Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 21:35 |
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Hallo zusammen, ich habe da mal ein paar Fragen zum Thema Oxidation. Mir
leuchtet ein, was da geschieht, auch habe ich eine Vorstellung, wie es
schmecken könnte, wenn sie aufgetreten ist, doch sind hier im Laufe der
letzten Monate diverse Meinungen dazu aufgeführt worden, die mich etwas
stutzig gemacht haben.
Zum einen lese ich oft, dass im Rahmen des Läuterns darauf geachtet werden
soll, hier mit wenig Sauerstoffeintrag zu arbeiten, weil dies zu o.g.
Fehlgeschmack führen könnte. Ich frage mich, ob das nötig ist, wenn doch
danach die Würze gekocht und somit auch entgast wird? Ich habe eine
Zeitlang meine Sude oftmals erst am nächsten Tag mit Hopfen gekocht und
auch da keine Fehlgeschmäcker entdecken können und bei mir läuft die
Läuterwürze immer aus dem Hahn und fällt so tief wie ein 30L-Eimer eben
hoch ist. Hängt das denn mit der "Einwirkzeit" zusammen oder habe ich Glück
oder gar Recht, dass das Kochen den Effekt (vorerst) entschärft?
Zum anderen habe ich auf der Seite eines englischen Braumalzherstellers
gelesen, dass Caramalze bei der Reduktion helfen können, also Sauerstoff
wieder aus den Verbindungen herausholen. Nun braue ich seit ein paar Suden
nur noch selten bis gar nicht mit Caramalzen, die Biere davor, mit zum Teil
10% Caraanteil haben nach einem halben Jahr noch astrein geschmeckt. Jetzt
halten die Sude meist nicht so lange, um den Langzeiteffekt bei
Nichtbenutzung von Caramalzen - sofern denn Oxidation in signifikantem Maße
stattgefunden hat - einschätzen zu können.
Muss man denn schon grob fahrlässig handeln, vonwegen Jungbier schütteln,
überbelüften (falls das überhaupt geht, zumal die Hefe doch dann nur extrem
viele Kinder bekommt)? Ich habe oftmals für die NG noch auf irgendeine Art
etwas Sauerstoff ins Jungbier gebracht (Schütteln, Rühren), weil ich
dachte, dass die Hefe das dafür benötigt (ich drehe mittlerweile nur noch
die Bügelflaschen einmal ganz schnell geschlossen um nach dem Abfüllen).
Nie hatte ich Oxidationsgeschmack.
Klärt mich doch mal bitte auf, weil ich nicht einfach nur Glück haben will,
sondern demnächst regelmäßig lohnenswerte Mengen für spääääääter wegstellen
möchte.
Danke schonmal!
Gunnar
____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 21:46 |
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Nabend,
Frage: Hast du denn schon mal ein Bier mit einem Oxidationsfehler
verkostet? Wenn nein, dann kaue mal eine Minute lang auf einem Stück
Pappdeckel herum. So ungefähr schmeckt ein oxidiertes Bier. Oder frage mal
in deinem Getränkeshop nach einem möglichst lange verfallenem Bier. Nein -
ich will dich nicht vergiften, das ist nur interessant, um die
verschiedensten Bierfehler kennenzulernen.
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 954 Registriert: 1.5.2011 Status: Offline
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erstellt am: 20.5.2013 um 21:47 |
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Also die Theorie sagt, dass das Problem nicht ist, dass Sauerstoff in der
Würze gelöst wird, sondern dass diverse Substanzen bei hohen Temperaturen
direkt oxidieren. "Entgasen" hilft also nicht mehr, dann ist es schon zu
spät.
Auch ist die Geschwindigkeit der Oxidation temperaturabhängig. Beim
Belüften der kalten Würze wird tatsächlich Sauerstoff gelöst, und es
braucht lange, bis der gelöste Sauerstoff wiederum Stoffe in der Würze oder
im Bier oxidiert. Vorher hat die Hefe das weggeatmet.
Hobbybrauer haben da auch ein geringeres Langzeitproblem, weil ja selten
gefiltert wird. Solange da noch lebendige Hefe da ist, ist Sauerstoff kein
Problem, er wird einfach verstoffwechselt. Sauerstoffeintrag beim Abfüllen
ist also kein Problem.
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 20.5.2013 um 21:55 |
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Interessante Frage,
durch einen dämlich eingebauten Hahn an meinem Thermoport hab ich mal 25l
Würze gurgelnd und jede Menge Luft ziehen geläutert, ich konnte auch
währenddessen nichts mehr dagegen tun. Also wirklich gut 70°C heiße Würze
maximal mit Luft versorgt. Resultat: nix. Alles gut - lecker Bier..
Seltsam. Auf jeden Fall achte ich seitdem nicht mehr auf etwas
Würze-Plätschern oder so..
Dale.
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 21:59 |
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Zitat von Erlenmeyer, am 20.5.2013 um
21:46 | Nabend,
Frage: Hast du denn schon mal ein Bier mit einem Oxidationsfehler
verkostet? Wenn nein, dann kaue mal eine Minute lang auf einem Stück
Pappdeckel herum. So ungefähr schmeckt ein oxidiertes Bier. Oder frage mal
in deinem Getränkeshop nach einem möglichst lange verfallenem Bier. Nein -
ich will dich nicht vergiften, das ist nur interessant, um die
verschiedensten Bierfehler kennenzulernen.
Hans |
Nein, zum Glück noch nicht, meine aber,
beim Wein schon einmal etwas geschmeckt zu haben, was ich als Kind schon
beim Knabbern von Bierdeckeln geschmeckt hatte, daher hatte ich bei den
Beschreibungen dazu direkt einen Eindruck.
Zitat von andreas23, am 20.5.2013 um
21:47 | Also die Theorie sagt, dass das
Problem nicht ist, dass Sauerstoff in der Würze gelöst wird, sondern dass
diverse Substanzen bei hohen Temperaturen direkt oxidieren. "Entgasen"
hilft also nicht mehr, dann ist es schon zu spät.
Auch ist die Geschwindigkeit der Oxidation temperaturabhängig. Beim
Belüften der kalten Würze wird tatsächlich Sauerstoff gelöst, und es
braucht lange, bis der gelöste Sauerstoff wiederum Stoffe in der Würze oder
im Bier oxidiert. Vorher hat die Hefe das weggeatmet.
Hobbybrauer haben da auch ein geringeres Langzeitproblem, weil ja selten
gefiltert wird. Solange da noch lebendige Hefe da ist, ist Sauerstoff kein
Problem, er wird einfach verstoffwechselt. Sauerstoffeintrag beim Abfüllen
ist also kein Problem. |
Das dachte ich mir
irgendwie schon.
Dann ist es doch aber (beinahe) Blödsinn, Hobbybrauern dazu zu raten, hier
besonders aufpassen zu müssen, sofern diese nicht ganz ausgetüftelt
filtrieren? Ich lass mich durch so Aussagen immer auch ein wenig verrückt
machen und warte dann drauf, dass das irgendwann mal eintritt... ____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 22:22 |
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Hallo Gunnar,
jedes Lebensmittel altert in Gegenwart von Sauerstoff und jedes
Lebensmittel hat ein sog. " Redoxpotential", dass die
Alterungserscheinungen durch den Sauerstoffeintrag " durch eigene
Kraft" zu reduzieren vermag.
Die Bierwürze bringt ebenfalls solch ein " Redoxpotential" mit und je
mehr man davon bereits bei der Herstellung " verbrät", desto weniger
bleibt " für die Flasche" übrig.
Die Besonderheit "Hefe" lässt bei uns ein paar weitere Spielarten zu, z.B.
die Würzebelüftung im Beisein der Hefe oder die Eigenheiten vor der
Flaschengärung(umdrehen der Flaschen nach der Abfüllung, um die Luft im
Flaschenhals im Produkt zu lösen).
Es bleibt aber dabei:
verbrauchtes Redoxpotential in der Würze bzw. bei der Bierherstellung ist
unwiederbringlich verloren und lässt sich auch im Rahmen des
Reinheitsgebots nicht wieder erneuern (Vitamin C z.B. ist der Klassiker, um
das Redoxpotential in einem Lebensmittel zu erhöhen -> deshalb findet es
sich ja auch in beinahe jedem Lebensmittel und ein Vitamin C Mangel
der Konsumenten ist aus diesem Grund kaum zu erwarten)
Ergo:
Wenn Du bei der Würzegewinnung, wo auch immer, " unnötig
rumplantscht", verbrätst Du im Vorfeld Redoxpotential, dass in
der Flasche, aus Gründen der Haltbarkeit, besser aufgehoben wäre.
Anmerkung:
Ein Verbrauch an " Redoxpotential" bzw. eine Oxidation während der
Würzegewinnung lässt sich u.a. an einer Zufärbung(der Würze) erkennen.
Gruß
Oli
[Editiert am 20.5.2013 um 22:45 von olibaer]
____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 20.5.2013 um 22:26 |
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wieder was gelernt!
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 22:29 |
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Sehr guter Beitrag, danke Oli !
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 22:32 |
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Zitat von olibaer, am 20.5.2013 um
22:22 | Hallo Gunnar,
jedes Lebensmittel altert in Gegenwart von Sauerstoff und jedes
Lebensmittel hat ein sog. "Redoxpotential", dass die
Alterungserscheinungen durch den Sauerstoff "durch eigene Kraft" zu
reduzieren vermag.
Die Bierwürze bringt ebenfalls solch ein "Redoxpotential" mit und je
mehr man davon bereits bei der Herstellung "verbrät", desto weniger
bleibt "für die Flasche" übrig.
Die Besonderheit "Hefe" lässt bei uns ein paar weitere Spielarten zu, z.B.
die Würzebelüftung im Beisein der Hefe oder die Eigenheiten vor der
Flaschengärung(umdrehen der Flaschen nach der Abfüllung, um die Luft im
Flaschenhals im Produkt zu lösen).
Es bleibt aber dabei:
verbrauchtes Redoxpotential in der Würze ist unwiederbringlich verloren und
lässt sich auch im Rahmen des Reinheitsgebots nicht wieder erneuern(
Vitamin C z.B. ist der Klassiker, um das Redoxpotential in einem
Lebensmittel zu erhöhen -> deshalb findet es sich ja auch in beinahe in
jedem Lebensmittel und ein Vitamin C Mangel der Konsumenten ist deshalb
auch kaum zu erwarten)
Ergo:
Wenn Du bei der Würzegewinnung, wo auch immer, "unnötig rumplantscht",
verbrätst Du im Vorfeld Redoxpotential, dass in der Flasche, aus
Gründen der Haltbarkeit, besser aufgehoben wäre.
Anmerkung:
Ein Verbrauch an "Redoxpotential" bzw. eine Oxidation während der
Würzegewinnung lässt sich u.a. an einer Zufärbung(der Würze) erkennen.
Gruß
Oli |
Ja, ich bin dennoch so vorsichtig wie
möglich. Werde demnächst auch ein Stück Silikonschlauch dazu verwenden,
beim Abfüllen den Eintrag so gering wie möglich zu halten. Ansonsten gebe
ich mir ja mit der mir gegebenen Ausstattung schon große Mühe. Ich nehme
an, dass Caramalze dann entsprechend das Redoxpotential der Würze erhöhen.
Läge das dann am veränderten pH-Wert? ____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 103 Registriert: 29.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 22:33 |
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Sauerstoffeintrag beim Abfüllen ist sehr wohl ein Problem und um einiges
wichtiger als Rumplätschern beim Maischen.
Ich habe anfangs einige Sude kaputtgemacht, indem ich das Jungbier beim
Abfüllen in ein Plastikeimer einfach der Eimerwand entlang laufen ließ.
Wir verwenden diese Flaschenfüllstäbe eben nicht nur um Schaum zu
vermeiden.
[Editiert am 20.5.2013 um 22:38 von Invalid Stout]
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.5.2013 um 23:12 |
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Hallo Gunnar, Zitat: | Ich nehme an, dass Caramalze dann entsprechend das
Redoxpotential der Würze erhöhen. Läge das dann am veränderten
pH-Wert? |
Nein, ich denke nicht. Wenn Du
insgesamt verinnerlicht hast worauf es ankommt und im Rahmen Deiner
technischen Möglichkeiten operierst, bedeutet eine 1/10-Änderung des
pH-Wertes in diesem Kontext recht wenig - oder anders formuliert: es bringt
mehr über 10 cm Silikonschlauch nachzudenken, als über 10 %
Caramalzschüttung - zumal das Carmelmalz nur einen einmaligen Bezug zum
Rezept hat, und die 10 cm Schlauch einen dauerhaften Bezug zur Anlage -
würde ich jetzt aus der Hüfte heraus als Vorteil werten :-)
Gruß
Oli
[Editiert am 20.5.2013 um 23:38 von olibaer]
____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 07:26 |
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Hi Gunnar,
der Sauerstoff oder besser die Radikale spielen bei fast allen
Fehlgeschmeckern und Alterungsvorgängen im Bier eine Rolle. Möglichst
sauerstoffreies Arbeiten ist deshalb immer wichtig. Im Weinbereich ist man
aber schon am umdenken und geht weg vom völlig reduktiven arbeiten. Hier
wird sogar mittels technischer Tricks winzige Mengen Sauerstoff in die
Edelstahltanks eingeblasen. Nennt sich Mikrooxigenase und soll die Reifung
in teuren sauerstoffdurchlässigen Holzfässer simulieren.
Ich habe auch schon von Braumeistern gehöhrt, die ihren Starkbieren in
manchen Phasen der Reifung "ein wenig Luft geben". Auch gewollte
Sherrynoten/Altersfirnis entsteht letzendlich durch Sauerstoff.
Besonders unschön ist der Sauerstoffeintrag bei hellen, gut gehopften
Bieren. Unser natürliches, ungefiltertes Hobbybrauerbier ist reich an
Polyphenolen aus Malz und Hopfen. Schon winzigste Mengen Sauerstoff lösen
Autooxidationen aus. Die Polyphenole reduzieren zu färbenden Chinonen. Das
ist die gleiche Reaktion, die auch den angeschnittenen Apfel braun
färbt.
Und ja, Melanoidine und Karamellstoffe aus Caramalzen wirken reduktiv, also
schützend. Je dunkler, je stärker. Am stärksten wirken Röstmalze. Vitamin C
ist ein starkes Antioxidationsmittel. Es gilt allerdings als nicht
gärstabil. Das heißt, es wird eventuell von der Hefe verstoffwechselt.
Genaueres ist mir dazu nicht bekannt.
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 14:36 |
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Das Problem ist halt bei Bier, es ist ein sehr vollwertiges Lebensmittel,
das fast alle Makro- und Mikronährstoffe aufweist. Viele dieser Nährstoffe
sind aber leider anfällig gegen Oxidation und ergeben oft sehr aromatische
Produkte. D.h. werden diese Stoffe oxidiert, ergeben sich halt leider auch
oft ungewollte Aromen.
Die bei der Alterung teilweise gewollten Aromen stellen da eine Ausnahme
dar. Ihre Entstehung ist aber auch eine anderer als die oxidation heisser
Würze. Die kalte Oxidation während der Lagerung geht nämlich langsam von
statten. D.h. zum einen kommt es zu keinen Aromapeaks, weil schlagartige
Oxidation eintritt, zum anderen geht häufig die Oxidation eines Stoffes und
damit der Aufbau eines Aromas einher mit dem Abbau anderen Komponenten.
Ein "modernes" Problem des sauerstofffreien Arbeiten in der Brauereie sind
aber Infektionen mit Pectinatus. Der vermehrt sich nämlich als streng
anaerober Keim bei höheren Sauerstoffwerten nicht. In sauerstofffreien
Substraten, wie heute üblich, aber schon....
Gruß
Jan
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 15:52 |
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Aaahhh...also ich bin zwar nicht wirklich schlauer geworden, weiß aber
zumindest schon wieder etwas mehr .
Ich werde wohl dann vermehrt mit Schläuchen arbeiten (finde nur so ätzend,
besonders beim Läutern, dass ich so nur sehr schlecht einschätzen kann, wie
schnell das Ganze vonstatten geht. Bisher habe ich immer einen
1L-Messbecher drunter gehalten, in etwa 1-2 Min. für den Liter als
Geschwindigkeit eingestellt und dann laufen lassen. Da ich zwischendurch
immer wieder stoppe, muss ich danach ja auch wieder neu einstellen, also
empfand ich das als lästig. Werde es mir aber mal zu Herzen nehmen und
vielleicht dadurch meine bisherige Glückssträhne bis auf weiteres
verlängern.
Das ist das Tolle hier an diesem Forum. Viel Fachwissen, das trotz der
Tatsache, dass manchmal kontrovers diskutiert wird, genug Information
bietet, um sich einen passenden (eigenen) Weg zu suchen. Zu diesem Punkt
ist jetzt aber erstmal alles klar...
Gunnar ____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
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Antwort 13 |
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Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 4.5.2013 Status: Offline
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erstellt am: 21.5.2013 um 17:07 |
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____________________ Lebe das Leben!
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 21:23 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 21:36 |
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Leider kann ich nur bestätigen, dass ein zuviel an Sauerstoff gerade in der
Maischerei und Läuterei erhebliche Probleme gerade bei hellen Bieren
bereiten kann.
Bevor ich nicht angefangen habe, die ganzen Wege möglichst Schaumfrei zu
bekommen, war ein Helles bei mir mit 100% Pima Schüttung bereits bernstein
Jetzt habe ich goldenes Bier. So sollte es doch sein. Ob sich oxi-Geschmäcker
in meinem Bier befinden
Aber das wird sich in nächster Zeit auch klären.........
Grüßele
Holger ____________________
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 21.5.2013 um 22:14 |
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Aber sicher Holger, 100% sicher, aber im welchen masse???
Viele dieser oxi-Geschmaecke bemerkt mann erst nach eine positive aenderung
in der anlage oder arbeitsweise.
Du sprichst das lautern an, ich kan sagen das meine biere frischer geworden
sind seit ich den lauterboettich/eimer aus meiner braukette rausgeschmissen
habe und dann von einer ein-pfanne anlage (mit wuerzezwischenlagererung)
auf zwei pfannen umgestiegen bin wobei dann von der maischpfanne in den
kochtopf gelauterd wird.
Ingo
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 21.5.2013 um 22:45 |
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Und gerade wenn Du den Ehrgeiz besitzt,
diese Biere zu filtrieren, wird Oxidation natürlich zum Thema.
Umgekehrt wurde beim Doemens-Seminar die lebende Hefe in der Flasche als
die größte Trumpfkarte des Hobbybrauers bezeichnet:
Zitat von Boludo, am 17.12.2012 um
19:13 | Im Flaschenhals befindet sich immer
genügend Sauerstoff, um das Bier zu oxidieren.
Dieser Sauerstoff wird auch während der Flaschengärung nicht
verstoffwechselt, auch wenn ich hier schon mehrmals das Gegenteil behauptet
habe.
Dieser Sauerstoff oxidiert höhere Alkohole im Bier zu Ketone bzw Aldehyden,
welche nach altem Brot, Pappe oder auch Sherry schmecken.
Solange die Hefe noch lebt, wirkt sie dem entgegen und reduziert die
Carbonylverbindungen immer wieder zu den Alkoholen.
Irgend wann stirbt die Hefe und dann bleiben die Aromen.
Ein abgelaufenes filtriertes Bier mit starkem Alterungsgeschmack lässt sich
problemlos wieder zu tadellosem Bier umwandeln, in dem man vitale Hefe und
eventuell etwas vergärbaren Zucker zugibt.
Und man kann ein 2 Monate altes Bier wie ein 2 Jahre altes Bier schmecken
lassen, in dem man es in ein Keg füllt, in dem noch Reste H2O2 der letzten
Reinigung enthalten sind |
Bei Bieren mit
Flaschengärung muss man sich wohl kaum große Gedanken um Oxidation machen.
Bei filtrierten Bieren, als anderer Extremfall, indes sehr wohl.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2013 um 22:51 |
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Bei einer Flaschengärung würde ich mir über den kleinen Anteil Sauerstoff
in der Flasche keine Gedanken machen, die werden eh verstoffwechselt, durch
die Hefe.
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.5.2013 um 09:11 |
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So, ich sitz hier eh grad unnütz rum und warte. Dann will ich auch noch
meine 5ct los werden zum Mythos Alterungsgeschmack und Oxidation.
Über die Zeit verändert sich jedes Lebensmittel, eben auch Bier, da spielt
Oxidation eine Rolle, aber nicht nur. Was über die Zeit passiert ist im
kurzen folgendes:
- Verlust des Hopfenaromas, aber Zunahme der Bittere
- Abnahme des Esteraromas
- Verlust der Malzigkeit und der Vollmundigkeit
- Abnahme der phenolischen Aromen
- Bildung des Alterungsgeschmackes
Der Alterungsgeschmack selbst bildet sich je nach Bier mehr oder weniger
stark und auch mehr oder weniger schnell aus. Das dauert je nach Bier
Monate bis mehrere Jahre
Im Großen und Ganzen durchläuft das Bier dabei mehr oder weniger der
folgenden Reifestadien:
Beerenaromen -> Cardboardflavor -> Brotige Aromen -> Toffee/
Honig/ süß -> Sherry & Whiskynoten
Das Ganze lässt sich entweder sensorisch oder aber durch Analyse der
Referenzsubstanzen verfolgen.
Die reine Oxidation des Bieres lässt grundsätzlich in fünf verschiedene
Vorgänge unterteilen, die teilweise gleichzeitig ablaufen, die man aber
Alle mehr oder weniger beeinflussen kann:
1.) Bildung des Alterungsgeschmacks -> Oxidation von Aromastoffen
2.) Abbau des Hopfenaromas und der feinen Bittere -> Oxidation von
Isohumolonen
3.) Abbau der Vollmundikeit -> Oxidation der Kolloide & Veränderungen im
Hydratationsgrad
4.) Bildung des Alterungsgeschmackes und Zufärbung -> Streckerabbau &
Fettsäureoxidation
5.) Ausbildung einer breiten, nachhängenden Bittere & Zufärbung ->
Oxidation von Polyphenolen
Hinter dem Ganzen stehen eine ganze Reihe chemischer Reaktionen 8da bin ich
aber zu faul die Alle hier aufzuführen
Um nun das Bier geschmacklich zu stabilisieren, spielen zwei Gruppen eine
Rolle:
1.) Antioxidantien: Diese übernehmen verschiedene Schutzfunktionen. Zum
einen fangen sie Radikale ab, was zum Abbruch der Kettenreaktion führt. Sie
besitzen eine reduzierende Wirkung, wodurch sie einfach leichter oxidiert
werden als die „wichtigen“ Inhaltsstoffe“. Zu guter letzt fangen sie
Metallionen ab, die als Katalisator vor allem in der Fettoxidation eine
Rolle spielen. D.h. sie wirken sowohl Induktionshemmend, sie hemmen die
Reaktionsfortpflanzung und sie Beschleunigen den Abbruch der
Kettenreaktion
2.) Reduktone: Das sind Substanzen mit reduzierender Wirkung. Das wirkt
sich positiv auf die Sauerstoffreduktion aus
So, aber warum schreibt der Klugscheisser das Alles? Wenn man seinen Feind
kennt kann man auch dagegen arbeiten:
1. Stellgröße: Malz
- Der Eiweisslösungsgrad spielt eine Rolle da er den Streckerabbau
maßgeblich beeinflusst
- Die thermische Belastung spielt eine Rolle da hiermit der Gehalt an
Maillardprodukten beeinflusst wird, die reduzierende Wirkung besitzen.
Allerdings werden bei höherer thermischer belastung auch mehr
Streckeraldehyde gebildet
- Polyphenolgehalt: Die schützen vor oxidation
- Proteolyseaktivität: Negativer Einfluss auf den Aminosäureabbau
2. Stellgröße: Sudhaus
- Schrotlagerdauer: Bei überlagertem Schrot bilden sich bereits hier
Alterungskomponenten
- Sauerstoffeintrag in den Schrot
- Schrottemperatur und Walzentemperatur
- Positiv wirkt sich dagegen Nassschrotung aus
- Hohe Einmaistemperaturen wirken sich wegen der geringeren Proteolyse
ebenfalls positiv aus
- Sauerstoffeintrag ist natürlich auch beim Maischen schlecht. Deshalb
schnell und am besten von unten Einmaischen
- Eiweißrasten wirken sich negativ auf die Alterungsbeständigkeit des
Bieres aus
- Niederiger Maische pH ist wiederum positiv, da er einige Enzyme
unterdrückt. Fazit Maischesäuerung ist positiv.
- Als Fazit sind also für die oxidation Hoch- Kurz Maischverfahren
positiv
- Weiteres Fazit, in allen Bereichen so Sauerstoffarm wie möglich arbeiten
und die thermische Belastung so gering wie möglich halten. Also nicht ewig
kochen.
3. Stellgröße: Gärung
- Schwefeldioxid schütz ideal vor Oxidation. Manche Hefestämme bilden sehr
viel SO2, vor allem gegen Ende der Hauptgärung. Auch eine moderate
Belüftung ist hier positiv. Negativ ist dagegen das frühe drauf lassen
belüfteter Sude, da bei der Zellvermehrung kein SO2 gebildet wird. Neuer
Sauerstoff regt aber die Zellvermehrung wieder an.
- Nur gärkräftige, vitale Hefen verwenden.
So, jetzt kommt gleich mein Zug. Genug kluggeschissen für heute. Ich hoffe
es hilft irgendjemandem hier das sein Bier noch a bisserl besser wird.
Gruß
Jan
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.5.2013 um 09:22 |
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Ich kann auch nur immer wieder sagen: Oxidation ist mitnichten ein Mythos,
es ist quantitativ meines Erachtens lange vor Infektionen das Hobby- und
Kleinbrauerproblem Nr. 1 ____________________
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.5.2013 um 09:39 |
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Zitat von Ladeberger, am 22.5.2013 um
09:22 |
Ich kann auch nur immer wieder sagen: Oxidation ist mitnichten ein Mythos,
es ist quantitativ meines Erachtens lange vor Infektionen das Hobby- und
Kleinbrauerproblem Nr. 1 |
Dem ist so. Das problem ist bei uns Hobbybrauern, wir haben zum einen nicht
die technsiche Ausstattung Oxidation in allen Prozessschritten zu
verhindern und zum anderen ist das Verhältniss Oberfläche - Volumen
schlechter je kleiner die Anlage ist.
Wenn man Oxidationsgeschmack erkennt wird man ihn z.B. in sehr vielen
Gasthausbrauereien wiederfinden. Das wird dann oft als Hausgeschmack
bezeichnet.
Es stimmt schon das uns die Hefe bei der Flaschengärung behilflich ist,
aber es ist nun mal so, was oxidiert ist ist nun mal oxidiert. Manche
Reaktionen lassen sich "rückgängig machen, aber die Menge des Sauerstoffes
im bier bleibt gleich, er verbindet sich halt nur mit unterschiedlichen
Stoffen. Ausserdem lassen sich eben bei Weitem nicht alle Reaktionen
umkehren.
Gruß
Jan
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.5.2013 um 10:12 |
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Schöne Zusammenfassung, Jan
Hinzufügen möchte ich noch zwei Maßnahmen, welche eine Oxidation des Bieres
in der abgefüllten Flasche verzögern bzw. verhindern:
1. Eine kühle und dunkle Lagerung der Flaschen
2. Ein schnelles Konsumieren des Bieres
(die wahrscheinlich beste Methode)
Michael
P.S. Wer eine CO2-Flasche besitzt könnte leicht unter CO2-Atmosphäre
schroten, maischen, läutern und sogar das Brauwasser bzgl. O2 entgasen um
Oxidation zu minimieren. Trotzdem zuviel Aufwand für so wenig Bier ____________________ Don´t worry - Brew happy
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Antwort 23 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.5.2013 um 11:15 |
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Zitat von Schlupfer, am 22.5.2013 um
10:12 |
2. Ein schnelles Konsumieren des Bieres
(die wahrscheinlich beste Methode)
Michael
P.S. Wer eine CO2-Flasche besitzt könnte leicht unter CO2-Atmosphäre
schroten, maischen, läutern und sogar das Brauwasser bzgl. O2 entgasen um
Oxidation zu minimieren. Trotzdem zuviel Aufwand für so wenig Bier |
So ist es, das Bier sollte einfach frisch und schnell getrunken werden.
Das Erinnert mich an eine Zapfanlage in Freising. Auf dei Frage wie die
gereinigt wird kam nur der Satz:" Hast du schon mal auf einer Startbahn
Gras wachsen sehen". Ist wie mit der Oxidation, dazu braucht es Sauerstoff,
Wärme und/ oder Zeit. Kann man den Sauerstoff und die thermische Belsatung
nicht senken,muss man halt die Haltbarkeit verkürzen
Ausserdem wird hier jetzt natürlich Oxidation gleich mit dem Belzebub
verglichen. Einige Aromen, die aus Oxidationen herrühren sind ja durchaus
auch gewollt. Es ist also nicht alles böse was mit Sauerstoff zu tun hat.
Auf der andereren Seite ist wie oben angedeutet Oxidation nur ein kleiner
Teil der Bier geschmacklich verändern kann.
Jan
[Editiert am 22.5.2013 um 11:19 von JanBr]
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