Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 09:45 |
|
|
Hallo,
aufgrund des größeren Aufwands habe ich bis jetzt noch keinen Sud mit
Dekoktion gemaischt.
Gemacht wird es früher oder später auf jeden Fall mal, aber es gibt auch
wenig Informationen, was einen wirklich erwartet.
Einige hier im Forum z.B. schwören ja darauf. Kling schreibt in seinem
Buch, dass die Vorteile der Dekoktion gegenüber der Infusion absolut
vernachlässigbar sind.
Was mich interessiert, hat jemand schonmal einen Vergleich gemacht? Z.B.
das selbe Bier per Infusion und Dekoktion gebraut und kann berichten, wie
die geschmacklichen Unterschiede sind?
Oder hat jemand schonmal Dekoktion mit einer Melanoidinmalzgabe (Soll ja
angeblich sehr ähnliche Aromen bringen, wo auch viele wieder geteilter
Meinung sind.) verglichen?
|
|
Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 10:26 |
|
|
1) Bockbier - hab ich früher ohne Dekoktion gemacht, heute 1x oder 2x
Kochmaische. Die Vollmundigkeit und die Malzigkeit ist eine andere Liga.
Das Kochen setzt Aromen frei, die Du sonst nie erhälst.
2) Böhmisches Pilsner mache ich mich 2-facher Dekoktion. Das typische
Geschmacksbild bekommst Du ohne gar nicht hin.
3) Melanoidinmalz habe ich einmalig in einem Weihnachtsbier verwendet. Das
bringt zwar ganz markante Aromen, die mir zum einen aber zu aufdringlich
sind und zum anderen mit Dekoktionsaromen überhaupt nichts zu tun haben.
Mit den heutigen Malzen ist Dekoktion zwar nicht mehr zwingend nötig (das
war früher anders) aber geschmacklich gibt es grosse Unterschiede zwischen
Infusionsbieren und Dekoktionsbieren. Wenn Du Dir den Zeit- und
Energiebedarf bspw. für ein Dreimaischverfahren anschaust, dann weisst Du,
warum das kommerziell heute eher unüblich ist.
Gut Sud!
Frank
|
|
Antwort 1 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 11:32 |
|
|
Bei Ales und anderen obergärigen Bieren mach ich das nicht, da sind
genügend andere Aromen mit drin.
Da mag ich sogar lieber eine Kombirast.
Aber helle untergärige Biere profitieren da wirklich sehr davon.
Das Malzaroma wird viel interessanter und komplexer, allerdings wird das
Bier auch etwas dunkler.
Aus Faulheit mach ich dann immer das Earlsche Verfahren, das dauert zwar
länger, ist aber idiotensicher.
Stefan
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 13:28 |
|
|
Schon eigenartig, dass Kling
hier das genaue Gegenteil behauptet.
Allerdings behauptet er auch RöstMALZ wäre unvermälzt.
Melanoidin == Dekoktionsgeschmack scheint mir auch so ein Mythos zu sein,
der durch die Foren geistert!? Ich meine es aber auch in irgend einem Buch
gelesen zu haben.
Wird wahrscheinlich von Leuten weiterverbreitet, die noch keine Dekoktion
gemacht haben!?
Kann man Dekoktion theoretisch bei jedem Bier anwenden, oder gibt Hefen,
Hopfen oder so, die mit den Aromen garnicht harmonieren?
|
|
Antwort 3 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 13:35 |
|
|
Frag mal den Moritz (Bierjunge), ich glaub, der hat noch nie ein Bier ohne
Dekoktion gebraut
Ein sehr helles norddeutsches Pils würd ich jezt mal als eine der wenigen
Ausnahmen sehen.
Stefan
[Editiert am 9.1.2013 um 13:37 von Boludo]
|
|
Antwort 4 |
|
Senior Member Beiträge: 234 Registriert: 19.3.2010 Status: Offline
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 14:20 |
|
|
An dem Buch von Herrn Kling finde ich vieles eigenartig. In der Summe sogar
so viel, dass ich nur immer wieder davor warnen kann, es ernst zu nehmen.
Die Einschätzung von Frank "Bergbock" deckt sich hingegen voll mit meiner
eigenen Erfahrung.
Gruß
Philipp ____________________ Wer flötet hell und plappert munter
Im Netz kopfüber und kopfunter
Den bittren Trunk verschmäht sie nicht
und hämmert bis die Schale bricht?
Die Braumeise
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 14:55 |
|
|
Bei Best Malz gibt es das "Heidelberger Malz"
das ggü. dem Pilsner nochmal etwas heller ausfällt. Eine Infuisionsmaische
würde ich mich damit nicht trauen, aber es wäre mal spannend, was dabei mit
Dekoktion rauskommt.
Gruß,
Andy
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 15:00 |
|
|
|
|
Antwort 7 |
|
Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 15:03 |
|
|
Hätte etwas Angst dass es als wässriges Kölsch endet
|
|
Antwort 8 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 15:40 |
|
|
So ein Zufall, so
eins habe ich grade gebraut.
Ich habe Halcyon Pale Ale genommen, ist auch heller als Pilsner. Mal sehen
wies wird, die Colonia F gergärt ja sehr niedrig, sollte also nicht zu
wässrig sein.
|
|
Antwort 9 |
|
Member Beiträge: 64 Registriert: 17.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 16:01 |
|
|
Ich habe anfangs auch nur mit dem Infusionsverfahren gebraut. Jetzt fast
ausschließlich mit einer 20minütigen Dekoktion zwischen ß- und a-Amylase.
Ich kann nicht sagen, dass eines schlecht und das andere Bier dadurch
besser war, aber "Kernigkeit", das "Rustikale" war bei Dekoktionsbieren
sicher deutlicher.
Ich habe auch schon Biere mit Melamalz gebraut. Also für mich persönlich
steht fest - Die Biere waren alle zu fad. Ich hab mir dadurch nen kernigen,
cerealigen Geschmack erhofft. Ich weiß nicht, ob das jetzt nur, bzw. auch
am Melamalz lag, aber nen positiven Effekt hat es auf meine Biere auf
keinen Fall gehabt. ____________________ Praktikant bei http://www.frankenbraeu.de/
|
|
Antwort 10 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 18:56 |
|
|
Zum Thema oder man alle Biere mit Dekoktion maischen kann. Im Prinzip ja,
evtl. Muss man halt das Rezept anpassen um den selben Geschmack zu
bekommen.
Es ist aber eh ein moderner Splien das die Biere immer heller und schlanker
werden müssen. Früher hatte man keine andere Wahl als über Dekoktion oder
Zubrühen zum maischen, weil es einfach nicht möglich war die komplette
Maische zu heizen und aufs Grad genau zu halten.
Neben Dunklem gewinnt meiner Erfahrung nach auch Weizen sehr vom kernigen
Dekoktionsgeschmack.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 11 |
|
Member Beiträge: 79 Registriert: 1.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 19:16 |
|
|
Jan, wo kommt den beim Weizen der "Gewinn" her? Die Spelzen können es ja
nicht sein. Die Keimlinge, oder eher das "begleitende" Gerstenmalz?
Ich frage, weil der nächste Sud ein dunkles Weizen mit Earl und Weizenrast
werden soll, die Weizenrast aber nur im ersten Schritt möglich ist, ich
aber gleichzeitig möglichst viele Spelzen, sprich Gerstenmalz-Anteil
mitkochen wollte.
Gruß,
Oliver
|
|
Antwort 12 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 19:48 |
|
|
Auch wenn Weizen keine Spelzen hat, so hat er trotzdem eine Schale die aus
mehreren Schichten besteht. Vom Keimling sind zwar noch Teile erhalten,
aber der größte Teil wird nach dem Mälzen mit dem gewachsenen Keim und den
Wurzeln entfernt.
Ein anderer Teil ist natürlich wie von dir angesprochen die Spelzen Anteile
des Gerstenmalzes. Ich bin ehrlich gesagt ob der Unterschied sehr hoch
wäre, wenn es ein 100% Weizenbier wäre?
Schöne Grüße und viel erfolg
Jan
|
|
Antwort 13 |
|
Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 20:14 |
|
|
Was ich lange nicht wusste:
Alle guten Hefeweizen, die ich kenne, werden mit Dekoktion gebraut.
Z.B.: Schneider (alle Sorten, weiß ich garantiert), Gutmann und ich glaub
auch Maisel´s.
Stefan
|
|
Antwort 14 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 20:20 |
|
|
Ja, auch fast alle guten die ich kenne werden mit Dekoktion gebraut.
Jan
|
|
Antwort 15 |
|
Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
|
|
erstellt am: 9.1.2013 um 22:20 |
|
|
Moin,
in amerikansichen Foren ist die Meinung vertreten, dass bei der Dekoktion
schon Maillard Reaktionen stattfinden - ob das stimmt..
Grüße,
Dale.
|
|
Antwort 16 |
|
Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.1.2013 um 06:38 |
|
|
Ich wende standardmäßig ein klassisches Zweimaischverfahren für alle meine
Biere an. Der Thermomix meiner Frau liefert leider kein besonders gutes
Schrot. Da muss ich mit dem Maischverfahren gegensteuern, um vernünftige
Ausbeuten und Endvergärungsgrade zu bekommen.
Auch in den Betrieben machen viele weiterhin Dekoktion. Gerade bei
schlechten Gerstenjahrgängen müssen auch die Brauereien ihre
Maischprogramme anpassen können.
|
|
Antwort 17 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 10.1.2013 um 07:25 |
|
|
Zitat von maxifranke, am 10.1.2013 um
06:38 | Ich wende standardmäßig ein
klassisches Zweimaischverfahren für alle meine Biere an. Der Thermomix
meiner Frau liefert leider kein besonders gutes Schrot. Da muss ich mit dem
Maischverfahren gegensteuern, um vernünftige Ausbeuten und
Endvergärungsgrade zu bekommen.
Auch in den Betrieben machen viele weiterhin Dekoktion. Gerade bei
schlechten Gerstenjahrgängen müssen auch die Brauereien ihre
Maischprogramme anpassen können. |
Meiner Erfahrung nach kommt es sehr auf das Bier an. Viele Brauereien die
ich hier in Bayern kenne fahren noch für dunkle Biere, dunkle Böcke und
Weissbier Dekoktion.
Moderne extrem helle Pilsbiere werden wohl mit Dekoktion schwer möglich
sein. Der Kunde will sie ja fast durchsichtig und extrem schlank. Da spielt
Dekoktion nicht mit.
Gruß
Jan
|
|
Antwort 18 |
|
Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
|
|
erstellt am: 10.1.2013 um 07:58 |
|
|
Zitat von cosmophobia, am 9.1.2013 um
13:28 | Melanoidin == Dekoktionsgeschmack
scheint mir auch so ein Mythos zu sein, der durch die Foren geistert!? Ich
meine es aber auch in irgend einem Buch gelesen zu haben.
Wird wahrscheinlich von Leuten weiterverbreitet, die noch keine Dekoktion
gemacht haben!? |
Was man aber auch immer wieder
liest, und was mir sogar nachvollziehbarer erscheint, ist dass Caramalze
Dekoktionsgeschmack simulierten. Im Umgekehrschluss habe ich die Erfahrung
gemacht, dass man auf Caramalze größtenteils verzichten kann, wenn man
Dekoktion mit klassichen Basismalzen braut, und bekommt dennoch jede Menge
Vollmundigkeit und Komplexität. Bei Infusion (extremfall: Amerikanische
Single Step Infusion) hat man indes kaum eine andere Möglichkeit als jede
Menge Spezialmalze, um sein Bier anzupassen.
Ich kenne eine erfolgreiche deutsche Brauerei, die eine große Palette
ausschließlicher Dekoktionsbiere braut, und überhaupt keine Caramalze
(abgesehen von Farbmalz) im Lager hat! Jedoch größere Mengen
Melanoidinmalz.
Mein persönliches, vorläufiges Fazit: Caramalze kann man sich bei Dekoktion
größtenteils schenken, und dienen primär zum tunen von Infusionswürzen.
Melanoidinmalz hingegen kann Dekoktions-Charakter, wie oben schon vermutet,
tatsächlich eher wenig ersetzen, kann jedoch sehr gut auch mit Dekoktion
zusammenspielen!
Eines der genialsten Dunkel die ich kenne habe ich im Weihnachtsurlaub in
einer mittelständischen Brauerei tief im Bayrischen Wald getrunken, und da
sprang einem das Melanoidin-Brotrindenaroma geradezu schon entgegen. Ist
natrürlich Geschmackssache, wie so vieles. Zu einem bay. Dunkel etwa passt
es aber m.E. bestens.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
|
|
Antwort 19 |
|
Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 19.2.2013 um 08:37 |
|
|
Karamelisiert
denn bei der Dekoktoin so viel Zucker? Oder ist es eher von der
Vollmundigkeit her vergleichbar, als vom Karamellgeschmack?
Hat jemand schon mal Dekoktion vs. Caramalz ausprobiert?
|
|
Antwort 20 |
|