Gast
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erstellt am: 28.2.2011 um 07:34 |
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Jeder kennt die alte Brauregel, daß bei dunklen Bieren das Verhältnis HG:NG
etwa 3:4 sein soll, bei hellen Bieren umgekehrt.
Wenn man keine komfortable Brauanlage hat, sondern mit mehreren Töpfen
arbeiten muß,weil der Maischekessel noch besetzt ist, ist die Aufheizung
des NG einigermaßen lästig. Weniger Nachguß macht es einfacher.
Wie wirkt sich die alte Brauregel in der Praxis aus, bzw. was spricht
dagegen, immer mit 3:4 zu arbeiten? Ist das Thema vielleicht im Forum schon
diskutiert worden?
Jürgen
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 09:10 |
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finde sowohl die 3:4 als auch die 4:3 Regel eher starr, viele Rezepte mit
sehr lobenden Worten bzgl. des Resultats weichen hier mehr oder weniger ab.
Auch beim Hanghofer im Buch steht da zum Bspl. beim Ur-Märzen 30:31 Liter,
das wäre dann nur ein Verhältnis 0,97:1 bzw. 3:3,1 bzw. 930:961
Ne Spaß beiseite, einfach mal testen und erwarten, dass bei mehr HG
natürlich (geringfügig) längere (Rast)Zeiten notw. werden könnten oder
allein wegen Aufheizen mehr Zeit eingeplant werden muss. Ansonsten ist bei
dunklen Bockbieren eher mit Verlust von der typischen "Dunkelbierwürze"
(?Mastigkeit) zu rechnen, aber probiers einfach aus, gibt bestimmt auch ein
Bier..
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 09:32 |
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Rein nach Rezept und fürs optimale Ergebnis bei der Ausbeute sollte man
wohl beim jeweils angegebenen HG:NG Verhältnis bleiben.
Aber zB alle Braumeister Besitzer müssen eh bei allen Rezepten mit einem
deutlich höheren Hauptguss arbeiten, weil das Gerät das so erfordert. Und
da kommt dann aber trotzdem gutes Bier bei heraus.
ggf. könntest Du somit wohl auch mit Rezepten arbeiten, die auf den
Braumeister angepasst sind.
Im Zweifelsfall einfach mal ausprobieren und hier berichten
Gruß
Karl
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Antwort 2 |
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Gast
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erstellt am: 28.2.2011 um 09:32 |
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Was Du beschreibst, war auch mein Eindruck. Ich habe bisher bei allen
Bieren, auch bei Alt und Bock mit 4:3 gearbeitet. Die Ergebnisse waren nach
Meinungen im Freundeskreis gut bis sehr gut. Ich kenne nur nicht die
Auswirkungen, wenn man es umgekehrt macht.
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 10:14 |
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Ich maische mit 2,5:4,5....egal ob helles oder dunkles Bier. Das macht mir
auch eine Dekoktiosentnahme einfacher.
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 28.2.2011 um 14:59 |
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aegir,
ich bin auch der Meinung, daß man als Hobbybrauer unbegrenzte Freiheiten
hat und eigentlich immer ein leckeres Bier produziert.
Dennoch würde mich interessieren, welche Auswirkungen das Verhältnis HG:NG
auf das Ergebnis hat. Die alte Brauregel ist doch wahrscheinlich nicht
zufällig entstanden. Hat HG:NG Auswirkung auf die Stammwürze?, sind dunkle
Malze wirksamer bei 3:4? oder ist es doch nur Überlieferung?
Gruß Jürgen
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 15:11 |
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Es geht hierbei um Enymwirkung und auch um deren thermischen Schutz!
Dunkle Malze haben aufgrund des Darrens schon sehr viel an Enzymen
eingebüst also sollten die Maischen dicker sein das aufheizen sachter; die
Temperatur länger gehalten werden damit die verbleibenden Enzyme ihre
Arbeit stressfrei verrichten können.
Helle Pilsnermalze wurden thermisch nicht gestresst und haben volle
Enzymkraft also können die Maischen dünner und die Temperaturen schneller
und die Rasten kürzer geführt werden.
mfg Doppel
____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 6 |
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Gast
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erstellt am: 28.2.2011 um 15:37 |
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Danke,
große Rakete für Doppelmeter!
Gruß Jürgen
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 16:37 |
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Ich verstehe, dass man helle Malze dünner Einmaischen kann.
Nur was ist der Vorteil einer dünnen Maische?
Bzw was ist der Nachteil von high gravity?
Dünn Einmaischen bedeutet doch letztendlich vor allem, dass man aus einem
gegebenen Kesselvolumen weniger Bier rausbekommt.
Oder gibt es noch einen Grund?
Stefan
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Antwort 8 |
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Gast
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erstellt am: 28.2.2011 um 22:22 |
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Ich habe Doppelmeter so verstanden, daß dunkle, also enzymgeschwächte Malze
ihre Wirkung nicht optimal zeigen, wenn sie zu dünn gemaischt werden,
während das bei hellen Malzen nicht der Fall ist. Es geht also letztlich
doch darum, die Charakteristik der jeweiligen Biere (in Nuancen) zu
unterstreichen. Meine Geschmacksempfindung ist allerdings nicht so gut
trainiert, daß ich den Unterschied merken würde. Die wesentlich höheren
Einflüsse auf das AHA-Erlebnis beim Verkosten haben doch wohl Hopfen und
Hefe.
Jürgen
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 28.2.2011 um 22:28 |
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Gut erklärt Doppelmeter!
Schließe mich in der Theorie durchaus an!
Praktisch stimme ich aber bierderwisch zu, denn auch bei mir ist egal ob
hell oder dunkel die HG und NG Menge fast gleich.
Das liegt daran, dass ich immer die selbe Menge an Malz einmaische und
solange HG zugieße bis ich einen schönen rührbaren Brei habe. Nachgüsse
gibt es dann solange bis die Stammwürze vor Kochen passt.
Bisher auch nur sehr gute bis gute Ergebnisse gehabt. Wenn mal was nicht so
geschmeckt hat, dann eher weil Verhältnis Hopfen Malz oder Schüttung nicht
so gepasst haben, weniger aber, das Verhältnis HG - NG.
Beste Grüße
Holger
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 28.2.2011 um 23:02 |
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Mal auf die Schnelle das Kapitel im Narziß angelesen.
Eine dickere Maische scheint den Eiweißabbau zu begünstigen, den
Stärkeabbau aber etwas zu hemmen, und eben auch umgekehrt.
Bei dunklen Bieren wird eine Maischekochung erwähnt, bei der es durch die
stärkere Zuckerkonzentration zu etwas Kandieren kommt, was hier erwünscht
ist.
Die Nachgüsse extrahieren Spelzenbestandteile (Gerbstoffe?) und "unedle"
Stoffe. Bei einem hellen Bier sind diese unerwünscht, bei einem dunklen
möchte man die Gerbstoffe aus den Spelzen aber haben. Ich vermute, daß sich
im dünnen (=kein Zucker darin gelöst) Nachgußwasser diese Gerbstoffe sehr
viel leichter lösen, als im Hauptgußwasser der Maische.
Auch bei härterem Wasser empfiehlt sich eine Reduktion der Nachgüsse, also
vergleichsweise mehr Hauptguß.
Technologisch bin ich bei fetten Böcken aber so oder so auf eine dickere
Maische festgelegt, weil einfach nicht mehr in den Topf geht!
Uwe ____________________
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.3.2011 um 02:39 |
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@ Doppelmeter Die Erklärung läuchtet durchaus ein. Aber ich glaube das
macht mehr bei Brauereien Sinn, die ja Wert auf Zeitersparnis und deswegen
kurze Maischen legen. Nach 30 min. Verzuckerungsrast ist die weitaus
meisste Stärke umgewandelt, aber der gemeine Hobbybrauer nimmt sich da ja
gern ein bisschen mehr Zeit...so 45min aufwärts was man so liest (ich
selbst liege meisst bei 60 min) und da sollte die Maischedicke eher
zweitrangig sein.
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Antwort 12 |
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