Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 22:45 |
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Mir ist das eben so aufgefallen... seit gestern Abend gegen 18 Uhr die Hefe
sagte "bin da" und begann zu rödeln, liegt eigentlich ununterbrochen der
Gärgeruch in der Luft und nachdem ich heute Mittag den angebohrten Deckel
des Eimers gegen einen neuen eingetauscht hab, in welchem ein Gärröhrchen
mit dichter Dichtung sitzt, blubbert es eigentlich ununterbrochen.
(Hätte ich gestern Nachmittag nicht das Loch für die Cam in den anderen
Deckel gesägt, hätte das Röhrchen wahrscheinlich schon seit gestern Abend
permanent geblubbert.)
Soweit die Einleitung
Und nu die Frage, die mir in den Sinn kam...
Hat sich eigentlich schon mal Jemand Gedanken darüber gemacht, wieviel
Kohlensäure unsereiner von der lieben Hefe so produzieren läßt ?
Nehmen wir doch einfach mal die 12 Liter Ale, welche jetzt in meinem
Gäreimer gären.
Angesetzt war`s (Meßfehler nicht ausgeschlossen) mit einer SW von 12,2°P
(12,2 * 0,004 +1) bringt mich auf eine Dichte von 1048 und die laut Spindel
auf einen Zuckergehalt von 135g/Liter
Ich hoffe ich hab das bislang weit genug begriffen...
12 Liter * 135g = 1620g Zucker
Die Hefe zerlegt den Zucker in drei gleichen Teilen in Alkohol,
Nebenprodukte und Kohlensäure. Richtig ?
1620g / 3 = 540g Kohlensäure, die während der Gärung produziert werden.
Man korrigiere mich bitte, wenn ich irgendwo einen Fehler drin habe.
So, und nu ist die Frage, wieviel davon im Jungbier verbleibt und wieviel
durch das Garröhrchen entweicht.
Dafür gibt es bestimmt auch eine Formel und ich möchte fast wetten, sie ist
an die Temperatur im Jungbier gekoppelt.
Nehmen wir also die durchschnittliche Temperatur in meinem Ale, welche laut
auf dem Eimer klebenden Thermometer bei 27°C liegt.
Bin mal gespannt, ob ihr mir da weiter helfen könnt
[Editiert am 26.8.2011 um 22:55 von TrashHunter]
____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:01 |
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He TH, du must mit etwa der Hälfte Alkohol rechnen, pro Stw. , eventuell
und etwas sicherer würde ich mit dem faktor 2,5 rechnen. Als weiteres rate
ich Dir, im Narziß nachzulesen, kommt im Oktober in neuer Auflage raus.,
schaff es dir an, mit deinem Wissensdrang.
Volco
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 1442 Registriert: 10.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:04 |
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:21 |
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Also den Narziß werd ich mir wohl besorgen, merci.
So, die kleine Tabelle definiert den im Bier befindlichen CO2-Gehalt.
Das bedeutet, in meinem Jungbier sind am Ende der Hauptgärung
12L * 1,3g = 15,6g Kohlensäure.
Bleiben wir - bevor ich mich durch Volco´s Aussage total verwirren lasse -
zunächst mal bei den berechneten 540g Kohlensäure, welche insgesamt
produziert werden.
Dann bedeutet das, daß 540g - 15,6g = 524,4g Kohlensäure durch das
Gärröhrchen in die Umgebung abgegeben werden.
Wenn ich jetzt noch erklärt bekomme, wieviel Liter, also welches Volumen
die ausgetretene Kohlensäure hat, kann ich ruhig schlafen
Und nun zu Dir Volco
Ich soll mit etwa der Hälfte Alkohol rechnen ? Ausgehend von der
ursprünglichen Zuckermenge davon die Hälfte als Alkohol am Ende ? Oder vom
ursprünglich in meiner Rechnung postuliertem Alkoholanteil die Hälfte ?
Weil das ist mir ned so ganz klar geworden. Erklärst Du`s mir bitte ? ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:33 |
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Als eine sehr grobe Näherung / Hausnummer würde ich so vorgehen (eine
einfache Massenbilanz mit dem Gärbottich als Kontrollvolumen):
Annahmen: Das Volumen des Bieres bleibt vor und nach der Gärung gleich und
nur Kohlensäure entweicht durch das Gärrörchen.
Die Anstellwürze hat eine Dichte von 1.050 kg/m3 (Original Gravity, OG) und
das fertig vergorene Bier eine Dichte von 1.010 kg/m3 (Final Gravity,
FG).
Nehmen wir an, dass der Sud 23L ist. Dann sind (1.050-1.010)*23/1000 = 0.9
kg Kohlensäure während der Hauptgärung entwichen.
Dann fügt man ein Bisschen Zucker dazu und das trinkreife Bier hat 5 g Co2
/l drin. Für einen 23L Sud machen das 0.1 kg aus.
Wenn diese Überlegungen stimmen hat die Gärung von 23 l einen C02 Ausstoss
von 1 kg. Es wird aber ziemlich viel Kohlenstoff im Alkohol gespeichert
("Light" Biere haben haben in der Regel weniger Alkohol als normale
Biere!). Dieser wird aber erst beim verbrennen als CO2 freigesetzt, oder
halt nicht; bei manchen wird der Kohlenstoff zwischengelagert.
Gruss, BE
[Editiert am 26.8.2011 um 23:44 von BlaueEule]
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:53 |
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Warum so kompliziert? Die Hefe zerlegt den Zucker zu Alkohol und
Kohlensäure zu ziemlich genau gleichen Teilen. Das heißt, der Alkoholgehalt
des fertigen Bieres ist gleich der CO2 -Erzeugung. Das ganze in
Gewichtsprozenten.
Beispiel: 23 L mit 5% Alk. macht gesamt 1,15 L Alk auf die Menge. Umrechnen
auf Kilo...1,15 x 0,78 (Dichte von Alkohol) ergibt 0,9 kg CO2. Egal ob
gebunden oder nicht. Das gebundene kommt früher oder später auch wieder
raus ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 5 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 26.8.2011 um 23:59 |
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Nicht zu vergessen ist die Erhöhung des CO2-Ausstoßes durch den Brauer
selbst, wenn er - z.B. ob der obigen komplizierten Rechnung oder beim
Anblick des späteren Bieres - ins Schnaufen kommt...
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 00:18 |
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Hui, Jungs, jetzt habt ihr mich aber vor diesem Hai her geretet, so genau
wollte ich es i´hm gar nicht beibringen. Er sollte doch lesen, in der
neuesten Auflage unsrere Bibel.
Danke,Männers,
Volco
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 08:25 |
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Ist es dieses
Buch ?
Jungs, ich danke Euch
Ich bin ein Sauger, ich sauge Wissen. Und diese, zuweilen auch als Fluch
empfundene, Eigenschaft führt dazu, daß mein Hirn ständig am Rattern ist.
Denn es wäre wenig sinnvoll, Wissen einfach nur einzulagern. Das Wissen
will bewertet und zumindest auf der gedanklichen Ebene auch eingesetzt und
einem sinnvollen Zweck zugeführt werden. Wenn ich also eine Information
erhalte, wird diese von allen Seiten beleuchtet und untersucht bis darauf
basierend ein komplexes Bild in meinem Kopf entsteht. Und diese Prozesse
führen dazu, daß zuweilen derartige Fragen, deren praktischer Nutzen
durchaus dahin gestellt sein kann, entstehen.
Die Antwort auf die Frage, wieviel CO2 mein Ale während seiner Gärung an
die Umwelt abgegeben hat, ist eine solche von relativ geringem Nutzwert
weil das CO2 in die Luft entweicht und futsch ist. Verwertbar ist es für
mich nicht.
"ABER" sagt mein Hirn, "überleg doch mal - nur so theoretisch - ob man den
ungenutzten Ausstoß an CO2 nicht nutzbar machen könnte... "
Sicher könnte man, nur dürfte der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen
stehen, denn die erzeugten Mengen wären kaum relevant.
"SICHER?"
Was meinst Du damit ?
"Na denk mal zB. an so einen Syphon, welcher mit 10g-CO2-Cartouchen
gefüttert wird um Bier aus dem Partyfäschen zu drücken... oder einen
Gegendruckfüller für Kegs..."
Halt`s Maul Hirn, ich will schlafen !
Das lasse ich jetzt so stehen und bedanke mich für Eure Bereitschaft auf
mein kleines Gedankenspiel einzusteigen ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2011 um 10:59 |
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Ja, das ist "der Narziß". Meistens wird bei diesen Fachbüchern (auch Kunze
z.B.) aber eine eher antiquarische Ausgabe empfohlen (ich habe die 6.
Auflage von 1995), da zum einen günstiger und zum anderen u.U. noch mit
"bodenständigerer Technik", die dem Hobbybrauer noch ein bißchen näher
ist.
Bei der Nutzung der Gärkohlensäure müßtest Du auch die Möglichkeit einer
Gaswäsche überdenken, denn es blubbert ja nicht nur reines CO2 aus dem
Gärfaß, sondern auch Aromen u.A. vom Hopfen oder sogar H2S sollte die Hefe
zum "Schwefeln" neigen.
Uwe
____________________
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 11:11 |
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 446 Registriert: 5.1.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 11:19 |
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Zitat: | Wikipedia:
Laut der Balling-Formel entstehen aus 2,0665 g Extrakt bei der Gärung 1 g
Alkohol, 0,11 g Hefe und 0,9565 g CO2 |
=> folgt aus der Stoechiometrie der allgemeinen Gärungsformel
C6H12O6 -> 2 C2H5OH + 2 CO2
Dichte Ethanol: 0,79 g/mL
Mol volumen CO2: 22,4 L/ 44 g CO2 (Annahme ideales Gas)
Beispiel 25 L Bier mit 5% Vol EtOH
25 L mit 5 Vol% EtOH => 1250 mL EtOH => 987.5 g EtOH => 944.5 g
CO2 => 481 L CO2
Cheers
Beer Dog ____________________ "All right, brain, I don't like you and you don't like me - so let's just
do this and I'll get back to killing you with beer."
-Homer Simpson
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 20:16 |
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Vielleicht fallen wir dann bald unters Emissionsschutzgesetzß?!?!? ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 20:27 |
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Na gut..sagen wir mal alle der rund 8000 der hier angemeldeten User brauen
ihren Freibetrag von 200 L im Jahr. Macht ca. 10 kg CO2 pro Kopf also x
8000 = 80.000 kg. In gasförmiger Form wären das dann so ~ mal 500...uuii so
40 Millionen Liter.
Hört sich viel an, ist aber tatsächlich ein Mückenschiss...
[Editiert am 27.8.2011 um 20:28 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 27.8.2011 um 20:41 |
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Zur Beruhigung mag beitragen, dass die 10 kg Gärungskohlensäure, die ich
als Hobbybrauer jährlich freisetze, stattdessen in einer kommerziellen
Brauerei entstünden, wenn ich die gleiche Menge Kaufbier tränke (Dass dort
ein Teil aufgefangen werden mag, um z.B. Limonaden zu karbonisieren, halte
ich für nebensächlich).
Außerdem ist Gärungs-CO2 nicht fossilen Ursprungs, sondern klimaneutral,
denn es wurde erst beim Wachstum der Braugerste aus der Luft gebunden.
Und wenn ich durchs Hausbrauen innerhalb dieses Jahres (je nach Automodell
variierend) z.B. 60 km an Fahrten zum Getränkehändler einspare, habe ich
sogar 10 kg C02 weniger freigesetzt.
Also: Heimbrauen schont die Umwelt!
Moritz
[Editiert am 27.8.2011 um 20:53 von Bierjunge]
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 14 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 27.8.2011 um 21:32 |
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____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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