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Autor: Betreff: Neues Schonkochverfahren bei 75Gr.
Gast

Gast
smilies/exclamation.gif erstellt am: 8.5.2004 um 08:59  
Hallo Braufreunde,

heute war ein interessanter Artikel in unserer Tageszeitung.
Die Brauerei Leikeim in Altenkunstadt hat ein neues Vakuum-
Schonkochverfahren bei max. 75 C eingeführt.
Vorteile sollen sein: Durch die reduzierte thermische Belastung
bleiben wertvolle Geschmacks und Aromastoffe erhalten, was
zu weichen abgerundeten Bieren führen soll.
Die schaumbildenden Eiweiße des Malzes und des Hopfen
werden geschont, der Bierschaum wird wird feinporig und
sahnig. Außerdem wird der Energieverbrauch geringer.

Das mag ja sein, aber wie siehsts dann mit der Isomerisierung
des Hopfens aus? der muß doch bei 97 C gekocht werden.

Gruß, Angerbraeu
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 8.5.2004 um 09:21  
Hallo angerbräu,

ohne diesen Artikel bewerten zu wollen, kann aus physikalischer Sicht folgendes gesagt werden:
Kochen ist der Übergang des Wassers in den Dampfzustand.
Bei athmosphärischem Druck (1Bar) kocht das Wasser bei 100°
wenn du einen Unterdruck (Vakuum) auf das Wasser ausübst, kocht es schon viel früher.
Ich weiss jetzt nicht wieviel Unterdruck man benötigt um das Wasser schon bei 75° kochen zu lassen.
Wenn jedoch die Isomerisierung davon abhängt, dass das Wasser kocht , dann funzt die Geschichte.
Antwort 1
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 8.5.2004 um 13:33  
Dieser Zeitungsartikel hat mich auch etwas erstaunt. Dabei dachte ich, dass zur ausreichenden Bildung von Bitterstoffen 95-97°C notwendig sind. Wenn die Würze jetzt schon bei 75°C kocht, dann ist dieses nicht mehr gewährleistet. Da der Trend aber immer weiter Richtung "mild und bekömmlich", also geschmacklos, geht, ist dies sicherlich der Weg, sich an diesen Trend anzuhängen und dazu spart man noch Energie. Allerdings wird zur Erzeugung eines Vakuums auch Energie benötigt.

@heavybyte: Es ist ja nicht nur entscheidend, dass die Würze kocht, sondern bei welcher Temperatur sie kocht. Deshalb kann man ja auf dem Mt. Everest keine Eier kochen, da dort das Wasser schon bei ca. 45°C kocht, also unter der Temperatur, bei der Eiweiß gerinnt.

[Editiert am 8/5/2004 von Wolf]
Antwort 2
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 8.5.2004 um 19:00  
Hallo Wolf,
Zitat:
@heavybyte: Es ist ja nicht nur entscheidend, dass die Würze kocht, sondern bei welcher Temperatur sie kocht. Deshalb kann man ja auf dem Mt. Everest keine Eier kochen, da dort das Wasser schon bei ca. 45°C kocht, also unter der Temperatur, bei der Eiweiß gerinnt.

ich erlaube mir keine Beurteilung des Verfahrens, weil ich dazu einfach zu wenig Ahnung habe.
Ich unterstelle den Leuten bei Leikeim einfach mal, dass sie Profis sind und durchaus wissen was sie tun.
Weiterhin wird eine Brauerei, bevor sie solch ein Verfahren an die Öffentlichkeit bringt, sicher auch vorher ihre Tests und Untersuchungen gemacht haben.
Desweiteren ist anzunehmen, dass Leikeim studierte Braumeister beschäftigt, welche nichtnur genau wissen was sie tun, sondern auch den Mut zu Innovationen haben.
Es ist schade, dass in Deutschland häufig der Standpunkt anzutreffen ist: "das kann nix sein, weil wir das immerschon so und so gemacht haben und wir werden das auch weiterhin so machen".

was deine Behauptung mit dem Gerinnen von Eiweiss angeht, muss ich dich korrigieren, Eiweiss gerinnt ab 42°.
Deshalb bist du tot, wenn deine Körpertemperatur 42° erreicht.

anyway, das Bier soll bei 75° gekocht werden und wo steht geschrieben, dass die Isomerisierung 97° braucht?
Ich kann immernur von "Kochen" lesen, wobei ganz selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass das Wasser bei 100° kocht.
Aber hat denn tatsächlich schonmal einer ausprobiert ob nicht doch der Siedepunkt dafür verantwortlich ist, also vielleicht garnicht die tatsächliche Temperatur?
Vielleicht sorgt dieser Übergang des Wassers in den Dampfzustand für die nötigen chemischen Reaktionen?
Wie gesagt, ich habe davon einfach zuwenig Ahnung, aber ich würde den Leuten von Leikeim zutrauen, dass sie genau studiert haben was dabei geschieht.

Ichselbst bin auch der Typ Mensch der gerne mal ungewöhnliche Wege geht und eingefahrene Verfahren in Frage stellt, deshalb stehe ich solchen Innovationen immer positiv gegenüber.

Cheers

[Editiert am 8/5/2004 von heavybyte]
Antwort 3
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 8.5.2004 um 21:14  
@heavybyte

Zitat:
was deine Behauptung mit dem Gerinnen von Eiweiss angeht, muss ich dich korrigieren, Eiweiss gerinnt ab 42°.
Deshalb bist du tot, wenn deine Körpertemperatur 42° erreicht.


Ich rede hier nicht vom Menschen, sondern von Hühnereiern.

75°C sind 75°C, ob im Vakuum oder bei Normaldruck. Die optimale Temperatur zur Isomerisierung der Humulone ist nun einmal 95-97°C. (siehe Narziß: Abriss der Bierbrauerei) Wieso sonst sollte man dann die Würze kochen. Bei 75°C bekommst du halt weinger Bitterstoffe ins Bier, folglich müßte die Brauerei mehr Hopfen einsetzen, um die gleiche Bittere ins Bier zu bekommen.

Du kannst den Siedepunkt des Wassers durch Anlegen eines Vakuums auf 20°C herunterdrücken und wirst dir dabei nicht die Finger verbrennen. Ob eine chemische Reaktion stattfindet oder nicht, hängt unter anderem von der Temperatur ab, egal ob Normaldruck oder Vakuum. Um ein Streichholz zu entzünden brauchst du eine bestimmte Temperatur; es ist egal, ob im Vakuum oder bei Normaldruck.

Grüße
Wolfgang
Antwort 4
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 09:06  

Zitat:
Ich rede hier nicht vom Menschen, sondern von Hühnereiern.

und ich dachte es geht hier um Bier...
Zitat:
75°C sind 75°C, ob im Vakuum oder bei Normaldruck. Die optimale Temperatur zur Isomerisierung der Humulone ist nun einmal 95-97°C...

wie ich schon sagte, ich erlaube mir keine beurteilung des Verfahrens, weil ich zuwenig darüber weiss.
Ich gebe dir nur zu bedenken, dass es ganz sicher einen Grund haben muss warum die Leute das Wasser mittels Vakuum bei 75° zum kochen bringen. Wenn es nur um die Temperatur ginge, bräuchte man den Aufwand mit dem Vakuum und Kochen ja garnicht zu betreiben, denn 75° erreichst du auch ohne zu kochen.
Zitat:
Ob eine chemische Reaktion stattfindet oder nicht, hängt unter anderem von der Temperatur ab, egal ob Normaldruck oder Vakuum.

vielleicht wissen die Leute bei Leikeim das nicht, geh doch mal hin und erzähle ihnen, dass das alles Kokolores ist was sie da machen.
Antwort 5
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 09:50  

Zitat:
vielleicht wissen die Leute bei Leikeim das nicht, geh doch mal hin und erzähle ihnen, dass das alles Kokolores ist was sie da machen.


Jetzt bleib mal sachlich. Ich habe nirgens gesagt, dass es Kokolores ist, was die Brauerei macht. Ich nehme bloß nicht alles hin, nur weil es ein Braumeister erzählt, sondern ich erlaube es mir, Fragen zu stellen und ich erlaube es mir, Dinge in Frage zu stellen. Auch Dinge in Frage zu stellen, die von Forumsmitgliedern kommen.

Zitat:
Ich gebe dir nur zu bedenken, dass es ganz sicher einen Grund haben muss warum die Leute das Wasser mittels Vakuum bei 75° zum kochen bringen.


Das dürfte ja wohl klar sein. Es geht um Energieersparniss. Dazu muss man von dem Verfahren gar nichts verstehen, um das zu kapieren.

Grüße
Wolfgang
Antwort 6
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 10:45  

Zitat:
Jetzt bleib mal sachlich. Ich habe nirgens gesagt, dass es Kokolores ist, was die Brauerei macht. Ich nehme bloß nicht alles hin, nur weil es ein Braumeister erzählt, sondern ich erlaube es mir, Fragen zu stellen und ich erlaube es mir, Dinge in Frage zu stellen...

mit Verlaub, von Frage stellen habe ich nichts bemerkt.
Das waren reine Belehrungs-Versuche.
Du hast meine Hinweise auf meine Stimmenthaltung bezüglich des Verfahrens einfach ignoriert und versucht deine Meinung durchzudrücken und hast auch explizit durch Verwendung des @ mich angesprochen, weshalb ich dir auch antworte.
Fragen waren das nicht, ich habe das durchaus als Belehrungen empfunden.

Diese Diskussion hast du mir regelrecht aufgedrängt.
Nun, ich gehe dem auch nicht aus denm Weg, dass dabei auch manchmal etwas Zynismus durchkommt, liegt an deiner Beharrlichkeit, das musst du dann in Kauf nehmen.

Aber nochmal einen Versuch der Sachlichkeit:

Zur Frage warum kochen hast du geantwortet:
"Das dürfte ja wohl klar sein. Es geht um Energieersparniss. Dazu muss man von dem Verfahren gar nichts verstehen, um das zu kapieren"

Dann die Gegenfrage: spart man Energie wenn man Wasser bis 75° erhitzt wenn es unter Vakuum steht?
Meines Erachtens spart man Energie wenn man das Wasser nur bis 75° erhitzt statt bis 100°
Nach deiner Ansicht spielt das Kochen aber garkeine Rolle, sondern nur die Temperatur.
Aber was soll dann das Kochen?
Würde es nicht genügen nur das Wasser auf 75° zu erhitzen?
Dann hätte man die gleiche Energie gespart.
Warum will man das Wasser aber unbedingt zum Kochen bringen?
Folglich muss das Kochen doch etwas bewirken?

viele Grüsse
Antwort 7
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 11:04  
Die Frage, die ich gestellt habe. bzw. das was ich in Frage gestellt habe, war, ob 75°C ausreichen, um eine Isomerisierung zu erreichen. Diese Frage hat auch angerbräu gestellt.
Wenn du das als belehrend empfunden hast, dann tut es mir leid. Das wollte ich nicht. Lasse mich auch nicht gerne belehren. Aber ist es denn schlimm, wenn ich mit dir diskutieren will?

Die Isomerisierung hängt sicherlich nicht allein davon ab, ob die Würze kocht, sondern auch bei welcher Temperatur sie kocht. Dass die in der Brauerei die Würze nicht allein auf 75°C bringen, um Energie zu sparen, liegt daran, dass auch eine Verdampfung von Flüssigkeit stattfinden muss und das erreicht man nur, wenn man ein Vakuum anlegt.
Antwort 8
Gast

Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 11:42  

Zitat:
Die Frage, die ich gestellt habe. bzw. das was ich in Frage gestellt habe, war, ob 75°C ausreichen, um eine Isomerisierung zu erreichen.

nein, das war keine Frage, du hast steif und fest behauptet:
Zitat:
75°C sind 75°C, ob im Vakuum oder bei Normaldruck. Die optimale Temperatur zur Isomerisierung der Humulone ist nun einmal 95-97°C. (siehe Narziß: Abriss der Bierbrauerei) Wieso sonst sollte man dann die Würze kochen. Bei 75°C bekommst du halt weinger Bitterstoffe ins Bier, folglich müßte die Brauerei mehr Hopfen einsetzen, um die gleiche Bittere ins Bier zu bekommen.
Du kannst den Siedepunkt des Wassers durch Anlegen eines Vakuums auf 20°C herunterdrücken und wirst dir dabei nicht die Finger verbrennen. Ob eine chemische Reaktion stattfindet oder nicht, hängt unter anderem von der Temperatur ab, egal ob Normaldruck oder Vakuum.


Das sieht so garnicht nach Frage aus.

neuer Absatz:
Zitat:
Die Isomerisierung hängt sicherlich nicht allein davon ab, ob die Würze kocht, sondern auch bei welcher Temperatur sie kocht. Dass die in der Brauerei die Würze nicht allein auf 75°C bringen, um Energie zu sparen, liegt daran, dass auch eine Verdampfung von Flüssigkeit stattfinden muss und das erreicht man nur, wenn man ein Vakuum anlegt.

das ist doch genau der Punkt wo der Hund das Wasser lässt.
Meine ursprünglichen Einwände bezogen sich doch genau auf diesen Punkt, dass der Übergang des Wassers in den Dampfzustand (Siedepunkt) auf jeden Fall soviel bewirkt, dass die Geschichte funktioniert.
Ich kann mir auch vorstellen, dass diese 75° nicht willkürlich gewählt wurden, sondern durch Tests und Versuche ermittelt wurden. Ich gehe mal von entsprechender Professionalität der Leikeim-Braumeister aus.
Du behauptest jedoch steif und fest, dass die Isomerisierung nur bei ~97° stattfindet.
Ja dann die Gegenfrage: was geschieht denn beim Kochen ausser Verdunstung noch?
auch hier stellst du chemische Reaktionen in Abrede und versteifst dich auf die Temperatur.
Sollte denn reine Verdunstung etwas bewirken?

Ich für meinen Teil lasse mir auf jeden Fall die Antwort offen und denke, dass ich einfach zuwenig darüber weiss.
Keineswegs werde ich mich dazu hinreissen lassen, ausser Fragen auch Antworten zu geben.

viele grüsse
Antwort 9
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Thrawn
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 12:28  
Also so wie ich das sehe geht das neue Verfahren nicht auf die Bitterstoffqualität, da unedele Geschmackstoffe wie z.B. Myrcen (verantwortlich für eine unangenehme scharfe Bittere)u.a. die ja durch Verdampfung aus der Würze geholt werden auch bei diesem System aus dem Verkehr gezogen werden. Das hat ja nichts mit Tempereatur sondern nur mit Verdampfung der Substanzen zu tun.
Andererseits muss, um eine gleichbleibende Bittere zu gewährleisten halt eine etwas höhere Hopfengabe berechnet werden, da wie schon von Euch anggeben die OPTIMALE Isomierungstemperatur bei ca. 94-97°C liegt. Das heisst ja aber nicht, das Außerhalb dieser Temperaturzone keine Isomierung stattfindet.
Ich würde einfach mal Annehmen, das die Bitterstoffausbeute ein bischen schlechter abfällt - andereseits könnte dieses Niederdruckverfahren auch die Isomierung positiv beeinflussen, aber das konnte ich der Angabe nicht entnehmen...

[Editiert am 9/5/2004 von Thrawn]
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 12:41  
Um das mal klarzustellen, ich habe nicht behauptet (heavybyte, wenn du mich schon zitierst, dann bitte richtig), dass eine Isomerisierung nur bei 97°C stattfindet, ich habe gesagt, dass dies die optimale Temperatur ist. Ich habe ganz einfach in Frage gestellt, ob bei 75°C eine ausreichende Isomerisierung stattfindet, ohne dass der Braumeister mehr Hopfen zusetzen muss. Wenn eine Isomerisierung nur davon abhängig ist, ob das Zeug kocht, dann könnte man das Verfahren auch im Vakuum bei 32°C durchführen.
Antwort 11
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Gast
red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 13:13  

Zitat:
Um das mal klarzustellen, ich habe nicht behauptet (heavybyte, wenn du mich schon zitierst, dann bitte richtig)...

Jetzt machmal halblang, du unterstellst mir, dass ich dich falsch zitiere.
Das Zitat ist eine 1:1-Kopie des von dir geschriebenen Posts. Da wurde nicht ein einziger Buchstabe verändert!
Wer lesen kann ist hier ganz klar im Vorteil.
Antwort 12
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Thrawn
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 15:00  
Tut mir leid, aber hier hat Wolf doch recht - er sprich schließlich von einer Optimalen Isomierungstemperatur und nicht das nur in diesem Bereich Isomiert wird.

PS: Seid Ihr beide nicht zu alt für sowas?
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 16:24  
@thrawn Da muss ich dir recht geben. Dickschädel sollten nicht miteinander diskutieren.
Antwort 14
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Hieronymus
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red_folder.gif erstellt am: 9.5.2004 um 21:29  
Das ist ja eine heiße Diskussion. Ich weiß jetzt nicht, ob ihr noch miteinander kommuniziert, aber ich schalte mich mal trotzdem ein.
Wenn eine große Firma in der Werbung ein Verfahren als besonders toll/super/tralala darstellt, ist es meistens einfach eine Strategie, dem Kunden ein neues, kostensparendes Verfahren als große Errungenschaft zu verkaufen. So hat es Tchibo auch in den 70ern gemacht, als sie gemerkt haben, dass es viel billiger ist, Kaffeebohnen in ein paar Sekunden durch einen 600° heißen Ofen zu schießen, statt sie stundenlang bei 250° in irgendwelchen Pfannen zu rösten. Das ganze hieß dann "aromaintensives Schonverfahren" oder so ähnlich. Der Kaffee schmeckte schlechter; aber irgendwie konnte man so den Leuten einreden, daß „altmodisch“ Scheiße ist und der Kaffee eigentlich viel besser geworden ist. Dummerweise haben das die meisten auch wirklich geglaubt. Ich weiß ja nicht, ob so etwas in diesem Fall so geplant ist, aber es sieht verdächtig danach aus.
Zum Verfahren selbst muß man sich noch überlegen, dass zur Erzeugung eines Vakuums über einer verdampfenden Flüssigkeit ständig die Dämpfe bzw. Gase abgepumpt werden müssen. Das heißt auch, dass die vielen leichtflüchtigen Aromastoffe, auch vom Malz, ständig der Würze entzogen werden, vielleicht sogar mehr, als wenn die ganze Geschichte bei 100° und Normaldruck kocht.
Zum Anderen bin ich mir absolut sicher, dass bei 75° bestimmte Stoffe gar nicht entstehen können oder zumindest nur in geringeren Anteilen, so dass auf jeden Fall eine geschmackliche Veränderung festzustellen sein muß.
Ob die verbessernd oder verschlechternd ist, weiß ich natürlich nicht.

Mein Fazit: Das Verfahren ist wahrscheinlich nix, was uns in eine neue Bierdimension führt!

Gruß


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red_folder.gif erstellt am: 10.5.2004 um 07:51  
Bedenkt ihr bei euren Diskussionen ob das Verfahren funktioniert oder nicht bitte auch, dass Brauereien keine (Gott sei Dank) Hobbybrauer sind. Die haben bestimmt die Möglichkeit mehrere Pötte zu kochen (also mit viel und wenig Hopfen, viel und wenig Druck...) und hinterher die ganzen Sude zu verschneiden. Also ist m.E. sowas schon möglich. Ob es besser ist habe ich keine Ahnung.


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red_folder.gif erstellt am: 10.5.2004 um 16:34  

Zitat:
Zum Verfahren selbst muß man sich noch überlegen, dass zur Erzeugung eines Vakuums über einer verdampfenden Flüssigkeit ständig die Dämpfe bzw. Gase abgepumpt werden müssen. Das heißt auch, dass die vielen leichtflüchtigen Aromastoffe, auch vom Malz, ständig der Würze entzogen werden, vielleicht sogar mehr, als wenn die ganze Geschichte bei 100° und Normaldruck kocht.


Na und? Das wird doch sonst bei jeder normalen Kochung genauso gemacht! Außer man verwendet den Dampf noch für Heißwasserbereitung...
Außerdem sind eben diese leichtflüchtigen Aromastoffe der Hopfenöle leicht temperaturabhängig und verdampfen somit leider beim 'normalen' Kochen zu einem hohen Prozentsatz. Das führte ja dazu das einige Brauereien die letzte Hopfengabe erst im Whirpool geben.
Was aber viel Problematischer anmutet - für mich jedenfalss ist das keine sterilisation der Würze mehr stattfindet, auch das deaktivieren der Enzyme bleibt doch bei nur 75° aus...
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Hieronymus
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red_folder.gif erstellt am: 10.5.2004 um 17:33  
Trotzdem ist die Frage, ob unter Vakuum sich nicht bestimmte leichtflüchtige Substanzen noch schneller verabschieden. Ich bin da nicht sicher, ob die verschiedenen Stoffe in gleichen prozentualen Anteilen verdampfen egal ob bei 100° und Normaldruck oder bei 75° und Niedrigdruck arbeitet. Wenn nicht, kriegt man natürlich auch ein anderes Ergebnis.

Aber was Gnadle sagt, da ist natürlich einiges dran: In irgendeinem Pott wird ein Sud bei 75° gekocht, aus welchen Gründen auch immer. Und anschließend wird der ganze Kram mit "normalen" Suden verschnitten. Man muß einfach mehr über das Verfahren wissen, sonst kann man nur spekulieren.


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red_folder.gif erstellt am: 10.5.2004 um 17:54  

Zitat:
Was aber viel Problematischer anmutet - für mich jedenfalss ist das keine sterilisation der Würze mehr stattfindet, auch das deaktivieren der Enzyme bleibt doch bei nur 75° aus...


Es findet zumindest eine Pasteurisierung statt, denn hier ist die Temperatur ca. 75°C. Ob die jetzt für die verschiedenen Keime ausreicht, weiß ich jetzt nicht. Eine Deaktivierung der Enzyme findet jedenfalls nicht statt.
Antwort 19
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red_folder.gif erstellt am: 12.5.2004 um 20:23  
Vom Braumeister der Brauerei Leikeim habe ich jetzt erfahren, dass zuerst die Würze vor dem Schonkochen 45-60 Minuten heißgehalten wird. Hier kommt es dann zu einer Isomerisierung.
Antwort 20
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red_folder.gif erstellt am: 13.5.2004 um 11:38  
Beim Schonkochverfahren der Firma Kaspar Schulz, wie es nun auch von Leikheim angewendet wird, wird die Würze zunächst bei einer Temperatur knapp unterhalb ihres Siedepunktes gehalten. Hierbei findet auch die Isomerisation des Hopfens statt. Diesem ist es wurscht ob er bei 99°C gekocht wird oder nur z.B. bei 98,5°C "geköchelt". Während dieser Zeit findet jedoch nicht oder nur ungenügend die benötigte Ausdampfung ungewünschter Aromastoffe statt. Um dieses zu erreichen wird die Würze einem Vakuumkochverfahren unterzogen. Dadurch daß sie einem niederen Druck ausgesetzt wird, beginnt sie ohne weitere Zufuhr von Wärme an zu sieden. Der Entstehende Dampf wird von der Vakuumpumpe abgezogen. Während des gesamten Prozesses kühlt die Würze ab, da der siedende Dampf der Würze die Verdampfungswärme entzieht.
Die enorme Energieeinsparung entsteht, da die zur Verdampfung der Würze benötigte Energiemenge (ca. 2200 KJ/Kg) nicht aufgebracht werden muß. Die benötigte Energie für den Betrieb des Vakuumaggregates ist weitaus geringer. Das Verfahren ist auf der Seite www.kaspar-schulz.de beschrieben. Ich hoffe, das hat zum Verständnis dieses Verfahrens beigetragen. Für uns Hobbybrauer wird der technische Aufwand allerdings etwas zu hoch sein.
Gruß: Frank
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Hieronymus
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red_folder.gif erstellt am: 13.5.2004 um 15:35  
Ergänzung (erst jetzt erfahren):

1. Die Köchelphase dauert ca. 60 min, also ausreichend lang zum Isomerisieren.
2. Der Unterdruck während der Abkühlung der Würze auf 63° beträgt ca. 300 mbar. Da braucht man keine Hochleistungsvakuumpumpen für.


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red_folder.gif erstellt am: 13.5.2004 um 16:03  
Das hört sich doch dann nach einer (für Brauereien) vernünftige Entwicklung an! Vor allem in der Kombination eines Brüdenkondensators...
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red_folder.gif erstellt am: 14.5.2004 um 17:44  
Guten Abend,

mit Verlaub - dieser Dialog/Schriftwechsel versprühte stellenweise einen Hauch von etwas "typisch Deutschem"! Loriot hätte seine helle Freude an ihm gehabt und vielleicht eine Neuauflage à la "Kosakenzipfel" aus ihm machen können...

Wie sagte Loriot doch einmal so treffend: "Ich habe überhaupt keine Ideen! Ideen braucht nur der, der nichts erlebt!"

Mit vergnügten Grüßen!

-JochenW-
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