Gast
|
|
erstellt am: 13.9.2004 um 19:40 |
|
|
Hallo Braukollegen.
Ich wende ein etwas anderes Brauverfahren an.
Ich ziehe vom Einmaischen ab in einem extra Topf
1/3 als Teilmaische hoch, koche diese ca 20 Min. und gebe
diesen Teil nach der Eiweißrast zu, und bin dann gleich
bei der Temperatur zur Maltoserast.
Das Pils ist immer tadellos, da gibts nichts!
Aber da ich ja so alle Rasten überfahre möchte ich unsere
Profis bitten mir die negativen Seiten dieses Verfahrens
mitzuteilen.Würde mich brennend interessieren.
Vielen Dank im Voraus für alle Meinungen.
Gut Sud, Angerbraeu
|
|
Senior Member Beiträge: 417 Registriert: 20.1.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.9.2004 um 20:01 |
|
|
Das etwas andere Restaurant heisst McDonalds.
Und das etwas andere Brauverfahren heisst DEKOKTION.
Grüsse
Marcus
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 658 Registriert: 3.2.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.9.2004 um 20:39 |
|
|
Zitat: | Profis bitten mir die
negativen Seiten dieses Verfahrens
mitzuteilen.Würde mich brennend
interessieren. |
es ist aufwendiger, als das Infusionsverfahren (also lediglich Rasten
fahren), der Energieverbrauch ist höher und du benötigst einen
Extra-Topf.
Habe gerade eine Dejavu, kam die Frage hier schon einmal?!
Naja, wie auch immer: In der Brau-Industrie wird daher fast kein
Dekoktionsverfahren mehr eingesetzt. dies wurde früher häufiger angewendet,
da das Malz schlechter gelöst war und man so mit brachialer Gewalt ans Malz
ging.
Ansonsten spricht nichts mehr dafür; es sei denn, weil es schon immer so
gemacht wurde... ____________________ Haus- und Hobbybrauertage 2014 in Willich
http://www.hhbt2014.de
|
|
Antwort 2 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.9.2004 um 21:55 |
|
|
Das ist so nicht ganz richtig:
Auch heute noch gibt es einen Sehr großen Prozentanteil von Brauereien die
nach Dekoktionsverfahren brauen, besonders in Bayern. (nicht umsonst gibts
hier das beste Bier...)
Vorteile des Dekoktionsverfahren sind eine bessere Geschmacksstabilität des
Bieres, bessere Ausbeute und ein besserer, weicherer Geschmack.
Durch das Kochen der Teilmeaischen wird Stärke aus dem Malz gelöst welches
mit dem Infusionverfahren nicht erreicht werden kann! Das Bier bekommt eine
kräftigere Farbe.
Ansonsten stimmt es schon das die heutigen Malze um sovieles besser gelöst
sind, das die mehrkosten durch das Teilmaischekochen eigendlich nicht mehr
wirtschaftlich ist. Aber Qualitativ ist es sicher besser - aber das ist
möglicherweise auch nur eine Ansichtssache.
|
|
Antwort 3 |
|
Posting Freak Beiträge: 658 Registriert: 3.2.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.9.2004 um 16:51 |
|
|
Zitat: | Auch heute noch gibt es
einen Sehr großen Prozentanteil von Brauereien die nach Dekoktionsverfahren
brauen, besonders in Bayern. |
Das ist schon richtig, nur ich unterstelle mal, dass viele nur noch aus
Traditionsbewusstsein so brauen; ich kenne da auch ein speziellen Fall, der
eben so braut, weil er es schon immer so gemacht hat.
Denn man kann über ein reines Infusionsverfahren die gleich guten
Ergebnisse erzielen, wie mit Dekoktionsverfahren... ____________________ Haus- und Hobbybrauertage 2014 in Willich
http://www.hhbt2014.de
|
|
Antwort 4 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 14.9.2004 um 18:20 |
|
|
Hallo Rosebud,
Zitat: | Denn man kann über ein
reines Infusionsverfahren die gleich guten Ergebnisse erzielen, wie mit
Dekoktionsverfahren... |
Wie kommst du darauf? Hast du da einen direkten Vergleich, was Ausbeute,
Farbe und Geschmack betrifft?
Grüße Wolfgang
|
|
Posting Freak Beiträge: 697 Registriert: 11.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.9.2004 um 19:13 |
|
|
Zitat: | du benötigst einen
Extra-Topf |
Nein, denn ich maische in einem wärmegedämmten Maisch- und Läuterbottich
aus Kunststoff. Und das geht eigentlich nur mittels Dekoktion.
Gruß, Alex.
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 658 Registriert: 3.2.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.9.2004 um 19:14 |
|
|
Zitat: | Wie kommst du darauf?
Hast du da einen direkten Vergleich, was Ausbeute, Farbe und Geschmack
betrifft? |
wenn ich das haette, muesste ich mir um meine zukunft keine sorgen mehr
machen. Bierbrauen ist nun mal nicht so einfach wie Mathematik, wo man ganz
klar an Zahlen sehen kann, welches System besser ist, dafuer spielen
zuviele Faktoren eine Rolle.
ich wollte nur darlegen, dass das Dekoktionsverfahren heutzutage nur noch
eine untergeordnete Rolle spielt, da es energetisch zu teuer geworden ist.
Aber wie bei allem ist auch die Wahl des Maischeverfahrens immer eine
subjektive. Die einen halten das D-Verfahren immer noch für das
nonplusultra, andere ziehen das I-Verfahren vor. ____________________ Haus- und Hobbybrauertage 2014 in Willich
http://www.hhbt2014.de
|
|
Antwort 7 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 14.9.2004 um 19:25 |
|
|
Oh mein Gott Mr. Mc. Donalds Sputnik 79 was
hast Du aber auch alles drauf.
Das man das Dekoktion nennt ist mir vollkommen neu!!!
Danke!
Meine Frage bezieht sich aber auf den Unterschied die
Teilmaische zu entnehmen oder eben extra in einem Kessel
ohne Rasten zu kochen.
Gruß, Angerbraeu
|
|
Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 15.9.2004 um 05:58 |
|
|
Also, ums mal (fast) konkret zu machen (ich hoffe, ich verrate keine
Betriebsgeheimnisse) :
Eine große Brauerei in Zwickau braut außschließlich nach dem
Infusionsverfahren (hell und dunkel),
eine kleinere Klosterbrauerei im Thüringer Wald, die ich neulich
besichtigen konnte, braut je nach Biersorte mit Infusion oder Dekoktion
(besonders die dunklen Biere).
Ich denke, sogesehen haben alle hier im Thread irgendwie recht.
Übrigens, die Thüringer ziehen bei der Dekoktion die Teilmaische in den
Läuterbottich, kochen den Rest in der Pfanne und pumpen dann den 'kalten'
Läuterbottich zurück in den heissen Sud.
Bisher dachte ich immer, dass man die heiße Kochmaische zurück in den
kalten Rest gibt. (Den Enzymen in der Restmaische zuliebe).
Naja, wieder 'was gelernt.
allzeit Gut Sud !
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 1090 Registriert: 14.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 15.9.2004 um 08:19 |
|
|
Zitat: | Ich denke, sogesehen
haben alle hier im Thread irgendwie recht. |
Sehe
ich auch so! Zitat: | Übrigens, die Thüringer ziehen bei der Dekoktion die
Teilmaische in den Läuterbottich, kochen den Rest in der Pfanne und pumpen
dann den 'kalten' Läuterbottich zurück in den heissen Sud.
Bisher dachte ich immer, dass man die heiße Kochmaische zurück in den
kalten Rest gibt. (Den Enzymen in der Restmaische
zuliebe). |
Es ist doch (fast) egal, ob warm in
kalt oder kalt in warm kommt. Hauptsache der Temperatursprung gelingt. Ich
finde das Verfahren clever, da der Läuterbottich beim maischen eh nur dumm
rumsteht und somit dann einen Zweck hat. Aber wahrscheinlich verliert man
durch das Umpumpen doch etwas Temperatur. ____________________ Gnadle
"Beer is living proof that God loves us and wants us to be happy."
(Benjamin Franklin)
|
|
Antwort 10 |
|
Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 15.9.2004 um 08:50 |
|
|
Zitat: | Es ist doch (fast) egal,
ob warm in kalt oder kalt in warm kommt. |
Ich komm' hier wieder mal mit Wolfgang Kunzes 'Technologie der Brauer und
Mälzer' : Er erklärt dort, wenn man die Restmaische mit den ganzen
fröhlichen Enzymen in die kochende Kochmaische gibt, dann verbrüht
(zerstört) man damit die Enzyme zumindest der ersten Liter Restmaische bis
die Temperatur insgesamt 'erträglich' geworden ist. Andersherum ist der
Effekt nicht so schlimm - vor allem wenn man gut rührt. Das klang für mich
plausibel.
Der Braumeister in Thüringen meinte, bei Mengen von mehreren hl ist das -
wie Du schon sagst - egal, bei 20l kann es eine Rolle spielen.
|
|
Antwort 11 |
|
Senior Member Beiträge: 499 Registriert: 5.8.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 16.9.2004 um 13:22 |
|
|
Zitat: | Das ist schon richtig,
nur ich unterstelle mal, dass viele nur noch aus Traditionsbewusstsein so
brauen; ich kenne da auch ein speziellen Fall, der eben so braut, weil er
es schon immer so gemacht hat.
Denn man kann über ein reines Infusionsverfahren die gleich guten
Ergebnisse erzielen, wie mit Dekoktionsverfahren...
|
Das mit dem Traditionsdenken stimmt mit Sicherheit - ist aber aus meinem
Gesichtspunkt eine gute Sache. Schliesslich spielt Tradition beim Brauen
auch eine grosse Rolle. Aber mit Infusionsverfahren kann man sicherlich
auch qualitativ gute Biere herstellen - mit sicherheit.
|
|
Antwort 12 |
|