Junior Member Beiträge: 24 Registriert: 13.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 15:11 |
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Hallo zusammen!
Eine Verständnisfrage zum Thema Nachgärung, Druck und CO2 Gehalt:
Wenn ich im Druckfass die Nachgärung starte ist ja immer noch erforderlich,
die für die Hefe geeignete Mindesttemperatur einzuhalten, z.B. 18° bei
obergäriger Hefe.
Um jetzt einen CO2 Gehalt von z.B. 5g/l im fertigen Bier zu erreichen, muss
ich am Spundapparat einen gewissen Druck einstellen lt. Tabelle, also bei
18°C 1,87 bar für meine 5g/l.
Nun läuft die Nachgärung, alles über 1,87bar Druck pfeift oben beim
Spundungsapparat raus, wunderbar.
Irgendwann nach z.B. einer Woche ist die Nachgärung beendet, es wird keine
neus CO2 mehr gebildet, der Druck steht bei 1,87 bar.
Frage1: hat das Bier jetzt schon den gewünschten CO2 Gehalt?
Danach geht’s ab in den Keller zur Lagerung für z.B. 3-4 Wochen, wo´s z.B.
10°C hat (oder in den Kühlraum, was auch immer).
Frage 2: was passiert jetzt im Fass mit dem CO2, da die Temperatur ja
runter geht?
Bei niedrigerer Temperatur und gleichem Druck bindet sich ja mehr CO2 im
Bier, das heißt ich hab dann nicht 5g/l sondern z.B. 6,5g/l?
Oder muss ich den Spundungsapparat neu einstellen auf z.B. 1,21 bar lt.
Tabelle (=den Druck runter regeln)?
Danke bereits jetzt fürs Weiterhelfen!
Michael
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 15:24 |
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Zitat von Michael Da, am 15.9.2011 um
15:11 | Irgendwann nach z.B. einer Woche ist
die Nachgärung beendet, es wird keine neus CO2 mehr gebildet, der Druck
steht bei 1,87 bar.
Frage1: hat das Bier jetzt schon den gewünschten CO2
Gehalt? |
Ja
Zitat: | Danach geht’s ab in den
Keller zur Lagerung für z.B. 3-4 Wochen, wo´s z.B. 10°C hat (oder in den
Kühlraum, was auch immer).
Frage 2: was passiert jetzt im Fass mit dem CO2, da die Temperatur ja
runter geht?Bei niedrigerer Temperatur und gleichem Druck bindet sich ja
mehr CO2 im Bier, das heißt ich hab dann nicht 5g/l sondern z.B. 6,5g/l?
Oder muss ich den Spundungsapparat neu einstellen auf z.B. 1,21 bar lt.
Tabelle (=den Druck runter regeln)? |
Der
messbare Druck nimmt ab, da sich nun etwas mehr CO2 im Bier binden kann.
Der eigentliche CO2 Gehalt in g/L ändert sich aber kaum, wenn das Fass fast
voll ist und somit nur eine kleine CO2 Blase über dem Bier steht.
Bei nur halb vollem Fass kann das natürlich ein Problem sein, da dann der
CO2 Gehalt merkbar steigt.
Vom Prinzip her müsste man später das Bier erst auf Zapftemperatur bringen
und dann den dafür gewünschten CO2 Gehalt über den Druck entgültig
einstellen. Denn der Gehalt beim Lagern interessiert ja eigentlich nicht,
sondern nur der Gehalt im gezapften Bier.
Gruß
Karl
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Antwort 1 |
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Junior Member Beiträge: 24 Registriert: 13.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 15:50 |
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Hallo Karl!
Also bei der Nachgärung wird CO2 produziert, im Druckfass lagert das Bier
solange CO2 ein, bis es gesättigt ist, das überschüssige CO2 geht in den
Luftraum über dem Bier.
Dort erhöht es den Druck, was bei gleicher Temperatur bewirkt, dass sich
wiederum mehr CO2 im Bier binden kann.- korrekt?
Es wird imme wieder neues CO2 nachproduziert, alles was zuviel ist pfeift
oben beim Ventil raus, und beim jeweils eingestellten Druck pendelt sich
dann eine Art Gleichgewicht ein zwischen Co"im Luftraum und CO2 im Bier
-richtig?
Dieses Gleichgewicht bedeutet arber nicht, dass gleich viel CO2 im Luftraum
wie im Bier ist, sonst könnte ja die Temperatur keinen weiteren Einfluss
haben -richitg?
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 15:59 |
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Bei niedrigerer Temperatur besteht das Potential sich mehr zu lösen, dazu
müsste aber auch entsprechend CO2 zum Lösen vorhanden sein.
Theoretische Quellen:
1. Jede Menge CO2 in der Gasphase (halbvolles Fass) und vieeeeel Zeit
(sicher nicht Stunden sondern Tage) damit dieses über die Oberfläche sich
wieder entsprechendes des Gleichgewichtes im Bier lösen kann.
2. Noch vergärbare Bestandteile im Jungbier und eine wenn auch nur schwach
aber aktive Hefe. Ich habe bisher alle Biere im kühlen Keller carbonisiert
und nach 14 Tagen hat da noch jede Hefe bei ca. 12 °C Zuckerreste vergoren
und mir meine Biere schön carbonisiert bis dahin, daß mir beim Öffnen schon
der Bügelverschluss um die Ohren geflogen ist.
wenn du Punkt 2 ausschließen kannst warum solltest du an den Einstellugen
was ändern und wer füllt ein Fass schon nur halbvoll (Punkt 1)?
Du kannst natürlich nach ausreichend langer Lagerzeit bei niedrigerer
Temperatur mal vorsichtig dein Ventil neu einstellen und gucken ob vor dem
neuen Gleichgewichtsdruck was abbläst...
____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 3 |
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Junior Member Beiträge: 24 Registriert: 13.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 16:17 |
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Zitat von jmsanta, am 15.9.2011 um
15:59 |
1. Jede Menge CO2 in der Gasphase (halbvolles Fass) und vieeeeel Zeit
(sicher nicht Stunden sondern Tage) damit dieses über die Oberfläche sich
wieder entsprechendes des Gleichgewichtes im Bier lösen kann.
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Bei halbvollem Fass also doppeltes Problem
weil:
1. weniger CO2 produziert wird und
2. das wenigere CO2 in einem größeren vorhandenen Luftraum verteil wird was
insgesamt zu einem niedrigerem Spundungsdruck führt.
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 16:18 |
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Richtig. Und das Gleichgewicht ist von der
Temperatur abhängig.
Bei kalter Temperatur verlagert sich das Gleichgewicht zum Bier hin und es
reicht schon ein geringerer Druck für den gleichen CO2 Gehalt aus.
Daher bindet sich dann entsprechend mehr CO2 aus der Luftblase im Bier.
Da die Luftblase aber im vollen Fass sehr klein ist, ist auch die
zusätzlich gebundene CO2 Menge klein und das wird daher meistens einfach
ignoriert.
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 24 Registriert: 13.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 16:27 |
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Danke euch beiden, jetzt hat´s beim mir klickt gemacht und ich hab´s
verstanden.
Wenn mir jetzt nicht mein Fass um die Ohren fliegt sollt´s klappen!
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 16:41 |
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ich tendiere zu dreifach
Eine Luftblase (21 % Sauerstoff) im wortwörtlichen Sinne sollte möglichst
nicht vorhanden sein, weil sich das negativ auf die Haltbarkeit auswirken
kann - wenn Fass voll dann nix Problem: Ein kleines Gasvolumen, etwas mehr
erzeugtes CO2 über dem Zieldruck bläst zusammen mit evt. Luftresten ab bzw.
kleine Sauerstoffmengen werden problemlos von der Hefe veratmet.
[Editiert am 15.9.2011 um 16:41 von jmsanta]
____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 7 |
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Junior Member Beiträge: 24 Registriert: 13.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 17:00 |
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Womit auch meine letzte Frage geklärt ist:
(Was ist eigentlich mit dem Sauerstoff, der im Fass ist?)
Besten Dank!
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 19:58 |
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Zitat von KarlsBrau, am 15.9.2011 um
16:18 | Richtig. Und das Gleichgewicht ist von der
Temperatur abhängig.
Bei kalter Temperatur verlagert sich das Gleichgewicht zum Bier hin und es
reicht schon ein geringerer Druck für den gleichen CO2 Gehalt aus.
Daher bindet sich dann entsprechend mehr CO2 aus der Luftblase im Bier.
Da die Luftblase aber im vollen Fass sehr klein ist, ist auch die
zusätzlich gebundene CO2 Menge klein und das wird daher meistens einfach
ignoriert. |
hab da ein verständnisproblem. in der tauchphysik hab ich was anderes
gelernt. und ein bierkeg ist ja vom prinzip nix anderes als ne
pressluftflasche:
es müsste sich doch bei höheren temperaturen mehr co2 in der flüssigkeit
lösen, weil der druck höher ist und damit auch der sättigungspunkt. ____________________
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 611 Registriert: 5.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.9.2011 um 20:51 |
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Zitat von Jevers Zeuge, am 15.9.2011 um
19:58 |
hab da ein verständnisproblem. in der tauchphysik hab ich was anderes
gelernt. und ein bierkeg ist ja vom prinzip nix anderes als ne
pressluftflasche:
es müsste sich doch bei höheren temperaturen mehr co2 in der flüssigkeit
lösen, weil der druck höher ist und damit auch der sättigungspunkt. |
Im Bierfass:
Bei höheren Temperaturen ist der Druck höher "weil" sich mehr CO2 aus der
Flüssigkeit entbindet.
Bei niedrigeren Temperaturen ist der Druck niedriger, weil sich dann mehr
CO2 bindet.
Hat glaube ich was mit der Molekularbewegung zu tun.
Je wärmer, desto mehr Bewegung in der Flüssigkeit, desto leichter entbindet
sich das Gas.
Wenn man dabei natürlich von Aussen noch Druck zugibt, dann verschiebt man
das Gleichgewicht in Richtung höhere Sättigung.
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.9.2011 um 09:18 |
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Zitat von Jevers Zeuge, am 15.9.2011 um
19:58 | hab da ein verständnisproblem. in der
tauchphysik hab ich was anderes gelernt. und ein bierkeg ist ja vom prinzip
nix anderes als ne pressluftflasche:
es müsste sich doch bei höheren temperaturen mehr co2 in der flüssigkeit
lösen, weil der druck höher ist und damit auch der sättigungspunkt. |
Bei der Tauchphysik wird
immer ein Faktor unterschlagen - die Temperatur. Das hat auch seinen guten
Grund, denn die Körpertemperatur des Menschen darf man getrost als konstant
betrachten, es spielt also aussschließlich der Druck eine Rolle. ALLE Gase
- Ausnahmen bestätigen die Regel - lösen sich in Flüssigkeiten bei erhöhtem
Druck und niedriger Temperatur besser.
In der Tauchflasche hast du hoffentlich keine Flüssigkeit, sondern
furztrockene komprimierte Luft da sie bekanntlich sonst von innen
korridiert und du sie wegschmeißen kannst!
Was glaubst du warum wohl dir eine geschlossene Mineralwasser um die Ohren
fliegt, wenn du sie erhitzt - und zwar noch deutlich vor dem Siedepunkt?
Die Löslichkeit des CO2 nimmt dramatisch ab, das CO2 kann nicht entweichen,
es stellt sich also entsprechende der Gleichgewichtskurve ein neuer Druck
ein, der maximal so hoch wird bis der Druckmantel reißt, das CO2 entweicht
schlagartig. Wenn die Flasche beidem Experiemnt offen ist, wird das CO2
ausperlen und spätestens wenn du den Siedepunkt von Wasser erreichst dürfte
prakt. kein CO2 mehr im Wasser vorhanden sein - was du leict durch eine
Verkostung des Wasser nach Abkühlung feststellen wirst.
Guck mal hier, da siehst du auf Seite 2 unten eine schönes
Diagramm zur Abhängigkeit der Löslichkeit von CO2 in Wasser bei konstantem
Druck.
[Editiert am 16.9.2011 um 09:21 von jmsanta]
____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 527 Registriert: 31.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.9.2011 um 23:57 |
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@ jmsanta: die temperatur wird nicht vernachlässigt. die des körpers schon,
aber nicht die der flasche.
hab da was falsch interpretiert, knoten im gehirn.
gestolpert bin ich über das gesetz von henry: bei konstanter temperatur
steht die menge des in der flüssigkeit gelösten gases im sättigungszustand
in direktem verhältnis zum druck des über der flüssigkeit stehenden
gases
entscheidend für die frage ist aber gesetz von
gay-lussac: bei konstantem volumen wächst der druck einer gegebenen
gasmenge im gleichen verhältnis wie die absolute temperatur.
und: druck erzeugt wärme. ne frisch gefüllte tauchflasche (voll
furztrockerner luft) ist wirklich kuschelig warm und hat z. b. 220 bar.
wenn ich sie mit ins kalte wasser nehme und dann guck, hat sie nur noch 190
bar.
fazit jedenfalls: der wärmefaktor spielt bei der löslichkeit von co2
offensichtlich eine größere rolle als der druckfaktor.
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Antwort 12 |
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