Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 19:55 |
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Guten Abend allerseits,
ich möchte an dieser Stelle eine Quelle (J. Bertens) angeben die empirisch
untersucht, ob eine vorgängige Rehydratisierung der Hefe einen
signifikanten Effekt auf das Bier auswirkt. Dabei wurde der
Endvegärungsgrad und eine sensorische Verkostung beurteilt. Aus meiner
Sicht wurde das Experiment sehr gründlich, sinnvoll und u.a. auch
statistisch ausgewertet.
Alles im Zusammenhang mit dem BYO-BBR Yeast Rehydration Experiment
(28th of July 2011)
Gesamtes Experiment: http://www.basicbrewing.com/index.php?page=basic-brewing-br
ew-your-own-experiments
J. Bertens Resultate: http://traffic.libsyn.com/basicbrewing/Verslag_hydratatie_e
xperimenen.pdf (erwähnte Quelle)
Laut J. Berten's Versuchen geht hervor (sinngemäss übersetzt aus der
angegebenen Quelle):
1. Eine vorgängige Rehydratisierung
in Wasser ist nicht notwendig um gutes Bier herzustellen
2. Eine Rehydratisierung kann den Endvergärungsgrad beeinflussen. Im
Vergleich zu nicht rehydratisierten Hefen (direkt in die Würze gegeben)
sind die Endvergärungsgrade mit rehydratisierten Hefen sogar etwas leicht
tiefer. Jedoch nicht wirklich signifikant tiefer und sehr stark vom
Hefestamm (Trockenhefen Produkt) abhängig
3. Rehydratisierung bei einer Wassertemperatur von 40°C im Vergleich zu
27°C führt zu keinen signifikanten Unterschieden im Endvergärungsgrad
4. Zugabe von Zucker bei der Rehydratisierung scheint den Endvergärungsgrad
nicht signifikant zu beeinflussen. Desweiteren unterschieden sich die
Viabilitäten nicht signifikant. Zusätzlich, bei einer sensorischen
Bewertung konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden
5. Bei einer sensorischen Bewertung von Bieren hergestellt mit nicht- und
rehydratisierter Hefe wurden: 19x das nicht-rehydratisierte und 18x das
rehydratisierte Bier bevorzugt (3 verschiedene Hefen im Vergleich)
J. Bertens empfiehlt: Die Hefen nicht zu rehydratisierten. Durch seine Versuche hat er
aufgezeigt, dass eine Rehydratisierung der Hefe zu keinen signifikanten
Vorteilen führt. Durch eine Rehydratisierung man sich sogar zusätzlich eine
Kontamination einfangen kann...
Ich bin der Meinung, die Rehydratisierung der Hefe als Letzte
Verbesserungsstufe beim Anstellen der Würze zu betrachten. Wenn man vorher
die Würze richtig belüftet (genug Sauerstoff für die Hefe), richtige
Temperatur (wie die Hefe um Temperaturschocks zu vermeiden) und die
richtige Menge an Hefe (Stichwort Pitching Rate) beachtet hat, wird die
Rehydratisierung wahrscheinlich nur noch eine minime Rolle spielen. Dafür
habe ich keine empirischen Daten, das ist nur meine Meinung.
Wer dennoch auf eine Rehydratisierung schwören möchte, soll sich an die
Angaben der jeweiligen Hersteller halten. Wie erwähnt (Punkt 2) spielt der
Hefestamm eine wichtige Rolle.
Zum Schluss, ich bin fest überzeugt dass einige bessere Erfahrungen mit
rehydratisierter Hefe, und andere mit nicht-rehydratisierter Hefe gemacht
haben. Dass heisst aber noch lange nicht, dass die eine oder andere Art
besser ist oder sogar die Richtige ist.
Ende und aus,
Cheers, Samuel
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Antwort 25 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 20:10 |
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Hi, Samuel,
Der einzige Grund, warum ich rehydratisiere, ist der, dass das Angären
signifikant schneller ist und damit insbesondere in den wärmeren
Monaten einer Infektion durch zu lange lag Phasen vorbeuge.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Posting Freak Beiträge: 876 Registriert: 17.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 6.2.2013 um 20:54 |
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Hmm, wenn das mit den Isoalphasäuren stimmt, dann liege ich ja gar nicht so
verkehrt: ich wecke die Trockenhefen mit ein wenig Glattwasser. Bislang
keine Probleme, außer dass die Gärung auch mal was länger zum Ankommen
braucht. Auf der Packung von Brewferm steht, man solle 5-8g auf 10l Würze
rechnen (je nach STW) und in 10-facher Menge Wasser aufwecken.
Dass ich vor dem Anstellen lüften soll, ist mir neu, ich habe das bislang
immer danach gemacht. Sonntag werde ich erneut brauen, dann werde ich das
mal probieren (hoffentlich denke ich dran, eingefahrene Verhaltensweisen
sind schlecht abzutrainieren...).
Achim
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Antwort 27 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 22:11 |
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Hi Achim,
Bestimmt kein Problem auch nach dem
Anstellen zu belüften. Das Wichtige ist nur, dass überhaupt belüftet wird.
Cheers, Samuel
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Antwort 28 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 22:18 |
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Hi Michael,
Zitat von tauroplu, am 6.2.2013 um
20:10 | Der einzige Grund, warum ich
rehydratisiere, ist der, dass das Angären signifikant schneller ist
und damit insbesondere in den wärmeren Monaten einer Infektion durch zu
lange lag Phasen vorbeuge. |
ich kann mir gut
vorstellen, dass rehydratisierte Hefe, wie von dir beschrieben, schneller
ankommt als nicht-rehydratisierte. Wenn man aber wieder die Resultate von
oben anschaut, im Speziellen die Verkostungen, wurden keine signifikanten
(statistisch) Unterschiede festgestellt. Ich frage mich nur, weshalb du
überhaupt mit langen lag-Phasen zu kämpfen hast. Beobachtest du das nur bei
nicht rehydratisierten Trockenhefen?
Cheers, Samuel
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Antwort 29 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 22:29 |
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Antwort 30 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 6.2.2013 um 22:57 |
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Schön,
endlich ein paar Fakten, die doch noch nicht mal widersprüchlich zu sein
scheinen. Geringes Underpitching ändert an der Qualität nichts und das
Anstellen mit Wasser funktioniert am besten. Würde ich jetzt aus den
zitierten Studien deuten. Letzteres wenigstens bei der S05.
Es wäre wirklich hilfreich, wenn das kein Glaubenskrieg würde, sondern man
zusammen ein halbwegs einheitliches Bild bekäme..
Erfreute Grüße,
Dale.
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Antwort 31 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 23:00 |
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Bei Sean Terril's Untersuchung habe ich eine
offene Frage. Wie sieht die Viabilität aus wenn man die rehydratisierte
Hefe in Würze gibt? Und soweit ich das sehe fehlt diese Messung. Hier wird
nur die Viabilität in Wasser gegen Würze gemessen. Was meiner Meinung nach
nicht viel Sinn macht. Die rehydratisierte Hefe kommt ja dann früher oder
später auch mal in die Würze... was dann mit der Viabilität passiert wurde
leider nicht aufgezeigt.
Ein Gedankenexperiment: Beim pitchen von Hefe mit Viabilität von 80%
(Anfangswert) in Würze bleiben danach noch 45% Viabilität. Beim pitchen in
Wasser 75%. Wenn man dann die Hefe aus dem Wasser in Würze gibt und
annimmt, dass gleichviele überleben wie beim direkten pitchen in Würze,
wäre die Viabilität noch 42%... Nach dieser Rechnung wäre dann kein
Unterschied mehr vorhanden!
Cheers, Samuel
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Antwort 32 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 6.2.2013 um 23:08 |
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Guter Punkt! Laut anschaulicher Theorie sollen aber nur getrocknete
Zellwände gegen starke Konzentrationsgefälle anfällig sein. Trotzdem ist
das natürlich kein guter Vergleich und es werden deutlich Äpfel mit Birnen
verglichen..
Grüße,
Dale.
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Antwort 33 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 23:08 |
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Hi Michael,
ein Nachtrag
Zitat von tauroplu, am 6.2.2013 um
20:10 | Der einzige Grund, warum ich
rehydratisiere, ist der, dass das Angären signifikant schneller ist
und damit insbesondere in den wärmeren Monaten einer Infektion durch zu
lange lag Phasen vorbeuge. |
Jetzt habe ich auch
die Quelle wieder gefunden: http://bkyeast.wordpress.com/2012/10/15/yeast-rehydration/ Deine Aussage klang irgendwie so vertraut als hätte ich das schon
irgendwo gelesen. Dmitri hat gleiches beobachtet.
Cheers, Samuel
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Antwort 34 |
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Senior Member Beiträge: 391 Registriert: 3.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 6.2.2013 um 23:14 |
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Hi Dale,
das kann schon sein und lese ich auch viel. Es
darf ja jeder Hypothesen aufstellen
Ich kann mir das auch gut vorstellen. Hat jemand Untersuchungen dazu die
das bestätigen? Zum Schluss möchte ich noch anfügen, dass Methylenblau
Färbungen zur Bestimmung der Viabilität auch nicht fehlerlos sind...
Cheers, Samuel
[Editiert am 6.2.2013 um 23:16 von kerosin]
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Antwort 35 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.3.2013 um 20:00 |
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Generell werden nach Herstellerangaben sehr wenig Hefezellen zudosiert. In
der Praxis werden obergärige Würzen mit 7-15 Mio. Zellen/ml, untergärige
mit bis 30 Mio. Zellen angestellt. Auf den Fermentis Packungen steht 50
g/hl. Das entspricht 3 Mio. Zellen/ml. Dann kann es natürlich mit dem
Ankommen länger dauern.
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Antwort 36 |
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