Da in anderen Diskussionen über Bier nur aus Rohfrucht geschrieben wurde,
möchte ich meine Erfahrungen mit og. Projekt mitteilen.
--> als ziemlich liberaler Hobbybrauer habe ich nichts gegen technische
Enzyme und als privater Hobbybrauer kann ich da auch in die Vollen gehen!
Da die benötigten Enzyme der Firma Erbslöh von Brouwland jetzt tlw. auch in
hobbybrauerfreudlichen Abpackungen erhältlich waren, konnte ich nicht
widerstehen und hatte diese über HuM bestellt.
Es begann am Vorabend mit einer bewährten Vormaische aus 1,25kg Maisgrieß
(keine Polenta, gemahlener Futtermais) in 5l Brauwasser mit etwas
CaCl
2 und Milchsäure versetzt.
In das 82°C warme Brauwasser kam die Maisschüttung, resultierte zu 76°C,
dazu 2ml Beerzym HT (HT-α-Amylase). Aufheizen und dann 30min
kochen.
Beim Abkühlen auf 90°C noch mal eine Portion 2ml HT und so abkühlen über
Nacht.
Am nächsten Tag zur abgekühlten Vormaische - die dann meistens jodneutral
ist - kamen 15l Bauwasser, ebenfalls mit CaCl
2 auf
Chlorid:Sulfat = 1:1 aufgepeppt und mit Milchsäure auf etwa RA=0
eingestellt,
dazu die Restschüttung (absteigende Schüttungsanteile):
2500g Gerstenrohfrucht
850g Weizenrohfrucht
400g Weizenrohfrucht leicht im Backofen angeröstet (Röstkomponenten,
"brotiger" Geschmack")
In der folgenden Maische verwendete Enzyme:
10ml MULTI = α-Amylase, β-Glucanase, Proteinase
1,5ml ALFA-BETA = α-Amylase, β-Amylase
5ml PENTA = Hemicellulasen, β-Glucanase
Nach meinen Aufzeichnungen habe ich diese Mischung gleich nach dem erneuten
Einmaischen zugegeben, evt. war das ein Fehler...
Als die Maische komplett war, hatte sie 37°C, dann aufheizen und
- 20min bei 50°C (Optimum der Glucanasen und Proteinasen im MULTI,
ALFA-BETA und Pentosanasen im PENTA)
- 30min bei 60°C (ungefähres Optimum der Glucanase im PENTA und
α-Amylase im MULTI)
- 30min bei 67°C (Optimum der Glucanase im PENTA und α-Amylase im
MULTI, außerdem Verkleisterung der restlichen Stärke)
- 30min bei 72°C (α-Amylase)
Leider war es danach nicht jodneutral (blauschwarze Färbung!) und ich habe
mit CaCl
2 noch mal Calcium zugegeben und 45min bei 78°C unter
Zugabe von HT-α-Amylase gerastet, was dann etwas besser jodneutral
wurde.
16l Nachguß - wie gewohnt - mit CaCl
2 auf ausgeglichenes
Chlorid:Sulfat-Verhältnis und mit Milchsäure auf RA=0 eingestellt.
Dichte (brix): VW=14,6 ca. 9l / PV=10 / Ausschlag
kalt=12
100% Vorderwürzehopfung: mit Hallertauer mittelfrüh auf ca. 24 EBU
Mit Brewferm top vergoren und nach einer Woche wegen des hohen
Dextringehalts bei 6,5°P (gespindelt) abgefüllt, das Keg wurde nicht
übercarbonisiert, die Gärung war da also beendet.
Wie schon im anderen Thread beschrieben, war das Bier zunächst "hart" im
Geschmack, was mir bei größeren Mengen Rohgerste immer mal aufgefallen
ist.
Im Laufe der Lagerung milderte sich das ab und dieses sehr helle (m.E.
heller, als Pils) Getränk wurde doch noch recht gefällig.
Evt. Fehler: ich hatte mich bei den Rasten auf die Optimaltemperaturen der
Enzyme aus den Datenblättern gestützt, was evt. ein Fehler war.
Die Stärke aus Gerste oder Weizen verkleistert erst bei höheren 60er
Graden, da ist dann die β-Amylase aus dem ALFA-BETA aber schon am
absteigenden Ast.
Insgesamt war die Wirkung der β-Amylase enttäuschend, oder ich habe
einfach zu schwach dosiert, da ich ja noch gar keine Erfahrungswerte
hatte.
Evt. wäre eine "absteigende" Infusion dabei besser gewesen, um die Stärke
schön zu verkleistern, mit der α-Amylase vorzuknacken und dann beim
Abkühlen noch mal β-Amylase zu dosieren.
Andererseits hat der miserable Vergärgrad eine gewisse Restsüße gebracht,
was diesem eh etwas geschmacksarmen Getränk eigentlich wieder ganz gut tat.
Uwe