Member Beiträge: 73 Registriert: 27.6.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 14:11 |
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Hallo Braugemeinde,
habe diese Woche ein Weizenstarkbier aus einer kleinen Gasthausbrauerei
geschenkt bekommen. Diese brauen jedes Jahr ein Bier, welches es bis dato
bei ihnen noch nicht gegeben hat. Bei der verwedeten Hefe steht da,
Saccharomyces cerevisiar (Obergärige Hefe).
Da ich das Bier evtl. nachbrauen möchte, habe ich nach der Hefe gegooglet
und siehe da, Google sagt, es ist Backhefe. Nun habe ich aber hier im Forum
schon gelesen, das, das mit der Backhefe nicht so toll ist. Kann das sein,
das die wirklich Backhefe verwendet haben???
Kennt jemand die Hefe Saccharomyces cerevisiar???
Danke schon mal für eure Antworten.
Gruß Thomas
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Posting Freak Beiträge: 1101 Registriert: 2.4.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 14:17 |
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Das was du meinst ist der Oberbegriff für Bierhefen (saccharomyces=Hefe
cerevisiae= des Bieres??, mein latein ist nicht mehr so gut).
Ich glaube eher nicht, dass die Brauer dort Backhefe genommen haben.
Du könntest ja dort nachfragen ob du etwas von der Hefe abbekommst oder sie
fragen um welchen Stamm es sich handelt.
edit: obergärige Bier- und Backhefe ist das gleiche. Beim Brauen verwendet
man jedoch meist andere Stämme als beim Brotbacken.
[Editiert am 22.12.2012 um 14:23 von Horstibus]
____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
Der jüngste und dienstälteste Brauer in der Bartei.
Die Hopfung stirbt zuletzt...
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 29.6.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 14:21 |
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Tschau Thomas
Vor 4 Wochen hat ein Kollege ein Weizenbier zum verkosten mitgebracht. Das
wurde auch mit einer normalen Brotbackhefe vergoren.
Es war als Weizenbier erkennbar, aber die typischem Merkmale wie Banane,
Nelken waren gar nicht vorhanden.
Fazit aus meiner Sicht. Man kann mit Brothefe Bier machen, aber so richtig
der Hammer wird es nicht. Ich aber definitv Geschmackssache.
Gut Sud
Üelu
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 14:21 |
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Hi Thomas,
als alter Nichtlateiner drösele ich Dir mal den Namen Saccharomyces
Cerevisia auf.. Saccharo = Zucker, myces = Pilze, Cerevisia = Bier
(Cervezia z. B. Der Name stammt von Ceres, der römischen Göttin der
Feldfrüchte)
Bierhefe und Backhefe ist beides Saccharomyces Cerevisia.
m.f.g
René
[Editiert am 22.12.2012 um 14:23 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 15:08 |
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Schon richtig, dass die Backhefen zu den Saccharomyces Cerevisiae gehören.
Neben Ethanol produzieren die noch Fuselalkohole und Ester, die bei den uns
bekannten Bierhefen durch Züchtung soweit gezähmt sind, dass sie trinkbare
Ergebnisse erzeugen.
Dann kommt dazu, dass die Bierhefen zwischen 14 und 24 Grad eingesetzt
werden, die Backhefen so zwischen 30 und 40 Grad. Vor dem Backen wird der
Teig noch mal richtig warm gestellt, damit er ordentlich geht.
Was Backhefen an Fuselalkoholen, Buttersäure, Propionsäure (=Katzenscheiße)
und Schwefelwasserstoff (=faule Eier) erzeugen, ist völlig wurscht, weil
das alles beim Backvorgang rausgesiedet wird.
Dazu gehört auch der gute (Trink-)Ethanol - deswegen wirst du selbst von
drei Laib Brot nicht besoffen. Autofahren kannst du dann trotzdem nicht
mehr, weil du nicht mehr hinters Lenkrad paßt.
Im Mittelalter, als man noch nicht um die Bedeutung der Hefe im Bier
wusste, war das alles eins - "heute back' ich, morgen brau' ich". Man hat
nur gemerkt, dass in oder neben Bäckereien produziertes Bier schneller in
Gärung gekommen ist.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 15:40 |
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Saccharomyces cerevisiae ist nur der Name der Gattung. Diese hat aber sehr
viele verschiedenste Vertreter. Ist wie mit Homo sapiens ... da würde auch
keiner nen Klempner an ne Herz-OP lassen ... oder den Kardiologen das neue
WC anschließen ____________________
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2012 um 15:46 |
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Von LaDiDel wurde das mit der guten Dr. Oe... beim VHS-Kurs propagiert -
ich hatte mal lieber nicht widersprochen.
Das Weizenbier mit Trockenbackhefe war "irgendwie" fruchtig, kein Genuß
aber auch nicht untrinkbar.
Ein weiteres Manko der aufs Backen spezialisierten S. cerevisiae ist
ihre nicht besonders hohe Alkoholtoleranz - braucht diese Hefe ja auch gar
nicht.
Damit würde ein Weizenstarkbier vermutlich nicht gut ausgegoren und zu
restsüß werden.
Ist das Weizenbier der betreffenden Brauerei "hefetrüb" mit sichtbarem
Geläger in der Flasche? Dann könntest Du auch versuchen, die Hefe zu
strippen (siehe Wiki), sofern die Dir keine Hefe abgeben wollen.
Uwe
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 16:04 |
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Ich wäre an einer dieser "alten" Hefen, die sich die Brauer und die Bäcker
gegenseitig hinundher schickten sehr interessiert. Für mein Projekt
"Antwerpener Seefbier".
Das Bier war eine wilde Mischung aus sämlichen Getreide(Malzen) inkl. des
Knöterichgewächses Buchweizen. Die Originalhefe war laut Forschung eine
einfache Hefe, die genetisch sehr der Bäckerhefe ähnelte..? Da liege ich
mit meiner hochgezüchteten Antwerpen Ale Yeast ziemlich daneben.
Das Bier enthielt kaum Hopfen, etwa so viel wie Hefeweizen. Die gute Dr.
Oetker? Hat die schon mal jemand probiert?
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2012 um 16:27 |
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Öh, ja, wie ich ja vorher andeutete, habe ich das Weizenbier mit nämlicher
Trockenbackhefe vergoren.
Bei dem Kurs wurde nur die Bierwürze hergestellt und anteilig auf die
Teilnehmer aufgeteilt.
Die Zutaten brachte LaDiDel mit, incl. der Hefe.
Nun wird aktuelle Trockenbackhefe vermutlich genauso viel mit der alten
Bäckerhefe zu tun haben, wie aktuelle mit den altertümlichen Bierhefen.
Ich kann Experimente mit Trockenbackhefe für Bier eigentlich nicht
empfehlen.
Es kommt ein merkwürdiges, unausgewogenes, seltsam fruchtig und hefig
schmeckendes Getränk dabei raus.
Frisch kann man es als "weizenbierartig" noch halbwegs trinken, mit der
Lagerung wird das dann immer "komischer".
Ich will hier aber niemand von eigenen Experimenten abhalten!
Uwe
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 3478 Registriert: 21.9.2011 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2012 um 17:45 |
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Im Mittelalter wurde angeblich nicht mit Malz gebraut sondern mit Brot (hab
ich irgendwo gelesen). Demnach kann die Hefe von damals auch ganz profane
Backhefe gewesen sein.
[Editiert am 22.12.2012 um 17:47 von uli74]
____________________ Gruss Uli
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 277 Registriert: 1.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 18:30 |
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Ruthard, 30-40° bei Backhefe? Vielleicht Raumtemperatur. Einen Teig mit 40°
möchte ich nicht verbacken, der wird schon recht flüssig, wenn man sich
nicht beeilt Industriell ist da vielleicht einiges möglich, aber nicht
handwerklich.
Standardbackhefen sind gar nicht so spezialisiert, können problemlos auch
kalt geführt werden, auch die Trockenhefen. Der Teig wird mit kaltem Wassr
angesetzt und sehr kühl gelagert (so um die 4 °), der Teig gärt trotzdem.
Das Pain Paillasse ist ein schönes Beispiel dafür. Gekühlt hält sich so
geführter Teig gut eine, fast zwei Wochen. O.k., in dieser Zeit wirken noch
einige andere Mikroorganismen mit...aber wenn man den richtigen Zeitpunkt
erwischt, hat man ein sehr aromatisches Brot. Den Teig kann man auch nach
und nach verbacken. Brot, , Brötchen, Pizza...geht alles.
Die Backhefen haben ein sehr breites Arbeitsspektrum, sind wahrscheinlich
näher am Ursprung. Die 0815-Preßhefen lassen sich sogar eingefrieren und
funktionieren dann immer noch. Sie sind dann aber nicht mehr ganz so
flott...
Vielleicht werde ich mal versuchen ein Brot mit einer S-04 oder einer Notti
zu backen. Aus zweiter Führung
Gruß, rolfonso
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Antwort 10 |
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Member Beiträge: 73 Registriert: 27.6.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 20:14 |
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Danke für eure schnellen Antworten.
Das das mit der Backhefe nichts wird, habe ich mir schon fast gedacht. Aus
dem Bodensatz, lässt sich warscheinlich nichts anfangen, da fast keiner
vorhanden ist. Entweder ich frag da mal an, welche Hefe die genommen haben
oder ich nehm eine Weißbierhefe für Weizenbock. Gibt es da eine bestimmte,
oder hat evtl. einer von euch da Erfahrung. Das Bier hat 18,5% Stammwürze
und laut Beschreibung treffen fruchtige Noten auf getrocknete Rosinen,
Pflaumen und Lakritzaromen.
Gruß Thomas
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 20:29 |
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Hi Leute,
da mich das Thema sehr interessiert hab ich ein wenig nachgeforscht. So
wird Backhefe seit 1880 speziell gezüchtet. Die ursprüngliche Hefe die fürs
Brauen und fürs Backen verwendet wurde, veränderte sich durch die Züchtung
stark.
Es ging um Triebfähigkeit und Anpassung an das Medium Melasse. Melasse wird
zur Vermehrung verwendet und so wurde die Backhefe darauf hingezüchtet bzw.
enzymatisch ausgestattet, die Melasse optimal verwerten zu können.
Allerdings habe ich in einigen Bäckerforen gelesen, dass neuerdings wieder
sogenannte Aromahefen verwendet werden. Der Teig geht dabei nicht so stark
und es dauert auch länger. Wer wie ich aus der Ostzone kommt kennt
vielleicht noch die kleinen und dichten DDR-Brötchen. Sehr schmackhaft und
total wieder im kommen..
Ratet mal um was es sich bei der Aromahefe handelt...Na klar, um
ausgewählte Stämme von Bier-und Weinhefen!
m.f.g
René
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 2920 Registriert: 1.3.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 21:39 |
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Hallo René,
habe damals mal gelesen, dass man durchaus backhefe für obergäriges Bier
nehmen kann.
Ein Bier wird aber erst beim zweiten Mal (= zweite Führung) gut.
Für ein Experiment würde sich also ein Doppelsud mit 72 Stunden Unterschied
anbieten:
Heißt: Backhefe in irgendeine Würze rein - durchgären lassen - und dann die
geernte Hefe in die "richtige" Würze geben.
Warum die Backhefe besser werden soll, weiß ich nicht - gebe es nur hier so
weiter. habe es auch selbst noch nicht probiert.
Grüßele und Frohes fest
Holger
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 679 Registriert: 9.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 22.12.2012 um 21:59 |
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Kleiner Gedankenanstoß meinerseits, wenn man historisch zu den Anfängen des
Bieres mit "brothefen2 gearbeitet hat, wärde doch mal ein gruitbier, wie es
Flying mal gebraut hat, spannend mit einer solchen Hefe aus 2-3 Führung zu
brauen. Ich hab mir das jetzt mal für nächstes Jahr vorgenommen, ...mal
sehn was draus wird
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 22.12.2012 um 22:53 |
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Vielleicht, weil sich die Zellen besser vermehren können, die am besten mit
Bierwürze umgehen können ;-)
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.12.2012 um 08:06 |
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Eine Bekannte von mir arbeitet in einem Hefewerk. Wenn ich sie richtig
verstanden habe ist die klassiche Backhefe auch ein Gemisch verschiedener
Hefe- ssp. um die verschiedenen Eigenschaften zu errechen. Das kann zwar
interessante Biere erzeugen, muss esmaner nicht
Jam
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Antwort 16 |
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