Posting Freak Beiträge: 679 Registriert: 22.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.4.2011 um 04:20 |
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Hallo allerseits!
Über den Sinn oder Unsinn des Marketings, lumineszente Partikel ins Bier
einzubringen, wurde hier ja bereits vor einigen Wochen ausgiebig
diskutiert…ich persönlich braue ja eher ‚traditionsbewußt‘ und stand dem
Ganzen sehr skeptisch gegenüber.
Vor einigen Tagen allerdings bin ich über einen Bekannten in den Besitz von
2 Flaschen von dem von der Küstenbrauerei Wilhelmshaven vertriebenen
Stardaster-Weizenbieres noch vor der offiziellen Markteinführung gelangt.
Eine komplette Charge wurde wegen eines Etikettenfehldrucks aussortiert
(offensichtlich fehlte der Druckerei die Farbe „gelb“, so dass die darauf
abgebildeten Dünengräser hellblau erscheinen und der Leuchtturm lila
Streifen hat.*LOL* - sammelt jemand sowas?-)
Der Effekt beim Einschänken im abgedunkelten Licht ist dennoch sehr
interessant: es wirbeln -ausgelöst durch die Erschütterung- tatsächlich
etwa 15-20 hell leuchtende Punkte durch das Weizenglas, welche nach etwa 10
Sekunden wieder nach und nach verblassen. Zwischendurch leuchtet mal ein
einzelner Punkt auf, vermutlich, wenn eine emporsteigende Co2-Blase auf
einen Leuchtpunkt trifft. Geschmacklich ist das Bier …naja…. nichts anderes
als ein schwach gehopftes Kristallweizen.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, daß es sich bei den Leuchtpunkten
lediglich um eine einzellige Alge des Typs „Noctiluca miliaris“ handelt.
Vom Algenblütenaroma hochsommerlicher Froschtümpel ist erfreulicherweise
nichts zu bemerken. Diese Einzeller kommen für gewöhnlich nur in
Salzwasser vor. Es ist dem Meeresbiologischen Institut zu Bremerhaven
jedoch gelungen, diese Mikroorganismen während einer 5(!)jährigen
Zuchtfolge zunächst an Süßwasser und dann an eine Bierwürzeähnliche
Umgebung zu gewöhnen. Beim Abfüllen in die Bierflaschen werden einige
Zellen hinzugegeben, welche nach rd. 3 Wochen absterben. Das sollte dennoch
für die meisten Zwecke reichen. Zunächst werden ausschließlich Norddeutsche
Großdiskotheken beliefert…man will abwarten, wie die Konsumenten das
neuartige Bier annehmen.
Wie gesagt - geschmacklich ist das Weizen eher kein Highlight - aber
immerhin ähnlich dem Erdinger Alk.frei sehr erfrischend. Ich würde daher
die 2. Flasche gerne opfern, um eine kleine Weiterzucht für eigene Zwecke
zu versuchen. Das Bier also in einen sterilen Topf kippen, dann mit einer
Pipette versuchen, die Algenzellen dort herauszufischen. Anschließend will
ich sie dann in eine mit ungehopfter Würze gefüllte Petrischale geben.
Wie aber kann ich die Algen darin am besten weitervermehren? Was regt sie
zur Vermehrung an? Ich habe bereits in Bremerhaven angerufen und hatte
sogar die Ehre, mit dem das Projekt betreuenden ersten Vorsitzenden Prof.
A. Pril zu sprechen, der zwar sehr nett, aber aufgrund noch nicht
abgeschlossener Patentverfahren zu keinerlei Auskunft bereit war. Naja…
dann eben nicht! Ich habe immerhin erfahren, das der Einsatz in Pilsener
Bieren derzeit ausgeschlossen sei. Daraus schließe ich, dass die Hopfenöle
und wohl auch der Alkoholgehalt eher schädlich für die Algen sind. Es
stellte sich übrigens während des Telefonats heraus, dass Herr Pril in
einem Nachbarort von mir wohnt - und er war sehr interessiert an einer
Verkostung meines gegen Ende diesen Monats ausgereiften Maibocks á la
Tauroplu. Darauf freue ich mich schon...wie wild…!
Was meint Ihr, wie soll ich mit den kleinen Kameraden verfahren?
- Fütterung mit Agar?
- kalt oder warm stellen?
- hell oder dunkel?
Gruß
-André-
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Posting Freak Beiträge: 1776 Registriert: 14.7.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.4.2011 um 06:32 |
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Da wirst du wohl mit Hausmittelchen wie Agar Agar keinen Erfolg haben.
Schick' mal eine P.N. ich habe hier noch einen "Algen PRopagator Im
Lumenverfahren" herumstehen, is aber nicht gerade billig, das Teil.
Jedenfalls brauch' ich den nicht mehr.
Viele Grüße!
Tino
[Editiert am 1.4.2011 um 06:33 von tinoquell]
____________________
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Antwort 1 |
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Gast
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erstellt am: 1.4.2011 um 07:48 |
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Toll, es tut sich etwas in der Entwicklung !
Die Engländer haben auch etwas in der Pipeline :
Fullers plant eine neue Produktreihe :
Die CRS ( classic rock series ) !
Die first edition dieses sehr streng limitierten Bieres soll ein in dunklem
Lila daherkommendes
Imperial Stout sein.
Der Hopfen erzeugt nach einer Spezial-Isomerisation durch Reibung der
Moleküle sphärische Klänge, beim Öffnen der Flasce ertönt dezent der Deep
Purple Klassiker April ......
Greetings from London
Jürgen
beerspy
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 1.4.2011 um 08:27 |
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Hey, Andre,
davon habe ich just neulich auch gelesen, sehr spannend wie ich finde. Ich
kann mich nämlich noch gut an unsere Holland Urlaube in meiner Kindheit
erinnern, manchmal konnten wir das sog. Meeresleuchten in der Dunkelheit
gut beobachten. Wird soweit ich noch weiß von sog. Dinoflagellaten
hervorgerufen, sehr selten. Um so mehr hat es mich gefreut, zu lesen, dass
das jetzt auch noch künstlich erzeugt wird. Und als Krönung auch noch in
den Gefilden, in denen wir Hobbybrauer uns gut auskennen.
Ich hab lange gesucht, aber dann doch ein Bildchen gefunden, wo man das
typisch blaue Leuchten direkt nach dem Einschänken gut sehen kann:
In diesem Sinne Prost!
Michael ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.4.2011 um 08:48 |
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Hi Andrè
das ist ja mal eine Sache! Da hüpft das Forscherherz.. Der Prof. A. Pril ist ja eine Koryphähe auf seinem
Gebiet! Und da heißt es immer deutsche Brauereien wären nicht
experimentierfreudig. Die Tierchen die Du nennst sind aber soweit ich weiß
keine Algen (keine Photosynthese?), sondern Geißeltierchen wie Michael das
schon genannt hat.
Wikipedia schreibt z.B:
" Noctiluca miliaris hat eine ventrale Furche mit einer Geißel. Die
Geißel treibt die Zellen nicht an, sodass N. miliaris unbeweglich ist und
nur den Auftrieb im Wasser regulieren kann. Außerdem besitzt Noctiluca
miliaris eine „Zahn“ genannte Bildung der Zellwand und eine für den
Beutefang benutzte Tentakel. Mindestens eine Studie konnte zeigen, dass ein
Strang klebrigen Schleims von der Tentakel ausgeworfen wird, an dem dann
Futterpartikel hängen bleiben."
Diese Tierchen ernähren sich von Algen und anderen Wasserbewohnern.
"Noctiluca miliaris ist heterotroph und nimmt die Futterpartikel durch
Phagozytose auf. Die Beute besteht allgemein aus Plankton, darunter
Kieselalgen, Dinoflagellaten, Bakterien und auch Fischeier. Die robusten
Schalen der Kieselalgen sind in den Vakuolen der fast durchsichtigen Zellen
von Noctiluca miliaris gut sichtbar und können auch nach dem Fressen noch
bestimmt werden."
Zuerst müsstest Du sie erst mal aus dem Bier filtern. Dazu bietet sich ein
100 Mikron Filtergewebe an, vielleicht reicht aber auch ein einfaches
Leinentuch oder ein sogenanntes Geißeltierchenlasso. Solltest Du welche
erwischen musst Du sie eben füttern
Vielleicht in einem kleinen Aquarium??
m.f.g
René
[Editiert am 1.4.2011 um 11:12 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 1027 Registriert: 3.2.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.4.2011 um 09:37 |
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Einspruch euer Ehren!
Lieber Michael (taroplu),
du weisst dass ich deine Beiträge aufgrund deiner Fachkompetenz sehr
schätze!
In diesem Fall täuscht du dich allerdings.
Es kann sich beim vorliegenden Thema kaum um Dinoflagellaten handeln,da
diese ja
zwei lange Geißeln besitzen,wobei eine nach hinten gerichtet ist
(Transversale Geißel)
und die andere in einer Ebene senkrecht dazu schlägt (Longitudinale
Geißel).
Diese Anordnung der Geißeln wird als dinokont bezeichnet und ruft natürlich
keine Blaufärbung hervor!
Vielmehr scheint es sich im vorliegenden Falle um eine klassische Infektion
durch den gemeinen
Milchsäurekäfer (coleoptera vulgaris) zu handeln.
C:UserstremoniusDesktopMilcksäurekäfer.jpg
Dieser ruft in der frühen Phase (praecox) eine Blaufärbung des Bieres
hervor,in der späteren
(posterior) dann häufig auch eine Blaufärbung des Probanden,die nicht
selten mit einer Unverträglichkeit
gegen Nahrungsergänzungsmittel einhergeht,die in Extremfällen bis zum
unkontrollierten Auswurf
derselben führen kann!
C:UserstremoniusDesktopS04.htm
Wie dir sicherlich bekannt ist,habe ich obiges bereits in meinem Plagiat
zur Erlangung der Doktorwürde
ausgeführt (1.April 1984) und es hat schließlich Eingang in die
Standardliteratur gefunden.
Nix für unklug!
Dr. (cc)* Tremonius
* Cerecisiae Causa
[Editiert am 1.4.2011 um 09:50 von tremonius]
____________________ "...besser der Arsch leidet Frost als der Hals Durst!" (Martin Luther)
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 679 Registriert: 22.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.4.2011 um 22:44 |
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Zitat von tremonius, am 1.4.2011 um
09:37 | da diese ja
zwei lange Geißeln besitzen,wobei eine nach hinten gerichtet ist
(Transversale Geißel)
und die andere in einer Ebene senkrecht dazu schlägt (Longitudinale
Geißel). |
Tremo, Du hast Recht!
Ich habe die Zellen mit der longitudinalen Geißel zu den anderen
Zellen hinzugegeben, die so etwas nicht haben.
Und plötzlich ist das hier passiert:
(na, also... geht doch!)
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Antwort 6 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2011 um 12:20 |
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Tja, Ihr Lieben, man lernt eben nie aus!
Tolle Fotos, Andre!!
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2011 um 20:02 |
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Hi André,
weil das bei Dir mit der Zucht so gut klappt hab ich mir jetzt bei eBay-
Hong Kong (ebay.com.hk) eine Dinoflagellaten Aufzuchtsmaschine bestellt.
Hat nur 10411,-€ gekostet. Ein echtes Schnäppchen
Hier mal eine vereinfachte Skizze der Machine
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.4.2011 um 20:23 |
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Ich möchte mich vor dem hier zur Schau gestellten
Fachwissen verneigen. Respekt!!
Ich frage mich nur, ob es - wo wir doch alle hier gegen die bösen, bösen
gefilterten Industriebiere sind - es erstrebenswert ansehen, blaues Bier
herstellen zu wollen, was offensichtlich, wenn man die Einträge liest,
nicht mal gut schmeckt. ____________________
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Antwort 9 |
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