Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2012 um 09:09 |
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Hallo,
angeregt durch die Sauerteigdiskussion will ich demnächst mal wieder
Brotbacken und danach ein altes Brotbierrezept ausprobieren.
Rezept (leicht verkürzte Fassung):
Von der Deputatgerste wurde ein an der Luft getrocknetes Malz gewonnen und
mit etwas grobem Roggenmehl, Roggenkleie und Wasser verknetet und zu 3- 4
Pfund schweren Broten geformt. War Hopfen vorhanden, so mischte man es
kleingerieben dem Teig bei. Der Teig durfe nicht gehen und mußte sogleich
gebacken werden. Das Backen konnte nach dem normalen Brotbacken geschehen,
aber einige Malzbrote mußten eine angebrannte Rinde haben.
Der Braubottich wurde mit abgekochtem und wieder abgekühlten Wasser
gefüllt. Die braunen Malzbrote wurden in walnussgroße Stücke gebrochen und
heiß in den wassergefüllten Braubottich geschüttet. Dieser blieb 2- 3 Std.
stehen. Die abgezapfte Würze kam in einen Kübel und konnte dort mit
beigemischter Hefe gären. Nach vollendeter Gärung wurde das Getränk wie
Bier gefaßt, es mußte bald getrunken werden.
Übrigens ist dieses Getränk nahrhaft, gesund und wohlfeil.
Aus Hahn, J. Gottfried: Die Hausbrauerei, Erfurt 1804
Kann das was werden?
Ich denke mal, von dem Gewicht der (trockenen) Brote könnte man ungefähr
auf die Stawü schließen.
Allerdings steht nirgendwo, das die Würze nocheinmal erhitzt werden muß und
so viel Hitze bringen die Brote bestimmt auch nicht ins Wasser, das eine
absteigende Infusion erfolgen könnte.
Gruß hufpfleger
[Editiert am 13.3.2012 um 09:10 von hufpfleger]
____________________ Gruß hufpfleger,
der immer noch einen Pächter sucht!
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2012 um 09:20 |
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Das erinnert mich stark an Kwas:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kwas
ich könnte mir vorstellen, dass es für bierverwöhnte Gaumen arg befremdlich
schmeckt ____________________
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2012 um 10:04 |
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Da sind schon einige Unterschiede zum Kwas: es wird teilweise gemälzt, es
wird Hopfen benutzt (sowas wie Meischehopfung) und das fertige "Bier" wird
gefasst, also karbonisiert. Dadurch, dass sofort gebacken wurde, kann es
auch keine Säuerung gegeben haben.
Also insgesamt etwas bierähnlicher als Kwas.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 13.3.2012 um 10:21 |
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Ich frage mich nur, was da im Bottich verzuckern soll? Allenfalls in den
Fladen erfolgt eine gewisse Verzuckerung beim Aufheizen auf die
Backofentemperatur.
Offenbar sind es dann nur kleingebrockte Brotfladen, in der "Schüttung".
Die Enzyme des Gerstenmalzes werden das Backen nicht recht überstehen,
fürchte ich.
Ich würde mich bei diesem Vorgehen auf einen Blausud gefaßt machen oder
ggf. doch etwas Malz dazu geben. Aufgrund des "alten" Verfahrens vielleicht
Wiener?
Eine Geschmacksbereicherung durch eine Art Röstung ("angebrannte Rinde")
und sicher auch Karamellisierung ist gegeben.
Uwe
____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 13.3.2012 um 11:13 |
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Moin...
...wenn ich mich recht erinnere wurde diese Braumethode in 'Der
Bierzauberer' erwähnt. Aber auch nicht detailierter als Du es hier getan
hast. Was ich mich beim Lesen schon gefragt habe ist: Wenn ich das Brot
backe, dann zerstöre ich doch die Enzyme. Wie soll da denn noch eine
Maischarbeit stattfinden? Vermutlich passiert in der Teigphase schon ein
wenig und später wärend das Brot langsam im Ofen heiß wird. Aber ich denke
dass das Bier wenig mit dem zu tun haben wird was wir heute Bier nennen.
Eher wird es eine vegorene Brotsuppe sein...
Ich bin sehr gespannt was Du berichten wirst. Hoffentlich auch mit Bildern
und Zwischenberichten..
Gruß
J.
edit: Uwe war schneller...
[Editiert am 13.3.2012 um 11:14 von Wizzzz]
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 4 |
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Gast
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erstellt am: 13.3.2012 um 23:24 |
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Kwas hab ich schon 3-4 mal zuhause gemacht.
Schmeckt an sich recht gut und ist sehr leicht herzustellen.
Der original russische Kwas ist jedoch nicht zu vergleichen mit dem was man
an Rezpten aus dem Internet zusammenbekommt.
Das Brotbier klingt auch interessant, wär mir aber zuviel Arbeit
Gruß,
Jens
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 14.3.2012 um 01:24 |
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Dazu faellt mir das Patent von Ludwig Schifferl zur Roggenbierherstellung
ein. Er setzt der Wuerze Roggenfladenbrot zu. Was interessant dabei ist
folgender Abschnitt: Zitat: | Die Dauer des Backvorganges für die Roggenmalzbrotfladen kann
frei gewählt werden und richtet sich nach dem Verzuckerungsgrad, den man
durch das Backen erreichen möchte.
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D.h scheinbar verzuckert auch beim Backen etwas.
Gruss
Jan
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 14.3.2012 um 07:28 |
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Zitat: | Zitat: | Die Dauer des
Backvorganges für die Roggenmalzbrotfladen kann frei gewählt werden und
richtet sich nach dem Verzuckerungsgrad, den man durch das Backen erreichen
möchte.
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D.h scheinbar verzuckert auch beim Backen etwas.
Gruss
Jan |
Hallo,
deshalb kann man scheinbar auch die Restwärme nach dem Brotbacken nutzen,
aber dann müßten die Malzbrote ja süß schmecken. Ich werde mal dran naschen
und die Stawü direkt nach dem "Einmaischen" messen, wenn es soweit ist.
Gruß hufpfleger ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 14.3.2012 um 08:20 |
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Malzbrot schmeck süß, kann ich bestätigen. Ich gebe beim Brotbacken oft
etwas Malz zum Teig (Weizen - mag keine Spelzen). Das mach das Brot etwas
dunkler und süßlich. Im Kommissbrot ist z.B. auch Malz enthalten.
Oft nehmen Bäcker aber auch dunklen Malzsirup zum Färben, um ihrem Brot
einen Vollkorn-Touch zu geben, obwohl bloß Auszugmehl drin ist.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 23.3.2012 um 09:55 |
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Hallo,
so, der Grundstein für mein Brotbier ist gelegt und sieht so aus:
Fundment und Seiten sind aus alten Feldbrandsteinen gemauert. Die
Kaminsteine sind ca 15cm dick in Lehm eingepackt. Zwischen Steinen und Lehm
ist eine Steinwolleschicht, damit bei ev. Wärmeausdehnung die Steine nicht
auseinander gedrückt werden. Das Dach wird mit alten "Schuttelpannen"
gedeckt. Z.Z brennt ein kleines Feuerchen drin zum Trocknen. Beheizt wird
die untere Kammer, hinten kann die Wärme/ der Rauch in die obere Kammer
und durch das Kaminrohr nach außen ziehen. Die Glut wird zum Backen
entfernt und nur noch die gespeicherte Wärme des Ofens genutzt, wenns
klappt.
Gruß hufpfleger ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 23.3.2012 um 10:28 |
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Sehr schönes Projekt. So einen Brotofen habe ich auch schon lange vor zu
bauen, habe nur keine Ahnung, wo ich die alten Ziegel und Schamotte dafür
herbekomme. Es soll ja alles gebraucht sein.
Ich wollte allerdings nur eine Kammer bauen, die man dann direkt anfeuert
und vor dem Backen ausräumt.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 23.3.2012 um 11:26 |
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Hallo Berliner,
zu Hause hab ich einen Ofen, der ist komplett aus Lehm und funktioniert
klasse. Bei diesem hier wollte ich mal was anderes ausprobieren und ev.
auch mal etwas nachheizen können.
Gruß hufpfleger ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.12.2012 um 09:44 |
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 5.7.2013 um 08:51 |
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Hallo,
Morgen ist es endlich soweit, ich back/ brau mein Brotbier nach dem oben
vorgestelletn Rezept.
Allerdings habe ich vor, die heißen Brotstücke in 68°C (so eine Art
Kombirast) warmes Wasser zu geben und eine absteigende Infusion zu machen.
Nach dem Einmaischen werde ich mal die Stammwürze messen und gegebenenfalls
noch etwas Malz zufügen, um mind. 10% Stawü zu erreichen. Die Malzmenge für
die Brote habe ich mal für eine Stawü von 12% ausgerechnet.
Läutern werde ich durch ein Wacholderzweigbett. Stroh, Wacholder oder
Ginster wurde lt meiner Suche wohl früher zum Läutern genommen. Wacholder
scheint mir den besseren Geschmack zu ergeben. Die Schweden brauen ja auch
ein Wacholderbier, der Geschmack scheint also ins Bier zu passen.
Ich bin mir allerdings noch nicht im Klaren, ob es ohne das Kochen nach
dem Läutern geht. Im Rezept steht nichts davon.
Gruß hufpfleger ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 5.7.2013 um 09:12 |
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Normal geh es schon ohne kochen. Der beigemischte Hopfen wird ja schon
teilweise beim Backen isomerisiert. Bei solchen ungekochten Bieren wurde
früher der Hopfen angeröstet. Etwas Stärke düfte auch drin sein. Deshalb
soll das Bier schnell getrunken werden.
Ich denke das ist ein Schnellwech-Brotbier.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 10.7.2013 um 21:32 |
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So, ich habs gemacht.
4kg Malz (sollte für 12-13% Stawü reichen), 0,5kg Roggenmehl, 25g
Doldenhopfen zu Brot gebacken, zerstückelt und in ca 55°C warmes Wasser
gegeben. Das ergab aber nach einiger Zeit nur 5% Stawü, obwohl die Brote
süß schmeckten. Also noch ein wenig Malz dazu und auf 70°C aufgeheizt. War
mir auch lieber, da teilweise alte Holzschüsseln verwendet wurden. Das gab
dann 14% Stawü und war Jodneutral. Dann bis unter 50°C abkühlen lassen und
in die Kühlzelle. Die Hefe kam abends bei 19°C dazu. Heute habe ich ca 20l
ins Druckfaß gefüllt. Natürlich blieb auch ein Probierschluck übrig. Es
schmeckte natürlich noch sehr hefig, irgendwie weicher, noch etwas süßer
und hatte einen Hauch von Brot (vielleicht Einbildung?), wird aber bestimmt
Bier.
Gruß hufpfleger
[Editiert am 11.7.2013 um 00:06 von hufpfleger]
____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 15.7.2013 um 22:20 |
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Hallo,
heute ist mein Brotbier in die Kühlung gekommen. Natürlich hab ich auch mal
probiert
Leider wars ca. 18°C warm, aber ein sehr weiches, wenig bitteres Bier. Das
nächste mal kommt mind. das Doppelte an Hopfen rein. Ein wenig Wacholder
ist zu ahnen und schmeckt m.E. auch etwas nach (Roggen) Brot und ein wenig
....mastig. Ein Bier ists auf jeden Fall, aber kein Durstlöscher.
Ich werde das auf jeden Fall nochmal auf der großen Anlage mit einem
leicht abgeänderten Rezept brauen und eine richtige, absteigende Infusion
machen.
Und zwischendurch gabs das:
Ein original Hämmscher Spatzendriß,
ein Weißbierbrand aus Bayern mit dem letzten Speck aus der Räucherkammer
und ein Klecks Remoulade drauf
Gruß hufpfleger,
der sich Gedanken macht, ob ohne Roggenmehl das Brotbier dem Reinheitsgebot
entspricht????????? ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 739 Registriert: 14.9.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.7.2013 um 08:20 |
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Danke für den ausführlichen Bericht.
Wieviel Malz (und welches) hast Du denn noch zugegeben? Ich vermute mal,
dass es die Enzyme im Malz waren die die Stärke im Brot noch umgewandelt
haben...
Gruß
J.
____________________ Ein gutes Bier, maßvoll genossen, schadet auch in großen Mengen nicht...
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Antwort 17 |
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Junior Member Beiträge: 38 Registriert: 22.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 16.7.2013 um 10:38 |
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Hallo,
Ich durfte zufällig ungeplant bei der Aktion dabei sein.
Wenn ich richtig aufgepasst habe, war es glaube ich ein normales
PI-Malz.
Über die Menge kann ich Dir leider keine genaue Auskunft geben.
War gerade mit einer Bierverkostung beschäftigt.
Es war jedenfalls ein netter Zeitvertreib
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 902 Registriert: 11.6.2006 Status: Offline
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erstellt am: 16.7.2013 um 22:27 |
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Hallo J,
ich habe gefühlt 1/2- 3/4 Liter PiMa an Menge dazu gegeben. Daher wohl auch
meine 14% Stawü. Original war die Ausbeute (Brote im abgekühlten Wasser)
bestimmt sehr schlecht, obwohl die Brote sehr süß schmeckten.
Gruß hufpfleger,
dem die "Probierbiere" von Frank sehr gut geschmeckt haben ____________________ Gruß hufpfleger,
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Antwort 19 |
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Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 8.7.2013 Status: Offline
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erstellt am: 24.7.2013 um 14:00 |
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Ich bin ja völlig überrascht was alles möglich ist! Ich bin noch so neu
dabei, dass sich mir hier ganz neue Welten öffnen! Tolles Forum!!
Brotbier und Weißbierbrand - tolle Dinger!
____________________ Fachleute wirken auf Laien aus verständlichen Gründen unverständlich.
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Antwort 20 |
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