Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 27.10.2010 um 13:55 |
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Hallo zusammen,
ich möchte demnächst ein Stout mit 1/10 gerösteter unvermälzter Gerste in
der Maische ansetzen. Meine Frage: wann ist eurer Meinung nach der richtige
Zeitpunkt dafür? Hubert Hanghofer empfiehlt in seinem Buch „Gutes Bier
selbst gebraut“ eine verzögerte Zugabe, etwas 30 min vor Abmaischen, da das
Bier sonst zu brennzlig schmecken würde. Von dieser Praxis habe ich
anderswo nichts finden können. Ray Daniels in „Designing great beers“
widmet dem Thema Stout ein eigenes Kapitel und ich vermute er hätte eine
versetzte Gabe angesprochen wenn es (für ihn) von Bedeutung wäre. Auch in
Wheeler/Protz „Brew classic European beers at home“ steht nix dazu. Weiß
jemand wie das die großen Stoutbrauereien handhaben, also Guinness und
Murphy’s etc.?
Beste Grüße
Sandro
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2010 um 14:40 |
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Hallo und willkommen!
Ich bin weder ein großer Stout Fan noch Kenner, hab aber mal eins gebraut
und habe wie Hanghofer beschreibt die Röstgerste 30 min vor Abmaischen
zugegeben. Das waren aber nur 7% Röstgerste und das Ergebnis war
pechschwarz.
Geschmeckt hat es ziemlich lange nach verkohlter Dachpappe und richtig gut
war es nach über einem halben Jahr.
10% Röstgerste ist schon jede Menge.
Stefan
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Antwort 1 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2010 um 15:07 |
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Ich kann Stefan nur zustimmen: 10% sind 'ne Menge Holz.
Auch ich habe mal ein Stout gebraut (auch mit 10%), bin auch den Hanghofer
Empfehlungen gefolgt und habe das Zeugs 30 Min. vor dem abmaischen
dazugegeben.
Bei mir hat es gut 2 Monate gebraucht, bis es gefällig war, muss allerdings
dazu sagen, dass ich 20% kernige Haferflocken mit dazugemaischt habe. Das
dämpft den Röstgeschmack schon ganz ordentlich. Das mag auch der Grund
gewesen sein, weshalb es "schon" nach 2 Monaten trinkbar war.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 27.10.2010 um 16:39 |
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Beim Lehrl sind es auch 10% (500g auf 5kg glaube ich) und das wird komplett
mit gemaischt.
Im Ggs. zu Röstmalz merke ich dabei nicht diese Brenzligkeit.
Klar muß man bei so einem Stout die Röstgerste rausschmecken, geht ja nicht
nur um die Farbe.
Uwe ____________________
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Antwort 3 |
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Member Beiträge: 87 Registriert: 31.7.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2010 um 19:18 |
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Die richtig interessanten Aromen kommen wohl erst später, da muss man
Geduld haben. Ich war von meinen Stouts anfänglich nie begeistert, aber
nach 6 Monaten und länger (auch zwei Jahre!) kommen dann schöne
Schokoladen- und Lakritznoten.
Letzten Monat war ich auf einem CAMRA Bierfestival in Carlisle, da gab es
so einige Stouts, die diese Qualitäten schon sehr früh zeigten,
wahrscheinlich die gute Auswahl an verschiedenen Röstmalzen/Röstgersten wie
Chocolate malt, Black patant malt etc. oder was auch immer.
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 476 Registriert: 5.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2010 um 19:34 |
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Heho
Röstgerste egal wieviel du in der Schüttung hast einfach von Anfang an
mitmaischen.
Ein richtig unangenehmer Geschmack kommt von diesem Farbmalzzeugs was z.B.
Braupartner verkauft. Aber die "richtig" wertvollen dunklen Malze (siehe
die Aufzaehlung von Pinkus) und Röstgerste tragen zum Charakter eines
Stouts bei und sollten nicht nur einfach für ne halbe Stunde eingeweicht
werden.
Gruesse
Thomas
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 27.10.2010 um 20:05 |
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Danke für die vielen Beiträge . Die Gerste will ich mir im Herd selbst rösten.
Was das qualitativ bedeutet bleibt abzuwarten. Hinsichtlich des Anteils an
der Schüttung spielt möglicherweise die Stammwürze, bzw. andersherum die
erzielte Würzemenge auch eine Rolle?? Es macht ja bestimmt einen
Unterschied ob eine definierte Menge an Röstgerste (und "verkohlte
Dachpappearomen") in 50 oder 80 Liter Bier landet. Ich habe ein mäßig
starkes Stout um die 12.5% Stammwürze im Sinn, also wäre evtl. doch etwas
weniger Röstgerste anzuraten? Eine Sache kam mir noch in den Sinn: vergibt
man sich durch die späte Zugabe nicht auch einiges an Zucker in der Würze?
Die Enzyme sind wohl tot, aber die Stärke sollte ja noch ok sein?
Grüße
Sandro
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 476 Registriert: 5.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.10.2010 um 20:13 |
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Hi Sandro
die Ausbeute im Sinne von Stärke liegt bei den Malzen wie Chocolate, Patent
Black etc oder bei Röstgerste ungefähr 30-40% unter denen von Basismalzen
wie Pilsner, Pale etc.. Bei dem geringen Schüttungsanteil ( ja du solltest
bei nur 12,5°P vielleicht auf 5-6% der Schüttung runtergehen) wirkt sich
das nur unwesentlich auf den Anteil der vergär/unvergärbaren Zucker aus.
Thomas
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 29.10.2010 um 18:37 |
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Hallo zusammen,
hab mir jetzt im Bioladen Gerste besorgt. Die Gerste ist allerdings
entspelzt. Meine Frage: sind die Spelzen wichtig (d.h. sind sie nach dem
Rösten irgenwie Aromaträger) oder kann darauf verzichtet werden? Weiß
jemand ob die "Brauröstgerste" Spelzen hat??? Wenn ja, wo bekommt man denn
auf die schnelle Gerste mit Spelzen her???
Grüße
Sandro
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.10.2010 um 19:17 |
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Hallo Sandro,
Brauröstgerste wird vom dem Rösten entspelzt. Die Spelzen sind aus
Zellulose würden einen brenzligeren Geschmack erzeugen. Entspelzte Gerste
aus dem Bioladen habe ich auch schon mit Erfolg geröstet.
Schöne Grüße
Frank
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Antwort 9 |
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Member Beiträge: 60 Registriert: 5.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 29.10.2010 um 20:41 |
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Hallo,
habe schon mehrfach Stout (nach Guinnessart) gebraut. Das Röstmalz habe ich
immer von Anfang an zum Maischen gegeben.
4 Wochen reifen lassen und es wird echt gut!
Das Rezept ist von Kling "Export Stout II"
Für die, die ein solches Bier mögen: Sehr empfehlenswert!!!!
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 30.10.2010 um 11:28 |
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Hallo gambas und huegut, danke für die Infos . Hab die Gerste grad geröstet und hatte ständig
Angst das der Feuermelder angeht - das Ergebnis sieht aber astrein aus.
Grüße
Sandro
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.12.2010 um 14:11 |
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Hallo an alle Selbströster!
Wie vorher erwähnt unbedingt Gerste ohne Spelzen nehmen! Habe immer
spätestens nach 2 Monaten gut trinkbares Stout mit Röstnote aber nicht
brenzlig erhalten.
Fand es auch sehr anstrengend wegen Rauchentwicklung, ich habe immer gut
belüftet (auch wenn dadurch die Temperatur immer wieder etwas fällt) weil
ich denke sonst hat man das Teer-Aroma komplett im Malz..
wichtig auch immer dabei gut durchrühren damit ein gleichmäßiges Ergebnis
erreicht wird
Zu stark geröstet wurde, wenn die Malzkörner komplett schwarz verbacken und
ihre Form ändern.. deswegen immer auf mittlerer Schiene!
Außerdem schien mir mein Backofen im Vergleich zur Temperaturstufe am
Regler etwas zu stark zu heizen; da ich 230 °C nicht messen kann, einfach
etwas niedriger so bei 210 °C (als Endstufe) und dann eben etwas länger,
nach etwa 1,5 h wunderbar schwarz..
Mir war die Farbe einmal nochnicht dunkel genug, habe selbst durch einen
Auszug mit Wasser eine Art "Farbmalz" hergestellt, dürfte noch
entscheidende EBU-Einheiten gebracht haben..
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 26.12.2010 um 15:49 |
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Mir ist auch noch aufgefallen, dass man den Flüssigkeitsverlust beim Rösten
nicht unterschätzen darf. Ich hatte mir 1 kg Gerste gekauft in der Annahme
ich bekäme 1 kg Röstgerste raus. Am Ende waren es rund 700g, was mir aber
erst am Brautag aufgefallen ist.
Das Stout ist übrigens vor zwei Wochen auf Flaschen gezogen und nach knapp
zwei Monaten nach Brautag durchaus schon trinkbar. Das Röstaroma ist sehr
gut spürbar ohne aufdringlich sein oder gar nach Teer zu schmecken (die
Röstgerste kam mit 7% Schüttungsanteil direkt von Anfang an mit in den
Maischkessel). Die Bittere ist stark hervortretend, ich gehe aber davon
aus, das sie bei längerer Lagerung noch etwas weicher wird.
Grüße
Sandro
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Antwort 13 |
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