Hallo.
Hier soll es um Cerevinum gehen,
also Kreuzungen aus Bier (Cervisia) und Wein (Vinum).
Den genialen Begriff hat das Sudhaus Gusswerk in Salzburg für
ihr
derartiges Getränk geprägt.
Bei mir heißt das Zeug, jedenfalls heuer, Vinocator.
Vinocator der I. im Glas
Wenn nächstes Jahr wieder sowas entsteht,
böte sich eine "bebilderte Braudokumentation" an.
Für heuer mal nur Text:
Die Geburt von Vinocator dem I.
Wir haben Wein im Garten. Es sind Keltertrauben, weiße und rote zu etwa
gleichen Teilen - naja, vielleicht etwas mehr rote. Die Sorten wissen wir
leider nicht, meine Eltern haben die Jungpflanzen mal in Südtirol nach
ausführlicher Beratung gekauft.
Es wurde eine Weizenbockwürze nach Hanghofers "Zelebrator Weizenbock"
gebraut. Sie fel dann doch unter Bockstärke aus, ich glaub ich hatte mich
beim Verdünnen verrechnet. Ein Zelebratörchen von 14°P.
Am nächsten Tag haben wir Trauben geerntet und uns bei deren Verarbeitung
an Tipps vom
Fruchtweinkeller orientiert, Kapitel Traubenwein, Thema
Rotwein.
Dem folgend wurden sie vollständig entrappt (entstielt) und entkernt mit so
ner Muskelkraftmaschine die wir haben, da purzeln die Trauben einen
Trichter runter und werden an dessen Ende durch die Geometrie vereinzelt,
so dass ein mit dem Handballen betätigter Stechdorn den Kern rausdrücken
kann. Der fällt in einen integrierten Sammelbehälter, während die entkernte
Traube aus einer Mündung fällt wo man was drunterstellt.
Dann haben wir die entkernten Trauben zerdrückt, in einer
Säuglingswanne.
Das Traubenmus haben wir in ein 30l-Kunststofffass zur Bierwürze gegeben,
in der die Wyeast 3068 schon gut angekommen war. Quasi ein sehr großer
Hefestarter, das schien mir schlau mit all den Fremdorganismen die so ohne
Erhitzung noch an den Trauben dran gewesen sein müssen.
Alternative ist halt Dampfentsaftung. Wir haben einen Dampfentsafter
dastehen. Dann fehlen aber 1. Aromen aus den Fruchtschalen weil es dann
eine Saftgärung wäre, 2. hat man zusätzlich einen "Kochgeschmack". So heißt
es jedenfalls.
Es wurde also stückige Traubenmaische auf angegorene Bierwürze gegeben,
2/3 Traubenmaische auf 1/3 süßelastige Weizenbierwürze.
wurde dann nach Ausgären aufgezuckert für einen CO2-Gehalt in der Region
von Weizenbieren (weiß nicht mehr genau),
und durch einen Sputnikfilter in einen "Abfülleimer" mit Abfüllröhrchen
überführt, wobei der Trauben"batz" den Hahn ab und zu verstopfte ->
freistochern.
Jetzt ist er drei Monate alt. Er schmeckt mir am besten bei
Raumtemperatur.
Der Wein dominiert.
Ansonsten recht sauer und recht trocken.
War beides eigentlich theoretisch erwartbar. Die Trauben waren Anfang
September gelesen, das ist eher früh.
Spätere Lese hieße weniger Säure und mehr Zucker.
Wenn man das ändert wird es immer noch recht trocken sein, weil der Zucker
der dann mehr reinkommt größtenteils vergärbar ist.
Ich glaube mit dem trockenen kann ich gut leben. Naja vielleicht noch einen
Tick mehr Süße von der Bierseite her reinbringen über die bekannten
Stellschrauben, aber von der Grundrichtung passt das schon.
In der Geschmackswahrnehmung wechselwirkt das ja auch alles. Deshalb will
ich mal konservativ rangehen an Vinocator den II. ...
Ein mögliches, wagemutigeres, Projekt wäre noch,
ein Sauerbier mit der Lambic Blend zu nehmen und über längere Zeit auf die
Traubenmaische loszulassen.
Also sowas wie ein Trauben-Kriek.