der einzige Verrückte bin, dem sowas
einfällt.
Ich denke, ich werden die Pastinaken grob schnitzeln, kurz kochen und dann
zur ~50°C warmen Maische geben, so dass ich bei ~65°C lande. Dann ~60
Minuten halten, mit kochendem Wasser auf ~78°C bringen und abmaischen.
Etwas Honig könnte ganz gut zum Pastinakengeschmack (und zum
Weihnachtsbier) passen, also vielleicht 500g in die fast abgekühlte Würze
geben.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 11 |
|
Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 15:00 |
|
|
Hallo Berliner,
et jib jo welche denen vor nix zuruckaschrecken. Nun aber zum Thema. Stärke
schön und gut und hin und her, die nützt Dir aber nichts (außer als
Klebstoff) wenn sie nicht in Zucker umgewandelt wird. Das machen ja beim
Malz die Enzyme, ob die Malzenzyme nun auch die Stärke der Pastinaken
umwandel wäre interessant zu hören.
Die Dinger sind ja anscheinend mit der Zuckerrübe verwandt, hohl Dir doch
beim Bauern Zuckerrüben (ach Sch....., keine Rüben in Berlin) die haben
hohen Zuckergehalt und noch was Stärke. Oder, Hohl Dir einen Sack Zucker
bei Aldi und fermente den, das ist dann aber doch zu langweilig, also mach
ruhig weiter und schreib uns mal.
Oh, im Rheinland wurden nach dem Krieg die schönen Rüben zu Knollibrandy
verarbeitet, ich kann mich noch an die Gestalten in unserem Dorf erinnern
die mit grünen Gläsern in den Brillen rumm liefen da der Fusel wohl nicht
sauber abgebrannt worden war.
Fazit auch mit Pastinaken kann man backen.
Viel Spaß, Jörg
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
|
|
Antwort 12 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 18:47 |
|
|
Naja, so ganz aus der Luft gegriffen ist die Idee ja nicht. Wie oben im
ersten Post geschrieben, wurde das früher schon praktiziert, soweit ich
gelesen habe, vor allem in Irland im 19. Jahrhundert. Leider war aber kein
authentisches Rezept zu finden.
Die Stärke der Pastinaken sollte doch mit den Malzenzymen umgewandelt
werden können. Wie erwähnt, sollen die Pastinaken nur ~20% der Schüttung
ausmachen (d.h. 20% des potentiellen Extrakts; wieviel das als Rohgewicht
ist, muss ich nochmal überschlagen).
Zuckerrüben habe ich zwar noch nicht zu Bier verarbeitet, aber wohl schon
Kartoffeln. War durchaus trinkbar, aber durch den
neutralen Geschmack der Kartoffeln nicht anders als wenn man Reis, Mais
oder andere neutrale Stärkelieferanten benutzt. Von den Pastinaken soll ja
auch geschmacklich was 'rumkommen. ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.10.2010 um 20:11 |
|
|
Hallo Berliner, Zitat: | Von den Pastinaken soll ja auch geschmacklich was
'rumkommen. |
Du kannst ja einen Teil des
Gerstenmalzes durch Mais ersetzen,der ist geschmacksneutral,was dem
Pastinakengeschmack
zugute kommen dürfte. ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
|
|
Antwort 14 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 7.11.2010 um 18:18 |
|
|
So, die Würze ist im Gärbottich.
Die Pastinakenernte ergab leider nur 1,75kg.
Das Rezept habe ich entsprechend angepasst. Außerdem habe ich neben der
Maischehopfung noch 10g Tradition zur Bitterung beim Kochen gegeben. Schon
so war die Maische mit den 150g Dolden und den Pastinaken eine irre dicke
Pampe; noch mehr Maischehopfen hätte ich nicht geben können.
Das Abläutern lief aber ohne Probleme. Nur klar wurde die Suppe nicht, das
muss wohl an den Pastinaken liegen. Die Würze sieht also etwas trüber und
auch etwas dunkler aus als geplant. Mal sehen, was nach der Gärung
'rauskommt.
Im Moment ist von den Pastinaken übrigens nichts zu spüren; die Süße und
Bittere überdecken den typischen Geschmack noch vollkommen.
Wen's interessiert: hier steht das Rezept.
[Editiert am 7.11.2010 um 19:08 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 15 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 13.11.2010 um 12:11 |
|
|
Heute habe ich umgeschlaucht in ein CC-Keg und 3 2l-Syphons, 25l
insgesamt.
Die Ausbeute war fantastisch: wenn ich mich nicht verrechnet habe, über
85%. Eventuell habe ich aber auch den Extraktgehalt der Pastinaken zu
niedrig angesetzt.
Bei der Bittere liege ich, von der ersten Verkostung ausgehend, weit über
den angepeilten 18 IBU. Entweder stimmen die angenommenen 5% Ausbeute der
Maischhopfung nicht oder die 10g Tradition sind wegen der
Nachisomerisierung im Whirlpool viel stärker in's Gewicht gefallen als
geplant (Ich habe nur 30min gekocht, es war also noch genug zum
nachisomerisieren da).
Am Boden des Gärbottichs hatte sich die Hefe viel fester als sonst
abgesetzt, fast wie eine Gummimatte. Das schreibe ich auch den Pastinaken
zu, die die Würze viel trüber als sonst hatten laufen lassen.
Die Verkostung war vielversprechend. Zwar (noch) etwas zu bitter, aber mit
sehr viel Körper, etwas Malzigkeit und natürlich jetzt noch gut Restsüße.
Vom "Gemüse" nur ganz im Hintergrund ein leichter Anklang von süßlicher
Schwere, sehr schwer zu beschreiben, aber nicht unangenehm. Das kann was
werden.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 16 |
|
Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.11.2010 um 10:54 |
|
|
Mensch Jörg,
daß liest sich ja so schlecht nicht.
Da muß ich ja Anfang Januar vorbei kommen, wenn ich in Potsdam bin.
Bringe dann auch einen selbstgebrauten Caputhator (19% SW) vom Templiner
Forsthaus mit.
Viele Grüße
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
|
|
Antwort 17 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 16.11.2010 um 11:42 |
|
|
Gunnar, ja, das verkosten wir im Januar. Caputhator - hübscher Name und
nicht von schlechten Eltern mit 19% Stammwürze.
Im Januar müssen wir auch unbedingt meine Pläne mit der Trappistenhefe
(WYEAST 3787) besprechen. Bis dahin habe ich dann das Wit hoffentlich schon
gebraut, dann soll noch ein Duvel- und ein Kampeel-Clone folgen. Mal sehen,
ob das die Hefe nacheinander mitmacht.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 18 |
|