Posting Freak Beiträge: 641 Registriert: 4.11.2012 Status: Offline
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erstellt am: 11.11.2012 um 09:57 |
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Hallo,
eine Frage zum Hefegeschmack. Wenn es wahr ist, dass der
Hefeweizengeschmack meistens von der Hefe kommt (Stamm, Gärtemperatur usw),
dann was für eine Rolle spielt die Schüttung? Ich stelle die Frage weil
ich gerade dabei bin, ein Hefeweizen zu brauen. Ich benutze WLP300 in
einem Starter - das ist auf DME (nicht Weizen) basiert. Nach ein Paar
Tage, habe ich aus neugier den Starter gekostet. Es erinnert mich an nicht
besondere Commerzielle Hefeweizens (vergesse welche, aber viele haben diese
Geschmack gehabt). So, kann ich was ähnliches in meinem Bier erwarten,
oder sind die beide überhaupt nicht zu vergleichen?
Wie gesagt, ich würde normalerweise nicht erwarten, dass ein Starter
besonders nach bier schmeckt, aber Hefeweizen ist evtl ein Sonderfall wegen
der Hefe?
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 10:45 |
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Sollte das ganze an Bananenaroma erinnern? dann ist die WLP300 die richtige
für dich. Ich habe gerade ein Weizen in der HG ohne Weizenrast. Das ist
fast durch und eine Bananembombe, was auch so gewollt war. Übrigens kein
Hermannverfahren.
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 641 Registriert: 4.11.2012 Status: Offline
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erstellt am: 11.11.2012 um 11:34 |
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Hallo,
ja, Bananen sind bevorzugt - ich gäre warm (ca 22°C), und hatte nicht den
ganze Starter eingeworfen - hab' gelesen, wenn die Hefe ein bisschen
gestresst ist, dann bekommt man mehr Banane.
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht, ob ich überhaupt Nelken in einem
Hefeweizen geschmeckt habe. Es ist mein lieblings Bierart, und ich habe
viele probiert. Vielleicht würde ich den Geschmack erkennen aber
anders nennen, aber Nelken sind nicht mein Lieblingsding - also auch kein
Weizenrast.
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 11:38 |
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Hallo Neubierig,
zur Schüttung. Die Schüttung ist insbesondere wichtig weil du durch die
Wahl der Schüttung u.a. die Art der Zucker festlegen kannst. Möchtest du
ein leichtes Weizenbier, verwende Pilsner, Pale Ale und Weizenmalz als
Basismalze. Möchtest du ein etwas vollmundigeres Bier, dann kannst du
zusätzlich mit Münchnermalz, Wiener arbeiten. Oder dann auch Karamelmalze
zugeben. Gib noch einen Schuss Carafa dazu und du hast ein schwarzes
Weizenbier.
Beinahe wichtiger ist sicher wie du die Rasten fährst. Wenn du
beispielsweise keine phenolischen Noten (Nelke, medizinisches Aroma) im
Weizenbier haben möchtest, versuche möglichst nicht um 45°C einzumaischen.
Eine Rast um 45°C wird bei Weizenbier auch Ferulasäurerast genannt. Hierbei
werden aus den Malzen Vorläufersubstanzen gelöst die später durch die Hefe
zu Molekülen umgewandelt die einen phenolischen Geruch und Geschmack im
Bier verursachen. Daher besser gleich bei 53°C oder sogar schon bei 63-68°C
einmaischen. Aber auch hier, es kommt auf die Hefe an. Nicht jede Hefe kann
die Moleküle mit dem phenolischen Charakter herstellen.
Durch die Schüttung und v.a. die Rasten kannst du also der Hefe eine
unterschiedliche Grundlage schaffen.
Zum Starter. Das ist nicht zu vergleichen. Wenn du dein Weizenbier nach ein
paar Tagen in der Vergärung verkostest, wird es wahrscheinlich gleich wie
der Starter schmecken. Das hat damit zu tun, dass während der Gärung viele
Gärnebenprodukte anfallen die z.T. übel schmecken. Diese Gärnebenprodukte
werden mit der Zeit durch die Hefe abgebaut und es bleiben die Weizenbier
typischen Aromen zurück. Also nicht beirren lassen wenn mal ein Bier
während der Vergärung übel riecht oder schmeckt.
Häufig werden die Hefestarter auch belüftet. Das Ziel eines Starters ist ja
die Vermehrung der Hefenzellen. Und diese Vermehrung ist effizienter mit
Sauerstoff.
Das heisst jedoch, dass auch ein unbelüfteter Starter zur Vermehrung von
Hefenzellen verwendet werden kann. Nur ist halt die Ausbeute hier
schlechter. Wenn du nun Sauerstoff in den Starter einträgst wird sicher
auch das Aroma/Geschmack des Starters unterschiedlich sein. Stichwort
Oxidation etc. Das vergleichen des Aroma/Geschmackes eines belüfteten
Starters mit Bier etc. ist daher ebenfalls nicht sinnvoll.
Zur Vorwarnung: Bei Weizenbieren ist es üblich dass sich ein schwefliger
Geruch bei der Gärung bildet. Das ist absolut normal.
Hoffentlich ist für dich auch was brauchbares in meiner Antwort
Übrigens, die Bananennoten kannst du, soweit ich weiss, nur mit der Hefe
beeinflussen. Also via dem Hefestamm (nicht jeder Hefestamm kann
Bananenester herstellen), der Gärtemperatur (höher = mehr Banane) und
pitching rate (Menge an Hefe beim Anstellen). Je weniger Hefe, desto mehr
Banane (laut Wyeast). White Labs sagt das Gegenteil...
Cheers, Samuel
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Antwort 3 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 11:52 |
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Also ich habe hier einen Starter gemacht mit der WLP300 und belüftet die
Hefe hat sich vervielfacht. Nach 6 Stunden kam sie an, sie steht bei 22
Grad. Banane pur. Bei 55 Grad eingemaischt. Von unterpitchen halte ich
nichts. Trotz nur 21 l im Gäreimer hats mir beim 30l Hobbock den Schaum
rausgedrückt.
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 150 Registriert: 27.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 16:06 |
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 1324 Registriert: 19.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 19:57 |
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 641 Registriert: 4.11.2012 Status: Offline
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:03 |
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Hallo alle,
vielen Dank für die ausführliche Antworte! Ich bin den ganze Tag busy im
Keller gewesen. Danke @Kerosin für die interessante Details. Ein bisschen
davon hatte ich schon gelesen (Weizerast = Nelken, underpitching = aroma
(hoffentlich Banane) usw). Ich habe eigentlich 2 Weizen gemacht - erste
gestern, zweite heute, zu 2 verschiedene Rezepte (Schüttungen), beide mit
WLP300 (habe es verteilt). Ich werde sehen, was für eine Wirkung haben die
verschiedene Mälze, und in einem späteren Experiment werde ich verschiedene
Hefen mit dem gleichen Rezept vergleichen.
Das Bier von gestern, auch mit kleinem Starter, geht schon heftig los.
Konnte heute schon Hefe-Partikeln im Kräusen abschöpfen. Ich nahm die
Gelegentheit, ein ganz kleines Bisschen zu probieren - es war als ob jemand
mich ins Gesicht mit einem Banane geschlagen hat! Bin begeistert.
Komischerweise, ich hatte es gestern vergessen, die Würze zu belüften. Ich
wollte das heute früh machen (als es mir eingefallen ist), war aber
anscheinend nicht nötig ...
Vielen Dank an alle!
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:10 |
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@Gambrinus zu Borbetomagus:
Ich bin gerade dabei mein erstes Weizen zu planen und ich liebäugle mit
einer Bananenbombe. Da kommt mir der Thread hier gerade recht
Was mich dabei jetzt doch mal interessiert ist, wieso du keine Weizenrast
gefahren hast. Ist die schädlich für das Bananenaroma?
Grüße,
Max ____________________ Konverter Kleiner Brauhelfer ⇒ Forum
Dieser Text gilt gleichermaßen für Männer, Frauen und Vegetarier. Nur aus
redaktionellen Gründen wird lediglich die männliche Form verwendet.
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Antwort 8 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:19 |
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Kerosin hat das schon sehr ausführlich beschrieben,
wahrscheinlich aber das ganze dadurch schwer zu durchblickent gemacht. Die
Ferulbalbla Rast bietet Nährboden für die Hefe Nelkenaroma zu entwickeln.
Deswegen maische bei 57 grad ein 55 grad Eiweßrast, nimm die WLP300 und
über Banane freuen. Ich habe somit den erwünschten Effekt erzielt. Banane
passt einfach in ein Weizen ____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:24 |
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Ja, danke für die Schnelle Auskunft! Und ich sollte vielleicht Threads erst ganz
lesen, bevor ich doppelt und dreifach Frage.
Selbstkritische Grüße,
Max ____________________ Konverter Kleiner Brauhelfer ⇒ Forum
Dieser Text gilt gleichermaßen für Männer, Frauen und Vegetarier. Nur aus
redaktionellen Gründen wird lediglich die männliche Form verwendet.
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:30 |
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Wobei nicht alle Weizenbierhefen (so viel) 4-Vinylguajacol (Nelke) aus der
Ferulasäure bilden.
...wie manche eben auch nicht (so sehr) dazu neigen, das Isoamylacetat
(Banane) bei der Gärumstellung von Glucose nach Maltose zu bilden.
Als bananig ist der Weihenstephaner Stamm 68 bekannt. Nelkig ist z.B. die
gut strippbare Hefe von Schneiders.
Die "Banane" ist auch eher was für die Nase, als für die Zunge. Leider ist
es praktisch nicht lagerungsstabil. Man kann "bananige" Weizen eigentlich
nur frisch wegtrinken.
Die Nelke hält an. Nach einiger Lagerzeit schmecken aber alle Weizen
irgendwie "langweilig".
Uwe
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Antwort 11 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:35 |
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____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 995 Registriert: 17.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.11.2012 um 22:39 |
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Okay, danke noch für den Hinweis mit der Nichlagerbarkeit des
Bananengeschmacks. Dann werde ich das so brauen, dass ich eine Woche vor
der Feier, wo es gerne vernichtet werden darf, abfüllen kann. Dann hat die
Hefe noch ein paar Tage für die Nachgärung und alles wird schön bananig.
Hoffe ich
Grüße,
Max
[Editiert am 11.11.2012 um 22:40 von braugnom]
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Antwort 13 |
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