Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2012 um 02:37 |
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Hi Leute,
was habt Ihr denn für Ideen, was zu einem zu niedrigem EVG führen
könnte?
Ich versuche mich immer ein bisschen an dieser Hefeübersicht zu
orientieren: http://hb.ikma.de/index.php?title=Trockenhefe
Der Endvergärungsgrad hängt ja von verschiedenen Faktoren ab, als da
wären:
- Hefetyp
- Dauer der Maltoserast
- Temperatur bei Maltoserast, d.h. Optimum wohl in der Mehrzahl der Fälle
bei 63°C.
- Dunkle Malzsorten haben wohl einen niedrigeren EVG
- Temperatur bei Gärung. Eventuell hilft Würzebelüftung und/oder
Wärmerstellen den EVG zu pushen? Auch wärmeres Anstellen?
Was beeinflusst denn noch den EVG? Kennt Ihr weitere Faktoren? Beedinfluss
etwa die anschliessende Dextrinrast auch den EVG? Das heisst, bekmmt man
unterschiedliche EVG´s für folgende Szenarien:
a)
- 63°C 45 Minuten
- 72°C 45 Minuten
b)
- 63°C 45 Minuten
- 72°C 20 Minuten
Mein EVG ist oft zu niedrig. Beispiel: 45 m Maltoserast bei 63°, Notingham
Ale aber nur 73% EVG statt wie in obiger Tabelle zu erwarten wäre um die
79%. Schüttung war hier konkret mit 50% Münchner gemacht, könnte es daran
liegen? Ausserdem recht kalt vergoren für ein Obergäriges (18°C).
Viele Grüße
Flo
[Editiert am 8.3.2012 um 02:55 von Hechtlein]
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 8.3.2012 um 07:51 |
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Du hast dir die Fragen doch eigentlich alle selbst beantwortet.
73% EVG halte ich für kein Problem, wenn die Hefe mit 70-80% EVG
spezifiziert ist. An die 80% kommst Du nur unter idealen Bedingungen. Dazu
gehört neben der hellen Schüttung auch vitale Hefe in ausreichender Menge,
am besten gerade geerntete. Um die letzten Promille herauszukitzeln, kannst
Du auch gegen Ende der Gärung die Temperatur um einige Grad steigen lassen.
Das bringt kaum noch zusätzliche Nebenprodukte, hält aber die Hefe etwas
länger bei Laune.
Die extrem hohen EVG (bei einigen Belgiern an die 90%) erreichst Du nur
durch Zuckerzusatz, die richtige Hefe und hohe, am Ende ansteigende
Gärtemperaturen.
[Editiert am 8.3.2012 um 07:51 von Berliner]
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 1 |
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Gast
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erstellt am: 8.3.2012 um 10:49 |
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Zitat von Hechtlein, am 8.3.2012 um
02:37 |
Was beeinflusst denn noch den EVG? Kennt Ihr weitere Faktoren? Beedinfluss
etwa die anschliessende Dextrinrast auch den EVG? Das heisst, bekmmt man
unterschiedliche EVG´s für folgende Szenarien:
a)
- 63°C 45 Minuten
- 72°C 45 Minuten
b)
- 63°C 45 Minuten
- 72°C 20 Minuten
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Im Fall b) hast du wahrscheinlich einen höheren scheinbaren
Endvergärungsgrad, aber nur weil du schlecht oder nicht vergärbare Zucker
durch unverzuckerte Stärke ersetzt hast. Das ist für das Bier was den
Geschmack und die Haltbarkeit angeht aber keine gute Idee, wenn du ein
schlankeres Bier brauen willst musst du zuerst die erste Rast verlängern
und dann die zweite Rast immer so lange durchführen bis die Maische
jodnormal ist. Ab einem bestimmten Zeitpunkt bringt das dir aber nichts
mehr, da die Enzyme eventuell ausgeschöpft sind und du gezwungen bist, die
zweite Rast einzuführen um zur Jodnormalität überhaupt zu gelangen.
Ciao,
Vale
[Editiert am 8.3.2012 um 10:53 von Vale71]
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 8.3.2012 um 14:19 |
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Hmm, im Falle b hätte ich jetzt einen geringeren EVG erwartet, da die
α-Amylase auch bis zu vergärbaren Zuckern spalten kann, das aber sehr
langsam tut.
In beiden Fällen des hypothetischen Experiments wäre ich eigentlich von
Jodneutralität ausgegangen und idealerweise natürlich auch von identischer
Stammwürze, einzig die veränderte Dextrinrast als Parameter.
Auch bei "nicht ganz jodneutralen" Maischen hatte ich nach dem Abläutern
stets Jodneutralität, das waren aber keine blauschwarzen Jodproben.
Insofern ist - ohne Katastrophen - sehr selten von ausgesprochener Stärke
in der Würze auszugehen. Von mehr oder weniger großen Dextrinketten
natürlich schon.
Die EVG-Angaben im Wiki kann man natürlich nur als "Anhalt" ansehen, es ist
nicht bekannt, welche Würzen da verwendet wurden, oder waren das irgendwie
standardisierte Würzen/Schüttungen mit immer derselben Stammwürze? Ich weiß
nicht, wie Michael das damals macht hat.
Es hängt dabei ja neben der Gärtemperatur auch von der Geometrie des
Gärgefäßes ab, wie stark die Umwälzung/Durchmischung ist, ob es eher flache
(geringerer) oder höhere (höherer Druck) Gärgefäße waren etc.
Uwe ____________________
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2012 um 14:44 |
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Richtig trocken wird´s mit Brettanomyces, ein Orval hat nach 10 Monaten
einen Vergärungsgrad von 96% da die ganzen Dextrine von den Dingern
gefuttert werden.
Ist natürlich ein anderes Thema
Stefan
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 445 Registriert: 8.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2012 um 16:11 |
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Zitat von Boludo, am 8.3.2012 um
14:44 | Richtig trocken wird´s mit
Brettanomyces, ein Orval hat nach 10 Monaten einen Vergärungsgrad von 96%
da die ganzen Dextrine von den Dingern gefuttert werden.
Ist natürlich ein anderes Thema |
Zu einem Orval
schmeckt übrigens eine gute dunkle Zartbitterschokolade (Lindt, Rauschert,
...) richtig klasse - aber ich schweife ab... ____________________ "Die Ungeduld hat häufig Schuld." - W. Busch
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 336 Registriert: 12.3.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.3.2012 um 20:33 |
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Also ich bin eigentlich sehr zufrieden wenn ich einen scheinbaren EVG von
72-75% erreiche. 73% sind doch voll in Ordnung.
Habe gerade ein Märzen mit 14,5°P und ein helles Lager mit 13,5°P am
vergären. Die SVG hat bei beiden Typen einen EVG von 72% bis 73% ergeben.
Ist doch prima
Gruß Uwe
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 278 Registriert: 1.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.3.2012 um 16:32 |
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Zitat von Vale71, am 8.3.2012 um
10:49 |
Im Fall b) hast du wahrscheinlich einen höheren scheinbaren
Endvergärungsgrad, aber nur weil du schlecht oder nicht vergärbare Zucker
durch unverzuckerte Stärke ersetzt hast. Das ist für das Bier was den
Geschmack und die Haltbarkeit angeht aber keine gute Idee, wenn du ein
schlankeres Bier brauen willst musst du zuerst die erste Rast verlängern
und dann die zweite Rast immer so lange durchführen bis die Maische
jodnormal ist. Ab einem bestimmten Zeitpunkt bringt das dir aber nichts
mehr, da die Enzyme eventuell ausgeschöpft sind und du gezwungen bist, die
zweite Rast einzuführen um zur Jodnormalität überhaupt zu gelangen.
Ciao,
Vale
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Hallo Vale,
das verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz. Wieso hätte man in b) "nicht
vergärbare Zucker durch Stärke ersetzt"?
Bei 72°C produziere ich doch Dextrine und keine Stärke. Zusätzliche Stärke
wird doch erst so ab 80°C wieder gelöst. Oder stehe ich gerade auf dem
Schlauch
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Antwort 7 |
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Gast
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erstellt am: 9.3.2012 um 16:55 |
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Ich ging davon aus, das der Sud nur nach 45 Minuten bei 72°C jodnormal
wäre. Wenn man die zweite Rast einfach abkürzen würde, dann wäre der Sud
beim Abmaischen nicht mehr jodnormal, d.h. der würde tatsächlich wenigere
nicht oder schwer vergärbare Zucker enthalten, dafür aber noch Reststärke.
Da für den EVG nur der Restzucker (und nicht die Reststärke)
ausschlaggebend ist, wäre scheinbar einen höheren EVG erreicht.
Ciao,
Vale
[Editiert am 9.3.2012 um 16:56 von Vale71]
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 9.3.2012 um 16:59 |
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Das kann ich so nicht bestätigen, Vale. Ich habe schon vor geraumer Zeit
die 72er Rast von 45 Min. auf 20 Min. verkürzt. Durch
Wiederholungsmessungen sind meine Sude bereits nach 10 bis max. 15 Min.
jodnormal. Und die Verkürzung hatte keinerlei Einfluss auf die Höhe des
EVG.
Zudem ist bei höherem EDIT: unvergärbaren Restextrakt der EVG niedriger,
nicht höher.
Gruß
Michael
[Editiert am 9.3.2012 um 17:16 von tauroplu]
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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