Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 18:35 |
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Der Doemens Thread wird ja langsam ein wenig unübersichtlich, darum wollte
ich hier noch mal ein wenig zusammenfassen, was ich von dem Seminar so
mitgenommen habe.
Zum Diacetyl:
Diacetyl entsteht durch einen geschmacklosen Precursor (Alpha Acetolactat)
durch Decarboxylierung und zwar nur bei höherer Temperatur.
Der Precursor wird bei der Gärung immer gebildet und befindet sich somit in
jedem Bier nach der Gärung.
Wird ein Bier kalt vergoren und anschließend kalt gereift und gelagert, so
ist darin immer noch der Precursor enthalten und man schmeckt demzufolge
auch kein Diacetyl.
Wird das Bier dann filtriert und abgefüllt ensteht beim Erwärmen aus dem
Precursor Diacetyl das von der Hefe nicht mehr abgebaut werden kann, da sie
ja abfiltriert wurde.
Darum sollte man das Bier kurz warm werden lassen, damit aus dem Precursor
Diacetyl entsteht, welches von der Hefe sehr rasch auch in der Kälte zum
Diol reduziert werden kann.
Obergärig ist das alles kein Thema, da hier der Precursor schon während der
Gärung zerfällt.
Solange im Bier aktive Hefe enthalten ist, ist das Thema Diacetyl
eigentlich egal.
Hefeautolyse:
Eine Hefezelle platzt nicht. Sie wird auch nicht von anderen Hefezellen
aufgefressen. Sie wird einfach immer größer und gibt mit der Zeit Stoffe
ab, die man dann als Hefeautolyse schmecken kann (die werden zum Teil
wirklich von anderen Hefezellen verstoffwechselt, das ist aber ein passiver
Vorgang).
Darum ist es wichtig, möglichst wenig Hefe mit in die Flasche zu
bekommen.
Hoher Alkoholgehalt oder viel IBU ändern an dem Vorgang nichts.
Man sollte außerdem auch obergäriges Bier vor dem Abfüllen auf ca 10°C
abkühlen, damit sich die Hefe gut absetzt. Da nach der Hauptgärung meist
eine Übersättigung an CO2 vorliegt und die Tabellen mit der CO2 Löslichkeit
in dem Moment eh nicht stimmen, sollte man davon ausgehen, dass das
Jungbier dann 2g CO2/Liter enthält und dementsprechend aufspeisen.
Gerade dieser Punkt ist meiner Meinung nach etwas kritisch, ich probier es
gerade bei mir daheim aus.
Hofpen Stopfen soll man auch auf diese Weise, nämlich bei 10°C, dann
setzten sich auch die Pellets gut ab und man braucht keine
Hopfensäckchen.
Vielleicht kann ja noch der eine oder andere ergänzen, was er so an Wissen
mitgenommen hat.
Insgesamt finde ich, das hier im Forum, auch von mir, jede Menge Halbwissen
und auch Fehlinformation verbreitet wird, das lässt sich aber wohl kaum
vermeiden.
Stefan
[Editiert am 18.12.2012 um 09:07 von Boludo]
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 18:40 |
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 1277 Registriert: 15.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 18:49 |
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Ich nehme mich davon auch nicht aus. So gut wie alles, was ich übers
Hobbybrauen zu wissen glaube, habe ich entweder aus diesem Forum, oder aus
den einschlägigen Hobbybrauer-Büchern (Hanghofer, Rudolph usw.).
Dazu kommen die Erfahrungen, die ich selbst beim Brauen mache.
Wäre dieses Forum kein HOBBYbrauerforum sondern eines, in dem sich nur
"professionelle" Brauer tummeln oder gar Menschen, die sich an einer
Hochschule mit der Thematik beschäftigen, könnten bestimmte Sachverhalte
sicherlich leichter mit solidem Wissen untermauert werden.
Andererseits würde aber auch ein großer Batzen an Wissen nicht vorhanden
sein, dass sich speziell mit den Problemen der Hobbybrauer beschäftigt.
Ich denke, die Mischung machts
Grüße, der saarmoench
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 18:49 |
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Zum Thema Hefeautolyse:
Wurde im ursprünglichen Doemens-Thread von Erlenmeyer mal vorab als Frage
für das Seminar formuliert:
Wie macht sich Autolyse denn nun geschmacklich bemerkbar?
Gibt es dazu Erkenntnisse?
Gruss
Matthias
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 19:07 |
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Hefeautolyse schmeckt und riecht nach Fleischbrühwürfel.
Wenn man es einmal gerochen hat, weiß man Bescheid.
Es gibt so Hefe Brotaufstriche, die riechen so ähnlich.
Der Begriff Hefeautolyse ist übrigens irreführend, es findet keine
Auflösung statt, die Zellen bleiben ganz.
Stefan
[Editiert am 17.12.2012 um 19:08 von Boludo]
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 19:13 |
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Noch was zur Bieralterung:
Im Flaschenhals befindet sich immer genügend Sauerstoff, um das Bier zu
oxidieren.
Dieser Sauerstoff wird auch während der Flaschengärung nicht
verstoffwechselt, auch wenn ich hier schon mehrmals das Gegenteil behauptet
habe.
Dieser Sauerstoff oxidiert höhere Alkohole im Bier zu Ketone bzw Aldehyden,
welche nach altem Brot, Pappe oder auch Sherry schmecken.
Solange die Hefe noch lebt, wirkt sie dem entgegen und reduziert die
Carbonylverbindungen immer wieder zu den Alkoholen.
Irgend wann stirbt die Hefe und dann bleiben die Aromen.
Ein abgelaufenes filtriertes Bier mit starkem Alterungsgeschmack lässt sich
problemlos wieder zu tadellosem Bier umwandeln, in dem man vitale Hefe und
eventuell etwas vergärbaren Zucker zugibt.
Und man kann ein 2 Monate altes Bier wie ein 2 Jahre altes Bier schmecken
lassen, in dem man es in ein Keg füllt, in dem noch Reste H2O2 der letzten
Reinigung enthalten sind
Stefan
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2012 um 19:14 |
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Ein paar Bonmots zum Thema Hefe, die ich mir gemerkt habe (aus der
Erinnerung zitiert):
Hefe hat keine Flügel: Soll heißen, Hefe, die sich einmal abgesetzt
hat, ist aus dem Spiel und kommt nicht mehr zurück nach oben.
Hefe taucht nicht auf, um wie ein Wal nach Luft zu schnappen: Soll
heißen, Luft im Flaschenhals wird nicht von der Hefe aerob
verstoffwechselt, sondern führt zur Oxidation des Biers - auch bei urspr.
flashenvergorenen Bieren.
Hefen sind so groß, die sieht man fast mit bloßem Auge - über die
Tauglichkeit von Kinder- oder Discounter-Mikroskopen
Erntehefe aufheben - kann man gar nicht. Entweder gleich wieder
anstellen und weiterführen, oder man muss sie erst mühsam in einem Starter
hochpäppeln. Dafür ist dann aber fast egal, wie man sie aufbewahrt hat
(unter Wasser, unter Bier, unter iso-Kochsalzlösung, ...), nichts zum
Beißen ist immer schlecht. Ein paar einzelne wenige Zellen überleben aber
eigentlich immer, die man neu herführen muss.
Obergärige Trockenhefe ist so fit - die dreht sich um und legt los.
Über das problemlose Anstellen z.B. mit Notti, die man im Extremfall wie
Aquarienfutter einstreuen könne (aber nicht sollte). Macht man das mit
UG-Hefe, dreht die sich auch um - mit dem Bauch nach oben...
Wenn die Gärung richtig abgeht - dann rennt die Hefe um ihr Leben:
Anaerob mag sie nicht, da bekommt sie nur 1/19 der Energie wie im aeroben
betrieb. Den Brauer aber freut der Extraktabbau, und denkt, die Hefe fühle
sich prächtig.
Hobbybrauers Kardinalfehler ist viel zu viel Hefe in der Flasche.
Daher nach der Hauptgärung erstmal runter von der Hefe umschlauchen,
nochmal einige Tage absetzen lassen, idealerweise runterkühlen zum Absetzen
der Hefe und erst dann mit Speise auf die Flasche. Für die Flaschengärung
sei dann immer noch genug in der Schwebe.
Flaschengärung ist die Trumpfkarte von Euch Hobbybrauern, lasst Euch das
nicht nehmen! Flaschengärung sorgt für feinere und cremigere
CO2-Bindung. Hefe in der Flasche schützt vor Oxidation, beseitigt Diacetyl,
erhöht die Stabilität des Biers. Autolyse spielt hingegen praktisch keine
Rolle. Und gegenseitig auffressen tut sie sich schon gar nicht. Dafür
bräuchte sie Zähne...
Lebendige Hefe ist ein Jungbrunnen fürs Bier: Wie z.B. dass uraltes,
oxidiertes Flaschenbier wieder wie neu schmecken würde, wenn man nochmal
Speise und Hefe zugibt: Die Hefe macht die Oxidationsvorgänge wieder
rückgängig.
Es gab sicher noch viel mehr solcher Schoten. Genial wars! Moritz,
begeistert
Stefan war mit einigen Punkten 1 Minute früher und hat das auch viel
wissenschaftlicher ausgedrückt...
[Editiert am 17.12.2012 um 20:20 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:05 |
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Hallo Udo,
ich hoffe, ich verärgere Dich jetzt nicht, aber da kommen wir jetzt genau
an den Punkt, bei dem ich, trotz allem Respekt vor der vielen Arbeit, ein
Problem mit Deinem Buch habe.
Wenn man hier im Forum etwas Falsches postet, dann kann das immer noch
diskutiert und von anderen korrigiert werden.
Bei Deinem Buch hast Du aber all das "Halbwissen" eingesammelt und in Form
eines Buches fixiert, das der Anfänger dann als Wahrheit hinnimmt.
Dadurch verfestigen sich eventuelle Fehlinformationen in den Köpfen vieler
Anfänger und breiten sich immer weiter fort (soll jetzt auf keinen Fall
heißen, dass in dem Buch alles falsch ist).
Ein Fachbuch sollte wissenschaftlich astrein recherchiert sein und keine
Ansammlung von Dingen, die man irgend wo aufgeschnappt hat oder die einem
andere Leute gesagt haben, die es auch nicht so richtig wissen.
Ich weiß, dass es an einem wirklich geeigneten Anfängerbuch im deutschen
Sprachraum mangelt, persönlich würde ich mir mangels fundiertem Fachwissen
aber niemals zutrauen, so etwas zu verfassen.
War jetzt nicht böse gemeint und ich weiß, dass Dein Werk sehr vielen den
Einstieg ins Bierbrauen sehr erleichtert.
Stefan
[Editiert am 17.12.2012 um 20:44 von Boludo]
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:33 |
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Anstelltemperatur untergärig:
Bei untergärigem Bier ist die Anstelltemperatur extrem wichtig.
Währen die Hefe ankommt, entstehen die meisten Fehlaromen.
Die hier oft (auch von mir) verbreitete Methode, untergäriges Bier warm
anzustellen und abzukühlen, sobald die Hefe angekommen ist, ist fatal.
Man sollte lieber etwas zu kalt anstellen und dann die Temperatur durch die
Gärwärme leicht ansteigen lassen. (die Hefesuspension unbedingt auf
Anstelltemperatur oder leicht darunter kühlen).
Läuft dann die Hauptgärung etwas zu warm, ist das lange nicht so schlimm,
wie ein zu warmes Anstellen.
Die untergärige Flaschengärung bei Raumtemperatur durchzuführen ist dagegen
wieder absolut empfehlenswert (Diacetylbildung und Abbau, kaum
Gärnebenprodukte, schnelle Nachgärung).
Und Veltins vergärt sein untergäriges Bier mit einer speziellen
Drucktechnik bei 24°C mit einer Hefe, die noch wärmer propagiert wurde
Fuselalkohole:
Fuselalkohole sind nicht unbedingt für Kopfweh verantwortlich, sonst würde
jeder Hefeweizenabend im Fiasko enden.
Es kommt immer auf das Verhältnis Fuselalkohole/Ester an.
Bei obergärigen Bieren kann man das Verhältnis kaum beeinflussen und es
dominieren eindeutig die Ester.
Bei untergärigen Bieren dagegen kann man das Verhältnis durch die
Temperatur viel besser steuern.
Da ich nichts zum Schreiben dabei hatte, fällt mir leider nicht viel mehr
ein.
Da war noch die Sache mit dem Kurzzeiterhitzer, der wird nicht in erster
Linie eingesetzt, um die Mikroorganismen abzutöten (nur ein Nebeneffekt),
sondern hat noch eine andere Wirkung, die mir leider gerade nicht einfällt
(Erzeugung von Diacetyl aus dem Precoursor??).
Es wurde versichert, dass man KZE nicht schmeckt und die Trübung in
Hefeweizen stabilisiert wird, ich kenne aber Leute, die schwören, dass sie
das schmecken.
Zum Schluß hat Michael Zepf aber noch gesagt, dass wir nicht alles glauben
sollen, was er sagt
Stefan
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Antwort 8 |
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Member Beiträge: 79 Registriert: 10.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:34 |
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Hallo zusammen,
Danke, dass ihr uns an den Inhalten des Seminars teilhaben lasst!!!
Als Newbie verstehe ich diesen einen Punkt in so recht:
Hefe hat keine Flügel: Soll heißen, Hefe, die sich einmal abgesetzt hat,
ist aus dem Spiel und kommt nicht mehr zurück nach oben.
Verwende ich nicht die sich bereits abgesetzte Hefe z.B. aus einem Starter
für den Sud?
Das klingt für mich gerade etwas widersprüchlich...
Vielen Dank und vil Grüße
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:41 |
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Das ist das Problem, die Hefe, die unten absitzt, besteht zum großen Teil
aus toten Zellen bzw welchen, denen es gar nicht gut geht.
Ein paar leben aber immer und daher ist es vernünftiger, aus Erntehefe, die
man unten erntet, einen Starter zu machen.
Bei obergäriger Hefe ist es ganz einfach, da schöpft man die Kräusen ab und
hat automatisch nur vitale fitte Hefen.
Darum kann man obergärige Hefen auch beinahe endlos weiterführen, man
reichert keine toten Zellen an.
Noch was zur Trockenhefe: Unbedingt nach Anleitung rehydrieren. Untergärige
Trockenhefe kann eigentlich nur in zweiter Führung so richtig arbeiten, sie
überlebt die Rehydrierung nur sehr schlecht. Das Trocknen selber ist nicht
so knifflig wie das Wiederbeleben.
Stefan
[Editiert am 17.12.2012 um 20:42 von Boludo]
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Antwort 10 |
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Member Beiträge: 79 Registriert: 10.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:46 |
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Aber ich lasse doch den Starter sedimentieren, kippe die "Flüssigkeit" ab
und verwende den Hefe-Schlamm zum Anstellen???
Ergo, würde ich ja größtenteils tote Hefe verwenden???
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:47 |
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Zitat: | Hefe hat keine Flügel:
Soll heißen, Hefe, die sich einmal abgesetzt hat, ist aus dem Spiel und
kommt nicht mehr zurück nach oben. |
Ich verstehe das so, dass die abgesetzte Hefe nicht unbedingt tot ist. Hefe
sedimentiert nun mal. Nur hat sie, einmal sedimentiert kaum noch Einfluss
auf die Vergärung. Nur die aktiv sich in der Schwebe befindliche Hefe zieht
den Sud durch..? ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:51 |
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Darum ist es unter anderen auch wesentlich vernünftiger, den Starter auf
dem Magnetrüher zu rühren
Stefan
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:52 |
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Zitat von _Tobi_, am 17.12.2012 um
20:34 |
Hefe hat keine Flügel: Soll heißen, Hefe, die sich einmal abgesetzt hat,
ist aus dem Spiel und kommt nicht mehr zurück nach oben.
Verwende ich nicht die sich bereits abgesetzte Hefe z.B. aus einem Starter
für den Sud?
Das klingt für mich gerade etwas
widersprüchlich...
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Gemeint war während einer
Hauptgärung.
Wurde z.B. beim Anstellen die Hefe nicht richtig eingerührt oder bekam
einen Temperaturschock und ist ohne richtig Anzugären bis auf den Boden
durchgefallen, dann liegt sie jetzt dort und kommt kaum wieder zurück ins
Spiel.
Ist die Hauptgärung hingegen erfolgreich durchgegoren, sind da immer noch
genug vitale Zellen in der Schwebe, um auch die Flaschngärung hinzukriegen.
Hier wurde ein Abkühlen zum besseren Absetzen der Hefe vor dem Abfüllen
sogar ausdrücklich empfohlen.
Moritz
edith: Flying hatte es verstanden...
Und Tobi: Der Punkt mit den "fehlenden Flügeln" hatte absolut nichts mit
dem Popagieren von Startern zu tun!
[Editiert am 17.12.2012 um 20:54 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 948 Registriert: 20.11.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:55 |
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Zitat von flying, am 17.12.2012 um
20:47 | Zitat: | Hefe hat keine Flügel:
Soll heißen, Hefe, die sich einmal abgesetzt hat, ist aus dem Spiel und
kommt nicht mehr zurück nach oben. |
Ich verstehe das so, dass die abgesetzte Hefe nicht unbedingt tot ist. Hefe
sedimentiert nun mal. Nur hat sie, einmal sedimentiert kaum noch Einfluss
auf die Vergärung. Nur die aktiv sich in der Schwebe befindliche Hefe zieht
den Sud durch..? |
Genau so habe ich es auch
verstanden!
Viele Grüße
Michael ____________________ Beer ist the answer
...but I can't remember the question
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Antwort 15 |
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Member Beiträge: 79 Registriert: 10.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 20:55 |
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Zitat von Bierjunge, am 17.12.2012 um
19:14 |
Wenn die Gärung richtig abgeht - dann rennt die Hefe um ihr Leben:
Anaerob mag sie nicht, da bekommt sie nur 1/19 der Energie wie im aeroben
betrieb. Den Brauer aber freut der Extraktabbau, und denkt, die Hefe fühle
sich prächtig.
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Und der lässt mich auch nicht los
Aber das muss ich (müssen wir Brauer) so hinnehmen, dass die Hefe unter den
für sie schlechten Bedingungen für uns am besten arbeitet???
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 17.12.2012 um 21:01 |
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Genau!
Hat sie genug Luft, geht es der Hefe prächtig, und sie muss sich kaum
anstrengen, um genug Energie zu bekommen. Bloß haben wir davon nichts,
außer mehr Hefe (was fürs propagieren schön ist, aber nicht fürs vergären).
Soll sie indes Extrakt zu Alkohol vergären (eigentlich ein Notbetrieb),
müssen wir ihr gewissermaßen die Gurgel zudrücken, damit sie vor lauter
Panik für uns zu strampeln anfängt und im Hamsterrad der alk. Gärung um ihr
Leben rennt.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 17 |
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Member Beiträge: 79 Registriert: 10.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 21:02 |
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Antwort 18 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 21:03 |
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Zum Glück ist Hefe kein Tier sondern ein Pilz, sonst hätten wir schon lange
PETA am Hals
Stefan
[Editiert am 17.12.2012 um 21:03 von Boludo]
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Antwort 19 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 21:05 |
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Wobei man natürlich den Crabtree- und den Pasteur-Effekt nicht vergessen
sollte. Das bedeutet, dass die Übergänge anaerob und aerob fließend
sind...sehr schwieriges aber spannendes Thema.
Die alkoholische Gärung ist der Plan B bei dem Hefestoffwechsel, der
Notfallplan
[Editiert am 17.12.2012 um 21:06 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 21:09 |
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Noch ein Nachtrag zur Autolyse:
Wenn die Hefe in Rente geht, dann sondert sie u.a. auch Proteasen und
Esterasen ab. Somit verschlechtert sich das Schaumbild des Bieres und es
sind auch Geschmacksveränderungen fetszustellen. Frei werdende Fettsäuren
werden von den anderen aktiveren Hefezellen dankend aufgenommen.
Für mich ist flyings Bild von der passiv gelegten Hefe am ehesten
verständlich. Hefe die unten liegt muss nicht tot sein, sie ist dann eher
--- passiv.
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 948 Registriert: 20.11.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 23:17 |
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Noch ein anderes Stichwort fällt mir ein: Schnellvergärprobe
Michael Zepf hat eindringlich auf die Wichtigkeit der Bestimmung des
Endvergärungsgrades mittels Schnellvergärprobe hingewiesen. Er meinte, dass
drei Tage kein Blubb im Gärverschluß ist absolut kein sicheres Indiz für
das Ende der Gärung ist.
Ich konnte bei meiner SVP neulich übrigens auch ähnliche Feststellungen
machen, die stand tagelang mucksmäuschenstill im Wohnzimmer auf'm Regal und
nach etwas schwenken ging es plötzlich wieder los... Das ging mehrfach so
und stützt genau besehen exakt die These, das die Hefe durch die
Sedimentation nicht mehr an der Gärung teilnimmt aber durch
wieder-in-Schwebe-bringen ihre Arbeit wieder aufnimmt (s.o.)
Viele Grüße
Michael
____________________ Beer ist the answer
...but I can't remember the question
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.12.2012 um 23:38 |
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Ihr scheint ja Spaß gehabt zu haben. ich eher weniger zwischen kotzenden
Kindern.
Einige Dinge die Ihr mitgebracht habt sind sehr interessant. Bei einigen
fallen mir aber auf das sie nicht unbedingt der gängigen Lehrmeinung
entsprechen. Einige Dinge widersprechen sich sogar.
Beispiel Zitat: | Hefe taucht nicht auf,
um wie ein Wal nach Luft zu schnappen: Soll heißen, Luft im Flaschenhals
wird nicht von der Hefe aerob verstoffwechselt, sondern führt zur Oxidation
des Biers - auch bei urspr. flashenvergorenen
Bieren. |
Zitat: | Flaschengärung ist die
Trumpfkarte von Euch Hobbybrauern, lasst Euch das nicht nehmen!
Flaschengärung sorgt für feinere und cremigere CO2-Bindung. Hefe in der
Flasche schützt vor Oxidation, beseitigt Diacetyl, erhöht die Stabilität
des Biers. Autolyse spielt hingegen praktisch keine Rolle. Und gegenseitig
auffressen tut sie sich schon gar nicht. Dafür bräuchte sie
Zähne... |
Luft im Flaschenhals wird nicht von der Hefe verstoffwechselt aber die Hefe
schützt vor Oxidation. Es stimmt das die Hefe wohl den kompletten
Sauerstoff im Flaschenhals nicht verstoffwechseln kann bevor er das Bier
oxidiert, dennoch nimmt der Sauerstoffgehalt durch die
Stoffwechselaktivität ab.
Trotzdem super das Dr. Zepf sowas kostenfrei macht. Meine Nachfragen an der
neuen FH in Weihenstephan sind da eher ungehört verhallt.
Gruß
Jan
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Antwort 23 |
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Senior Member Beiträge: 208 Registriert: 23.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.12.2012 um 06:35 |
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DANKE!!! DANKE!!! DANKE!!!
Schade, dass ich nicht dabei war, aber eure Erkenntnisse haben meinen
Horizont gehörig erweitert!!!!
Ich muss viel mehr Wert auf eine vernünftig geführte Gärung und Hefeführung
legen!! Vorallem mit den untergärigen Hefen ist einfach anstellen und zwei
Wochen warten zu wenig.
DANKE!!! DANKE!!! DANKE!!!
____________________ A Bia
in da fria
schodt nia
kimmt ma fia
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Antwort 24 |
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