Newbie Beiträge: 8 Registriert: 10.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.1.2012 um 20:57 |
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Hallo Leute,
schönes Forum, vielen Dank!
am Samstag habe ich seit langem mal wieder gebraut.
Folgendes Problem bzw. Besonderheit: Die Hauptgärung ging schnell und
intensiv los (schon nach 24 h Hochkräusenstadium) und nach 48 h keine
Kräusen mehr (zusammengefallene Schaumdecke).
Die Spindelwerte sind wie folgt: Ausschlagwürze: 15,1%; nach 48 h
Hauptgärung: 7,5% und heute (nach 72 h) 6,8%.
Das Bier hat einen normalen jungbierartigen Geschmack, Kohlensäure ist
deutlich vorhanden.
sonstige Info: Schüttung: 8 kg MüMalz; 1 kg Caramünch; Maltoserast: 40
Minuten; Gärtemperatur: 20 °C; Hefe: obergärig, Typ Safbrew T-58; die
Trockenhefe habe ich 72 h vor dem Anstellen mit verdünntem Malzbier
vermehrt und 4 Stunden vor dem Anstellen mit Vorderwürze (gute 20%
Stammwürze) vermengt.
Ich habe aufgrund der verlangsamten Gärung heute mal den Gärbottich
(Inhalt: 35 Liter) durchgerührt.
Eine Schnellvergärungsprobe wurde (leider) nicht genommen.
Meine Fragen:
1) mit welchem scheinbaren Endvergärungsgrad ist auf Basis des Malzes und
des Maischprogramms in etwa zu rechnen (Erfahrungswerte)
2) was ist von der Verlangsamung der Gärgeschwindigkeit zu halten?
3) wann wird die Gärung in etwa abgeschlossen sein (Erfahrungswerte)
Freue mich auf Eure Antworten.
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.1.2012 um 21:28 |
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Hallo Andre,
Herzlich willkommen hier im Treff.
Deine Hauptgärung ist dann ja wohl durch. Bei dem schönen Starter den Du
gemacht hast kein Unding. Wenn Du danach im Keg reifen läßt dann rein
damit. Wenn Du grün auf Flaschen füllst ist die Schnellvergärprobe ein Muß,
da Du sonst im Dunkel tapst. Also bleibt Dir im Grunde nur im Keg drucklos
fertig machen, dann kühl reifen und vor dem Abfüllen mit berechneter Speise
aufmischen.
Ich ziehe 2-3 mal um, um den Schmodder abzuscheiden.
Gruß, Jörg
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 10.1.2012 um 22:35 |
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Hallo Andre
Die Hefe braucht halt einfach ihre Zeit, um das Bier zu vergären. Manchmal
sind es 3 Tage, manchmal 3 Wochen. Manchmal macht die Gärung eine kleine
Pause und springt dann wieder an. Man muss einfach Geduld haben.
60% Vergärungsgrad ist aber eher wenig für diese Hefe (selbst bei einem
Caramunichanteil von 11%). Ich würde einfach ruhig bis nächstes Wochenende
warten und dann die Stammwürze wieder messen. Wenn sich am Wochenende
nichts mehr getan hat, würde ich die abgesetzte Hefe wieder aufwirbeln und
den Gäreimer an einen wärmeren Ort stellen (ca. 25°C) und paar Tage
warten. Ab zufüllen pressiert nicht .
Aber, wie gross war der Starter?
Wenn man einen Starter komplett durchgären lässt, sollte er nicht kleiner
als c.a. 1 Liter sein. Sonst ist das Nahrungsangebot einfach zu gering und
die Hefezellen müssen auf die eigenen Energiereserven zugreifen, um den
Gärzyklus zu vollenden. Man bekommt dann fast keinen Hefewachstum und die
Hefegesundheit ist schlechter als vorher. Ein zu kleiner Starter kann sich
deshalb sogar negativ auswirken. Quelle: http://www.mrmalty.com/starter_faq.php
Ausserdem empfiehlt Mr Malty, der Autor von Yeast: The Practical Guide to
Beer Fermentation, das man keinen Starter bei Trockenhefe machen sollte.
Bei Trockenhefen solle man lieber noch ein Päckchen nehmen.
Gruss, BE
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.1.2012 um 22:51 |
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@BE,
ist das denn noch Stammwürze ich meine nicht, es ist jetzt Jungbier.
1 Liter? bei welcher Würzmenge, 20L, dann ist es aber recht verdünnt, bei
1000L wohl zu wenig, also mehr doch proportional, 1-2% der Würzmenge?
Um die Hefe beim Anstellen noch zu vermehren wird ja normalerweise auch
noch belüftet.
60% nach 2-3 Tagen ist schon verdammt gut, da gehen dann noch mal 5-10% in
den nächsten zwei bis drei Wochen runter, also alles gut.
Andre müßte uns nur ein paar mehr Fakten geben, wie er normalerweise weiter
verfährt. Sonst ist aller Rat müßig.
Cheers with beers, Jörg
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 10.1.2012 um 23:09 |
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Zitat von Biermann, am 10.1.2012 um
22:51 | @BE,
ist das denn noch Stammwürze ich meine nicht, es ist jetzt Jungbier.
1 Liter? bei welcher Würzmenge, 20L, dann ist es aber recht verdünnt, bei
1000L wohl zu wenig, also mehr doch proportional, 1-2% der Würzmenge?
Um die Hefe beim Anstellen noch zu vermehren wird ja normalerweise auch
noch belüftet.
60% nach 2-3 Tagen ist schon verdammt gut, da gehen dann noch mal 5-10% in
den nächsten zwei bis drei Wochen runter, also alles gut.
Andre müßte uns nur ein paar mehr Fakten geben, wie er normalerweise weiter
verfährt. Sonst ist aller Rat müßig.
Cheers with beers, Jörg |
Hallo Jörg
Ich habe ihn so verstanden, als er sich Sorgen über eine stockende
/abgeschlossene Gärung mache. Das was ich meinte war, dass er das Bier
unbedingt weiter vergären lassen sollte. Aber, wenn er am Samstag noch den
selben Extraktgehalt misst, dann sollte er eventuell die Hefe aufwirbeln
und / oder den Gäreimer wärmer stellen. Die belgischen Hefen brauchen
manchmal ein bisschen Hilfe.
Man sollte einfach, laut mr Malty, keine Starters kleiner als 1 L
durchgären lassen. Die benötigte Startergrösse kann man hier
ermitteln. So kommt man auf die benötigte Hefemenge für das Anstellen
der Hefe (für OG: 0.75 Millionen Zellen pro mL Anstellwürze für jeden Grad
Plato).
Gruss, BE
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Antwort 4 |
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Newbie Beiträge: 8 Registriert: 10.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 00:04 |
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Hallo. Danke für eure Antworten.
Ok, der Punkt fehlte noch: Ziel ist es, das Bier endzuvergären, dann mit
Speise (2 Liter Ausschlagwürze 15,1 % auf die 35 Liter) zu vermischen und
dann auf Flaschen abzufüllen. Ich möchte aber sichergehen, den Endpunkt
vorher erreicht zu haben, bevor ich die Speise zugebe und auf die Flasche
gehe, sonst haut die Berechnung ja nicht hin, und das Bier hat am Ende
zuviel CO2.
Zum Starter: Das Startervolumen lag bei rund 500 ml. Auf eine Belüfung habe
ich verzichtet. Lediglich oberflächenbegast im 1 L Gefäß mit Gärröhrhen und
regelmäßig aufgewirbelt. Das Malzbier habe ich über 3 Tage täglich
erneuert, nachdem sich die Hefe abgesetzt hatte und anschließend wieder
aufgewirbelt.
Ich habe folgendes mitgenommen:
1) bei Trockenhefe künftig auf Starter verzichten
2) der Hauptgärung noch ein wenig Zeit geben und ggf. am WE Maßnahmen wie
Aufwirbeln und Temp.erhöhung auf 25 °C ergreifen. Allerdings würde ich nur
ungern 2-3 Wochen warten, ist das wirklich zu erwarten?
3) der scheinbare EVG wird bei diesem Malz und dieser Hefe in der
Größenordnung 65-70% liegen, richtig verstanden? Das entspräche dann 4,5
bis 5,3 % Restextrakt.
Ich werde am Donnerstag und Samstag nochmal spindeln und Euch auf dem
Laufenden halten, vielen Dank schonmal.
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 00:51 |
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Hallo Andre,
es ist wie bei allem Anderen was Du rein steckst gibt das Resultat. D.H. du
kannst kein Spitzenbier im Schnellverfahren machen.
Drei Dinge braucht das Bier: Hauptgärung 3- 6 Tage (oder mehr bei niedrigen
Temperaturen) Nachgärung, meist bei der gleicher Temp. wie die HG für 2-8
Wochen und die Reifung bei 4-6° für 2-4 Wochen. Natürlich kann man das
alles mit höheren Temperaturen beschleunigen, das geht dann aber zu Lasten
der Qualität.
Bei mir braucht auch ein Weizen minimum vier Wochen und ein gutes Lager 3-4
Monate.
Hast DU Dein Bier in einem geschlossenen Behälter mit Spundverschluß wo Du
sehen kannst ob Blasen kommen?
Mit besten Grüßen, Jörg
____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 6 |
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Newbie Beiträge: 8 Registriert: 10.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 07:48 |
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hallo jörg,
die gärung erfolgt in einem topf mit deckel. kein Spundverschluss.
gruß, andre
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Antwort 7 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 11.1.2012 um 08:36 |
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...... Hefe: obergärig, Typ Safbrew T-58; die Trockenhefe habe ich 72 h
vor dem Anstellen mit verdünntem Malzbier vermehrt und 4 Stunden vor dem
Anstellen mit Vorderwürze (gute 20% Stammwürze) vermengt.......
Das Problem erscheint mir die Hefe und die Verfahrensweise.
Wenn man bedenkt dass eben die Trockenhefe immer in einem katastrophalen
physiologischen Zustand ist (Totzellenanteilen 70 -90%, Rest liegt im
Sterben )
ist speziell dein Bier, für die ausgemergelte Hefe auch keine leichte
Kost!
Das erhalten einer wirklich gärkräftige Trockenhefe erscheint mir bei der
ersten Führung absolut unmöglich,
denn selbst frische Reinzucht-Presshefe aus Weihenstephan erreicht ihre
stärkste Gärkraft erst nach 2-3 Führungen.
Und eine Vermehrung mit Malzbier wird wohl eher zwecklos sein, da die zur
Vermehrung notwendigen Amminosäuren fehlen und dazu auch eine gute
Belüftung notwendig ist.
Auch eine Hefe die scheinbar sehr gut ankommt, bedeutet noch lange nicht,
dass sie im späteren Gärverlauf schon stark genug ist, um auch im
schwierigen Mileu klar zu kommen.
Gruß, Achilleas
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 09:41 |
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Hallo Andre,
ich finde das ganze klingt nicht wirklich nach einem Problem (zumindest ist
es noch zu früh zum Jammern)
Dass die Hefe für die letzten 10% der vergärbaren Zucker länger braucht,
als für die ersten 90%, ist doch nicht ungewöhnlich. Mit einer grossen
Menge super-aktiver Hefe mag das ja schneller gehen, aber für uns
Hobbybrauer ist es eben nicht einfach an sowas ranzukommen.
Ich hab auch schon immer rumgerätselt warum meine Gärungen zum Teil mehr
als doppelt solange brauchen, wie bei manch anderen, obwohl ich sogar 2
Tütchen Trockenhefe auf 20L verwendet hatte oder mit 3 L Würze und 2
tägiger Belüftung einen Wyeast-Starter gemacht hatte. Ich hatte noch keine
Hauptgärung, die in weniger als einer Woche durch war.
Ich dachte schon an die ca. 20mg/l Nitrat in meinem Leitungswasser, aber
auch verschnitten mit destilliertem Wasser wurde das nicht besser.
Eventuell fehlt mir ja irgendein Spurenelement im Wasser, das die Hefe
beschleunigt. Ich hab doch irgendwann mal hier im Forum gelesen, dass in
mancher Profibrauerei ein Teil des Wassers in Zinkwannen (oder wars Zinn ?)
aufbereitet wird, wohl wissend dass sich immer etwas vom Zink löst und ins
Brauwasser kommt.
Aber mittlerweile ist mir das egal und ich bin ja auch nicht wirklich
allein mit dem "Problem" (?) ,dass Untergärige mind. 3 Wochen brauchen und
Obergärige 1-2.
Zumal viele, die ihre Gärungen nach 3 Tagen für abgeschlossen halten
nächste Woche anfragen , wie oft sie denn noch ihre Flaschen entlüften
müssen. Oder es sind Leute wie Biermann, der unter einer abgeschlossenen
Hauptgärung etwas anderes versteht als ich.
Da wollte ich eigentlich schon bei Jörg´s erstem Satz
"Die Hauptgärung ist dann wohl durch" auf die Barrikaden gehen, hab dann in
den Folgebeiträgen erkannt, dass er jetzt noch , etwas amerikanisch
Angehaucht, eine "secondary Fermentation" anschliessen würde. Das heisst er macht den zweiten Teil der
Hauptgärung mit weniger Hefesatz und Schmodder in einem frischen
Gärfass.
Fazit: nächstes mal 2 Päckchen Hefe verwenden ( was auch nicht heisst, dass
es doppelt so schnell geht) und jetzt erstmal Ruhe bewahren. Ist doch kein
Problem wenns noch 1 Woche dauert bis die HG wirklich durch ist.
Aufrühren würd ich da nix. Wärmerstellen, wenns keine Umstände macht, kann
der T-58 geschmacklich nicht Schaden, es soll ja wohl ein paar "belgische"
Aromen geben.
Gruss
Matthias
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 17:42 |
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Zitat von Tyrion, am 11.1.2012 um
09:41 |
Da wollte ich eigentlich schon bei Jörg´s erstem Satz "Die Hauptgärung ist
dann wohl durch" auf die Barrikaden gehen[...]
Zumal viele, die ihre Gärungen nach 3 Tagen für abgeschlossen halten
nächste Woche anfragen , wie oft sie denn noch ihre Flaschen entlüften
müssen. |
Ich braue bisher obergärig mit Trockenhefe und bei ca 20 bis 23°C ist meine
Gärung tatsächlich oft nach 3 Tagen durch. Auch beim Bock mit 19 STW. Meist
lass ich das dann noch weiter 3 Tage stehen weil ich in der Woche einfach
nicht zum Abfüllen komme. Am Restextrakt tut sich in den weiteren 3 Tagen
meist nichts signifikantes mehr. Entlüftet hab ich noch nie und mit der
Karbonisierung meiner Biere bin ich auch sehr zufrieden...
Trotzdem ist es natürlich sinnvoll die Hauptgärung eher etwas zu lang
laufen zu lassen als überfrüht abzufüllen (und das gilt umso mehr bei
ausgefallenen Bieren, hoher Stammwürze und exotischen Hefen.) Zumal dem
Bier in der CO² Atmosphäre im Gärbehälter ja nix zustoßen sollte...
...
Gruß
J. ____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 1905 Registriert: 7.12.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 21:15 |
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Ich gebe auf
Zitat: | es ist wie bei allem
Anderen was Du rein steckst gibt das Resultat. D.H. du kannst kein
Spitzenbier im Schnellverfahren machen. |
Jörg ____________________ Ich braue Hoppesäcker Ur-biere nach dem Hoppesäcker Reinheitsgebot von
AD512 (Dokument ging leider verloren).
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 107 Registriert: 12.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 22:37 |
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Völlig richtig, die Stammwürze ist der Extraktgehalt der ungegorenen Anstellwürze (vor der
Hefegabe), aus der das Bier hergestellt ist.
Im Laufe der Gärung spricht man vom Restextrakt. Wird hier im Forum oft
übersehen, aber es wissen ja alle, was gemeint ist.
Grüße,
Vali ____________________ R.I.P. Jeff Hanneman (1964-2013)
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 23:14 |
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Zitat: | Das Problem erscheint
mir die Hefe und die Verfahrensweise.
Wenn man bedenkt dass eben die Trockenhefe immer in einem katastrophalen
physiologischen Zustand ist (Totzellenanteilen 70 -90%, Rest liegt im
Sterben ) |
Hi Achilleas,
du bist offensichtlich vom Fach. Dieser Aussage würde ich jedoch nur
bedingt zustimmen. Es hat sich einiges getan bei der Trockenhefeerzeugung.
Inbesondere bei der Konditionierung der Hefe auf den Trocknungsprozess. Die
Hefe wird angeregt bestimmte Schutzzucker und Reservekohlenhydrate
anzulegen (Glykogen und Trehalose). Dabei sollen (angeblich)
Überlebensraten von bis zu 70% erreicht werden...?
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich sagen, dass die Trockenhefen
nach der Rehydrierung hochaktiv sind...
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 13 |
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Senior Member Beiträge: 107 Registriert: 12.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.1.2012 um 23:26 |
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Zitat: | dass die Trockenhefen
nach der Rehydrierung hochaktiv sind |
Kann ich bestätigen, z.B. die Nottingham, seit sie vakuumverpackt ist. Hab
aber noch nie eine Zellzahlbestimmung + Methylenblautest bei einer frisch
rehydrierten Trockenhefe gemacht, wäre sicher interessant! Vielleicht komm
ich mal am Lehrstuhl dazu.
Grüße,
Vali ____________________ R.I.P. Jeff Hanneman (1964-2013)
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Antwort 14 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 12.1.2012 um 09:27 |
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Hallo Flying,
Sicher gibt es auch Hefen, die auf die Gefriertrocknung resistenter
reagieren, ich denke da vor allem an die obergärigen Hefen, die
viel mit sich machen lassen, ohne gleich die Ohren hängen zu lassen.
Und ausserdem bleibt dem Hobbybrauer oft auch nichts anderes übrig, als mit
Trockenhefen zu arbeiten, wobei ich aber
sicher bin, daß viele Brauereien um die Ecke gerne bereit wären, kostenlos
mit etwas frischer Hefe auszuhelfen.
Meine Aussage (70-90% Totzellenanteil) basiert auf einen Vortrag über
Hefemanagement von Dr.Ing.Briem.
Leider kann ich in der Fachliteratur keine Artikel über Trockenhefe finden,
warscheinlich auch deswegen nicht, weil größere Brauereien nicht damit
arbeiten.
Allerdings habe ich in meiner bescheidenen Bibliothek folgende Aussage über
Trockenhefe gefunden.
(Eckhard Bast, Mikrobiologische Methoden 2. Auflage 2001)
Im allgemeinen überleben grampositive Bakterien besser als gramnegative,
besonders widerstandsfähig sind die Endosporenbildner und die grampositiven
Kokken.Auch die meisten sporenbildenden Pilze lassen sich nach
Gefriertrocknung 10-20Jaher aufbewahren, die meisten Hefen 5 Jahre und
länger, allerdings ist der Prozentsatz überlebender Zellen bei den Hefen
häufig sehr gering.
In wieweit sich in den letzten Jahren bei der Gefriertrocknung etwas
geändert hat, weis ich leider nicht, ich weis allerdings schon,
daß die Hersteller von Trockenhefen mit ganz anderen Zahlen über den
vitalen Zellenanteil werben, als mir bekannt sind.
Aber wie schon gesagt, wenn nix anderes da ist, ist es immer noch besser
als keine Hefe, bzw. Spontangärung!
Gruß, Achilleas
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.1.2012 um 17:43 |
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Hi Achilleas und Vali,
Achilleas, bezogen auf 2001 magst Du recht haben. Es wurden mittlerweile
jedoch Verfahren entwickelt, welche die Überlebensfähigkeit der
getrockneten Zellen stark erhöht haben.
Wie in der eingefügten Patentschrift nachlesbar, sind 70% lebensfähige
Zellen durchaus machbar...
http://www.patent-de.com/20070104/DE60212111T2.html
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 435 Registriert: 9.3.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.1.2012 um 18:27 |
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... und noch was zur Trockenhefe.
bisher habe ich 11g (1 Päckchen DANSTAR Notti) für ca. 23L Würze rehydriert
dazugegeben und von 16° auf ca. 5° vergoren. Beim letzten Sud wurde am 3.
Tag ein 2. Päckchen eingestreut und ich konnte auf 3° runtervergären.
Jetzt gibts immer noch mal eine 2. Hefegabe.
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Antwort 17 |
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Newbie Beiträge: 8 Registriert: 10.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.1.2012 um 20:33 |
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Hallo,
kleines update:
habe heute nochmal gespindelt: Es hat sich nichts mehr getan in den letzten
48h. Hier nochmal die Werte (Stammwürze bzw. Restextrakt):
Stammwürze: 15,1%; Restextrakt nach 48h: 7,5%; nach 72h: 6,8% und heute
nach 120h (5 Tage) erneut 6,8%.
Das Umrühren nach 72 h hat also nichts gebracht.
Ich habe jetzt mal die Heizung höher gedreht (Ziel: 25 °C), mal gucken, ob
das etwas bewirkt.
Was ist denn von einer zweiten Hefegabe (wie von maischman empfohlen) zu
halten?
Gruß, Andre
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 12.1.2012 um 21:33 |
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Antwort 19 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 13.1.2012 um 10:05 |
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Hallo Flying,
vielen Dank für die interessante Patentschrift, ich habe von dem scheinbar
neuen japanischen Verfahren zur Herstellung von Trockenhefe bisher noch
nicht gehört.
Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das neue verbesserte Verfahren auch
kommerziell angewendet wird,da es mir etwas aufwendig erscheint.
Nach diesem Verfahren soll der üblich Totzellenanteil von 90% auf 60-70%
reduziert werden und auch bessere Biere liefern als mit herkömmlichen
Trockenhefen.
Meine Aussage, dass Trockenhefen 70-90% Totzellenanteil enthält, trifft
also auch für das neue Verfahren zu, wobei es trotzdem interessant wäre zu
wissen, ob und wo diese verbesserte Methode angewendet wird.
Zitat: | Wie 1 zeigt, starben im
Fall, bei dem eine Trockenhefe durch oben beschriebenes Verfahren unter
Verwendung der zurückführenden Hefe ohne Behandlung mit Trehalose hergestellt wurde, ca. 90% der
Zellen auf Grund des Trocknungsverfahrens.
Tabelle 1 zeigt die Mortalitäten vor dem Trocknen und nach dem
Rekonstituieren der Trockenhefen mit Wasser wie oben beschrieben. Im Fall,
bei dem 5% der Trehalose bei einer Temperatur von 10°C aufgenommen wurde,
wurde das Verhältnis der toten Zellen auf ca. 60% durch Behandlung mit
Trehalose für 1 bis 3 Stunden erniedrigt. In dem Fall, bei dem die
Behandlung für 21 Stunden durchgeführt wurde und dann die Zellen getrocknet
und mit Wasser rekonstituiert wurden, starben ca. 90% der Zellen. Bei der
Behandlungstemperatur von 20°C konnte eine Abnahme der Mortalität
ausschließlich in dem Fall bestätigt werden, bei der die
Trehalosebehandlung eine Stunde durchgeführt wurde und dann die Hefe
getrocknet und mit Wasser rekonstituiert wurde. Bei einer Konzentration der aufzunehmenden Trehalose von 10%
wurde der Anteil der toten Zellen auf 60 bis 70% nach Behandlung für 1
bis 3 Stunden sogar in dem Fall erniedrigt, bei der die
Behandlungstemperatur 10 oder 20°C betrug. Auf Basis dieser Resultate wurde
herausgefunden, dass der Widerstand gegenüber Trocknen den zurückgewonnenen
Hefen verliehen werden konnte durch Behandlung mit 5% oder 10% Trehalose
für 3 Stunden, gefolgt von Trocknen und Rekonstitution mit Wasser.
Wie Tabelle 5 zeigt, besaß das unter Verwendung der vermarkteten
Trockenhefe gebraute alkoholische Getränk einen schlechteren Geschmack als
das durch Verwendung der zurückgewonnenen Hefe erhaltene alkoholische
Getränk, während das unter
Verwendung der aktiven Trockenhefe als Starter hergestellte alkoholische
Getränk einen vergleichbaren Geschmack mit dem unter Verwendung der
zurückgewonnenen Hefe erhaltenen alkoholische Getränk
zeigte. |
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Antwort 20 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.1.2012 um 11:48 |
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Hi Achilleas,
ich bezog mich bei meiner Aussage auf einen Abschnitt am Ende der
Patentschrift. Da wurde das Verfahren bei einer Weinhefe angewandt...
Zitat: | ...Als Ergebnis betrug
das Überlebensverhältnis der Hefe 70,15% |
Ich bin mir allerdings nicht sicher, was damit gemeint ist? 70% tot oder
lebendig...
Die Patentschrift ist auch schon wieder 10 Jahre alt und ich glaube es hat
sich bei den Trockenhefen mittlerweile kräftig was getan. Einen Beweiß muss
ich allerdings schuldig bleiben, da ich nicht weiter relevantes im Netz
finde.
Ein Test mit Metylenblau könnte hier Aufschluss geben. Vielleicht kommt
Vali ja dazu..?
Ich meine auch mal gelesen zu haben, dass Turbohefen mit bis zu 25%
Trehalose vollgepumpt werden/sind, damit sie ihre volle Gärkraft
behalten...?
Trehalose bildet im Inneren der Hefezelle eine inerte Matrix, die die
Komponenten der Zelle vor der vollständigen Austrocknung bzw. dem Tod
schützt.
Aus meinem eigenen Empfinden würde ich jedoch sagen, dass die 90-70%
Totanteil bei Trockenhefe nicht mehr gelten...
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 21 |
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Posting Freak Beiträge: 2153 Registriert: 8.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.1.2012 um 12:13 |
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Da werden noch 70% lebendig sein, sonst wärs
ja die Sterbensrate
Gruß Hotte
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Antwort 22 |
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Newbie Beiträge: 8 Registriert: 10.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.1.2012 um 15:11 |
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...so, habe nochmal gespindelt: wieder 6,8% (1 Woche Hauptgärung ist nun
rum, der Wert ist seit 4 Tagen konstant und ich glaube auch nicht daran,
dass da noch etwas passiert. Die Temperaturerhöhung hat nicht ganz
geklappt. Bin jetzt bei 21 °C, mehr gibt die Heizung im Keller nicht
her.
Habe mich, ermutigt durch die geschilderten positiven Erfahrungen einer
zweiten Hefegabe nun auch dazu entschlossen, einen Beutel T-58 auf das
Jungbier zu streuen, mal sehen, was es bringt...nächste Messung ist am
Montag.
Gruß, Andre
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Antwort 23 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 14.1.2012 um 19:18 |
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Hallo Flying,
im Gegensatz zu den untergärigen Bierhefen, glaube ich auch,daß obergärige
Bier.- und Weinhefen
eine höhere Überlebensrate haben, du wirst Recht haben,die 70% beziehen
sich da eher auf Lebendzellen.
Gruß, Achilleas
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Antwort 24 |
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