Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 16:45 |
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Hallo,
neben der Hopfen- und Gerstenernte mal etwas anderes. Ein kleiner Exkurs in
Leipzigs Brauereigeschichte.
Mir sind gerade wieder Bilder in die Hände gekommen, die ich 1992 gemacht
habe. Sie zeigen die Ermisch-Kronen-Brauerei kurz von ihrem Abriss. Von
November 1979 bis März 1980 war die Brauerei mein Arbeitgeber. Ich war dort
kurzzeitig als Hilfsarbeiter tätig.
1871 als Kronen Brauerei von Gustav Männel in der Biedermannstraße 40
gegründet, hieß sie von 1910 bis 1979 Kronen Brauerei Bruno Ermisch. Ab
1979 war sie dann die VEB Kronen Brauerei Leipzig, als Betriebsteil des
Getränkekombinats Leipzig.
1990 stillgelegt, wurde das Gelände von der Treuhand verkauft und 1992
komplett abgerissen. Heute ist an dieser Stelle ein Wohngebiet.
Von den einst sechs Brauereien, die es in der Stadt nach dem Krieg noch
gab, produzieren heute nur zwei Bier. Zwei sind komplett aus dem Stadtbild
verschwunden, eine ist eine Ruine und von einer stehen nur Teile der
Grundmauern auf denen jetzt Kaufland baut.
die Wichs, mein damaliger Arbeitspaltz
die Flaschenwaschmaschine und Abfüllung. Wenn du 2 Stunden in diesen
Monitor geguckt hast, war der Rest des Tages gelaufen.
[Editiert am 5.8.2009 um 22:58 von gambas]
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 5.8.2009 um 18:41 |
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Schöne Bilder. Die etwas düstere Stimmung einiger Bilder erinnert mich
etwas an die Stutzhäuser Brauerei. Aber das Leipziger Sudhaus war natürlich
um Längen schöner. Schade drum!
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 19:05 |
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Als wir die Stutzhäuser Brauerei besichtigten, fühlte ich mich sehr an
meine Zeit als Fasswäscher und Filterkuchenpresser zurückgeholt. Ich denke
Kronen-Brauerei war auf dem selben technischen Niveau und in einem ganz
ähnlichen baulichen Zustand. Nur ist mir das 1979 nicht so bewusst gewesen.
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 19:53 |
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Hi Leute,
So wie der Ermisch-Kronen Brauerei ging es unzähligen kleineren
Ost-Brauereien. Die wurden nach der Wende alle plattgemacht. Die Betriebe
waren aber auch alle uralt und marode. Dennoch hatten die Biere ihren
gewissen Charm, wenn man von toten Mäusen in der Bierflasche mal
absieht.
Einige schafften es zu modernisieren und gingen dann erst pleite. Keiner
wollte das Bier mehr, weil es nicht mehr den Geschmack hatte den die Leute
kannten.
m.f.g
Renè
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 20:14 |
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Hallo flying,
Deinem letzten Satz muß ich widersprechen.
Ich weiß ja nicht, wie lange Du das "Zonengebräu" trinken mußtest; mir
jedenfalls haben die ca. 15 Jahre gereicht !
Die Leute haben das Bier nicht mehr gekauft, weil man
1. "Das "Westbier" probieren wollte und es ja auch meistens besser
schmeckte wie die "Kommunistenbrühe". (Besseres Bier gab es bis 1990 nur
auf Zuteilung)
2. Das Bier zwar nach der Wende auf Grund anderer, jetzt vorhandener
(besserer) Rohstoffe besser, doch der "alte Ruf" des Bieres sorgte für
mangelnden Absatz.
Dies hat sich später glücklicherweise geändert, aber irgendwie schmeckt
jetzt auch wieder alles 0-8-15, zumindest was die Großbrauereien
betrifft.
Man hat ja diese Hobby nicht umsonst !!
bergbiere
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 20:21 |
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Dazu noch eine kleine Anektode,
Ende der 80,iger Jahre gab es in meiner Ecke das leckere Bier der
Brauerei Artern (Thüringen). Die machten ein erstklassiges Pilsner
oder damals auch Pilsator. Dazu gab es saisonal ein hervorragendes,
kupferfarbenes Bockbier. Nach der Wende nannten die sich dann Barbarossa
Bräu und das Bier schmeckte überhaupt nicht mehr. 1998 waren sie dann
Pleite.
Jedenfalls, als ich 89 mein erstes Westbier trank (Gilde-Pilsner aus der
Büchse), war meine spontane Antwort: Wer soll diesen Scheiß saufen??
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 20:38 |
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Ja,
da hab ich auch Einen - zugegebenermaßen populistischen:
Die Wernesgrüner Brauerei braute bereits zu DDR Zeiten heißbegehrtes
Exportbier ("Bitte nur 3 Flaschen entnehmen").
Nach der Wende hat ein Mitarbeiter mir gegenüber mal geäußert: "Ja,
früher... aber jetzt, seit wir nach diesem Reinheitsgebot brauen müssen,
schmeckt mir unser eigenes Bier nicht mehr so gut."
Da schwingt natürlich die Nostalgie ... aber ein Körnchen Wahrheit steckt
wohl auch darin.
Naja, gut's Nächtle
Tino
Edit:
Sehr schöne Bilder!!!!
[Editiert am 5.8.2009 um 20:40 von tinoquell]
____________________
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 21:07 |
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In der DDR SOLL in den Brauereien aus Mangel an Braugerste Rübenzucker und
Reis mit zu Einsatz gekommen sein. Einzige Ausnahme waren die
„Spezial“-Biere, wo die Flasche 1,28 Ostmark gekostet hatten (erinnerst du
dich?). Die wurden nach dem Reinheitsgebot gebraut.
Bei der Ermisch-Kronen-Brauerei gab es drei Sorten: Hell, Pils und Bock.
Das Hell reifte 30 Tage, das Pils 60 Tage und das Bock 90 Tage. Wenn
Rohstoffe geliefert wurden, musste ich immer die LKW entladen, da ich der
Hilfstrottel war. Und das waren immer Braugerste oder Kronenkorken. Kein
Zucker o. ä... Sicher gab es große Unterschiede. Das Bier aus Gotha hatte
einen ganz schlechten Ruf und Geschmack.
Die Konsumenten haben nach 1990 im Osten die ganze Westsorten durchprobiert
und der Absatz der einheimischen Marken brach ein. Der technische Zustand
der Betriebe und der enorme Investitionsstau haben den Rest erledigt.
Durch die konsequente Anwendung des Reinheitsgebotes und moderner
Technologien nach 1990 haben sich die Geschmacksnuancen den Westsorten
ziemlich angeglichen. Es hat aber einige Jahre gedauert bis die Leute sich
wieder auf ihr territoriales Bier besonnen haben.
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.8.2009 um 21:35 |
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Genau meine Meinung Gambas. Es gab Perlen und es gab faule Eier. In einigen
Betrieben wurden die Vorgaben der Planungs-Bonzen auf Kosten der Qualität
umgesetzt. Woanders kämpften engagierte Braumeister für ihr Bier und
machten das Beste draus.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.8.2009 um 04:49 |
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Ja, es ist anzunehmen, dass die Exportbiere und andere "Markachtunzwanzig -
Biere" nach dem Reinheitsgebot gebraut wurden. Aber die Verwendung von
Rohfrucht oder auch Zucker heißt ja auch nicht automatisch, dass damit
schlechtere Biere gebraut werden.
Hier mal ein authentischer Sudbericht aus dem Jahr 1990. Falls es schlecht
zu lesen ist: Unter Schüttung heißt es - Pilsner Malz
- Gerstenflocken
Die "anderen Braustoffe" kann man glaub' ich erkennen.
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 282 Registriert: 2.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.8.2009 um 10:35 |
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Sehr interessante Bilder oben und ein sehr interessanter Sudbericht.
Magst/Kannst Du verraten, von welcher Brauerei der Sudbericht kommt?
Gruß
Chuma
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.8.2009 um 12:17 |
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Hallo,
ich hab' den Bericht über 2 Ecken bekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob
ich das hier veröffentlichen kann/darf/sollte.
Aber du bekommst PN.
Edit:
Mich würde wirklich mal interessieren, ob diese vielen 'Rasten' wirklich
angefahren wurden, ob das signifikant den Geschmack beeinflußt hat und ob
man das heute immer noch macht.
Oder ob's halt nur 'Show' war.
Sorry, offtopic.
[Editiert am 6.8.2009 um 12:25 von tinoquell]
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 282 Registriert: 2.4.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.8.2009 um 10:09 |
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Danke für die PM.
Bist Du sicher, daß das Rasten sein sollen? Oder könnten es teilweise nur
Temperaturmessungen zwischendurch sein?
Gruß
Chuma
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.8.2009 um 12:26 |
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Ja, leider kann man das auf dem Scan nicht lesen, aber in der ersten Spalte
steht immer 10' Rast , 20' Rast usw.
Dieses "Rezept" wurde auch von Protokoll zu Protokoll mit Blaupapier
durchgeschrieben; nur die Zeiten mussten dann noch konkret eingetragen
werden. Man kann das vielleicht etwas an der anderen Handschrift in den
Spalten erkennen.
Interessant - aber bei soviel Rohfrucht nicht verwunderlich - der erste
Eintrag heißt z.B. "Enzymgabe + 10 min Rast"
Grüße
Tino
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 395 Registriert: 4.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.8.2009 um 22:13 |
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Hallo,
hier ein Sudprotokoll, das wir in der Stutzhäuser Brauerei „gefunden“
haben. Earl hat das (©) Repro gemacht, das war von 1967. Deins ist vom
31.1.1990. Da waren die wirtschaftlichen Verhältnisse doch anders als 1967.
Man muss bedenken, dass war nach der Wende und vor der Währungsunion. Eine
besonders prekäre Situation für viele Betriebe.
Die Formulare sind identisch ...
Gibt es die Brauerei noch, aus der das 90er Protokoll stammt?
[Editiert am 7.8.2009 um 22:14 von gambas]
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 412 Registriert: 18.12.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.8.2009 um 11:48 |
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Glatwasser bei 0,4° ist auch nicht schlecht
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Antwort 15 |
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Senior Member Beiträge: 446 Registriert: 5.1.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.8.2009 um 12:05 |
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Profi-Brauer scheinen rechte Frühaufsteher zu sein.
Wird in der Brauerei eigentlich im Schichtbetrieb gearbeitet?
Cheers
Beer-Dog
____________________ "All right, brain, I don't like you and you don't like me - so let's just
do this and I'll get back to killing you with beer."
-Homer Simpson
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 412 Registriert: 18.12.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.8.2009 um 12:11 |
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Also bei mir in der Berufsschule git es alle Varianten.
Bei den Grossen ist normalerweise von Sonntag Abend bis Freitag Abend
durchgehend 3-Schicht Betrieb.
Bei den kleineren Brauereinen wird einfach, wenn sie Sieden (das mached die
teilweise auch nur 2 Tage pro Woche) früh morgens angefangen. Also um 3
oder so.
Oder es wird dann diese 2 Tage durchgeschichtet so dass man ein paar Sude
hinkreigt ohne Sudpausen usw.
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.8.2009 um 07:42 |
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Zitat: | Gibt es die Brauerei
noch, aus der das 90er Protokoll stammt? |
Ja, wobei da nichts mehr ist wie 1990, das ist inzwischen quasi ein
kompletter Neubau, nur zum Teil in den alten Räumen.
Sie kam 1990 zu Dinkelacker und darüber zu Inbev.
2006 kauften die Geschäftsführer die gesamte Brauerei aus dem Inbev Konzern
wieder heraus und betreiben damit heute eine der nicht ganz so zahlreichen
konzernunabhängigen Privatbrauereien.
Bei uns im Ort gab es auch eine Brauerei, die machte damals meist nur 1 Sud
pro Tag. Trotzdem begann man damit auch 4:00 Uhr.
Im Frühaustehen scheinen sich die Brauer und die Bäcker eingig zu sein.
Grüße
Tino ____________________
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.8.2010 um 21:36 |
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War das vielleicht ein Einheitsformular, das in allen VEB-Brauereien
verwendet wurde? Oder wurde es im Lehrbuch so vorgeschrieben? Muß nicht
zwangsläufig dieselbe Brauerei sein. Ich jedenfalls find das faszinierend.
Haut das Rezept hin für ein DDR-Pils?
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2010 um 05:55 |
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Bestimmt, damals gab es noch
kein Zweckform, Hama, Otto Office ... die sich gegenseitig mit der
Erfindung des Rades übertreffen mußten. Ich möchte wetten, dass auch
Gambas' Formular unten auch "Freiberg" steht.
Zitat: | Haut das Rezept hin für
ein DDR-Pils? |
Das ist eigentlich eine Idee für
ein interessantes Projekt, das werden wir mal in's Auge fassen.
Wir waren bisher immer erfolglos auf der Suche nach dem Rezept für ein
damals legendäres Bockbier - aber warum nicht erstmal das
verwenden, was wir schon haben...
Grüße
Tino ____________________
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Antwort 20 |
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Senior Member Beiträge: 428 Registriert: 16.11.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.8.2010 um 08:10 |
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Hallo Gambas,
hast du noch mehr solche Fotos, rund um die Brauerei? Also nicht nur jetzt
für diese sondern generell, da ich Fotos von Brauereien sammel.
Wäre dir sehr dankbar.
gruß al
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.8.2010 um 22:19 |
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Zitat von tinoquell, am 18.8.2010 um
05:55 | Bestimmt, damals gab es noch
kein Zweckform, Hama, Otto Office ... die sich gegenseitig mit der
Erfindung des Rades übertreffen mußten. Ich möchte wetten, dass auch
Gambas' Formular unten auch "Freiberg" steht.
Zitat: | Haut das Rezept hin für
ein DDR-Pils? |
Das ist eigentlich eine Idee für
ein interessantes Projekt, das werden wir mal in's Auge fassen.
Wir waren bisher immer erfolglos auf der Suche nach dem Rezept für ein
damals legendäres Bockbier - aber warum nicht erstmal das
verwenden, was wir schon haben...
Grüße
Tino |
Was ist in der Regel mit den Brauprotokollen dieser geschlossenen
Brauereien passiert? Kamen sie ins Museum, wurden sie zerstört, liegen sie
im Aktenschrank bei den neuen Eigentümern? Wer weiß? Neben DDR-Bockbier
wäre Pilsator noch was …
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.8.2010 um 08:05 |
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Zitat: | Was ist in der Regel mit
den Brauprotokollen dieser geschlossenen Brauereien
passiert? |
Für unsere örtliche Brauerei hält sich
hatnäckig folgende Geschichte, die ich persönlich zwar für ein Ammenmärchen
halte, die aber immer wieder gern auch von augenscheinlich kompetenten
(ohne ""! ) Zeugen berichtet wird:
Die Brauerei, Betriebsteil des VEB Getränkekombinat Karl-Marx-Stadt wird an
die Hösl - Bräu Mitterdeich verkauft, besser verscherbelt. Der neue
Besitzer findet bei seinem ersten Rundgang die alten "Rezepte" aus der vor
- VEB - Zeit, packt sie alle in eine große Aktentasche und gibt vor
versammelter Mannschaft kund: "Damit hat sich der Kauf bereits mehr als
bezahlt gemacht!".
Nach einem Jahr war die Brauerei dicht, und die Edelmetalle alle auch schon
ausgeschlachtet...
Das Hösl Bier schmeckt heute meine ich nicht viel anders als damals, wer
weiß, wo man nun wirklich nach diesen Rezepten braut.
Bis auf die oben eingestellten alten Brauprotokolle, die ein Brauer einfach
mal mit nach Hause genommen hat, ist jedenfalls nichts mehr da. Selbst der
ehemaligen Betriebsleiter - der damalige Verkäufer - will keine Rezepte
mehr haben und gibt auch keine Tipps in diese Richtung. Sehr mysteriös und
verschwörerisch .....
Grüße
Tino ____________________
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Antwort 23 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.8.2010 um 10:23 |
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Das DDR- Pilsator war nicht schlecht.
Zitat: | Deutsches Pilsator: in
der DDR nach TGL 7764 hergestellte helle Sorte Vollbier mit vollem,
edelbitterem Geschmack und strohgelber Farbe sowie guter Schaumhaltigkeit.
Zur Erzielung einer hohen Qualität wird Deutsches Pilsator vor der
Auslieferung 30 bis 50 Tage abgelagert. Der Stammwürzegehalt beträgt 12,0
bis 12,5 %. Die Mindesthaltbarkeit bei Einhaltung der Lagerbedingungen
beträgt ohne Bodensatz und Trübung 18 Tage. Günstige Trinktemperatur 8 bis
10 °C. |
Zitat: | DDR Reinheitsgebot
Die schwierige Rohstofflage zwang die DDR vom Reinheitsgebot abzurücken,
welches in Deutschland über Jahrhunderte nur die Verwendung von Malz,
Hopfen, Hefe und Wasser zum Bierbrauen versah. Dass sich die DDR vom
Reinheitsgebot lösen musste, geschah aus der Not heraus. In den Technischen
Güte- und Liefervorschriften der DDR, kurz TGL, wurde genau geregelt,
welche Zusatzstoffe in der DDR zum Brauen zugelassen waren. Die für die
DDR-Brauwirtschaft geltende TGL 7764 galt bis zur Wende am 3. Oktober 1990.
Zugelassen waren Zusatzstoffe wie Gerstenrohfrucht, Reisgrieß, Maisgrieß,
Zucker, Stärkecouleur, Natriumsacharin, Pepsinkonzentrat, Milchsäure, Salz,
Tannin, Kieselgelpräparate und Ascorbinsäure. Dieses Dokument enthielt über
die erlaubten Zusatzstoffe hinaus auch noch Vorschriften über die
Bezeichnungen, die chemisch-physikalischen Merkmale, die Verpackung und
Kennzeichnung, die Größe der Bieretiketten und deren
Farbe. |
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 24 |
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