Senior Member Beiträge: 327 Registriert: 12.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 14:00 |
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Guten Tag zusammen
ich hab mal eine Frage an die Wasserspezialisten unter euch, da ich selbst
Laie bin, was die ganze Wassergeschichte angeht...
Bei uns im Haus wird das Wasser (Bodenseewasser, Restalkalität 4,8) mit
einem Ionenaustauscher der mit Salztabletten regeneriert wird enthärtet.
Dass dieser Ionenaustauscher einen eher negativen Einfluss aufs Brauwasser
hat habe ich mittlerweile dank dem Forum herausgefunden.
Eigentlich würde ich mein Brauwasser gerne mit Milchsäure (sofern der
jeweilige Bierstil das fordert) behandeln. Leider wäre ein Entnehmen des
Brauwassers vor der Enthärtungsanlage mit großem Aufwand verbunden, da
praktisch von der Hauseinführung bis zum Wasserverteiler alles ohne
Zwischenstücke verschraubt ist. Um Wasser vor der Enthärtungsanlage
abzugreifen müsste also der größte Teil der Wasserzähler- und
Verteileranlage umgebaut werden und da würd ich wenns nicht unbedingt sein
muss gerne drauf verzichten
Nun die Frage: Wie würde es sich auf das Brauwasser auswirken, wenn ich die
Milchsäure dem bereits enthärteten Wasser zusetze. Schlechter als
enthärtetes Wasser (aus dem Ionenaustauscher) sowieso schon ist oder
besser?
Die letzten beiden Sude sind eigentlich recht gut geworden, auf jeden Fall
konnte ich keine Fehlgeschmäcker wie Kratzigkeit oder extreme Bitterkeit
feststellen, die auf den Ionentauscher zurückzuführen wären.
Ich hoffe ich hab das Problem und die Frage einigermaßen verständlich
ausgedrückt
Grüße
Johannes
[Editiert am 1.6.2013 um 14:01 von hans11081993]
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 19:03 |
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Hallo Johannes,
durch die " Enthärtung" mit Salztabletten(Kochsalz) findet ein
Neutralaustausch statt. Bei dieser Methode der " Enthärtung" werden
die Härtebildner Ca2+ und Mg+ die an einen Karbonatrest(HCO3 2-) gebunden
sind durch Kochsalz-Äquivalente(NaCl-) ersetzt. Im Ergebnis erhält man zwar
analytisch weiches Wasser(Enthärtung), aber kein salzärmeres
Wasser(Entsalzung). Oder anders formuliert: eine " Entkarbonisierung"
findet nicht statt, sondern eine " Umsalzung".
Ich vermute entlang Deiner Fragestellung, dass Dir etwas an der Qualität
Deines Brauwassers liegt und ich empfehle Dir das Wasser nach dem Austausch
untersuchen zu lassen. Interressant ist die Gesamt-, die Karbonat, die
Calziumhärte und der Natrium-/Chloridgehalt nebst pH-Wert(der relevante
Rest an Wasserhärten/Kennzahlen für ein Brauwasser lässt sich davon
ableiten). Wenn der Natriumgehalt Na+ entlang der TWVO und der
Chloridgehalt < 50mg/l bleibt, sieht der Einsatz " Stadtwasser als
Brauwasser" nach dem Austauscher gut aus - ob es dann noch Milchsäure
braucht, liegt alleine in Deinem Ermessen.
Gruß
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.6.2013 um 21:28 |
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Da Calcium und Magnesiumionen entzogen werden, steigt die Restalkalität
theoretisch ein wenig.
Was passiert, wenn man so ein Wasser mit Milchsäure aufarbeitet, ist eine
gute Frage.
Die Hydrogencarbonate sind ja noch alle drin und sollten sich wie gehabt
neutralisieren lassen.
Du hast dann halt jede Menge Natriumionen im Wasser, keine Ahnung, was das
ausmacht.
Ein wenig Aufsalzen könnte den Effekt der Aufbereitungsanlage wieder wett
machen.
Ein Pils würd ich mit so einem Wasser jedenfalls nicht brauen.
Stefan
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 327 Registriert: 12.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 2.6.2013 um 17:43 |
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Danke für die Antworten
Stichwort ''Wasser untersuchen lassen''
Auf die schnelle hab ich im Netz das hier gefunden: http://www.test-wasser.de/wassertests/trinkwasser.php
Gibts so eine Wasseranalyse auch günstiger ,
denn für 90 Eier nehm ich lieber die Arbeit auf mich und bau unsere Zähler-
und Verteileranlage um, dann kann ich mein Brauwasser gleich mit den
Bodenseewasserwerten und Milchsäure behandeln
Grüße
Johannes
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Antwort 3 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 06:34 |
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Du kannst die Analyse vom Versorger als Grundlage nehmen.
Der Enthärter tauscht Ca2+ bzw. Mg2+ -> 2 Na+. Nach der Enthärtung
kannst Du also die Werte für Kalzium und Magnesium auf 0 mg/l setzen (bzw.
0,1 mg/l wenn Du einen gewissen Schlupf berücksichtigen willst). Auf der
anderen Seite musst Du das eingebrachte Natrium addieren:
(2 * [Ca2+ in mg/l] / 40 mg/mmol + 2 * [Mg2+ in mg/l]/ 24 mg/mmol) ergibt
die getauschten Na+ in mmol/l.
Diesen Wert musst Du noch mit 23 mg/mmol multiplizieren, um wieder auf die
üblich Angabe in mg/l zu kommen.
Technologisch würde ich mit Braugips oder Kalziumchlorid auf die gewünschte
Restalkalität aufhärten.
Aber Vorsicht:
Normalerweise wird in der Hausinstallation kein vollenthärtetes Wasser
verwendet, sondern dir Härte durch Verschnitt auf ca. 5° dH
eingestellt. Das müsstet Du mal prüfen.
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 868 Registriert: 17.12.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 08:40 |
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Calcium / Magnesium durch Natrium zu ersetzen ist brautechnischer
Unsinn.
Diese Ionentauscher dienen einzig dem Zwecke, ein Zukalken der
Wasserleitungen zu verhindern. Zur Brauwasser-Aufbereitung sind sie
unsinnig, eigentlich sogar kontraproduktiv :
a) Das eigentlich störende für den Brauprozess wird gar nicht tangiert :
die Hydrogencarbonate bleiben enthalten und stören das Einstellen eine
optimalen pH-Wertes beim Maischen.
b) Ca2+ / Mg2+ werden durch Na+ ersetzt. Dadurch fällt kein Kalk beim
Erhitzen mehr aus. Was bringt uns das? Gar nichts! Die Wasserleitung dankt
es Dir, beim Brauen hilft es uns gar nichts.
Also, wenn ihr Ionentauscher verwendet, dann muss es ein saurer
Ionentauscher sein, der Ca2+ / Mg2+ gegen H+ tauscht. Duch die Säure wird
aus Hydrogencarbonat Kohlensäure gebildet, die bekanntlich in Wasser und
CO2 zerfällt. Damit haben wir sowohl Temporärhärte als auch Permanenthärte
reduziert. Der viel-zitierte Brita-Wasserfilter ist übrigens so einer. Den
kann man nämlich ganz hervorragend mit Zitronensäure regenerieren.
Frank
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 327 Registriert: 12.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 12:05 |
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Zitat: | Du kannst die Analyse
vom Versorger als Grundlage nehmen.
Der Enthärter tauscht Ca2+ bzw. Mg2+ -> 2 Na+. Nach der Enthärtung
kannst Du also die Werte für Kalzium und Magnesium auf 0 mg/l setzen (bzw.
0,1 mg/l wenn Du einen gewissen Schlupf berücksichtigen willst). Auf der
anderen Seite musst Du das eingebrachte Natrium addieren:
(2 * [Ca2+ in mg/l] / 40 mg/mmol + 2 * [Mg2+ in mg/l]/ 24 mg/mmol) ergibt
die getauschten Na+ in mmol/l.
Diesen Wert musst Du noch mit 23 mg/mmol multiplizieren, um wieder auf die
üblich Angabe in mg/l zu kommen.
Technologisch würde ich mit Braugips oder Kalziumchlorid auf die gewünschte
Restalkalität aufhärten.
Aber Vorsicht:
Normalerweise wird in der Hausinstallation kein vollenthärtetes Wasser
verwendet, sondern dir Härte durch Verschnitt auf ca. 5° dH
eingestellt. Das müsstet Du mal prüfen. |
Uff klingt kompliziert... Ja, unser Wasser wird auf 5-6 °dH
eingestellt. Wie würde die Formel dann aussehen?
Zitat von Bergbock, am 3.6.2013 um
08:40 | Calcium / Magnesium durch Natrium zu
ersetzen ist brautechnischer Unsinn.
Diese Ionentauscher dienen einzig dem Zwecke, ein Zukalken der
Wasserleitungen zu verhindern. Zur Brauwasser-Aufbereitung sind sie
unsinnig, eigentlich sogar kontraproduktiv :
a) Das eigentlich störende für den Brauprozess wird gar nicht tangiert :
die Hydrogencarbonate bleiben enthalten und stören das Einstellen eine
optimalen pH-Wertes beim Maischen.
b) Ca2+ / Mg2+ werden durch Na+ ersetzt. Dadurch fällt kein Kalk beim
Erhitzen mehr aus. Was bringt uns das? Gar nichts! Die Wasserleitung dankt
es Dir, beim Brauen hilft es uns gar nichts.
Also, wenn ihr Ionentauscher verwendet, dann muss es ein saurer
Ionentauscher sein, der Ca2+ / Mg2+ gegen H+ tauscht. Duch die Säure wird
aus Hydrogencarbonat Kohlensäure gebildet, die bekanntlich in Wasser und
CO2 zerfällt. Damit haben wir sowohl Temporärhärte als auch Permanenthärte
reduziert. Der viel-zitierte Brita-Wasserfilter ist übrigens so einer. Den
kann man nämlich ganz hervorragend mit Zitronensäure regenerieren.
Frank |
Die Frage war auch nicht ob ein Ionentauscher fürs Brauwasser geeignet ist.
Dass dieser eher schadet hab ich selbst schon herausgefunden.
Die Frage lautete: Ist es schädlich, Wasser, welches mit einem
Ionenaustauscher behandelt wurde zum Brauen zusätzlich mit Milchsäure zu
behandeln. Also ''enthärtetes'' Wasser mit Milchsäure behandeln oder
Rohwasser vor der Enthärtungsanlage abzugreifen und dann nur mit Milchsäure
behandeln.
Grüße
Johannes
[Editiert am 3.6.2013 um 12:07 von hans11081993]
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 12:12 |
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Ohne Analyse kann man eigentlich nicht Rechnen, da man nie weiß, wie viele
Ionen letztendlich wirklich getauscht werden.
100% sind es auf keinen Fall.
Ich würde es ganz einfach mal riskieren und mit Milchsäure behandeln.
Das Magnesium hast Du jedenfalls schon zum größten Teil draußen.
Was beim Aufsalzen passiert, weiß ich auch nicht.
Durch die große Natriummengen könnte es mit Chloridionen recht salzig
schmecken, wenn dann mit Braugips.
Stefan
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 12:26 |
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Bei der Eingabe "Bodenseewasser" finde ich das:
http://www.zvbwv.de/fileadmin/user_upload/PDF/Jahresmittelwer
te-2012.pdf
Ein hervorragendes, nitratarmes Brauwasser. Die RA ist ca. 3. Warum bei 9°
dH überhaupt ein teurer Ionentauscher installiert wird ist mir ein Rätsel?
Vielleicht gibt es im Bodensee ja verschiedene Wasser..
Ich würde es wenn möglich vor der Anlage abgreifen. Zuwenig Calzium ist
auch nicht optimal.
m.f.g
René ____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 327 Registriert: 12.7.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.6.2013 um 12:47 |
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Jep, mit den Werten hab ich auch gerechnet. Restalkalität ist 4,88°dH.
Zu der Frage wieso ein Ionenaustauscher überhaupt installiert wurde...
Hauptsächlich wegen der Holzheizung und Temperaturen von bis zu 80°C im
Trinkwasserboiler.
Ich werd wohl die Zähler- und Verteileranlage umbauen und das Wasser vor
dem Ionenaustauscher entnehmen...
Danke für die schnellen Antworten
Grüße
Johannes
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Antwort 9 |
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