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Autor: Betreff: Berliner Weiße (Champagner des Nordens) von Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 7.8.2012 um 17:58  
Die Berliner Weiße, welche den Namen "Champagner des Nordens" zu recht trägt.


Erlenmeyer lies mir eine seiner drei letzten Berliner Weiße-Flaschen zukommen. Gut gebettet und in Windeln gewickelt ;) kam sie auch heil an. Da mein Berliner Weiße Brautag anstand und ich noch nie eine echte, nach altem Verfahren gebraute Weiße getrunken hatte war ich sehr gespannt. Erlenmeyer hatte die drei Organismen Lactobacillen, Hefen sowie die Brettanomyces WY 5112 im Einsatz.

Das Aussehen: Schaum und Farbe
Wir gossen uns die Weiße in Wein-Sommelier-Gläser. Hell gelb, mittelklar aber gegebenfalls mit einer geringen Kalttrübung floss es ins Glas. Sehr viel Schaum baute sich auf, der Co2-Gehalt sprang ins Auge. Stark aufbrausende Co2-Perlen waren zu sehen. Der Schaum war insgesamt Mittel-Haltbar wenn man unter normaler Bier-Betrachtung beurteilt. Für eine echte Weiße ist das sicher eine Kunst einen so standhaften Schaum hinzubekommen.

Der Geruch
Das Bier roch sehr sauber. Es war nichts störendes zu riechen, sehr klare Gerüche zeichneten sich ab. Was ich so über die Brettas gelesen hatte konnte ich nicht wiederfinden. Kein Pferdeschweiß, Moder oder Leder. Das Bier war vielmehr sehr frisch, säuerlich. Vorallem unreifer Apfel und sehr markant Grapefruit und Zitronenschalen konnten wir wahrnehmen.

Der Geschmack
Beim ersten Schluck sprudelte das Bier erstmal sehr deutlich im Mund auf. Ähnlich wie bei einem Champagner war ein eher markanter Co2-Gehalt wahrnehmbar welcher im Mund prickelte und sprudelte. Man musste etwas warten, dass sich der Geschmack dominanter durchsetzen konnte. Wir fanden, dass der Co2-Gehalt gegebenfalls ETWAS zu hoch war. Nach etwas Abstehen im Glas war es dann perfekt. Eine feine Säure welche allerdings nicht spitz war machte sich breit. Säuerlich zeigte sich der weitere Antrunk, ähnlich einer säuerlichen Limonade OHNE Zucker. Das Bier wahr gleichzeitig milde und man schmeckte dass es wenig Alkoholgehalt hatte. Sehr erfrischend vermittelte es seinen sommerlichen Charakter. Ich war überrascht, wie lecker, mild und leicht dieses Bier war. Zugleich hatte der hohe CO2-Gehalt dann auch einen gewissen Kick. Die Säure ersetzte den fehlenden Alkoholgehalt, das Bier wirkte überhaupt NICHT dünn.
Auch im Geschmack hab ich keine der "erwarteten" Brettanomyces-Aromen schmecken können. Ich kenn allerdings den Brett-Geschmack nicht und müsste ggf. ein Bier mit-& ohne Brett-Einsatz probieren um zu schauen, welchen Beitrag die Organismen leisten.
Das Bier war ganz mild herb, was noch eine weitere Komponente im Gesamtpaket war.

Fazit
Die Weiße war besser als von diesem Bierstil überhaupt erwartet. Die Säure, das säuerlich frische, die Grapefruitaromen fand ich richtig lecker. Das Bier erfrischt! Es passt perfekt in den Sommer. Es ist als Aperitif im Sektglas sicherlich auch sehr geeignet. Mit einem hochwertigen am besten selbstgekochten Sirup kann ich mir das Bier auch sehr gut vorstellen. Dadurch würde die Säure noch etwas von einer Süße balanciert werden. Allerdings ist es pur ebenfalls ein Genuß. Ich bin dementsprechend sehr froh, bald auch eine Weiße in der Flasche zu haben. Selbstverständlich Erlenmeyer, wirst du einer der ersten sein, der diese probieren kann!

Vielen Dank für deine Flasche, danke für dein leckeres Bier,
Fabian

http://freubreu.wordpress.com/2012/08/07/verkostung-berline r-weise-erlenmeyer-3/


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flying
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red_folder.gif erstellt am: 7.8.2012 um 18:27  
Für mich hatte dieses Bier eine eindeutige Note nach Zimtsternen oder Weinachtsplätzchen...wobei es sich in den 2 Monaten seit dem Mitteldeutschen Treffen ja noch verändert haben kann.

Hans hatte 2 Versionen der Weissen mit. Einmal mit und einmal ohne Brett. Nur die Weisse mit Brettanomyces hatt diesen leckeren Ton. Nach Samuels (kerosin) Ausführungen ist Brett zur erweiterten Reduktase in der Lage, was solche Aromen zumindest erklären kann..

Zitat:
Zitat kerosin

Guten Abend allerseits,
ich fühle mich gerade angesprochen hier etwas zu schreiben :D Ich hoffe es ist nicht zu spät um noch etwas Biochemie zu machen...

<science hat on>:
Die folgenden Informationen sind von Greg Doss von Wyeast. Die meisten Brett-spezifischen Aromastoffe sind flüchtige Phenole. Diese flüchtigen Phenole werden dann u.a. als spicy, clove (Nelke), horse planket (die bekannte Pferdedecke) und wet animal (vielmals als nasser Hund) beschrieben. Und das geht biochemisch wie folgt:

Phenolic acids
- p-Coumarinsäure --> 4-Vinyl phenol
- Ferulasäure --> 4-Vinylguaiacol
- Caffeic acid --> Vinyl calechol

Phenolic acids (bpsw. p-Coumaric acid, ferulic acid oder caffeic acid) können mit einer Decarboxylase zu Vinylphenolen umgesetzt werden. Diese Decarboxylase ist in vielen Saccharomyces cerevisiae, Lactobacillen und anderen wilden Hefen (u.a. auch Brettanomyces) vorhanden. Die obige Reaktion ist übrigens jene die bei den Weizenbieren zu den typischen Nelkenaromen führt. Dabei wird ja Ferulasäure zu 4-Vinylguaiacol (ein Vinylphenol-Derivat) umgesetzt. Und das 4-Vinylguaiacol hat ja bekanntlich eine starke Nelkennote.

Mit den Vinylphenolen ist es jedoch nicht fertig. Eine Reduktase kann die Vinylphenol-Derivate weiter zu Ethylphenol-Derivaten umsetzen:

Vinylphenol Derivate
- 4-Vinyl phenol --> 4-Ethylphenol
- 4-Vinylguaiacol --> 4-Ethylguaiacol
- Vinyl calechol --> Ethylcalechol

Und hier kommt nur der springende Punkt. Diese Reduktase ist nur in Brettanomyces, Pichia und Candida vorhanden. Diese Reaktionen kann also eine normale Saccharomyces cerevisiae nicht machen. Weshalb ist das wichtig? Nun, dass ist insofern wichtig, weil die Produkte der Reaktionen charakteristische Aromen haben. 4-Ethylphenol wird als barnyard beschrieben, 4-Ethylguaiacol als rauchig. Für Ethylcalechol habe ich keine Informationen.

Das ist eine Erklärung wie Brettanomyces zu den unterschiedlichen Aromen führen können. In Brettanomyces sind Enzyme vorhanden die in normalen Brauhefen nicht vorkommen. Die Pferdedecke hat also nicht mit autolysierten Bretts zu tun. Die Aromen entstehen ganz normal durch den Stoffwechsel von Brett Zellen.
<science hat off>

Es ist vielleicht hier noch anzumerken, dass diese Reaktionen durch verschiedenste Variablen beeinflusst werden können. Da wären zum Beispiel der Brett Stamm, Zeitpunkt der Inokulation, pitching rate, Temperatur, pH, Sauerstoff... ihr seht vielleicht wo ich hin will. Je nach Wahl bekommt man es hin, schon nach sechs Wochen typische Brett-Aromen zu erhalten. Am wenigsten Brett-Aroma bekommt man, wenn man die Biere nur mit Bretts vergärt! Ich habe aber auch schon anderes gelesen... Am schnellsten bekommt man die Brett-Aromen wenn die Bretts in der Sekundärgärung zugegeben werden.

Weshalb aber die Bretts so "lange" brauchen bis die speziellen Aromen auftreten kann ich nicht beantworten. Ein weiterer Punkt ist eine verlängerte Ferulasäure-Rast. Der Grund dazu ist ja schon oben erwähnt. Und so hätt ich dann auch meinen wissenschafts-post mit einer praktischen Anwendung abgeschlossen :D

Cheers!
Samuel




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Waconia
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red_folder.gif erstellt am: 7.8.2012 um 19:35  
Ich durfte das Bier am letzten Sonntag vor Ort verkosten.

Obwohl ich nun wahrlich kein Fan der "Berliner Weiße" bin (hab max 5 in meinem Leben getrunken)
muss ich sagen, dass der erste Schluck für mich eine Säuregranate war. Nachdem sich meine
Geschmacksnerven neu orientiert hatten, fing es mir richtig an zu schmecken. Sehr erfrischend und spritzi,
voller feiner Aromen. Ein feines Getränk sicher, dennoch werde ich nicht zum Weiße-Fan, einfach nicht meine Richtung.

Als Aperetif, so als Alternatve, kann ich es mir allerdings sehr gut vorstellen.


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Bierinale - Festival der kreativen Braumanufakturen

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Erlenmeyer
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red_folder.gif erstellt am: 7.8.2012 um 20:41  
Freunde der sauren Fraktion,

sehr schön, daß die Glasflasche die DHL-Tortour überlebt hat. Und es freut mich, daß ihr das Bier auch ein wenig so eingeschätzt habt, wie es Napoleons Soldaten vor 200 Jahren beschrieben hatten.

Eine kleine Warnung möchte ich nochmals wiederholen: Brettanomyces brux. oder gedöns sind keine normalen Biervergärer, das sind richtig harte Burschen, die sich einen Spaß daraus machen, die Brauutensilien zu kontaminieren.

@ Waconia: Du hattest die neuzeitliche Industrieversion verkostet, d.h. hier gab es keine abmildernde Brettvergärung, sondern nur Lactos und die WY 3333 haben hier gewerkelt. Dieses Bier hat einen ganz anderen Charackter als die Original-Weiße, die Fabian und René beschrieben haben.

Grüße

Hans


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red_folder.gif erstellt am: 7.8.2012 um 21:33  

Zitat von Erlenmeyer, am 7.8.2012 um 20:41


Eine kleine Warnung möchte ich nochmals wiederholen: Brettanomyces brux. oder gedöns sind keine normalen Biervergärer, das sind richtig harte Burschen, die sich einen Spaß daraus machen, die Brauutensilien zu kontaminieren.

Hey, Danke für den Tipp. Ich habe mir heute erstmal deine Bretta´s auf zwei Schrägagar überimpft. Wenn die rechtzeitig angehen zieh ich mir davon nen Starter. ich möchte die Brettas bei meiner Weiße direkt in die Flasche spritzen. Ich hatte mir aber auch schon überlegt, ggfs. die Brettas in den Glasballon zu geben, aber dann wird es denke ich schwierig mit dem Co2 in der Flasche später oder wäre das mit Traubenzucker kein Problem?

Mal schauen wie ich es mache, Flasche wäre wohl am einfachsten. Wie machst du das eigentlich mit den Flaschen Erlenmeyer, kriegst du die wieder von den Bretts befreit oder gibst du die zurück zum Getränkemarkt?

Grüße
Fabian


[Editiert am 8.8.2012 um 10:21 von Advanced]



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