Junior Member Beiträge: 15 Registriert: 13.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 18.11.2012 um 19:10 |
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Hallo zusammen
Hab gerade erste positive Erfahrungen gemacht mit Wyeast 3068 und bin nach
zwei Halben Selbstgebrautem philosophisch geworden: Weiß jemand, woher
eigentlich diese Weißbierhefen kommen?
Wer hat die W68 ursprünglich isoliert? Kam die aus irgendeiner bairischen
Landbrauerei und der alte Prof. Weinfurter hat die persönlich isoliert?
Komisch ist doch, dass das iso-Amylacetat nach Banane schmeckt und damals
vor den 1950er Jahre die breite Masse Bananen überhaupt nicht gekannt
hat...
lg,
porschum
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.11.2012 um 19:18 |
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Bayrische Weißbierhefe gehört (oder gehörte?) der Gattung Torulaspora
Delbrueckii an. Auch Saccharomyces Rosei oder Saccharomyces Delbrueckii
genannt.
http://www.infection-research.de/de/perspectives/detail/press
release/we_wish_you_a_merry_microbe/
Diese auch wild vorkommenden Hefe werden heutzutage verstärkt in der
Weinbereitung eingesetzt, um spontan vergorene Weine zu simulieren. Ich
meine mal in Verbindung mit der W 68 was von "S. Delbrueckii single Strain"
gelesen zu haben...also eine reine Torulaspora?
[Editiert am 18.11.2012 um 19:46 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 1 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 18.11.2012 um 20:01 |
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Die ursprüngliche Herkunft der Hefe wird sich kaum noch nachvollziehen
lassen. Die Reinzucht haben wir jedenfalls Weihenstephan bzw. dem
Vorläuferinstitut und Weinfurtner zu verdanken. Ausgangsprodukt der
Reinzucht wird aber eine Brauereihefe gewesen sein.
Deine Überlegung zum i-Amylacetat kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Die Brauer wussten garantiert nichts davon, als sie anfingen, Weißbier mit
einem Vorläufer der W68 zu brauen. Die Differenzierung der Hefestämme
geschah doch eher zufällig - wenn ein Sud besonders gelungen war, hat man
mit dem "Zeug" weitergebraut, ansonsten hat man's verworfen. Und
Bananengeschmack kann doch durchaus als angenehm empfunden werden, ohne
dass man Bananen kennt.
____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 2 |
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Junior Member Beiträge: 15 Registriert: 13.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 18.11.2012 um 20:31 |
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Aha, das mit dem Torulaspora Delbrueckii war mir neu - wieder was
gelernt!
Weißbier ist schon generell sehr interessant, auch wg. seiner Geschichte.
Früher wohl ein Rentnergetränk, jetzt in aller Munde.
Weiß jemand, welche Braureien außer Schneider und Gutmann noch ihre eigenen
Hefestämme einsetzen?
lg,
porschum
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.11.2012 um 21:20 |
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Zitat: | Weiß jemand, welche
Braureien außer Schneider und Gutmann noch ihre eigenen Hefestämme
einsetzen? |
Ja, aber das würde den Rahmen hier sprengen.
Ich weiß nicht ob die Geschichte mit dem Rentnergetränk das interessanteste
an Weißbier ist. Ich denke das die komplette Finanzierung eines Krieges (30
jähriger Krieg) mit Weißbier interessanter ist. Außerdem warum
Rentnergetränk?
Jan
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.11.2012 um 21:21 |
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Ich hab mal bei Schneider den Hans Peter Drexler gefragt, wo denn ihre Hefe
herkommt.
Da hat er gelacht und gemeint, die sein schon immer dagewesen
Stefan
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.11.2012 um 21:27 |
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Gerade bei Brauereien wie Schneider wäre es interessant ob man bei der
Zerstörung der Brauerei in München und dem Umzug nach Keehlhei 1946 die
Hefe mitgenommen hat bzw. retten konnte oder ob man heute praktisch die
Hefe von 1946 verwendet?
Jan
Edit: halben Satz vergessen
[Editiert am 18.11.2012 um 21:27 von JanBr]
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 18.11.2012 um 21:31 |
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Zitat von JanBr, am 18.11.2012 um
21:27 | Gerade bei Brauereien wie Schneider
wäre es interessant ob man bei der Zerstörung der Brauerei in München und
dem Umzug nach Keehlhei 1946 die Hefe mitgenommen hat bzw. retten konnte
oder ob man heute praktisch die Hefe von 1946 verwendet?
Jan
Edit: halben Satz vergessen
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Ich frag mal nach.
Stefan
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Antwort 7 |
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Junior Member Beiträge: 15 Registriert: 13.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 18.11.2012 um 22:25 |
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Wg. Rentnergetränk: Irgendwo stand mal geschrieben, dass vor 1980 kaum
jemand Weißbier getrunken hat und der Erdinger den Trend aufgebaut hat,
dass Weißbier auf einmal sportlich, frisch etc ist. Weißbier war ja bis vor
einigen Jahren auch eine eher regionale Spezialität, meine ich.
Ich bin aber da kein Experte und gebe nur wieder, was ich in der letzten
Zeit in Büchern und Zeitungen darüber gelesen habe. Da gibt es sicherlich
Leute, die da wesentlich mehr wissen...
lg,
porschum
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Antwort 8 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2012 um 09:04 |
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Also das mit der Schneider Hefe ist etwas schwierig zu rekonstruieren, aber
offensichtlich ist das wirklich noch der Hefestamm, der 1928 mit dem Kauf
der Braustätte in Kelheim aus München mitgebracht wurde.
Die Hefe wurde allerdings immer mal wieder durch die "Sicherheitkopie" die
in der Hefebank in Weihenstephan hinterlegt ist, aufgefrischt.
Stefan
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 21.11.2012 um 09:38 |
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Ich hab mal (ich glaube bei Michael Jackson?) gelesen, dass die
Schneider-Weißbierhefe bei Kriegsende um ein Haar ausgestorben wäre, wenn
nicht Georg (müsste der IV. gewesen sein) Schneider einen guten Draht zum
amerikanischen Besatzungsoffizier gehabt hätte:
Die Hefe drohte aufgrund der damals nur erlaubten Dünnbiersude zu
degenerieren; Schneider erreichte aber schließlich die Ausnahmegenehmigung
von den Amerikanern, jeden vierten Sud in Originalstärke brauen zu dürfen.
Womit die Hefe überlebte.
Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2012 um 10:36 |
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Der Schneider Hefestamm bekam übrigens einen eigenen Namen, und zwar
"Ninkasi", nach der sumerischen Göttin des Bieres.
Stefan
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.11.2012 um 14:29 |
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Zitat von porschum, am 18.11.2012 um
22:25 | Wg. Rentnergetränk: Irgendwo stand mal
geschrieben, dass vor 1980 kaum jemand Weißbier getrunken hat und der
Erdinger den Trend aufgebaut hat, dass Weißbier auf einmal sportlich,
frisch etc ist. Weißbier war ja bis vor einigen Jahren auch eine eher
regionale Spezialität, meine ich.
Ich bin aber da kein Experte und gebe nur wieder, was ich in der letzten
Zeit in Büchern und Zeitungen darüber gelesen habe. Da gibt es sicherlich
Leute, die da wesentlich mehr wissen...
lg,
porschum |
Mit der lokalen Verbreitung hast du recht. Mit dem Rentnergetränk weiß ich
nicht so recht.
Immerhin ist der älteste noch aktive Studentenstammtisch ein
Weißbierstammtisch:
Zitat: | Nach kurzem Nachdenken
erzählt der Wirt dann doch so einiges, das dem Zuhörer klarmacht, dass es
mit diesem Bier etwas Besonderes auf sich haben muss. Wie viele Geschichten
hat auch diese ihren Ausgangspunkt in einem historisch verbürgten Datum: Es
habe alles 1862 mit der Gründung der Bavaren, einer Studentenverbindung,
begonnen, sagt Reinhard. Und aus deren Kreis kamen dann die Leute, die 1892
im Huber Weißbräu ihren Stammtisch einrichteten.
Seit jenem Jahr - mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs - treffen sich dessen
Mitglieder jeden Freitag der Woche bis heute, weshalb der trinkfeste
Konvent in seiner Wirtschaft auch als ältester Studentenstammtisch der Welt
gelte, sagt Reinhard erkennbar stolz.
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Quelle: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/jahre-huber-weis
ses-trinkfester-konvent-1.1015328
Gruß
Jan
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Antwort 12 |
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