Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 20.4.2008 um 19:46 |
|
|
Hallo Wolfgang!
> Offenbar arbeiten die Enzyme bei den niedrigen pH-Werten nicht
optimal.
Nach meiner Erfahrung arbeiten die Amylasan bei so niedrigem pH "gar nicht
mehr".
Hmm, wie da die Sache jodneutral werden soll, ist mir auch schleierhaft!
Habe das komplette Kapitel über "Soured Beers" durch den OCR gejagt und
schicke es Dir als Mail.
Wer noch Interesse hat, bitte PN.
Ich hab's ja nur mal mit der Thermoskannenmethode probiert, aber bereits
nach nur einem Tag roch das schon ziemlich unangenehm.
Vorteil der Thermoskanne dabei: da riecht man nix, solange die zu ist!
Uwe ____________________
|
|
Antwort 25 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 20.4.2008 um 20:26 |
|
|
Hallo Uwe,
etwas Vergärbares muss sich schon gebildet haben, allerdings dauerte es
trotz der Menge an Hefe recht lange (>12 h, bei 18°C, untergärige
Lagerhefe), bis die Gärung sichtbar wurde.
Bin mal auf den Restextrakt gespannt. Die Heißtrubfilterei war auf jeden
Fall trotz Sputnikschen Filter eine Katastrophe. Zu allem Unglück bekam der
Filtersack dann auch noch ein Loch
Bin ja mal auf den Artikel gespannt. Danke schon mal für Deine Mühe.
Der Geschmack ist allerdings schon vielversprechend.
Grüße
Wolfgang
|
|
Gast
|
|
erstellt am: 13.5.2008 um 17:57 |
|
|
Hallo,
nachdem ich jetzt schon etliche Flaschen von dem mit einer Maischesäuerung
angesetzten Bier getrunken habe, muss ich leider sagen, dass sich dieser
unangenehme Geruch, der sich während der Maischesäuerung zeigte, im Bier
als Geschmack festgesetzt hat. Meine Vermutung ist, dass es sich dabei um
Buttersäure handelt, die offenbar mittels Buttersäurebakterien entstanden
ist.
So einen ähnlichen Geruch hatte ich mal bei der Herstellung von Sauerteig,
mit dem Unterschied, dass ich im Brot nachher nichts mehr geschmeckt
habe.
Ich werde das Bier erstmal wegstellen - im Kühlschrank -, mit der Hoffnung,
dass sich die Buttersäure mit dem Alkohol verestert.
Grüße
Wolfgang
|
|
Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 13.5.2008 um 21:57 |
|
|
Hi Sauerbierfreaks,
mein erster Berliner-Weiße-Versuch gipfelt in der Aufforderung meiner
Holden, dieses Bier sofort erneut zu brauen. Wenig Alc, wenige Caloris und
die Säure ist ein Trinkbegrenzer, sagt sie.
Basis ist das hier in der Datenbank hinterlegte Rezept, das problemlos
funktioniert. Ergänzend zum Milchsäurestarter sei angemerkt, daß dieser 2
Tage im Backofen bei ca. 48°C gären sollte, denn hier fühlen sich die GUTEN
Lactos (delbrückii) am wohlsten und die bösen Lactos kommen nicht so recht
voran.
Nach dem Abmaischen und Abkühlen des Sudes auf 48°C wird mit dem gesiebten
Lactostarter angestellt und widerum für 48 Std. bei 48°C gären gelassen.
Wer Schnupfen hat, ist hier klar im Vorteil. Anschließend zum Hopfenkochen
übergehen. Hier fällt beim Annäheren an die 100°C-Grenze auf, daß die
weiße, übliche Schaumbildung des Eiweißbruches extrem ausfällt : Starker,
schneeweißer Schaum in Richtung dolomitischer Hochkräusen - stark
überkochgefährdet !
Die anschließende Gärung mit einer WYeast 3333 / 3. Führung verlief
untypisch verhalten. Die gleiche Hefe rannte bei der 2. Führung wie Harry,
hier bei pH 3,4 und 21°C zäh und lustlos, ähnlich die weitere Nach- bzw.
Druckgärung. Nach 8 Tagen in die Kaltreifung gestellt und dann aus reiner
Neugierde nach einer Woche die erste Verschnabulierung. Was soll ich sagen
: Das Ergebnis ist sensationell ! Zitronig klarer Geschmack, wer hier mit
Waldmeister oder Himbeer korrigiert ist selbst dran schuld ! Ein spritziges
Sommerbier ohne Beispiel, ein wahrer Champagner des Nordens ! Cheers !
Grüße
Erlenmeyer
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Antwort 28 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 07:20 |
|
|
Hallo Erlenmeyer,
freut mich, dass Du so erfolgreich bei der heimatlichen Weißen bist.
Zitat: | Milchsäurestarter [...]
2 Tage im Backofen bei ca. 48°C gären |
Das geht
aber auch einfacher, indem Du den Milchsäurestarter (eine Handvoll Malz und
ein halber Liter Wasser) mit gut 40 Grad in eine Thermosflasche füllst und
zwei, drei Tage stehen lässt.
Dieses Jahr gibt es übrigens (neben Schultheiß/Kindl) wieder eine zweite
kommerzielle Brauerei, die die Berliner Weiße braut: Berliner Bürgerbräu.
Aber obwohl das quasi meine Hausbrauerei ist (steht in Friedrichshagen, auf
der gegenüberliegenden Seite des Müggelsees), muss ich sagen, dass mir
meine Eigenkreation wesentlich besser geschmeckt hat. Die Bürgerbräu-Weiße
ist seeehr mild gesäuert, zu mild für meinen Geschmack.
Ich habe am Wochenende beim Brauereifest den Besitzer noch mit Fragen nach
dem Rezept gelöchert, leider ohne Ergebnis. Damit ich endlich Ruhe gebe,
hat er mir Freibier ausgegeben - naja, wenigstens nicht ganz umsonst
gefragt ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 29 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 10:20 |
|
|
Hallo,
eine Buttersäurebakterieninfektion hat bei der Herstellung eines
Milchsäurestarters noch niemand gehabt?
Grüße
Wolfgang
|
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 11:20 |
|
|
Ich habe es erst einmal mit der Thermoskannenmethode gemacht. Geruch war
unangenehm, aber nicht nach "Käsefuß".
Klar bei so wilden Keimen kann der Starter sicher auch in die falsche
Richtung kippen, schade für Deinen Sud, Wolfgang!
Vielleicht ergibt sich ja doch noch eine Besserung in der Lagerung.
Uwe ____________________
|
|
Antwort 31 |
|
Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 14:37 |
|
|
Hi,
nochmal kurz zum Milchsäurestarter :
Unter dem nicht korrekten, weil irreführenden Begriff Lactobazillen
versteht man alle Mikroorganismen, die in der Lage sind, Milch zu säuern,
egal ob nun Bazillen oder Coccen, um nur die bekanntesten zu nennen. Jede
Spezies hat ihre eigenen Wachtumsoptima. Unter diesem Gesichtspunkt habe
ich mir den physiologischen Lact. delbrueckii ausgesucht, der hoffentlich
in ausreichender Menge auf den PiMaspelzen lebt. Wenn ich diesem Keim nun
über einen längeren Zeitraum optimale Bedingungen einräume, also nicht nur
einmal jene 50°C und dann ab in die Thermoskanne, dann züchte ich diesen
Keim bewusst, und andere Lactos werden unterdrückt, da unwirtliche
Lebensbedingungen.
Ich könnte mir vorstellen, daß Steinbrauers Lactos gerade unter diesem
breiten Lebensraumspektrum aufgewachsen sind und somit entsprechende "böse"
Lactos mit eingeschleppt wurden. Aus diesem Grund halte ich ein Halten der
Temperatur bei 48°C für sehr wichtig, und zwar über die gesamte Gärdauer
des Lactostarters. Zumindest hat mich mein erster Sud voll begeistert.
Grüße
Erlenmeyer
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Antwort 32 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 19:19 |
|
|
So eine Thermoskanne hält meiner Meinung nach die Temperatur lange genug,
um den "guten" Milchsäurebakterien genug Vorsprung zu verschaffen.
Andererseits ist in einigen Rezepten sogar davon die Rede, dass auch
Bretanomyces im Spiel sind. Keine Ahnung, wie man die gezielt vermehren
könnte. Das eine mal, als ich wahrscheinlich welche davon im Weizenbier
hatte, kamen sie jedenfalls ohne mein Zutun, und ich habe alles getan, um
sie möglichst schnell wieder loszuwerden
Die ursprüngliche Produktion der Berliner Weißen war, wenn man den wenigen
zeitgenössischen Beschreibungen glauben kann, eine ziemliche Sauerei, mit
offenen Gärbottichen in alles anderer als steriler Umgebung. Ich denke
fast, es war ein Glücksspiel, ob man die richtigen Bakterien und Pilze in's
Bier bekam oder nicht. Die Erfolgsquote und Qualität war entsprechend
gering. Nicht umsonst hat auch hier im Norden das Untergärige gesiegt ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 33 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 14.5.2008 um 21:11 |
|
|
Wheeler&Protz beschreiben im Kapitel " Sour Mash Beers" ihres Buches
"Brew classic european beers at home", das Verfahren, die Maische
längere Zeit bei 50°C säuern zu lassen.
Die Temperatur soll Lactobacillus delbrueckii begünstigen und
anderes Getier bremsen. Sie empfehlen eine Standzeit von 24-48 Stunden oder
bis der pH auf 3,5-4 gefallen ist. Offenbar findet auch bei 50°C schon eine
langsame Verzuckerung statt, denn der Lactobacillus braucht auch was zu
beißen.
Da das Buch vergriffen ist: wer das koplette eingescannte Kapitel als Text
haben mag, melde sich per Mail.
Wenn regelmäßig mit solchen Bakterien gesäuert wird, kann ich mir
vorstellen, daß sich im Braubereich ein bestimmtes Keimmilieu etabliert,
etwa wie in Lambicbrauereien, Käse- oder Sektkellern. Ich denke, daß dann
die Herstellung der Berliner Weißen gar nicht so zufällig war, nichts
genaues weiß ich aber auch nicht (ums mal boarisch auszudrücken
).
Uwe ____________________
|
|
Antwort 34 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 15.5.2008 um 07:23 |
|
|
Ich habe gestern nochmal meine Weiße vom letzten Jahr verkostet. Sie soll
ja durch sehr lange Lagerung immer besser werden, man liest von bis zu 3
Jahren.
Meine stand jetzt etwa ein Jahr in Flaschen abgefüllt im Keller bei ca. 15
Grad. In der Flasche war die Weiße glasklar, hatte nach der Kühlung auf ca.
6 Grad aber wieder etwas Kühltrub. Die Ablagerung am Flaschenboden waren
gering und sehr fest. Der Geruch war typisch für Weiße: kein Hopfen,
frisch, aber auch ein leichter erdiger Anklang.
Die Säure hat sich nicht weiter abgebaut und war für meinen Geschmack genau
richtig. Hopfenaroma ist nicht feststellbar (kein Wunder bei nur 6 IBU).
Der Körper ist sehr leicht, Rezenz gut, insgesamt sehr frisch.
Die Qualität hat sich m.M. während der Lagerung nicht mehr wesentlich
verbessert, ich bin aber alles in allem sehr zufrieden und würde wohl
wieder so arbeiten. Bretanomyces könnten evtl. noch etwas für das Aroma
bringen, aber das ist mir doch noch zu gefährlich für meine anderen Biere.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 35 |
|
Gast
|
|
erstellt am: 15.5.2008 um 21:51 |
|
|
Hallo,
von dieser Maischesäuerung kann ich aus eigener schlechter Erfahrung
wirklich nur abraten. Nicht weil mir dabei Buttersäure entstanden ist,
sondern weil die Enzyme bei dem niedrigen pH-Wert einfach nicht mehr
zufriedenstellend arbeiten.
Grüße
Wolfgang
|
|
Newbie Beiträge: 9 Registriert: 8.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 30.3.2013 um 15:11 |
|
|
Und falls es jemand immer noch nicht glauben mag:
Habe gestern 70 Liter schleimige Maische entsorgt.
Zuvor:
- Einmaischen halber Malzmenge bei 48°C, versetzen mit wohlriechendem
Milchsäurestarter aus der Thermoskanne
- Am nächsten Morgen waren die 60 Liter schön sauer,
- Aufheizen auf 62°C, restliches Malz zumaischen, Maltoserast
- Aufheizen auf 73°C auch nach 5 stündiger Rast war die Stärke zwar zu
einer schleimigen Masse gelöst aber keinesfalls abgebaut
- pH-Messung ergab ca. 4,2
- Maische musste entsorgt werden.
|
|
Antwort 37 |
|
Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 30.3.2013 um 15:26 |
|
|
Nachdem Udo (Trashhunter) ja letztlich ähnliches berichtet hat, stell ich
mir doch immer die ein Frage:
Was versprecht ihr euch eigentlich davon "irgendetwas" Milchsäurevergorenes
schon in der Maische einzusetzen ? ( Ausgenommen natürlich kontrollierte
Zugaben zwecks RA Einstellung)
Wenn du den Maische pH schon in "ungeahnte" Tiefen ziehst, musst du dich
doch nicht wundern, dass die Amylasen nicht mehr so recht wollen.
|
|
Antwort 38 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 30.3.2013 um 17:48 |
|
|
Da hat er wohl etwas falsch gemacht. Echte Berliner Weisse wurde mit einer
Mischkultur vergoren. Die Maischesäuerung (auf diese heftige Art) haben
dann wohl findige Hobbybrauer erfunden..? Ich weiß es nicht genau. Auf
jeden Fall schießt es die Enzymen aus dem Optimum oder killt sie gar. Eine
milde Säuerung zur Einstellung des ph-Wertes ist in Brauereien nicht
unüblich.
Normalerweise wird der Sauerstarter auch in die bereits komplett
verzuckerte Maische oder in die Würze gegeben. Es erfolgt die Säuerung nach
Geschmack und dann wird gekocht um die Laktos wieder abzutöten.
[Editiert am 30.3.2013 um 17:50 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 39 |
|
Newbie Beiträge: 9 Registriert: 8.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 30.3.2013 um 22:24 |
|
|
Ich hatte mich halt auf folgendes Zitat von Uwe bezogen:
"Wheeler&Protz beschreiben im Kapitel "Sour Mash Beers" ihres Buches "Brew
classic european beers at home", das Verfahren, die Maische längere Zeit
bei 50°C säuern zu lassen.
Die Temperatur soll Lactobacillus delbrueckii begünstigen und anderes
Getier bremsen. Sie empfehlen eine Standzeit von 24-48 Stunden oder bis der
pH auf 3,5-4 gefallen ist. Offenbar findet auch bei 50°C schon eine
langsame Verzuckerung statt, denn der Lactobacillus braucht auch was zu
beißen."
Daraus hatte ich geschlossen, daß erst gesäuert und dann die Enzymrasten
gefahren werden. Das ist ja bei einer Infusion auch bequem, da ich
ansonsten nach dem Abmaischen erst wieder auf ca. 40°C die Würze kühlen
müsste.
Mein Ergebnis ist nun: Das geht so nicht, schon bei einem pH von 4,2 fand
bei mir kein enzymatischer Stärkeabbau mehr statt. Also erst die
Maischearbeit, dann evtl. säuern.
Zweite Erkenntnis: Bereits nach 18h bei 45°C fallend auf 28°C waren die 60
Liter Maische (von den 0,5 Litern Milchsäurestarter aus der Thermoskanne)
bestens versäuert. Das hätte ich so schnell und deutlich ebenfalls nicht
erwartet.
Das wollte ich kurz loswerden, damit eventuell jemand aus meinem Fehler
lernen kann.
|
|
Antwort 40 |
|