Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 10:09 |
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Servus,
ich bin neu hier und auch ein bißchen fremd. Bier braue ich nämlich nicht,
sondern ich veressige dieses, außerdem Fruchtweine und einiges mehr.
Vor kurzem fiel allerdings die Kühlung meiner Essiganlage aus und ich
brachte meinen Essig zum Labor. Die Dame sagte mir, daß sie unter dem
Mikroskop sehen könnte, ob die Bakterien noch aktiv wären, oder nicht.
Das brachte mich auf die Idee, mir selbst ein Mikroskop anzuschaffen.
Jetzt meine Frage : Weiß jemand von Euch, wie und mit welchem Gerät ich
Essigsäurebakterien unter dem Mikroskop erkennen kann.
Vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, die verschiedenen Stämme zu
unterscheiden ?
Ich weiß, ich weiß, für Euch ist Essig der Todfeind, aber wer einmal einen
Wurstsalat mit einem Bockbieressig angemacht hat, der denkt vielleicht in
Zukunft anders.
Essig sollte halt nicht als Zufallsprodukt entstehen sondern gezielt und
gesteuert, dann schmeckt das Zeug richtig gut !
So, im Voraus schon mal vielen Dank für Eure Mühe,
Jürgen
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 10:21 |
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Hmmm, Bockbieressig
Ich kann dir auf jeden Fall sagen, das du mit einem Billigmikroskop nicht
weit kommen wirst (z.B. diese "USB Mikroskope" vom Discounter. Das ist
Spielzeug. Es gibt hier aber einige Hefe-Mikroskopierer, die werden sicher
mehr dazu sagen können.
Grüße!
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 10:26 |
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Ich kann Dir leider auch nicht helfen, hab aber erst letzte Woche zum
ersten mal einen Bockbieressig verkostet.
Extrem lecker!
Machen auch einige hier mit mißratenen Suden.
Stefan
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Antwort 2 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 10:34 |
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Naja, die Anlagen, mit denen ich veressige, sind von LABU aus Österreich.
Die stellen auch Brauanlagen her ! Wichtig beim veressigen ist, daß der
Vorgang nicht zu lange dauert, sonst sind die Aromen draußen und der
Alkohol = Säuregehalt ist dann zu niedrig. Die mißratenen Sude können gut
werden...aber auch nicht. Das ist dann wie bierbrauen mit Essigfliegen ;-)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 11:00 |
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Grundsätzlich ist das sehen von Bakterien unter dem Lichtmikroskop schon
recht anspruchsvoll. Ohne Färbung kommt man da nicht weiter. Allenfalls
Phasenkontrast ist ohne Färbung möglich, aber solche Mikroskope gehen
schnell in die 1000e €. Das reine Mikroskopieren von Bakterien ist auch
nicht sonderlich aufschlussreich. Manch geübter erkennt vielleicht noch den
Unterschied zwischen kugelförmigen und stäbchenförmigen Bakterien oder ob
eine Begeißelung vorhanden ist oder eine Beweglichkeit festzustellen ist,
mehr aber nicht. Für alles andere (und vor allem die Unterscheidung
verschiedener Arten) ist eine genaue biochemische Charakterisierung
erforderlich. Siehe z.B. Bunte Reihe.
Wie man nur mit dem Mikroskop eine Aussage über den Vitalitätszustand einer
Bakteriensuspension treffen will, ist mir schleierhaft. Zu vermuten bleibt,
dass hier nur die augenscheinliche Beweglichkeit der begeißelten
Acetobakter sp. überprüft wird. Je mehr es "wimmelt", desto vitaler
die Kultur. ____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
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Antwort 4 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 11:21 |
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Hallo hiasl,
vielen Dank schonmal für Deine Antwort.
Naja, die Bakterienkonzentration steigt in einer aktiven Gärung ja
logarithmisch an und ich dachte man könnte mittels Mikroskop..
a) erkennen, ob und wie vital die Bakterien sind
b) einen Unterschied in der Anzahl erkennen.
Die Art der Acetobakter kann ich auch über eine Bakterienkultur bestimmen
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 15:09 |
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Es gibt Zählkammern für Bakterien. Das ist aber sehr schwierig damit zu
arbeiten, da die Bakterien nun mal sehr klein sind. Viel einfacher ist da
das Ausplattieren einer Verdünnungsreihe und das anschließende Zählen der
Kolonien. Die Vitalität kannst du bei Bakterien sowieso nicht vernünftig
bestimmen. In der Zellkulturtechnik nutzen wir hierfür Trypanblau. Dieser
Farbstoff dringt nur durch die poröse Membran toter Zellen. Daher
erscheinen diese dunkelblau. Tierische Zellen sind aber einfach 10-100 mal
so groß wie Bakterien. Da sieht man dann einen Unterschied.
Wie kannst du die Art über eine Bakterienkultur bestimmen? ____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 15:22 |
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Antwort 7 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 16:45 |
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Die Bestimmung des Bakterienstammes geschieht über einen
Kreide-Agar-(Ethanol-Hefeextrakt-Calciumcarbont)-Nährboden. Wenn sich ein
klarer Hof bildet und bleibt, dann handelt es sich um Suboxidanten, die wir
für die Essigherstellung brauchen, trübt sich dieser Hof nach einiger Zeit
wieder ein, so handelt es sich um Überoxidierer, die die gebildete
Essigsäure weiteroxidieren und den Essig unbrauchbar machen.
Mehr brauche ich eigentlich nicht zu wissen.
Auf das Mikroskop kam ich, weil die Labormaus mir sagte, daß die
Essigbakterien unter dem Mikroskop sich munter drehen würden ( und ich
hatte befürchtet, durch den Ausfall der Kühlung hätte ich sie kurzerhand
pasteurisiert bei knapp 50°C ).
Meine Idee war, selbst diese Kontrolle durchführen zu können und nicht
extra zum Labor zu müssen (die nächsten Weinlabore sind in der Pfalz = ca.
80 km) oder den Kram zu schicken und 3 Tage aufs Ergebnis warten zu
müssen.
@flying:Vielen Dank für den Link, sehr aufschlußreich. Muss ich mal ganz in
Ruhe lesen, das geht schon sehr in die Tiefe ...
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 17:17 |
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Hi Jürgen,
in der Arbeit (Link) werden die "Überoxidierer", also die welche die
Essigsäure weiter zu Wasser und CO2 oxidieren mit einem ABM
(Acetobactermedium) getestet. Dort gibt ein Farbumschlag des Indikators
Aufschluss.
Interessanterweise sind die reinen Acetobacter wohl fast aller
Überoxidierer, wenn ich es richtig verstanden habe? Als Unteroxidierer
gelten die Glucono-und- Glukonoacetobacter. Die Sache ist auch für
Hobbybrauer spannend. Stichwort: Bionade und Malzlimo...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 9 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 17:43 |
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Hallo flying,
laut meiner Literatur (Fischerauer ) gibt es bei beiden Bakterienstämmen
Suboxidierer und Peroxidierer.
Soweit ich weiß, entstand bei der Bionade erst gar kein Alkohol. Es gibt
aber anscheinend unglaublich viele Bakterienstämme und ganz viele
Zwischenprodukte.
Die Dinger fressen sozusagen fast alles - angefangen vom Fruchtzucker über
Alkohol bis hin zur Essigsäure.
Deshalb sind ja Starterkulturen für die Essigherstellung so teuer...da
kauft man sozusagen ein paar tausend Spezialisten !
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 18:12 |
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Hi Hallo
Also ein Bresser mit Dunkelfeld reicht vollkommen aus.
Dann leistest Du Dir noch den großen Back und alles ist im Lack ____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 18:16 |
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Hi Jürgen,
da hast Du wohl Recht! Es gibt viele Stämme und var. Je mehr ich mich mit
Fermentationsprozessen beschäftige, desto konfuser wird die Sache. Ich
weiß, dass ich nichts weiß...frei nach Plato!
Wechselwirkungen, Mischkulturen, Mutationen und nicht zuletzt neue
Stämme... Die Forschung hinkt da letzendlich immer
hinterher.
Dir bleibt da nur die "alte" Methode, indem Du die Mutter Deiner besten
Essige weiterführst oder eben immer neue Reinzuchten von den
Mikrobensammlern der DSMZ zu orderst.
Ein traditionell hergestellter, guter (und leider teuer) Balsamico wurde
sicher auch ohne Laboranalyse hergestellt...
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 835 Registriert: 5.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 18:53 |
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Zitat: | Dann leistest Du Dir
noch den großen Back und alles ist im Lack
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Kostet der ja schon 300 Euronen.... ____________________ die Dinge sind so,wie man Sie sieht...
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Antwort 13 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 21:00 |
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Servus René,
naja, soweit bin ich ja schon ! Die Idee dahinter ist, spezialisierte
Bakterienstämme zu züchten, welche für Zwetschgenessig, Kirschessig,
Bieressig usf..
Da von der Produktion der einen Charge (gerade bei Obstessigen ) bis zur
nächsten Charge aber normalerweise ein Jahr vergeht, möchte ich schon
wissen, ob noch lebende Bakterien drin sind. Am liebsten würde ich dann
noch irgendwie erkennen können, wie aktiv diese noch sind BEVOR ich einen
Ansatz damit mache und die alkoholische Flüssigkeit 2 Wochen im Fermenter
laufen lasse, bis sie nach überhaupt nichts mehr schmeckt.
Daher die Idee mit dem Mikroskop...
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Antwort 14 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 21:18 |
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Schon klar, Jürgen. Du gibst den Essig sicher zur Reifung in Holzfässer
(oder ähnliches). Wir Brauer kopieren die Kultur, in dem wir mit der
orginal Hefe ein Agarröhrchen impfen. Reinzuchten sind aber nur möglich,
wenn eben auch nur eine Kultur im Spiel ist.
Wenn Du nach einem Jahr eine Probe aus dem Essig nimmst, kannst Du Dir
nicht sicher sein, dass es auch der Hauptverdächtige ist..es sei denn Du
hast völlig steril gearbeitet?
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 15 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.9.2011 um 21:47 |
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In fertig fermentiertem Essig sterben die Essigbakterien relativ schnell (
ca. 4-6 Wochen ) ab. Man muss sich quasi einen Starter vorher zur Seite
stellen, der noch genügend Restalkohol hat. Außerdem kühl stellen und dafür
sorgen, daß die kleinen Kerlchen nicht ersticken. Dann reaktiveren sich die
Bakterien schon nach ein paar Tagen wenn sie wieder neues Futter, Wärme und
Sauerstoff kriegen. Das funktioniert ! Steril braucht´s nicht. Zum Einen
hat Essig einen pH Wert um die 3,0. Da ist an sich schon dafür gesort, daß
wenig Wachstum herrscht. Schimmel wäre evtl. ein Problem, aber das merkt
man sofort. Kahmhefen bilden sich dann auch keine und Essigfliegen muss man
sowieso draußen halten, die legen sonst ihre Eier und dann Guten
Appetit.
Ich möchte einfach etwas mehr Kontrolle und Steuerbarkeit = Sicherheit in
meine Prozesse bringen...
Die Dinger sind schon sehr stabil. Ich habe jetzt drei Jahre mit einer 2008
gekauften Bakterienkultur gearbeitet. Diese habe ich immer wieder neu
aufgebaut ( z.B. ein in Gärung befindlicher Apfelessig als Starter für
einen Quittenessig - 1 Liter Apfelessig mit 4 Litern Quittenessig...ca. 3-7
Tage laufen lassen, täglich Essigsäuregehalt gemessen, wenn der Gehalt bei
ca. 5 % war, weitere 5 Liter Quittenessig zugegeben, wenn das wieder bei 5
% war weitere 10 Liter zugegeben und dann wieder verdoppelt und so weiter.
Wenn mein Fementer (150 l ) voll ist, und richtig läuft, brauchts dann nur
noch 3 Tage bis eine Charge fertig ist. Die Hälfte wird entnommen und mit
neuem Wein aufgefüllt, wieder drei Tage und so weiter...
Da ich aber viele Kleinmengen mache, muss ich öft wieder von neuem
anfangen. Dafür habe ich noch einen 20 Liter Fermenter. In dem mache ich
dann die Starterkulturen.
Damit es nach einem Jahr aber nicht so lange dauert oder damit keine
Fehlgärungen stattfinden, wüsste ich einfach gerne vorher, was mich
erwartet...
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 00:15 |
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Zitat von hiasl, am 14.9.2011 um
15:09 | Es gibt Zählkammern für Bakterien. Das
ist aber sehr schwierig damit zu arbeiten, da die Bakterien nun mal sehr
klein sind. Viel einfacher ist da das Ausplattieren einer Verdünnungsreihe
und das anschließende Zählen der Kolonien. Die Vitalität kannst du bei
Bakterien sowieso nicht vernünftig bestimmen. In der Zellkulturtechnik
nutzen wir hierfür Trypanblau. Dieser Farbstoff dringt nur durch die poröse
Membran toter Zellen. Daher erscheinen diese dunkelblau. Tierische Zellen
sind aber einfach 10-100 mal so groß wie Bakterien. Da sieht man dann einen
Unterschied.
Wie kannst du die Art über eine Bakterienkultur bestimmen? |
ist es nicht toll, dass man hier für jedes thema jemanden findet, der
ahnung hat? und sei das thema (für schlichte hobbybrauer) noch so abstrakt.
ich vermute, wenn ich frage nach außerirdischen hefestämmen, krieg ich hier
auch noch ne vernünftige antwort. wahrscheinlich mit link zum
internet-shop. ich liebe diese seite!
[Editiert am 15.9.2011 um 00:20 von Jevers Zeuge]
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2011 um 08:02 |
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Zitat von freiheit1903, am 14.9.2011 um
16:45 | Die Bestimmung des Bakterienstammes
geschieht über einen
Kreide-Agar-(Ethanol-Hefeextrakt-Calciumcarbont)-Nährboden. Wenn sich ein
klarer Hof bildet und bleibt, dann handelt es sich um Suboxidanten, die wir
für die Essigherstellung brauchen, trübt sich dieser Hof nach einiger Zeit
wieder ein, so handelt es sich um Überoxidierer, die die gebildete
Essigsäure weiteroxidieren und den Essig unbrauchbar machen.
Mehr brauche ich eigentlich nicht zu wissen. |
Ok
ok, das ist ja quasi schon ein biochemischer Nachweis.
Zitat: | Auf das Mikroskop kam
ich, weil die Labormaus mir sagte, daß die Essigbakterien unter dem
Mikroskop sich munter drehen würden ( und ich hatte befürchtet, durch den
Ausfall der Kühlung hätte ich sie kurzerhand pasteurisiert bei knapp 50°C
).
Meine Idee war, selbst diese Kontrolle durchführen zu können und nicht
extra zum Labor zu müssen (die nächsten Weinlabore sind in der Pfalz = ca.
80 km) oder den Kram zu schicken und 3 Tage aufs Ergebnis warten zu
müssen. |
Nun noch einmal zum Mikroskopieren: Du
kannst eine Pi-mal-Daumen Vitalitätskontrolle unter dem Mikroskop schon
machen. Eine super vitale Kultur von begeißelten Bakterien ist ziemlich
"wuselig". Sollte dies der Fall sein, kannst du von einer hohen Vitalität
ausgehen. Jedoch gilt das nicht umgekehrt für eine relativ ruhige Kultur.
Zum einen haben nicht alle Acetobacteraceae eine Begeißelung, zum
anderen können die Bakterien in eine Art Stasis fallen, wenn sie in einer
wiedrigen Umgebung sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie nicht
leben. Der Stoffwechsel ist dann einfach heruntergefahren. Eine echte
quantitative Vitalitätskontrolle könntest du durchführen, indem du deine
Bakteriensuspension verdünnt auf Agar ausplattierst und anschließend die
Kolonien zählst. Anzahl Koloniene x Verdünnungsfaktor / ausplattiertes
Volumen in mL = koloniebildende Einheiten (kbe) pro mL.
Zitat: | Da von der Produktion
der einen Charge (gerade bei Obstessigen ) bis zur nächsten Charge aber
normalerweise ein Jahr vergeht, möchte ich schon wissen, ob noch lebende
Bakterien drin sind. Am liebsten würde ich dann noch irgendwie erkennen
können, wie aktiv diese noch sind BEVOR ich einen Ansatz damit mache und
die alkoholische Flüssigkeit 2 Wochen im Fermenter laufen lasse, bis sie
nach überhaupt nichts mehr schmeckt. |
Hier ein
Tipp:
Für den Gebrauch binnen - Tages-/Wochenfrist: Suspension
(Starterkultur) bei RT.
- Monatsfrist/Quartal: Agarplatte/Schrägagar im Kühlschrank.
- Halbjahr/Jahr und mehr: Kryokultur -80 °C (auch bei -20 °C möglich,
dann aber regelmäßig alle 3-6 Monate erneuern)
Aus der Kryokultur dann
wieder auf Agarplatte und von dort wieder einen Starter hochziehen. Sobald
du von einer Kolonie ausgehst, kannst du mit vitalen Kulturen rechnen.
[Editiert am 16.9.2011 um 08:10 von hiasl]
____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
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Antwort 18 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2011 um 18:34 |
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Servus Hiasl,
erstmal ganz herzlichen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast ! Jetzt
bin ich doch ein ganzes Stückchen schlauer als vorher !
Ist ja fast unglaublich, daß die kleinen Biester das einfrieren überleben
und dann auch noch wieder zu aktivieren sind. ...Wunder der Natur...
Naja, auf jeden Fall hilft mir das erheblich weiter.
Der Vorschlag mit dem Kolonienzählen hört sich praktikabel an, wäre direkt
und einfach umsetzbar und man wüsste innerhalb von ein paar Tagen, wie´s
den Kulturen geht. Da werde ich demnächst einmal ein paar Versuche starten
( frischer Essig / 4 Wochen alt / halbes Jahr etc. ) Damit könnte ich fürs
Erste ein paar Vergleichswerte erstellen.
Du scheinst ja tagtäglich mit dieser Materie zu tun zu haben. Meine
Hochachtung vor Deinem Wissen
Da muss ich "Jevers Zeugen" Recht geben : Dieses Forum ist sehr hochkarätig
besetzt - Chapeau !
Vielleicht komme ich ja mal in den Genuß eines dieser wunderbaren
Selbstgebrauten *hmmm* ?!?
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 2942 Registriert: 29.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2011 um 18:40 |
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Solange du mit unseren Hauptgegnern kooperierst, bekommst du von uns kein
Bier angeboten.
Sollte aber mal dein Essig nichts werden, kannst du mit uns ein Bierchen
trinken.
Gruß Volco, welcher gerade die kleinen Biester in der Garage jagt.
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Antwort 20 |
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Posting Freak Beiträge: 950 Registriert: 19.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 17.9.2011 um 07:15 |
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Na ja umsonst ist der Tod und der kostet das Leben ____________________ Am Wasser mag ich jeden Tropfen! Am liebsten mit viel Malz und Hopfen! "Ist
auf meinem Mist gewachsen!"
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Antwort 21 |
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Newbie Beiträge: 9 Registriert: 14.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.9.2011 um 12:20 |
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Na, lieber Volco, was glaubst denn du, was das Essigbrauen für einen Durst
gibt ;-)
A propos, die Essighersteller nennen sich selbst Brauer !
Außerdem ist das ja die Kunst - zuerst muss ja ein astreines Getränk da
sein, damit ich hinterher einen astreinen Essig machen kann. Wenn meine
Weine und Maischen schon Essigstichig sind, dann entsteht nicht genug
Alkohol und ich kann sie nicht in Verkehr bringen.
Daher ist bei mir die Essigherstellung und die Wein-/Maischenherstellung
räumlich strikt getrennt.
Sauber arbeiten muss man eben und wenn man sich das Wissen ( dafür gibt es
ja hier einen reichen Fundus ) aneignet, dann reduziert man auch die
Fehlerquellen und -quote !
Außerdem...wissen viele so viel, weil sie schon ganz viele Fehler gemacht
haben...machen macht eben schlau - Fehler machen noch mehr - das ist meine
Devise und danach lebe ich...Prost
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Antwort 22 |
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