Ich habe die Berichte über Brauanlagen im Hobbybrauerforum immer
verschlungen und eine Menge Tips mitnehmen können. Ich möchte mich für die
fachmännisch zusammengestellten Berichte in "Bild und Ton" zumindest
ansatzweise bedanken, indem ich meine neue Brauanlage so detailliert es
geht dokumentiere.
Begonnen habe ich vor etwa 5 Jahren mal mit einem Braukit(t), dann kam der
Einkocher, dann die Siemens Logo Steuerung für mein Malzrohr ohne
Aussentopf. Hier ist der zugehörige Thread dazu, leider sind die Bilder
nicht mehr existent:
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthre
ad&tid=6380#pid
Ich will das jetzt hier nicht ausarten lassen nur soviel: dieses Konzept
hat für mich nicht zufriedenstellend funktioniert (Ausbeute und
Flexibilität bzgl. Starkbier etc.) und ich habe es verworfen! Über mehrere
Zwischenstufen ist nun die
Brauanlage Version 3.0
entstanden:
Die gesamte Brauanlage ist in einem maßgeschneiderten, rollbaren Schrank
untergebracht und zur Freude meiner Frau sämtliche Brauutensilien (von den
Gäreimern und Zutaten mal abgesehen) ebenfalls.
Das Gewicht der Pfannen wird von der Arbeitsplatte getragen da diese mit
den Henkeln auf der Platte aufliegen.
Ich habe mich aus Gründen der Zeitersparnis letztlich doch für ein
Zweikesselsystem entschieden.
1.) Maischkessel
(Gleichzeitig Läuterbottich)
Der Maischkessel ist ein 50 Liter Edelstahltopf aus der Gastronomie. Auf
dem Boden steht auf gedrehten, angeschraubten Stahlbolzen ein Läuterblech,
(Rv 1,5-2,5). Zur besseren Abdichtung ist ein längst aufgeschnittener
Silikonschlauch um den Boden gelegt. Dieser gleicht Unebenheiten des Topfes
aus. Leider ist dieser nicht ganz rund. Mittig auf der Oberseite erkennt
man die Teflonbuchse als Lager für das Rührwerk. Im Bild ist die Ober- und
Unterseite des Läuterbodens erkennbar.
Unterhalb des Läuterbodens befinden sich eine Einschraubhülse 1/2" für den
Pt100 Fühler, ein Ansaug- und ein Einlaßstutzen für die Umwälzung mittels
Kreiselpumpe - damit auch ja nichts anbrennen kann! Der Auslass ist rechts
im Bild!
Das Rührwerk ist in erster Linie aus 8mm Gewindestangen gebaut. sämtliche
Höhen und Anstellwinkel der Paddel sind einstellbar - das ist sinnvoll,
wenn die Braumenge und damit der Füllstand variiert.
Angetrieben wird der Rührer mit einem 12V Getriebemotor. Ich habe gleich
mehrere gekauft (Stückpreis <10 Euro) da ich eine hohe Abnutzung
erwartete. Aufgrund des passiven Kühlkörpers bleibt die Temperatur des
Motors aber im erträglichen Rahmen. Mal sehen wieviele Sude so ein Motor
schafft. Ich steuere die Umdrehungsgeschwindigkeit mit meinem 12V 20A
Labornetzteil.
Das Rührwerk ist auf einem Edelstahlprofil verschraubt und dieses mittels
angeschweissten, schwenkbaren Gewindestangen-T-Stücken (was ein Wort) mit
dem Topf gegen Verdrehen gesichert.
Der Zu- und Ablauf des Maischekessels ist in 3/4" Ausführung, jeweils mit
Kugelhahn absperrbar. Die Teile sind wild aus dem Baumarkt
zusammengewürfelt. Für das Läutern schraube ich den Zulauf zum Kessel ab.
Während des maischens wird also nur oberhalb des Läuterbodens gerührt,
unterhalb in den Heizphasen umgewälzt. Die Temperaturdifferenz zwischen
Maische oben und Würze unter dem Boden liegt bei etwa 1°C.
2.) Der Würzekessel
Der Würzekessel enthält nichts ausser einer 1/2" Hülse für den Pt100 um
einen optimalen Whirlpool zu ermöglichen.
Den Pt100 brauche ich dabei zur Erfassung des Siedebeginns, damit Koch-
und Hopfentimer funktionieren.
3.) Die Würzepumpe
Die Tellarini Würzepumpe aus Messing ist etwas überdimensioniert. Ich werde
ihr noch einen Frequenzumrichter gönnen und etwas drosseln. Sie wir
ausschließlich zum Bewegen der unter dem Läuterboden befindliche Würze
während der Heizphasen verwendet. Die Pumpe läuft immer wenn die Heizplatte
eingeschaltet ist, und hat eine Nachlaufzeit von zwei Minuten.
4.) Die Induktionskochplatte
Hendi 3,5 kW (manuell)
Wirklich Freude bereitet mir die Induktionsplatte 3,5kW von Hendi. Ich bin
froh daß ich mir den Umstieg von Gas auf Strom vorgenommen und durchgezogen
habe. Ist sicherer und effektiver. Jetzt kann ich endlich die Pfannen
isolieren. Die Platte ist mittels Leistungsregler manuell bedienbar. Die
Leistung wird mittels LED Anzeige angezeigt.
Die Platte wird mittels Minihebebühne unter den jeweiligen Topf gefahren.
Ich kann einen minimalen Abstand der Platte zum Topf realisieren - so gibt
es keine Wärmebrücke vom übergroßen Topf auf das Gehäuse der
Induktionsplatte.
Eine schönere Holzplatte kommt noch!
5.) Die Steuerung
Zum Einsatz kommt eine Siemens Logo Steuerung mit integriertem LC-Display.
Die Programmierung der Anlage kann ich nur am MacBook Air vornehmen (oder
jeder andere Rechner ;-), das fertige Programm wird anschließend auf die
Logo übertragen. Zum Brauen ist das System völlig autark.
Als Eingänge habe ich einen Quittierungsschalter und zwei Pt100 Fühler.
Ausgänge (Aktoren) sind die Induktionsplatte, die Umwälzpumpe, das Rührwerk
und eine Funkklingel.
Die Anlage zeigt die einzufüllenden Mengen an, man kann permanent die
Temperatur und Restzeit bei Rasten erkennen. Die Umwälzpumpe läuft nur
während der Heizphase und dann noch 2 Minuten nach um Restwärme abzuführen.
Das gilt zur Zeit noch nicht für den Lüfter der Elektronik der
Induktionsplatte. Das bis dato aber auch noch nicht zu Problemen geführt.
Bei verlangten Quittierungen (z.B. Kontrolle Jodnormal etc.) wird im
Minutentakt die Funkklingel aktiviert - den Empfänger trage ich mit mir rum
bzw. stelle ich ins Haus - ich bin Garagenbrauer.
Beim Hopfenkochen wird die Kochzeit bei Erreichen einer Temperatur von 99°
runter gezählt, gleichzeitig laufen Timer für die Hopfengaben an. Zum
Zugabezeitpunkt klingelt es dann wieder in der Hose.
Der Brauvorgang im
Schnelldurchlauf:
Ich maische meistens direkt auf der ersten Rast ein, geschrotet wird mit
unserer Komo Kornmühle - die Qualität des Schrotes ist für meine Zwecke
völlig ausreichend und das Läutern klappt und die Ausbeute passt auch. Nach
dem Abmaischen werden Heizung, Rührwerk und Pumpe abgeschaltet. Das
Rührwerk wird aus der Maische gezogen, und die Druckseite der Pumpe am
Maischekessel gelöst. Die Induktionsplatte wird unter die Würzepfanne
gerückt.
Nach 30 Minuten Läuterruhe wird durch das Kreiselpumpengehäuse in ein 1
Liter Kunststoffmaß (das ich zur Sicherheit noch in ein 30L Gäreimer
stelle) abgelassen und mittels 12V Camping Wassertauchpumpe wieder oben
rein gepumpt. (Hier kommt wieder das Labornetzteil zur Anwendung) Ich kann
die Pumpleistung so regeln dass der Spiegel im Maß konstant bleibt.
Aufgrund des relativ großen Totvolumens unterhalb des Läuterbodens, dauert
es etwa 5-10 Minuten bis die Würze wirklich klar läuft. Der Schlauch kommt
dann nach links in die Würzepfanne. Wenn der Boden der Pfanne gut bedeckt
ist, wird die Frage nach Beginn Hopfenkochen an der Steuerung quittiert und
das Kochen gestartet. Die Nachgüsse muß ich systembedingt extra in einem
Einkocher erwärmen. Aber ich kann auch noch während des Kochens in der
Würzepfanne Nachgüsse in den Läutertopf geben und die Stammwürze mit Glatt-
oder beinahe Glattwasser regulieren. Das macht am Ende noch etwas mehr an
Ausbeute. Bis zu einer halben Stunde vor Kochende soll das Zugeben ja kein
Problem sein.
Der Rest ist klar: Kochen, Whirlpool, heisses Abhebern ins offene Gärfass
(ich stelle ein Kupferrohr mit Silikonschlauch diagonal in die Topfecke),
über Nacht abkühlen, Speise ziehen, belüften, Hefe rein etc. Ich kühle
nicht, hatte seit meinen 21 Suden noch nie eine Bierinfektion. Dafür muss
ich mit Kalttrub im Gärfass leben...
Hier mal ein Video des Brauvorgangs. Mittlerweile habe ich eine Mattmill.
Mit dem Läuterergebnis bin ich sehr zufrieden!
http://youtu.be/iklrWGPBgKY
Ich hoffe ich konnte es einigermaßen verständlich rüber bringen!
Liebe Grüsse
Der stolze Erbauer Manu
[Editiert am 14.10.2013 um 19:54 von Fahrtwind]