Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.11.2006 um 16:48 |
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Hey folks, Zitat: | Das ist eine gute Frage. Aus Angst vor unerwünschten Stoffen
könnten wir einfach die Schüttung erhöhen und weniger
Anschwänzen. |
Das ist, glaube ich zumindest,
keine gute Idee. Ein Faktor bei der Maischearbeit ist in dieser Diskussion
noch nicht angesprochen worden, der pH-Wert der Maische. Meine Erfahrung
ist dabei, dass je höher die Schüttung bei gleichbleibender Wassermenge
wird, desto niedriger wird die Ausbeute. Ich erkläre mir das dadurch, dass
die Malze den pH-Wert soweit absenken, dass er aus dem Arbeitsbereich der
Enzyme herausläuft. Ich habe selber schon pH-Werte von um die 4 gemessen
(sollte ein Trippel-Bock werden). Man müsste dann mit geeigneten Zusätzen
die Maische wieder in den günstigen Bereich bringen.
Ich habe gestern bzgl. Ausbeute noch eine interessante Feststellung
gemacht. Wegen hoher Schüttung und schon etwas älterem, geschroteten Malz,
habe ich 2 mL von der kommerziell erhältlichen, temperaturstabilen Amylase
zugefügt. Damit habe ich nicht nur gegen das RHG verstossen sondern auch
eine unerwartet hohe Ausbeute (knapp 70%) erhalten.
Grüße,
Markus
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Antwort 25 |
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Senior Member Beiträge: 193 Registriert: 31.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.11.2006 um 16:49 |
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Also Asche über mein Haupt !
Jodprobe nicht gemacht (vergessen !!!). Falscher Nachguss / Vermutlich
falsche Hopfengabe (falsch berechnet) ->
Also ein Pannenbräu ! Ein scharzer Tag in der Hobbybraugeschichte ! Das
kommt davon, wenn man das PERFEKTE Bier brauen will.
Ich kann nur noch den Kopf schütteln. Hab mir wohl zu viel Stress gemacht
am Wochenende !
Trotzdem danke für die vielen Beiträge.
In 6 Wochen werd ich mehr wissen - vieleicht schmeckts ja auch :-)
Gruß
Pannen-Olli
Also mal kucken.
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Antwort 26 |
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Posting Freak Beiträge: 1736 Registriert: 19.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.11.2006 um 17:57 |
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Naja so negativ soll man es nicht sehen.
Hier sind interessante Dinge angesprochen worden, von denen man etwas
lernen kann.
Sollte ich mal Probleme mit der Ausbeute bekommen, fallen mir dank dieses
Threads schon mal mehrere mögliche Urasachen ein.
Grüsse Thomas ____________________ Link mit Fotos unserer Klein-Brauanlagen mit Automatisierung sind auf
folgender website zu finden:
http://cervejakarpens.oyla.de
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Antwort 27 |
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Senior Member Beiträge: 328 Registriert: 4.10.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.11.2006 um 21:07 |
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Hallo Thomas,
die Gerbstoffe die in Pflanzen zu finden sind, sitzen in den festen und
hölzernen Pflanzen- oder Fruchtteilen. Als Beispiel beim Wein in den
Stielen, Kernen und der Beerenhaut. Beim Malz in den Spelzen. Gerbstoffe
finden sich z.B. auch im schwarzen Tee, sind hier für die Bitterkeit (mit-)
verantwortlich.
Im Bier hinterlassen sie eine unangenehme Bitterkeit. Außerdem können die
Gerbstoffe dazu führen, daß die Enzyme in ihrer Wirkung gebremst werden und
es bei der Gärung zu mehr Nebenprodukten, wie kopfschmerzbereitenden
Alkoholen kommt.
In der Fachliteratur ist beschrieben, daß sich die Gerbstoffe umso besser
lösen, je heißer die Maische und umso länger die Einwirkzeit ist.
Anzumerken ist dabei, daß bei einigen klassischen englischen Braumethoden
absteigend geführt wird. Hier wird die Maische mit einer hohen Temperatur
eingemaischt und dann über Nacht sich selbst überlassen. Trotzdem hält sich
die Gerbstoffbelastung so weit in Grenzen, das diese sich angeblich nicht
negativ auf den Geschmack auswirkt.
Man sollte auch beachten, daß eine Messwertverfälschung von beispielsweise
1% Extraktgehalt einer Menge von 10g pro Liter entspricht. Diese
Verfälschung erreicht man sicher nicht mit Gerbstoffen alleine. Hier ist
wahrscheinlicher, daß feinste Schwebeteilchen aus der Maische durch den
Treberfilter gelangt sind.
Viele Grüße
Martin
Medizinisch wird beschrieben, daß den Gerbstoffen eine entzündungshemmende
und antibakterielle Wirkung nachgewiesen wurde. In höheren Dosen
beeinträchtigen sie die Verdauung von Eiweiß, sowie die Aufnahme von
Vitaminen und Mineralstoffen. In noch höheren Dosen sind die Gerbstoffe
dann auch direkt schädlich.
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Antwort 28 |
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Posting Freak Beiträge: 804 Registriert: 25.12.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.11.2006 um 22:04 |
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^Danke für die Infos ____________________ Das ist eine Signatur.
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Antwort 29 |
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Posting Freak Beiträge: 2175 Registriert: 9.11.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.11.2006 um 08:35 |
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Antwort 30 |
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Posting Freak Beiträge: 1736 Registriert: 19.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.11.2006 um 11:44 |
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Hallo Martin,
vielen Dank für diese ausführliche Darlegung. Nun kann ich mir auch das
erste Mal etwas unter Gerbstoffe vorstellen. Unser Bier z.B. ist ein wenig
zu bitter im Abgang. Dabei ist mir schonmal aufgefallen, dass
unterschiedliche Hefen die wir verwendet haben einen Einfluss haben. Zudem
verwendeten wir bis einschl. dem letzten Sud einen Premiant-Bitterhopfen
mit unbekanntem Alpha. Zukünftig werden wir Hallertauer Perle mit 6,8%
Alpha einsetzen und bei einem gewünschten EBU-Wert die benötigte Menge
ausrechnen.
Sollte nach diesen Verbesserungs-Massnahmen das Bier immernoch etwas bitter
im Nachtrunk sein, werden wir unser Augenmerk in Richtung Gerbstoffe
(Läutern,...) richten.
Beste Grüsse Thomas ____________________ Link mit Fotos unserer Klein-Brauanlagen mit Automatisierung sind auf
folgender website zu finden:
http://cervejakarpens.oyla.de
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Antwort 31 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.11.2006 um 15:04 |
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@Gerbstoffdiskussion:
Das Brauverfahren der Dekoktion würde ja, wenn die Gerbstoffe wirklich ein
so großes Problem wären, jedes Bier versauen, denn dabei werden immerhin
Teilmaischen bei 100°C gekocht. Interessant für uns wäre doch zu wissen,
was "zu lange bei zu hoher Temperatur" bedeutet. Nachweisbar werden
Gerbstoffe schon sein, ob sie aber nach hobbybrauertypischen
Temperaturrasten in so hoher Konzentration vorliegen, dass Spindelwerte
verfälscht und Kopfschmerzen hervorgerufen werden, bleibt doch nach wie vor
offen. Weiß jemand von Euch, ob wir uns unter unseren Bedingungen überhaupt
einen Gedanken machen müssen?
Jan
____________________
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Antwort 32 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 7.11.2006 um 17:12 |
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Hallo Jan!
Hey, interessant! Heute just mal bei byo.com vorbeigesurft und im Mr.
Wizzard geschmökert:
http://byo.com/mrwizard/1461.html
Ist natürlich englisch und ich muß es mir nochmal mit Muße durchlesen.
Auf die Schnelle meine ich verstanden zu haben, daß nur wenig Gerbstoffe
herausgelöst werden, weil die Dichte der Würze ziemlich hoch ist.
...etwa vergleichbar beim Hopfenkochen.
Uwe ____________________
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Antwort 33 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.11.2006 um 17:20 |
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Hallo Uwe!
Super Link, dankeschön!
Ich habe auch mal ein wenig dort gelesen. Mr. Wizzard spricht davon, dass
die Malz-Eiweiße mit den Gerbstoffen reagieren. Ich frage mich jetzt, ob
dann die Gerbstoffe nicht einfach spätestens beim Würzebruch zumindest zu
einem gewissen Teil ausfallen? Ich sehe schon, hier muss ein Fachmann ran,
schade, dass sich Malte so lange nicht mehr gerührt hat
Jan ____________________
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Antwort 34 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.11.2006 um 21:55 |
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Ja, schade, das man Malte nicht mehr liest !
Ich habe etwas im Kunze geschmökert. Eine eindeutige Antwort gibt es hier
auch nicht. Aber ein paar Fakten für dieses 'Puzzle' :
- auch bei der Dekoktion werden vermehrt Spelzeninhaltsstoffe / Gerbstoffe
gelöst
Dabei erfolgt leider keine Wertung, ob dies nun gut oder schlecht ist.
- Anschwänzen sollte man nicht zu lange, weil sonst überproportional viel
Gerbstoffe gelöst werden
Ich stelle mir das so vor, das dann (langes Anschwänzen) fast nur noch
unedle Stoffe gelöst werden während bei einer Dekoktion das Aufschließen
der noch reichlich vorhandenen Stärke überwiegt,
- manche Brauereien verwenden das Glattwasser (das mit den Gerbstoffen)
auch zum Einmaischen des nächsten Sudes, dies erhöhe die Ausbeute
verschlechtere aber die Qualität.
- viele Gerbstoffe verbinden sich beim Würzekochen mit den Eiweißen aus dem
Malz. Diese Verbindungen fallen frühestens als Kühltrub aus. Oder nicht,
dann sind sie auch an trübem Bier beteiligt.
Also, das die Gerbstofflösung mit der Würzekonzentration zu tun hat, ist
wohl am plausibelsten. Auch bei der Bitterstoffausnutzung während des
Hopfenkochens geht schließlich die Dichte ein. Warum nicht auch hier.
Ich habe hier im Forum auch gelesen, das der ph - Wert des Anschwänzwassers
eine große Rolle spielt. ClaudiusB säuert, wenn ich mich recht erinnere,
aus diesem Grund die Nachgüsse an.
Vielleicht weiß er er mehr darüber.
Ich frage bei Gelegenheit mal eine Bekannte (gelernte Brauerin, heute
Laborleiter in einer größeren Privatbrauerei). Sie schmunzelt immer etwas,
wenn wir es so ganz genau wissen wollen, so 'theoretisch'. Kann ein paar
Tage dauern, ich melde mich nochmal.
Grüße
Tino
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Antwort 35 |
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Posting Freak Beiträge: 1104 Registriert: 11.1.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.11.2006 um 10:41 |
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Hallo Tino!
Danke schonmal, das bringt ein wenig mehr Licht ins Dunkel! Bin gespannt,
was Deine Bekannte zu sagen hat
Jan ____________________
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Antwort 36 |
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