Senior Member Beiträge: 295 Registriert: 26.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 10:19 |
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Hallo,
inzwischen blicke ich bei den Rasten im Grunde durch (hoffe ich), wenn auch
die Praxis noch fehlt.
Was ich aber nicht verstehe ist wozu eine Abmaischrast gut ist. D.h. ja die
Brühe vor dem Abläutern x min. bei 78 Grad stehen lassen.
Macht es da nicht Sinn einfach die 72 Grad länger zu halten?
Im Grunde ergibt sich durch das Abläutern und den 78 Grad Nachguss ja
sowieso eine gewisse Abmaischrast.
Gruß
Stefan
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 3.11.2012 um 10:24 |
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Hallo Stefan,
klar könntest Du auch machen, nach einer Kombirast könntest Du sogar noch
niedriger läutern. Die Viskosität der Würze nimmt bei höheren Temperaturen
allerdings noch etwas ab, so das die Läuterei ggf. etwas besser
funktioniert.
Beste Grüße
Sandro
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 10:30 |
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Hi Stefan,
ich gehe nie höher wie auf 76° zum abmaischen. Bei den 78° verschafft man
sich schon bei einem leichten Überschwingen der Temperatur unter Umständen
einen Blausud...Irgendwelche Unterschiede in der Läutergeschwindigkeit habe
ich noch nicht bemerkt.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 197 Registriert: 15.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 12:05 |
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Hallo!
Auch mich verwirrte anfangs die "Abmaischrast" ein wenig ..
-> damit ist eine 10-20 minütige Absetz- und Ruhepause nach dem Umpumpen
der Maische (d.h. unmittelbar nach Erreichen der Abmaischtemperatur) in den
Läuterbottich gemeint.
In dieser Zeit sinkt der Treber nach unten und bildet am Senkboden den
Maischefilter aus.
Zur Abmaischtemperatur selbst: Die Reduktion der Viskosität (dh leichteres
Abläutern durch dünnflüssigere Würze) ist zwischen 76 und 78/79 Grad wohl
mehr akademisch als gefühlt messbar.
Mit "Abmaischen" ist jedoch das willkürliche Ende der geplanten
Enzymaktivität gemeint, das bei 78/79 Grad de facto zum Erliegen kommt,
während bei tieferen Temperaturen die Alpha-Amylase noch (ungeplant) weiter
wirkt.
Allerding - wie flying schreibt, besteht die Gefahr, durch Überhitzung
weitere Stoffe zu lösen, die neben dem Blausud auch unerwünschte Aromen mit
in die Würze bringen. Ist daher eine kleine Gratwanderung, die aber für
Hobbybrauer (wie wir es sind, und die bei der noch wichtigeren Gärführung
großteils vom Wohlwollen der Kellertemperatur abhängig sind...) nicht sooo
große Bedeutung hat ...
lG Peter
____________________ *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*
"Coquo, ergo sum" (zit. PeterR)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 13:56 |
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Zitat von PeterR, am 3.11.2012 um
12:05 |
Mit "Abmaischen" ist jedoch das willkürliche Ende der geplanten
Enzymaktivität gemeint, das bei 78/79 Grad de facto zum Erliegen kommt,
während bei tieferen Temperaturen die Alpha-Amylase noch (ungeplant) weiter
wirkt.
Allerding - wie flying schreibt, besteht die Gefahr, durch Überhitzung
weitere Stoffe zu lösen, die neben dem Blausud auch unerwünschte Aromen mit
in die Würze bringen.
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Das ist nicht ganz exakt. Das willkürliche Ende der Enzymaktivität ist
eigentlich das Würzekochen. Beim Läutern will man das eben vermeiden (daher
auf keinen Fall 80 °C erreichen). > 78 °C °C nimmt die Inaktivierung der
a-Amylase schneller zu. Da sich während des Läuterns aber noch Stärke aus
den Trebern lösen kann, sollten eben noch genügend aktive Enzyme vorhanden
sein, die die Nachverzuckerung übernehmen um einen blausud zu vermeiden.
Ein Anschwäzen mit etwa 80 °C bringt beispielsweise eine
Ausbeuteverbesserung, nicht nur weil sich die anhaftenden Zucker besser
lösen, sonderen eben auch weil noch deutlich Nachverzuckerung in der
erhaltenen Würze stattfindet. ____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
---
Eigene
Homepage
BIER-BRAU-PROjekt
der Uni Erlangen
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 295 Registriert: 26.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 14:50 |
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Zitat von PeterR, am 3.11.2012 um
12:05 |
Hallo!
Auch mich verwirrte anfangs die "Abmaischrast" ein wenig ..
-> damit ist eine 10-20 minütige Absetz- und Ruhepause nach dem Umpumpen
der Maische (d.h. unmittelbar nach Erreichen der Abmaischtemperatur) in den
Läuterbottich gemeint.
In dieser Zeit sinkt der Treber nach unten und bildet am Senkboden den
Maischefilter aus.
lG Peter
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Ach so, ja, das macht Sinn zu warten
bis das Läuterblech gut bedeckt ist.
Aber, wenn ich die Maische in meinem Plastik-Läutereimer 20 Minuten ruhen
lasse, sinkt da die Temperatur nicht zu arg ab? Sollte die nicht bei 76-78
Grad bleiben bis der Nachguss drüberkommt, der ja auch 78 Grad hat?
Ist dann ev. sinnvoll den Eimer auch zu isolieren oder (irgendwann) einen
Thermoport zu kaufen.
Zitat von hiasl, am 3.11.2012 um
13:56 |
Das ist nicht ganz exakt. Das willkürliche Ende der Enzymaktivität ist
eigentlich das Würzekochen. Beim Läutern will man das eben vermeiden (daher
auf keinen Fall 80 °C erreichen). > 78 °C °C nimmt die Inaktivierung der
a-Amylase schneller zu. Da sich während des Läuterns aber noch Stärke aus
den Trebern lösen kann, sollten eben noch genügend aktive Enzyme vorhanden
sein, die die Nachverzuckerung übernehmen um einen blausud zu vermeiden.
Ein Anschwäzen mit etwa 80 °C bringt beispielsweise eine
Ausbeuteverbesserung, nicht nur weil sich die anhaftenden Zucker besser
lösen, sonderen eben auch weil noch deutlich Nachverzuckerung in der
erhaltenen Würze stattfindet.
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Heißt das, dass
man vor dem Würzekochen die Würze noch ein wenig bei 76-78 Grad gehalten
werden sollte (so eine Art Würze-vor-koch-Rast
) damit die Enzyme den Rest noch schön verarbeiten können? Oder passiert
das bereits beim Durchlaufen des Nachgusses?
Und warum soll man nicht über 78 Grad gehen, kann aber 80 Grad Nachguss
drüberschütten?
Sorry, als Anfänger wirft jede Antwort neue Fragen auf
Gruß
Stefan
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 15:00 |
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Ehrlich.. ich weiß wirklich nicht, warum sich die 78° hierzulande so
hartnäckig halten? Die Amis maischen meistens direkt nach der Kombirast bei
66° ab und schütten dann 80° warmen Nachguss hinterher.
Klar ist es der Ausbeute dienlich, wie hiasl das schreibt. Deshalb machen
es ja die Großbrauereien. Ich habe kürzlich allerdings einen Bericht
gelesen, dass die 78° mittlerweile 76° sind. Den modernen Malzen
angepasst..Ich finde ihn aber nicht mehr.
Gut, die Ausbeutegeschichte ist ein Thema. Wer als Hobbybrauer wert darauf
legt 100 g Malz mehr oder weniger einzusetzen, der sollte es machen.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 295 Registriert: 26.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 15:23 |
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Na ja, ist ja gut wenn das alles nicht so heiß gekocht wird wie man es
trinkt
Dann kann ich mich da lockerer machen. Mir ist es wirklich egal
irgendwelche 10tel % mehr rauszuholen, es soll nur schmecken (Wo ist denn
der Smiley mit Bierglas in der Hand )
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Antwort 7 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 15:47 |
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Rene, war das vielleicht dieser Artikel hier? ____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 16:13 |
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Hi Michael,
der war es nicht, aber ähnlich! Es ging darum das die meisten Brauereien
nicht mehr bei 78° abmaischen, sondern darunter. Die 78° ist eine
grenzwertige Temperatur, die absolute Obergrenze. Ich verstehe immer nicht,
warum so viele Hobbybrauer unbedingt auf die 78° hochheizen und sogar noch
teilweise 30 min Rasten halten..?
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 9 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 16:15 |
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Ich auch nicht...aber...ich heize trotzdem auch auf 78°C hoch, wenn
erreicht, dann abmaischen. Allein wegen der etwas günstigeren
Viskosität.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 3.11.2012 um 18:55 |
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Ich heize das auf max. 76°C auf, weil mein Einkocher wegen etwas
schwächerer Leistung und höherer Wärmverluste da eh' schon recht lange pro
Grad Celsius braucht.
Das Nachgußwasser heize ich auf ca. 84°C auf und fülle es in einen Eimer
um. Da kommt eine Decke drüber.
Selbst wenn die Nachgußportion beim Aufgießen noch zu heiß ist, kann er den
kompletten Treber sowieso nicht verbrühen.
Evt. Stärke hat dann in der sich sammelnden Würze noch genug Zeit zu
Dextrinen abgebaut zu werden.
Uwe
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.11.2012 um 19:55 |
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Wenn ich es richtig weiß, geht es um die Betaamylase und nicht um die
Alphaamylase.
Die Alphaamylase soll aktiv bleiben, damit es keinen Blausud gibt, die
Betaamylase soll dagegen deaktiviert werden, damit das Bier nicht zu
trocken wird.
Eigentlich geht die Betaamylase so ab 70°C über den Jordan, bei 78°C ist
sie dann sicher hinüber.
Ich persönlich geh auch auf 76°C, das ist mir sicherer.
Dass die Amis so tief abmaischen funktioniet vermutlich auch deshalb so
gut, da sie mit Caramalzen nicht gerade geizen, da ist dann der
Vergärungsgrad auch bei aktiver Betaamylase beim Läutern noch niedrig
genug.
Stefan
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 4.11.2012 um 00:44 |
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Man sollte beim Maischen jedoch auch sicher in die
Verkleisterungstemperatur der Malzstärke kommen.
Eine Bockbierwürze wurde mal ausgiebig bei 62°C gerastet, um eine möglichst
hoch vergärliche Würze zu bekommen.
Dann wurde bei dieser niedrigen Temperatur versucht, abzuläutern - was eine
sehr trübe Würze ergab.
Ich habe das alles dann wieder in die Maischepfanne und noch bis 72°C
gerastet, und so die gewohnt blanke Würze erhalten.
Evt. wäre mir die Würze beim Aufheizen zum Hopfenkochen auch noch klar
geworden, wenn ich dabei weiter in den Bereich der Verkleisterung und der
α-Amylase vorgedrungen wäre...
Im Wheeler&Protz habe ich mal gelesen, daß für das Abmaischen bei tieferen
Temperaturen das Nachgußwasser deutlich heißer ist, um so quasi noch in die
Bereiche der α-Amylase zu kommen.
Uwe
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 958 Registriert: 9.6.2007 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 4.11.2012 um 15:55 |
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Das mit der Ausbeuteverbesserung war auch nur auf die Temperatur des
Anschwänzwassers bezogen.
Wichtig ist, dass die Würze im Auffangbehälter (da sind die a-Amylasen
drin) eben immer < 78 °C bleibt um den angesprochenen Blausud zu
vermeiden. Wichtig ist aber ebenso, dass die b-Amylasen weitestgehend
inaktiviert werden, damit die strikte Produktion von Maltose zum Erliegen
kommt. Dies geschieht, wie bekannt, bei > 70 °C. ____________________ Mehr vom Bier wissen, heißt: Mehr vom Bier haben!
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der Uni Erlangen
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 1324 Registriert: 19.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 4.11.2012 um 19:42 |
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Antwort 15 |
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