Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 10:53 |
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Hallo,
meine bisher eher nicht-Bier-trinkende Freundin wünscht sich ein Kriekbier
und auf dem Gebiet hab ich so gut wie gar keine Erfahrung. Nachdem ich ihr
schon auseinandergesetzt habe, dass das m. M. nach eine Grenzform des
Bieres darstellt und sehr seltsam hergestellt wird, möchte ich es jetzt
doch mal versuchen.
Habe eine Flasche "Framboise Boon", orginal imported aus Belgien der Fa.
Braufaktum bei mir stehen, die wir jetzt am Sylvesterabend köpfen
werden.
Hat jemand Erfahrung, kann man aus der Flasche evtl. ein Stripping der Hefe
versuchen (auch auf dem Gebiet hab ich bisher als UG-Brauer (WYEAST) und
evtl. mal OG aus Trockenhefen kaum Erfahrungen).. ich sehe eigentloich gar
keinen Bodensatz bei der Flasche..
Ganz blöde Frage, ist die typische belgische Lambic-Hefe eigentlich UG
oder OG?
In welchem Lebensmittel kommen denn noch die so wichtigen
Brettanomyces-Kulturen vor?
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 11:03 |
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Hi,
ein Kriek ist ein Frucht-Lambic. Lambic sind spontan vergorene Biere.
Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass die typische Mikroflora und
fauna einer belgischen Lambicbrauerei bei Dir vorherrscht.
Wyeast bietet einen Lambic-Blend aus 5 Kulturen an.
http://www.wyeastlab.com/rw_yeaststrain_detail.cfm?ID=129
2 Brettanomyces Stämme, Pedikkokus, Laktobazillus uns eine Sherryhefe. Die
Hauptgärung eines Lambics dauert üblicherweise ein Jahr... ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 1 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 11:37 |
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aha, so ist das..
Ich zähle jetzt aber 6 Kulturen:
1 (belg. Ale-)Lambic-Hefe (immer noch unklar: OG oder UG?),
1 Sherry-Hefe (was bringt die so an Charakteristik mit?),
2 Brettanomyces-Hefen (lt. meinem Mibi-Buch: Essigsäurebildung bis 3 %
aerob aus Glucose, ähnlich Dekkera)
1 Lactobacillus-Bakterien-Kultur (bringt eben Milchsäure ins Bier)
1 Pediocoocus-Bakterien-Kultur (lt. meinem Mibi-Buch: bringt die Diacetyl
und einen "unsauberen" Geschmack ins Bier; eigentlich auch eine
Lactobazillus und somit wohl etwas Milchsäure ins Bier)
Weiß jemand ungefähr die Mengen-Verhältnisse dieser Kulturen in so einer
WYEAST-Mischung zueinander?
Jetzt stelle ich mir (mehr aus theoretischem als aus praktischem Interesse)
die Frage, wo kommen welche Gattungen vor?
Brettanomyces soll angeblich auch auf Obstschalen (oft Weintrauben) wild
vorkommen;
ansonsten wohl wie Du sagst eben nur in schön schmutzigen belgischen
Brauereien..
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 11:56 |
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ahh..die Belgische Ale Hefe hab ich übersehen. Ale ist immer
obergärig und Sherry auch. Beides ist Saccharomyces Cerevisa. Untergärige
Hefe ist Saccharomyces Carlsbergensis.
Die genaue Mischung wird Wyeast nicht verraten. Man kann allerdings davon
ausgehen, dass am Ende einer einjährigen Hauptgärung keine einzige lebende
Saccharomyces Hefe mehr vorhanden ist. Die Hefe zersetzt sich autolytisch
und wird von den anderen Viechern verspachtelt. Genau wie das
Fruchtfleisch der Sauerkirschen, von dem nach einem Jahr fast nix mehr
übrig sein soll. Brett ist hingegen ein brettharter Knochen.
Bei einem echtem Lambic sind noch mehr Kulturen beteiligt. Eben spontan
vergoren mit Allem was gerade so durch die Luft fliegt.
Brettanomyces kommt in der Natur vor. Aber nicht hauptsächlich oder
überwiegend. Die meiste Hefe auf Obst sind Apiculatushefen.
Die Lambic-Brett sind Brettanomyces Bruxellensis und B. Lambicus. Joghurt
z. B. als Quelle ist auch ungeeignet. Da werkeln Streptokokken und
Bifidobakterien. Joghurt-Bier soll aber auch recht erfrischend
schmecken?
Die Wyeast Mischkultur gibt aber super Kriek. Das 2009 Kriek von Gunnar
(bergbiere) hatte dieses Jahr genau das richtige Flavour nach Pferdeschweiß
und nassem Hund..dabei herrlich erfrischend sauer
[Editiert am 30.12.2012 um 11:57 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 3 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 30.12.2012 um 15:25 |
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Gleich die Warnung vorweg: wenn Du es mit dieser Mischung probieren willst,
besorge Dir einen extra Gäreimer, da Du die Bretts - von
"flying-Brutalomethoden" abgesehen - da nicht mehr rauskriegst.
Vielleicht hast Du auch noch ein älteres Gärfaß/-eimer im Fundus, das wäre
dafür genau richtig, da Du es fürderhin nur mehr für brettige Biere
verwenden kannst.
...sonst bekommen auch ohne Brettanomyces darin vergorene Biere mit
der Lagerung leicht mal eine "Pferdedecke".
Uwe
[Editiert am 30.12.2012 um 15:26 von Uwe12]
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Antwort 4 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 16:28 |
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Bevor Du Dich an ein richtiges Kriek wagst, warte erst mal die Reaktion
Deiner Freundin nach der Flasche Framboise ab. Wobei dies allerdings ein
Lambik auf der Basis von Himbeeren ist. Zudem ist es so, daß Pferdedecke
nicht Jedermanns Sache ist. Es handelt sích eben nicht um ein gesüsstes
Industriebier!
Gruß
Gunnar
P. S. Rene, woher weißt Du, wie nasser Hund schmeckt? Bei Euch gab es wohl
nach dem Krieg nichts anderes?!
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 30.12.2012 um 16:39 |
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> Es handelt sích eben nicht um ein gesüsstes Industriebier!
Man könnte vielleicht mit Mostfein...
...uah! Schnell in Deckung gehen!
Uwe
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 17:26 |
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Bevor Du Dich der nicht biertrinkenden Freundin zuliebe auf das Abenteuer
Kriek einlässt, warte wirklich lieber die Verkostung der Framboise Boon
Flasche ab (ist zwar kein Kriek, aber genau so sauer).
Die Chance, dass sich der Plan in Luft auflöst, ist relativ groß
Was nichtbiertrinkende Frauen oft ganz gerne mögen, ist mit Süßstoff
versetztes Kriek und Lambic.
Warum nur gibt es so wenig Frauen, die gut gehopftes Bier zu schätzen
wissen
Stefan
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 18:05 |
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Hi Leute,
ich hab letztens ein St. Louis Kriek getrunken 4,5% Alk und gesüsst mit
Stevia. Immerhin ein natürlich (aber aufbereiteter) Süßstoff. Ich fand es
echt saulecker... ..schäm..
Eine Art "Nachguss-Lambic" das Mars, wurde meines Wissens immer schon
gesüßt. Früher mit Zucker heute mit Süßstoff.
So jetzt geh ich mal den Mops wenden, der in der Röhre brutzelt...
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.12.2012 um 21:24 |
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Da läuft mir das Wasser im Maul zusammen.
läufige Grüße
Gunnar
P. S.: Es ist so! - ein eiskaltes gesüßtes Kriek vom Faß im Hochsommer in
einem flämischen Biergarten, das kann Mann und Frau nicht ausschlagen!!
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 09:28 |
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aha, .. Pferdeschweiß und nasser Hund, das sind wieder so richtig schöne
sensorische Attribute..
Also mein Mädl hat eine Zeit in Belgien gelebt, Sie weiß wohl auf was sie
sich einlässt... ich hab auch schon zweimal Kriek probiert und kann mich an
diese "tierischen" Aromen gar nicht mehr so erinnern.
Vielleicht überdeckt einfach der Kirsch-Sirup oder -Saft das ganz gut?
Danke für den Tipp mit dem Fass. Werde vorsichtshalber ein separates dafür
verwenden. Überlege sowieso mir ein Holzfassl zu besorgen, das schön alt
und gammlig ist, da ist das wahrscheinlich eh wurscht wie es hinterher
duftet und wiehert..
also das mit dem Stripping werde ich dann wohl vergessen können; nagut,
dann muss halt wieder mal eine teure WYEAST-Packung her, die ich wohl nur
einmal verwenden werde..
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 1232 Registriert: 16.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 09:34 |
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FAAAAAAALSCH!!! GAAAAANZ FAAAALSCH!!! Also wenn du nur Lambics mit Sirup
oder Saft kennst, dann weisst du garnicht, wovon die Leute hier reden.
Sicherlich gibt es auch massenweise (falsche) Lambics mit Sirup, die noch
nachträglich nachgesüsst werden, aber das Zeug kannst du verbrennen. Besorg
dir mal was von Cantillon oder 3 Fonteinen. Gibts z.B. auf http://www.bierkompass.de
Das Lou Pepe Kriek von Cantillon z.B. wird mit 300 gramm
Sauerkirschen PRO LITER versetzt. Trink mal ein Geuze oder ein Kriek von
Cantillon, das zieht dir die Schuhe aus
Ein normales "Oude Kriek" liegt so bei ca. 200gr Kirschen pro Liter...
Cheers
Marco (der noch einige alt-eingelagerte Lambics im Keller hat)
[Editiert am 31.12.2012 um 09:35 von Grima]
____________________ Als letztes gebraut:
Simcoe Lager, Mint Stout, Caramel Mild Ale
Nächste Projekte:
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Antwort 11 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 09:47 |
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aha, ja Ihr seht, ich hab keine Ahnung von belgischen Bieren.. geb zu, hab
das alles auch immer sehr spetisch gesehen, aber nun muss ich doch mal
meiner Freundin auf den Zahn (äh Gaumen) fühlen, was für eine Art Kriek sie
denn bisher so genossen hat;
laut der Seite
http://www.bierkompass.de/index.php?cat=c13_Lambik-Frucht-L
ambik-Frucht.html
gibt es ja die Bezeichnung anscheinend sowohl für die spontanvergorenen wie
auch die kontrolliert-vergorenen. Was sind denn von Dir gemeinte
"falsche"?
Die Seite macht mich echt neugierig; hab dann mal auf jeden Fall was
Schönes für den nächsten Geburtstag meiner Allerliebsten..
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Antwort 12 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 09:57 |
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Mach doch mit Deiner Liebsten eine kleine Bildungsreise nach Belgien, wenn
sie sich da eh schon auskennt
Stefan
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 1232 Registriert: 16.10.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 10:01 |
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Das Paradebeispiel für ein nachträglich gesüßtes Kriek ist das St.
Louis Kriek.
Genau, wie Boludo sagt, fahr mit deiner Freundin nach Brüssel, da gibt es
zahlreiche Lokale die echte Lambics ausschenken...
Lambics sind absolut nicht mein persönlicher Geschmack, von daher kenn ich
mich mit der Vergärung auch nicht sooo wirklich aus. Ich mag das saure Zeug
überhaupt nicht. Ich kauf die Flaschen lediglich, um sie im Keller reifen
zu lassen (aging) und später mit diversen Amis zu tauschen, die sind wie
bekloppt auf ältere Lambics :-)
Cheers
Marco ____________________ Als letztes gebraut:
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 13:10 |
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gute Idee, Bierexkursion nach Belgien.. da fahr ich über die Hallertau,
Franken und Köln
Hab nochmal eine Frage an die Kriekbrau-Experten:
auf der Seite http://kgbrauereien.org/hefe/ gibt es nun mehrere
Kulturen, die in Frage für ein Kriek kämen (also entweder die Mische oder
selber was zusammenstellen?):
Welche hat wer schonmal verwendet und mit welchem Ergebnis?
BRETTANOMYCES & MILCHSÄUREKULTUREN
Belgische Lambic-Hefe 3278 (Mischung). Enthält eine Auswahl Saccharomyces-
und Nicht-Saccharomyces-Stämmen, inkl. Hefestämme für belgisches
Weizenbier, Sherryhefe, zwei Brettanomyces-Hefen und Milchsäurebakterien.
Während diese Mischung nicht alle möglichen Kulturen beinhaltet, die man in
belgischen Lambics vorfindet, ist diese Auswahl repräsentativ für die
wünschenswertesten Aromabestandteile dieser Bierart. Einzelne Kulturen
dieser Mischung finden sie wie folgend. Flockenbildung – niedrig bis
mittel; Vergärungsgrad 65-75%, Vergärungstemp: 17-24° C.
Brettanomyce Bruxellensis 3112 (Belgisch). Wilde Hefe, die aus einer
Brauereikultur in der Region um Brüssel stammt. Notwendig, um den
klassischen verschwitzten “Pferdehaarcharakter”, der so typisch ist für
diese Biere, zu kreiren, d.h. für Sorten wie Lambic (als Grundbier), Oud
Bruin und die Derivate für Lambic, wie z.B. Gueuze. Vergärung verläuft
optimal in Würze mit niedrigem pH. Dieser Hefestamm wird im allgemeinen in
Verbindung mit S. cerevisiae verwendet, sowie auch mit anderen wilden Hefen
und Milchsäurebakterien. Kann möglicherweise zu Säurebildung und einer
kleinen Filmbildung in Flaschen oder in Fässern führen. Benötigt in der
Regel 3-6 Monate, um sein volles Aroma zu entwickeln. Flockenbildung –
mittel; Vergärungsgrad niedrig, Vergärungstemp: 15-24° C.
Brettanomyce Lambicus 3526 (Belgisch). Eine wilde Hefe, die aus belgischen
Lambics extrahiert wurde. Läßt neben den für Brettanomyce üblichen Aroma
auch etwas Kirschkuchen-Aroma und Säure entstehen. Vergärung verläuft
optimal in Würze mit niedrigem pH. Kann möglicherweise zu Säurebildung und
einer kleinen Filmbildung in Flaschen oder in Fässern führen. Funktioniert
am besten in Verbindung mit anderen wilden Hefen und mit
Milchsäurebakterien, um den typischen belgischen Charakter entstehen zu
lassen Benötigt in der Regel 3-6 Monate, um sein volles Aroma zu
entwickeln. Flockenbildung – mittel; Vergärungsgrad niedrig,
Vergärungstemp: 15-24° C.
Milchsäure Bazillus Delbrueckii 4335. Milchsäurebakterium von einer
belgischen Brauerei stammend. Diese Kultur dient zur Schaffung von einer
moderaten Säurebildung für Biersorten, wie Lambic und Derivate, Oud Bruin
und Berliner Weisse. Dieser Hefestamm wird im allgemeinen in Verbindung mit
S. cerevisiae verwendet, sowie auch mit anderen wilden Hefen verwandt,
Vergärungstemp: 15-35° C.
Pediokokkus Cerevisiae 4733. Milchsäurebakterien für die belgischen
Biertypen, in denen zusätzliche Säure wünschenswert ist. Oft angewandt für
Gueuze und ähnliche belgische Biersorten. Verantwortlich für einen
merklichen hohen Anteil an Säure im Bier. Der Säuregehalt steigert sich mit
der Dauer der Lagerung.
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 31.12.2012 um 13:45 |
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Fahr zu Cantillon, ich kann das nur empfehlen.
Echte Gueuze und echtes Kriek hat keinen Restzucker, alleine dieser Fakt
könnte ein Problem bei der Gärung werden.
Wenn die "normale" Bierhefe die Segel streicht, fängt die Brett nämlich
erst mit der Arbeit an. Und nein, anders als du zu glauben scheinst wird
die Kirsche nicht zur Süßung beigegeben, da auch deren Zucker komplett
vergoren wird.
Wenn du nicht weißt, wie Pferdedecke schmeckt, solltest du auch das
nachholen. Boon hat auch eine Gueuze, die ist AFAIR nicht gesüßt. Ich weiß
nicht, ob deren Kriek gesüßt ist, müsstest du mal auf der Flasche
nachgucken.
Das Gesüßte schmeckt wir genau wie das ungesüßte; das aber in einen Topf zu
werfen ist wie Warsteiner mit einem Pils zu vergleichen...
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Antwort 16 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 14:16 |
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Yello,
ich habe sowohl aus dem Boon Kriek wie auch dem Cantillon Kriek die
Bodensätze erfolgreich isoliert. Meiner Meinung nach musst du aber nicht
unbedingt Bodensätze aus Krieks isolieren. Da würden sich auch
Gueuze/Lambics anbieten. Aus folgenden Bodensätzen hab ich verschiedene
Hefen, Bakterien isoliert:
- Cantillon Lou Pepe Gueuze 2007
- Cantillon Gueuze Lambic
- 3 Fonteinen Oude Geuze
- Girardin Gueuze 1882
See http://eurekabrewing.wordpress.com/microbiology-projects/
Von den folgenden hab ich ebenfalls Bodensätze, ist auch etwas gewachsen
weiss jedoch nocht nicht was es genau ist. Sehr wahrscheinlich aber
ebenfalls wilde Hefen etc.
- Alvinne Morpheus
- Alvinne Undressed
- Jolly Pumpkin Madrugada Obscura
- Les Trois Dames Oud Bruin
- 3 Fonteinen Armand&Tomme
- de Troch Cuvée Chapeau
- Hanssens Oudbeitije
Es lassen sich also aus verscheidenen traditionellen Krieks, Lambics,
Gueuzes oder anderen Sauerbieren Mikroorganismen isolieren. Auf der anderen
Seite sind die modernen Interpretationen wie Lindemans, Mort Subite,
Liefmans und wie sie alle heissen. Um die Süsse im Kriek, Framboise,
Pecheresse etc. zu behalten werden die Biere pasteurisiert. Und daher keine
lebenden Bodensätze mehr in den Flaschen...
Wenn du also ein traditionelles Kriek in Angriff nehmen möchtest, beginnt
alles mit einem Lambic. Ein Weg wie man das angehen kann hab ich (in
English) beschrieben ( http://eurekabrewing.wordpress.com/2012/10/13/57-lambic-2012/
). Ich hab dann den Wyeast Lambic Blend für die primäre Vergärung
verwendet und dann eine eigene Mischung an isolierten Hefen etc. zugegeben.
Die Hausmischung beinhaltet viel aggresivere Mikroorganismen als im Wyeast
Blend. Dann lässt man das angehende Lamic mindestens für ein Jahr stehen...
Nach einem Jahr kann man dann Kirschen etc. zugeben... Die Früchte bleiben
dann weitere sechs bis neun Monate im Bier und dann gehts in die
Flasche.
Lambic, Gueuze, Kriek, Framboise und wie sie alle heissen stellt man nicht
innert kurzer Zeit her. Wenn man ein Bier mit Kirschenaroma ohne animalen
Noten und Säure haben möchte, sollte man sich besser ein Saison mit Kirsche
brauen... Sollte es noch süss schmecken, muss wahrscheinlich pasteurisiert
werden oder beim Einschenken mit Sirup nachgeholfen werden.
Cheers, Samuel
(der vorgestern bei Cantillon war...)
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Antwort 17 |
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Senior Member Beiträge: 290 Registriert: 20.8.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 14:19 |
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WOW
das ist echt beeindruckend..!
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Antwort 18 |
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Senior Member Beiträge: 216 Registriert: 29.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 15:31 |
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@ Rattenfurz
Stichwort Boon
Die "normale" Geuze ist gesüßt, die brauen aber auch noch die "Oude Geuze"
die ist traditionell ungesüßt.
Ich hatte aber auch schon ein paar Geuze(s) bevor ich mich mit dem
Braumeister unterhalten habe. Sicher ist auf jeden Fall, dass eine gesüßte
und eine ungesüßte im Programm war. Zumindest auf dem Stand beim Bierfest
in Brüssel 2012.
____________________ --Schwenkenbecher Heimbräu-- handgebraut seit 2005
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Antwort 19 |
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Senior Member Beiträge: 216 Registriert: 29.12.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 15:36 |
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Neid! Ich fahr erst nächstes Frühjahr wieder
hin.
Ich habe momentan auch ein Lambic Blend im Keller stehen und versuche den
zu verdrängen. Der hat (leider) nach 4 Wochen noch nicht richtig sauer
geschmeckt, ich lass den jetzt erstmal noch 6 Monate ruhen. (3 Monate ist
er schon alt)
Du hattest doch auch mehrere Ansätze im Keller? Ich meine ich hätte hier
Bilder mit einer weißen Schicht auf dem Bier gesehen. Da entwickelt sich
bei mir auch nichts. Hast du da Erfahrungen Samuel?
Gruß
Christian ____________________ --Schwenkenbecher Heimbräu-- handgebraut seit 2005
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Antwort 20 |
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Senior Member Beiträge: 497 Registriert: 21.12.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 15:49 |
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Christian,
wenn Du eine weisse Schicht mit Blasenbildung auf Deinem Ansatz hast, geht
es gute Wege.
Es duftet dann auch schon nach Pferdedecke etc.
Gunnar
____________________ Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.
Wilhelm Busch
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Antwort 21 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 16:06 |
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Zitat von Bierzwillinge, am 31.12.2012 um
15:36 | Ich habe momentan auch ein Lambic
Blend im Keller stehen und versuche den zu verdrängen. Der hat (leider)
nach 4 Wochen noch nicht richtig sauer geschmeckt, ich lass den jetzt
erstmal noch 6 Monate ruhen. (3 Monate ist er schon alt)
Du hattest doch auch mehrere Ansätze im Keller? Ich meine ich hätte hier
Bilder mit einer weißen Schicht auf dem Bier gesehen. Da entwickelt sich
bei mir auch nichts. Hast du da Erfahrungen
Samuel? |
Coole Sache mit deinem Sauerbier
Keine Sorge mit der Säure. Ich hatte am Anfang auch das Gefühl dass das
Lambic schon nach kurzer Zeit sauer sein muss. Ich habe in der letzten Zeit
verschiedenen Lambics (Girardin, Cantillon) probiert die nach einem Jahr im
Fass nicht wirklich sauer waren. Die Säure kommt erst mit der Zeit... Die
letzten angesetzten Lambics sind ebenfalls noch nicht sauer.
Mein ältestes Sauerbier im Keller aus dem September 2011 ist ebenfalls noch
nicht wirklich sauer. Die Säure ist jedoch spürbar angestiegen. Der Geruch
ist jedoch schon fantastisch!
Pellicle (weisse Schicht). Muss nicht unbedingt vorkommen. Wenn also kein
Pellicle auftaucht ist das nicht weiter schlimm: Nicht jede Brett Hefe
bildet Pellicles und womöglich wachsen die Lactos nicht genügend an um ein
Pellicle zu bilden.
Weiterhin viel Geduld und
Cheers, Samuel
PS: Es lohnt sich wirklich Cantillon anzusehen wenn man die Möglichkeit
dazu hat
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Antwort 22 |
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Posting Freak Beiträge: 919 Registriert: 29.9.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.12.2012 um 17:09 |
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Zitat von Bierzwillinge, am 31.12.2012 um
15:36 |
Ich habe momentan auch ein Lambic Blend im Keller stehen und versuche den
zu verdrängen. Der hat (leider) nach 4 Wochen noch nicht richtig sauer
geschmeckt, ich lass den jetzt erstmal noch 6 Monate ruhen. (3 Monate ist
er schon alt)
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Mein Lambic ist jetzt 14 Monate alt und schmeckt weder nach Pferdedecke
noch sauer. Einziges Adjektiv das ich dem geben würde ist "trocken" und
"klar wie Wein". Allerdings hat sich die pelzige Oberfläche letzten Monat
von grau nach weiss/beige verändert und zum lecker fruchtigen Geruch kommt
jetzt ein etwas herber/markanter dazu.
Gemäss dem "Gärverlaufs-Chart" in "wild brews" (S.157) sieht es so aus,
dass die Brettanomices ab dem 9.-10. Monat nochmal kräftig zulegen. Bin ich
also nur rund 4 Monate hintendran .
Da bei mir andere Gärungen auch gern mal länger brauchen, kann ich mit "50%
langsamer" leben.
Einen ph-Messstreifen hatt ich kürzlich auch mal drin. Der ging aber nur
bis pH 3,8. Und das war es dann auch was er anzeigte. Jetzt weiss ich nicht
ob der Farbausschlag nicht anders konnte, auch wenn der pH-Wert eventuell
tiefer gewesen wäre. Allerdings würden diese pH 3,8 auch ungefähr zu dem
vorhin erwähnten Gärverlaufs.Chart nach 9 Monaten passen.
Ich hab noch Hoffnung.
Und Kirschen sollen sowieso erst diesen Sommer rein, bis dahin bin ich
schlauer.
Angeregt durch diesen Thread hab ich heute mal mein Flanders Red , das ich
vor 3 Monaten gebraut habe probiert. Das scheint schon mehr Säure aufgebaut
zu haben als das Lambic und erfreulicherweise konnte ich keinen Essigstich
ausmachen. Obwohl, so ein bisschen darf das später schon haben.
Wen´s interessiert, das Lambic ist nur mit dem Wyeast 3278 Lambic Blend,
das Flanders Red mit der Wyeast 3763 Roselare, versetzt worden. Ich nehme
mal an, dass es zumindest beim Lambic etwas zu "zahm" wird, aber ein Kriek,
das es ja werden soll, stört das nicht so, die Kirschen bringn ja auch noch
Säure und Charachter.
Für meinen neuen Lambic Sud, den ich für April plane und von dem etwa 10%
zusammen mit den Kirschen im Juli in das dann 20 Monate alte Lambic wandern
sollen, werd ich mir aber vorher noch 2-3 Flaschen traditioneller Geuze
oder Kriek besorgen und den Bodensatz dazugeben.
Gruss
Matthias
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Antwort 23 |
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