Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.7.2012 um 07:58 |
|
|
Moin,
die Hobbybrauerei ist immer wieder für Überraschungen gut. Wenn du meinst,
du hast fast alles schon bestanden, dann kommt irgendwoher wieder so ein
kleiner Schelm, der dich zwickt.
Seit einem knappen Jahr experimentiere ich mit Brettanomyces. Das beste
Ergebnis bisher ist zweifelsfrei die dreifach fermentierte Berliner Weiße,
mit Braujunges Porter und der Brett besteht noch Feinschliffarbeit.
Allerdings ist mir auch nicht bekannt, wie ein Porter vor 200 Jahren
geschmeckt hat.
Das zuletzt abgefüllte Pale Ale zeigte bei der ersten Verkostung eine noch
jungendliche und gleichzeitig "interessante" Geschmacksvielfalt. Nach und
nach kristallisierte sich mein englischer Freund, die Pferdedecke heraus.
Da ich mit einer neuen Hefe angestellt hatte, konnte die Kontamination also
nur über über die Kegs, den Flaschenfüller oder die Flaschen erfolgt
sein.
Gegendruckabfüller und Flaschen schieden sofort aus, da ich hier keine
Einnistmöglichkeit der Keime sah, es blieben also die Kegs. Und siehe da:
Was ich in mehr als vier Jahren Kegbrauerei noch nicht sah, war auf einmal
eindeutig da: Bierstein! Auch wenn der Belag nur mit einer Taschenlampe
deutlich sichtbar war, der dünne Film zeigte exakt den Flüssigkeitsspiegel
des Jungbieres an.
Fazit: Trotz der Heißwasserdesinfektion (zwischen 70 und 90°C hat das
umgedrückte Wasser) haben die Keime in Kristallisationsschicht an der
Kegwandung überlebt. Frei nach Goethe "Besen! Besen! Seid´s gewesen ..."
gehen ich morgen mit 10% Salpetersäure gegen den ungebetenen Kegbewohner
vor.
Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 24.7.2012 um 09:00 |
|
|
Erst mal herzliches Beileid zu deinem Brett-Sud.
Das wird im Übrigen auch der Grund sein, warum die Kindl-Weiße heute ohne
Brett gebraut wird. Sie Kommt ja schließlich aus derselben Bierfabrik wie
die anderen 99 Sorten, die Radeberger inzwischen in und um Berlin
aufgekauft hat. Da will man sich solche zumindest in Pils & Co. ungebetenen
Gäste nicht in's Haus holen.
Milchsäurebakterien scheinen da pflegeleichter zu sein, die sind mit Hitze
leicht abzutöten. Was tut man denn gegen Brett, um sicher zu gehen?
Ich denke, auch als Hobbybrauer ist es gut, ein komplett getrenntes Set an
Ausrüstung für die Brett-Biere zu haben. Für mich heißt das auch
Flaschengärung, denn Kegs und Abfüller würde ich mir nicht gern zweimal
anschaffen müssen.
____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 1442 Registriert: 10.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.7.2012 um 09:11 |
|
|
Ich werde bei meinem nächsten Brett-Sud (Berliner Weiße) die Bretts in nem
Starter vermehren und vor der Nachgärung in der Flasche mit einer Spritze
vorlegen. Dadurch kommen die Bretts mit nichts anderes in Berührung... dann
hat man da den Flaschenbodensatz aber nunja, der Abfüller hat ja auch viele
Enden und Ecken wo Platz ist
Die Flaschen lass ich dann am besten auch direkt beim Getränkehändler
zurückgehen
Mit der Salpeterlösung solltest du aber kein Problem haben mit den Bretts
denke ich.
Viel Erfolg,
Fabian ____________________ Mein Blog rund ums Bierbrauen!
http://freubreu.wordpress.com/
Besucht uns doch mal im Hobbybrauerchat, mittlerweile regelmäßig
besucht!
http://hobbybrauer.de/modules.php?name=eBoard&file=viewthre
ad&tid=10577
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 697 Registriert: 11.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 24.7.2012 um 12:11 |
|
|
Brett ist leider ein Teufelszeug. Ich habe vor 10 Jahren mal ein bißchen
mit Orval-Bodensatz experimentiert, habe aber in das damalige Porter keinen
Brett-Charakter reinbekommen. Viele Sude später hatte ich regelmäßig
Infektionen in fast allen Bieren, die ich natürlich überhaupt nicht mehr
mit dem Experiment in Verbindung gebracht habe und nur mühsam irgendwann
als Brettannomyces identifizieren konnte. Seither treibe ich einen fast
paranoiden Reinigungs- und Desinfektionsaufwand (sauer, alkalisch,
thermisch,...) und habe trotzdem hin und wieder mal einen infizierten Sud.
Nie würde ich mir die Tierchen nochmal freiwillig ins Bier kippen.
Allerdings: gelegentlich paßt das auch mal ganz gut, z.B. bei einem Red Ale
war das irgendwann ziemlich rund und ich konnte den bug zum feature
erheben, im untergärigen Bier ist's aber grausig.
Gruß, Alex.
|
|
Antwort 3 |
|
Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 15:13 |
|
|
Wisst ihr, was Brettstein ist ?
Da isses. Die Kratzspuren an der Kegwandung stammen von meinem Daumennagel
zur Probeentnahme. Alkalisch tat sich überhaupt nichts, sauer ging die Post
ab.
Und zwar zuerst mit 10%er Salpetersäure 30 Minuten bei 80°C (sog.
Salpeterrast) und dann die Haudasbrettrausrast mit H2O2 5% ebenfalls 30
Minuten und 80°C warm.
Wie immer für die Nachmacher: VORSICHT vor Verätzungen (Nitrose Gase!) und
immer Schutzbrille und säurefeste Handschuhe tragen. Sollte mein Brettkampf
nicht erfolgreich gewesen sein, hört ihr nochmal an dieser Stelle
von mir. Ansonsten hat mich Brettanomyces bruxellensis für immer verlassen.
Wie schön !
Grüße
Hans ____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Antwort 4 |
|
Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 15:34 |
|
|
Zitat: | Ansonsten hat mich
Brettanomyces bruxellensis für immer
verlassen. |
Das täte der Weißen aber garnicht gut ____________________ Gruß vom Berliner
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 3929 Registriert: 10.9.2004 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 15:42 |
|
|
...wie heisst es so schön...besser ein Stein im Brett als Brettstein....
Konsequenterweise hieße das bei Brett-Experimenten, von vornherein
getrenntes Equipment zu verwenden
Muss man schon viel Spaß am Brett haben ____________________ Besten Gruß
Hagen
------------------------------
Taumelkäfer Hausbräu - honi soit qui mal y pense!
|
|
Antwort 6 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 15:55 |
|
|
Braucht man da wirklich 10% Salpetersäure?
Ich hab immer gedacht, da reichen so 1-2%ige Lösungen.
Muss meine Gärbehälter auch mal davon reinigen, mit Salzsäure geht es
jedenfalls definitiv nicht, orffensichtlich braucht man da eine oxidierende
Säure.
Stefan
[Editiert am 26.7.2012 um 15:55 von Boludo]
|
|
Antwort 7 |
|
Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 16:09 |
|
|
Eine starke Säure braucht man zur Entfernung, oxidierend muss sie nicht
wirken. Da Salzsäure für Edelstahl pures Gift darstellt ( Die Chlorid-Ionen
zerstören die schützende Chromoxid-Schicht) wählt man eben andere starke
Säuren wie eben die Salpetersäure. 1-2 % reichen meist aus, mit einer
10%igen geht es schneller, wenn auch nicht fünf mal so schnell. Reinigt man
regelmäßig sauer, muss die Konzentration nicht so stark sein.
Gruß,
Ludwig
|
|
Antwort 8 |
|
Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 16:12 |
|
|
In der Literatur finden sich Angaben zwischen 0,1 und 10%. Da ich den
Kamerad los werden möchte, hatte ich mich für "Viel hilft viel"
entschlossen. So wie ich diesen Spezialkerl kennengelernt habe, macht er
mir eh eine lange Nase und taucht wie bei Al früher oder später wieder auf.
Wehe, er tut es. Dann gibts´ Chromschwefelsäure auf die Nuss !
Desinfizierte Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Antwort 9 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 16:30 |
|
|
Bäh, Pfui Teufel, Du bist ja drauf
Stefan
|
|
Antwort 10 |
|
Posting Freak Beiträge: 1307 Registriert: 1.12.2010 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 17:16 |
|
|
Naja alte Schule, oder Hans? Ich würde auch gerne mal was mit Brett machen,
aber erst wenn ich einen richtigen Braukeller und mit den Lactos genug
Erfahrung gesammelt habe. Stück für Stück zum Glück.
VG und mögen noch viele weitere leckere Sude das Licht der Welt erblicken.
____________________
|
|
Antwort 11 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 18:30 |
|
|
Hmm, "nitrose Gase" kenne ich jetzt nur wenn man etwa ein hübsche
Kupfernitratlösung auf Kupferdraht und Salpetersäure anfertigt.
Allerdings "duftet" starke Salpetersäure auch schon ein wenig, vielleicht
auch beim Verdünnen.
Hat das eigentlich am Bierstein geschäumt (CaCO 3 dabei) oder hat
sich der Bierstein nur "aufgelöst" (Verdrängung der Oxalsäure)?
Wenn Du die Brettis so ärgerst, könnte es womöglich sein, daß Du ungewollte
Mutationen anregst zu einer Art "Überbrett"!
Alternativ natürlich René Roßkur...
Uwe ____________________
|
|
Antwort 12 |
|
Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 20:25 |
|
|
Das Gesagte bestätigt mich in dem Entschluss, meine Experimente bezüglich
der Sauerbiere und Ähnlicher Typen erst dann in Richtung der Bretts zu
führen, wenn dafür absolut autonomes Gerät (Gärbehälter, Flaschen, Umfüller
etc.) zur Verfügung steht. Bis dahin werde ich die Bretts und Pedococs
nicht auf meine Biere los lassen. ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
|
|
Antwort 13 |
|
Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 20:25 |
|
|
Yeeppp, die von dir beschriebenen echten nitrose Gase zerbröseln dir die
Lunge. Allerdings ist 10%ige Salpetersäure mit 80°C auch nicht ganz ohne
und erinnern stark an jene braunen Gase. Deshalb die Warnung.
Nein, eine CO2-Entwicklung hatte ich nicht bemerkt. Ich hoffe, die Bretts
sind sauer geworden und anschließend oxydierend abgeflogen. Eine Mutation
hatte ich zuvor ausdrücklich verboten. Wenn doch, wie schon gesagt,
Chromschwefelsäure und danach kommt nur noch die Kernschmelze. Der Reaktor
ist kurz vor der Fertigstellung. Jedenfalls sind die Brennstäbe schon ganz
heiß auf ihren Einsatz.
Brennende Grüße
Hans
____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
|
|
Antwort 14 |
|
Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 20:27 |
|
|
Die Brett scheinen äußerst hardcore resistent zu sein..Eventuell
Sporenbildner..? Die Sporen sind mit normalen Mitteln nicht wegzubekommen.
Na gut, gegen Salpetersäure oder Chromschwefelsäure
(doppelt Bäähh!) sind selbst die nicht gefeit.
Man weiß allerdings nicht, wo die Biester überall sitzen.. (oder
rumfliegen)?? ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
|
|
Antwort 15 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 26.7.2012 um 21:33 |
|
|
Im Nachhinein ist mir auch aufgefallen, daß meine Frage nach
CaCO 3 eigentlich Unsinn ist, das Bier ist an sich ja sauer
genug, daß das locker in Lösung gehen müßte.
Wünsche guten Reinigungserfolg! Ich habe extra ein Keg, wo mein altes
Lambic drin lagert, das ich zu nichts anderem als Brett mehr verwenden
werde.
Allerdings gefällt mir das Lambic nicht so recht, ich ertrags eigentlich
nur 1:1 geschorlt.
Uwe ____________________
|
|
Antwort 16 |
|
Posting Freak Beiträge: 697 Registriert: 11.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 27.7.2012 um 10:29 |
|
|
ich finde, es gibt gute Möglichkeiten, saures oder infiziertes Bier gut
trinkbar zu machen. Für ein Radler eignet sich Sauerbier hervorragend,
meine Brettbiere hab ich auch gern mit Aperitiv-Zeug gemischt (Aperol,
Picon bière etc.)
Gruß, Alex.
|
|
Antwort 17 |
|
Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
|
|
erstellt am: 27.7.2012 um 11:15 |
|
|
He, Alex! Radlerartig verschnitten mit Sauerbier, das ist auch mal eine
Idee!
Uwe ____________________
|
|
Antwort 18 |
|