Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 20:17 |
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Hallo!
Ich bin nigel-nagel-neu in der Branche der Hobby-Brauer. Leute wie ich
haben immer die wunderlichsten Fragen. Ich leg los:
Zwar beschäftigen sich einige Threads hier mit Spontan-Gärung, aber niemand
mit eigener Hefezucht (eigener, persönlicher Hefestamm). Soweit ich weiß
sind ja gerade ganz kleine Brauereien stolz auf ihre Hefestämme, die sie
wie einen Schatz hüten. Es sollte ja möglich sein, durch Spontan-Gärung
seinen eigenen Hefestamm zu bekommen und weiter zu vermehren - ähnlich wie
beim Sauerteig, wo ich ja auch meine Hefe habe, die ich irgendwann selbst
"hergestellt" habe und nun zum Brot backen verwende.
Sehe ich das zu romantisch?
____________________ "Der braut sich was!"
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 20:37 |
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Ich denke hier will keiner seinen mühevoll erarbeiteten Sud dem Zufall
überlassen. Mit Glück erwischt man tatsächlich einen Zuckerpilz, der
zumindest keine Milch- oder Essigsäure produziert ... schmecken muss das
aber noch lange nicht.
Klar kann man jetzt mit Nährböden durch die Gegend laufen und Hefen aus der
Umgebung einsammeln. Dann musste man diese aber noch in Reinzucht
herstellen und einige Testsude fahren. Warum sollte man so einen Aufwand
treiben, wenn´s hunderte bewährte Hefen mit kalkulierbarem Ergebnis
gibt?
Grüße!
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 20:53 |
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Mit dem Nährboden durch die Gegend laufen um eine wilde Hefe einzufangen
ist die eine Methode.....Die andere ist die Üblichere! Du nimmst eine
etablierte Hefe und führst sie immer wieder weiter. Vermutlich wird es
20-30 Sude dauern aber die Hefe mutiert garantiert.
Irgendwann hast Du dann ein völlig anderes Geschmacksprofil, wie bei der
Ursprungshefe. Ob das besser oder schlechter ist, sei mal dahingestellt.
Wenn Du dann an einem Punkt angelangt bist, wo Du sagst..."Die isses"...Ja
dann musst Du eine Reinzucht anlegen, Dir die Hefe patentieren lassen
ect..
m.f.g
René
Übrigens, Herzlich Willkommen im Forum WodkaFan. (Bist Du Dir
sicher, dass Du hier richtig bist
[Editiert am 18.1.2012 um 21:04 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 20:56 |
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Hallo WodkaFan,
sicherlich ein wunderbarer Gedanke, aber im Gegenzug zum Sauerteig ist die
Vergärung mit einer Bierhefe eben etwas ganz anderes, denn wenn da eben
irgendwas anderes mit bei ist, bekommt man einen Nebengeschmack, der unter
aller Sau ist und dann meist darin gipfelt, dass das Hausgebraute
weggekippt wird.
Sicherlich haben viele kleine Brauereien ihren Hefestamm GEHABT!! Heute
müssen auch diese ihre Hefe frisch halten. Die meisten Brauereien aus dem
Frankenländle (so ca 150 kenne ich) haben ihre Hefe von einer Großbrauerei
oder holen sich ihren Hefestamm von Weihenstefan oder Doemens. Und da darf
man nicht vergessen gibt es sicherlich heutzutage hundert Reinzuchtstämme,
die dann eben verschickt werden. Eine HEfe bedarf auch der Pflege im
Gegensatz zu einem Sauerteig, den man einfach weiterrumoren lässt. Ohne
Wässern, säubern, entschlämmen wird das auf Dauer nichts, da dann der reine
Geschmack der Hefe darunter leidet.
Die heute für Hobbybrauer abgepackten Trocken und Flüssighefen sind von der
Bandbreite ok und man kann gerade also Newbi genug damit experimentieren.
Vergäre mal die selbe Hefe einmal mit einer Trockenen Pilshefe und einmal
mit einer S04 z.B. Das können dann schon geschmackliche "Welten" sein.
Jetzt noch ein bischen am Hopfen gedreht, schon hat der gleiche Sud drei
oder vier Geschmacksvarianten.
Im Prinzip ist es am einfachsten man fängt mal mit einem einfachen Rezept,
damit man mal irgendwie eine Null-Barriere hat. Wenn das schon mal
brauchbar war - heißt keine Nebengeschmäcker, Gärungsprobleme, Cushing
etc. - dann fängt man an, an dem Rezept rumzuschrauben: mehr oder weniger
Hopfen, vielleicht 1% Stw mehr oder wenger, eine handvoll Cara mehr oder
weniger und irgendwann sagt man: Ja, das ist es!! Und man hat sein erste
Bier, was in den Standardordner kommt.
Irgendwann mal, hat man dann soviel Erfahrung gesammelt und sich auch hier
Beratung geholt, dass man Biere quasi auf dem Reißbrett designen kann. Und
dann kann man von solchen Projekten wie die obigen genannten "Eigenhefen"
mal nachdenken, aber vorher sollte das handwerkliche erst mal passen.
Falls du also ein erprobtes Rezept brauchst, gebe ich dir gerne mal eines.
Sag halt Bescheid.
In diesem Sinne - noch herzlich willkommen im besten forum der Welt
Grüße
Holger
____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1478 Registriert: 3.3.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:03 |
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Hallo,
nun, dazu fällt mir ein Beitrag von brewingTV ein:
klick mich
ist auf englisch.
Als Anfänger würde ich einen solchen Gedanken schnell beiseite legen. Aber
auch so wär das zB. für mich nichts.
Gibt genug Gebiete, in denen man sich austoben kann. Dazu haben die anderen
ja schon genug erzählt.
lg Dominic ____________________ Viele Grüße
Dominic
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 20.2.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:06 |
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Hallo WodkaFan, was Kurt schreibt wird wohl stimmen. Obwohl ich es von der
Idee spannend finde. Im Weinbau wird es in manchen Betrieben auch so
gemacht. Bei besonders gelungenen spontan vergorenen Weinen lassen sich
einige wenige Winzer die Hefe in Reinzucht herstellen und diese können
danach für andere Weine wiederverwendet werden. Ich habe schon einige
spontan vergorene Weine verkostet die noch dazu nicht filtriert wurden und
bin teilweise überrascht wie anders diese schmecken (im positiven Sinne).
Im weitesten Sinne kann man es vergleichen wie Hobbbrauerbiere zu
Industriebieren.
LG
Vani
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 41 Registriert: 31.12.2011 Status: Offline
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:06 |
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Hallo WodkaFan,
ich kenne ehrlich gesagt nur eine Brauerei in Belgien, die mit
Spontangärung arbeitet.Und ansonsten wüsste ich auch keine Brauerei, die
ihre eigene Hefesorte züchtet. Ausser Saccharomyzes carlsbergensis,
vielleicht!
Es wäre schon ein irrwitziger Aufwand, verschiedene Sude zu brauen, dann
spontanvergären und zu lagern, evtl. noch filtrieren, um endlich nach
Wochen des wartens herauszufinden, ob der Sud was taugt.
Dann müsste man die richtige Hefezelle aus dem Keimgemisch erst einmal
isolieren, wobei noch gar nicht sicher ist,
ob der gleiche Mikroorganismus, der den Zucker vergärt hat, auch für das
Aromaprofil verantwortlich ist!
Die isolierte Zelle muss dann mittels Reinzucht vermehrt werden und bei
etlichen Suden auf allen physiologischen Eigenschaften getestet werden, um
herauszufinden welche optimale Würzezusammensetzung,bzw. verschiedenen
Mineralien, Proteine,Zucker, Temperatur, pH, uvm. notwendig sind.
Wenn man Glück hat und nach wenigen hundert Versuchen findet sich eine
Hefezelle, die allen Anforderungen gerecht wird, muss diese schliesslich
als Reinkultur zur Sicherheit in einer Hefebank gelagert werden, was
vermutlich auch nicht billig ist.
Letztendlich gibt es in der Hefebank von z.B. Weihenstephan, schon soviele
verschiedene Hefen, deren Eigenschaften bereits genau definiert sind, dass
es eher unwarscheinlich ist eine neue brauchbare Heferasse zu entdecken,
die es in der Hefebank noch nicht gibt und darüber hinaus noch ein
spezielles Aromaprofil besitzt.
Weitaus realistischer und interessanter ist es aber, mit definierten
Mischkulturen zu arbeiten, z.B. mit Lactobazillen und Hefen nacheinander
oder gleichzeitig, so dass sie sich als Co-kultur im besten Fall sogar
gegenseitig unterstützen.
Ist aber auch ein sehr komplexes Thema, wie, wann, welche Nebenprodukte die
andere Kultur beeinflusst, aber dafür
auch sehr interessante Geschmaksprofile.
Beste Grüße,
Achilleas
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 757 Registriert: 16.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:09 |
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Danke Leute!
Ich habe mir das wirklich einen Funken zu einfach vorgestellt.
Trotzdem wird das Ziel lauten: Eigener Hopfen, eigene Hefe. Ich nehme aber
deinen Rat an, Holger-Pohl und lern's erst mal richtig. Für das Rezept wäre
ich sehr dankbar! Vielen Dank!
@flying
Du musst verstehen: Ich bin nicht ganz richtig im Kopf und mache manchmal
Dinge, die ich nicht ganz verstehe.
Das mit dem weiterentwickeln ist aber ein guter Tipp!
____________________ "Der braut sich was!"
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 1791 Registriert: 6.7.2004 Status: Offline
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:13 |
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:13 |
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Hi Vani,
upps...Bei den Wein- Spontis bin ich anderer Meinung. Die Spontangärung wir
in 99% der Fälle durch wilde Hefen wie Hanseniaspora Uvarum ausgelöst. Auch
spezielle Hefe wie Torulaspora Delbrueckii sind dabei.
Diese Hefen nenn man im Weinbau auch Angärhefen. Die machen aber meißsten
bei 7-8% Alk schlapp und dann kommt die Stunde der Sacccharomyceten. Das
sind unsere normalen Wein oder Bierhefen, die nur zu ca. 5% auf der Traube
sitzen. Die anderen 95% sind, wie schon erwähnt...die Anderen.
Ein Geläger von einem Spontanwein ergibt sicher keine Reinzucht...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 248 Registriert: 20.2.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:41 |
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Servus Rene, hab jetzt mit einen befreundeten Winzer gesprochen der alle
Weine spontan vergärt. Bei ihm wird die dominante Hefe aus dem fast fertig
vergorenen Wein isoliert und danach eingefroren. Nicht aus dem Geläger da
sie hier viel schwerer zu isolieren ist und dort etliche andere Hefen usw.
sich befinden. Danach wird die Hefe eingefroren und bei Bedarf aufgetaut
und im Most vermehrt. (ist jetzt nicht sehr wissenschaftlich geschrieben,
aber so soll es funktionieren.) Natürlich ist die Kellerflora
ausschlaggebend welche Hefe sich im Wein durchsetzt und nicht die wilden
Hefen im Weingarten.
LG
Vani
edit: die dominante Hefe ist wie du aber schreibst sicher eine
Saccharomyceshefe aus der Kellerflora und keine Wildhefe vom Weingarten.
[Editiert am 18.1.2012 um 21:58 von Vani]
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.1.2012 um 21:45 |
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Zitat von WodkaFan, am 18.1.2012 um
21:09 |
@flying
Du musst verstehen: Ich bin nicht ganz richtig im Kopf und mache
manchmal Dinge, die ich nicht ganz verstehe.
Das mit dem weiterentwickeln ist aber ein guter Tipp!
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Hihih, DAS kommt mir sehr bekannt vor
So sehe ich mich auch und mit dieser Grundauffassung habe ich mich in
dieses Hobby gestürzt....
und ein Flying gebraut, welches Flying wohl mundete, obwohl ich doch garnix
von Weizenbier verstehe
Du bist hier also absolut richtig ! ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 11 |
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