Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 08:29 |
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Neugierig geworden durch einen Zeitschriftenartikel und mehrere IPA-Tests
hier im Forum habe ich mir letzte Woche im hiesigen Coop eine Flasche
dieses Biers geholt :
Es handelt sich beim Brauer um einen Ami, der in der Schweiz wohnt, sich
hier selbstständig gemacht und seitdem Bier nach amerikanischer Art braut.
Er handelt nach dem Motto, dass nur handgemachtes Bier gut schmeckt und
will etwas gegen die Einheitsplörre tun.
Das klingt doch sehr löblich - also probieren wir das ganze Mal.
Ich öffne die Flasche und sofort schiesst mir der typische fruchtige Geruch
amerikanischen Hopfens in die Nase. Nach dem Einschenken bin ich etwas
enttäuscht, der Schaum fällt ziemlich rasch in sich zusammen. Ich nehme den
ersten Schluck und - bäh.
Was soll das sein? Der Hopfen ist aufdringlich, vor allem in der Nase,
Kohlensäure ist kaum vorhanden, genausowenig ein erkennbarer Malzkörper.
Ich nehme noch einen zweiten und dritten Schluck und gebe auf. Ich kann das
nicht trinken, das geht gar nicht.
Nun stehe ich vor einem Dilemma. Wie bewerte ich ein Bier objektiv, das ich
- vorichtig ausgedrückt - nicht mag? Kann man das überhaupt? Ich versuche
es mal so : das Bier ist handwerklich sicher einwandfrei gemacht und ich
ziehe meinen Hut vor jedem, der etwas gegen die Einheitsplörre unternimmt
und das Risiko auf sich nimmt, sich selbstständig zu machen. Das Bier hat
ganz sicher seine Fans und Liebhaber, die es mögen und trinken - ich gehöre
jedenfalls nicht dazu.
Auch wenn der Brauer schreibt, man werde bei ihm kein übercarbonisiertes
Industriebier finden, sorry - aber mit so wenig Kohlensäure schmeckt es mir
einfach nur schal.
Vielleicht hat ja einer meiner Schweizer Kollegen ganz andere
geschmackliche Erfahrungen gemacht. Würde mich interssieren, diese zu
hören.
Frank
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 12:04 |
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Hallo Frank,
ich habe eine etwas andere Erfahrung gemacht und das Bier auch in einem
Coop gekauft. Ich füge hier einfach an, dass ich im Coop auch schon
schlechtes Bier gekauft habe, führe jedoch die Qualität auf die
unsachgemässe Lagerung im Supermarkt zurück. Das scheint aber in deinem
Fall nicht zuzutreffen da du ja keine Off-flavors bemerkt hast.
Das Golden Ale ist für mich kein super Bier, aber auch kein schlechtes. Bin
also auch kein Golden Ale Fan. Mag schon eher das Western Rider Pale Ale.
Das mit der etwas geringen Kohlensäure und der geringen Schaumstabilität
kann ich nachvollziehen da ich die gleichen Erfahrungen gemacht habe. Stört
mich aber nicht so sehr. Und an deiner Stelle würde ich solche Biere genau
gleich wie alle anderen bewerten.
Ich denke das die Publicity, und die Anzahl an Fans von Sudwerk darauf
zurückzuführen ist, dass er der erste war der grossflächig (also via Coop)
US Ales in der Schweiz vertreibt. Meiner Ansicht nach gibt es bessere
Brauereien in der Schweiz die, im Gegensatz zu Sudwerk, regional geblieben
sind und so der Publicity entkommen sind. Und da gibt es ja noch das
Rheinwasser aus Rheinfelden, dass ja scheinbar auch eine riesige
Fangemeinde hat, mir aber überhaupt nicht gefällt....
Samuel
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 12:06 |
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Hi Frank,
vor allem solltest Du Dich mit dem Bier- Style auskennen. Ein Bier zu
verreissen, nur weil der Brauer sich an die Vorgaben des Bier-Typs gehalten
hat sollte man sicher nicht. Ein Kaffeetrinker sollte ja auch keinen Tee
bewerten...
Wenn man das Bier oder den Typ nicht mag, kann man das aber immer erwähnen!
Für manche Briten ist ein handgepumptes, lauwarmes Ale ohne Schaum der
Gipfel des Biergenusses. Das sollte sicher kein Pilstrinker bewerten...
(Soll nicht heißen, das Du einer bist
)
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 12:21 |
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Zitat von kerosin, am 19.12.2011 um
12:04 | Hallo Frank,
... Und da gibt es ja noch das Rheinwasser aus Rheinfelden, dass ja
scheinbar auch eine riesige Fangemeinde hat, mir aber überhaupt nicht
gefällt....
Samuel |
Beim Fe..sc.l..sc..n Premium würde ich
vor dem gleichen Dilemma stehen.
Zumindest fast, aufdringliche Hopfennase wäre definitiv nicht gegeben.
Frank
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 12:21 |
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@René: Ich stimmte dir vollkommen zu. Das Golden Ale geht meiner Meinung
nach schon fast Richtung Real Ale.
Nur finde ich das mit den Bier-Styles so eine Sache. Einerseits muss man
davon ausgehen, dass ein Brauer sein Bier vollumfänglich nach den
Stylevorgaben hergestellt hat und man dieses Bier einer Kategorie zuteilen
kann. Anderseits muss man beim degustieren mit den Stylvorgaben bekannt
sein.
Entweder man bewertet ein Bier streng nach Stilvorgabe (nach BJCP, AHA oder
so) und die persönliche Meinung ist im Hintergrund, oder man setzt sich
über diese Vorschriften hinweg und bewertet nach persönlichem Gefallen. Nur
muss man sich hier fragen, hat man ein Bier vor sich, dass dem jeweilgen
Styl entspricht? Ist jetzt ein Golden Ale ein California Common, oder ein
American Pale Ale? Rein nach BJCP würde ich das Golden Ale aufgrund der
hellen Farbe keinem California Common zuschreiben. Aufgrund der Kohlensäure
keinem American Pale Ale. Was ist es dann? Heisst aber noch lange nicht,
dass es ein schlechtes Bier ist nur weil es nicht nach Bierstyl gebraut
wurde.
Ich denke die Diskussionen mit den Bierstylen ist so alt wie die
Diskussionen über das Reinheitsgebot. Fragen wir einen belgischen Brauer
nach dem Bierstyle seines Bieres, wird er womöglich keine Antwort haben
weil das Bier schon seit Generationen gebraut wurde und damals noch keine
Bierstyle bekannt waren. Ich denke die Bierstyle sind ein menschlicher
Versuch etwas Ordnung in die Bierwelt zu bringen. Aber mehr nicht.
Bierstyle sind wieder wichtig wenn es darum geht professionell Biere zu
bewerten um einen besseren Vergleich zu haben. Dabei definieren jedoch die
Brauer ihr Bier und nicht die Prüfer.
Samuel
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 326 Registriert: 25.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 16:42 |
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Ich mag eine geringe Karbonisierung auch nicht besonders, aber beim Golden
Ale ist mir das definitiv nicht aufgefallen. Nicht aufgefallen heisst bei
mir auf jeden Fall, dass das Bier nicht besonders schal war.
Das Pale Ale (Western Rider) von Sudwerk hat mir sehr gut gefallen. Ich
mag gut gehopfte Biere und beim Cascade hat der Braumeister sicher nicht
gespart.
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 17:04 |
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So sind die Geschmäcker eben - Gott sei Dank - verschieden.
Vielleicht kommt seine Carbonisierung ja nicht immer gleich. Da Samuel das
ja wie mir auch aufgefallen ist, gibt es vielleicht doch (deutlich)
unterschiedliche Chargen?!
Frank
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 326 Registriert: 25.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 19:27 |
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Ich würde behaupten, dass nicht nur die Geschmäcker verschieden sind,
sondern auch die Karbonisierung in den verschiedenen Chargen.
So wie Du beschrieben hast, war wirklich sehr wenig Kohlensäure drin und
wie gesagt, sowas wäre mir ebenfalls auffallen.
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 20:43 |
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Zitat: | Zitat von kerosin
Ich denke die Bierstyle sind ein menschlicher Versuch etwas Ordnung in die
Bierwelt zu bringen. Aber mehr nicht. Bierstyle sind wieder wichtig wenn es
darum geht professionell Biere zu bewerten um einen besseren Vergleich zu
haben. Dabei definieren jedoch die Brauer ihr Bier und nicht die
Prüfer. |
Wohlgesprochen So sehe ich das auch! Jeder kann
natürlich brauen was er will (außer in Deutschland). Es geht um die
Zuordnung zu einem Typ, dass man einigermassen weiß was einen erwartet.
Wer völlig aus der Reihe braut...der muss halt einen Namen erfinden
[Editiert am 19.12.2011 um 20:44 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 19.12.2011 um 20:51 |
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Zitat: | Zitat pruegg
Ich würde behaupten, dass nicht nur die Geschmäcker verschieden sind,
sondern auch die Karbonisierung in den verschiedenen
Chargen. |
Das sehe ich auch so. Meines war nicht
wirklich so flach wie von Frank beschrieben.
Zitat: | Zitat flying
Wer völlig aus der Reihe braut...der muss halt einen Namen erfinden |
Genau
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Antwort 9 |
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