Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:09 |
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Hallo
Ich versuche seit einiger Zeit den Geschmäckern im Bier einen Namen
zuzuordnen. Meine Vorgehensweise ist, dass ich das Bier verkoste und die
Ergebnisse vergleiche mit anderen Berichten. Gestern war ein Pilsner
Urquell dran. Leider finde ich dazu nicht so detaillierte Verkostungen, wie
ich sie gerne hätte.
Darum hier mal meine. Ich bitte um etwas Nachsicht, ich schreib so was zum
ersten mal :-)
Die Farbe erinnert an einen glasklaren, hellen Bernstein. Der Schaum ist
sehr fein und fest und hält sich lange. Ein Traum...
Nase rein... Ich nehme einen sehr spezieller Duft wahr. Ich kann ihn leider
nicht genauer beschreiben oder zuordnen. Naja, meine Nase ist leider eh
verstopft... darum trinke ich das Bier lieber.
Der erste Schluck... wow... Es perlt wunderbar im Mund. Eine kräftige aber
nicht zu heftige Bitterkeit ist wahrnehmbar. Eindeutig Hopfen ;-) Den
Hopfengeschmack würde ich als grasig beschreiben (nicht negativ gemeint,
ist sehr lecker). Früchte oder ähnliches konnte ich nicht erkennen. Aber
auch hier ist wieder dieser spezielle herbe Geschmack ohne Namen...
Der Abgang ist auch sehr ausgewogen und es fällt eine lang anhaltende
Bittere auf.
So... und jetzt würde ich gerne vo den Experten hier wissen, was denn da
wirklich für Düfte und Geschmäcker im Urquell sind. Könnt ihr mir bitte ein
paar Stichworte oder Sätze darüber schreiben?
Vielen Dank und Gruss
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:15 |
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Typisch sollte Butteraroma bzw Diacetyl sein.
Aber mal im Ernst: Mit verstopfter Nase macht eine Bierverkostung keinen
Sinn, die meisten Aromen werden über den Geruchssinn erfasst.
Stefan
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:16 |
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Interessant,
ich schmecke beim Pilsner Urquell auf jeden Fall noch Diacetyl. Unmengen
davon. Im Geschmack (bei sehr kaltem Bier vor allem) als diffuser Körper,
wenn es etwas wärmer wird, schmeckt man meiner Meinung nach das Buttrige
sehr deutlich heraus..
Seitdem ich das einmal identifiziert habe, meine ich Diacetyl auch bei
anderen Biersorten erheblich besser wahrzunehmen.
Interessanterweise scheint die Diacetylmenge aber stark zu variieren - ich
hatte eine Charge, da konnte man das Diacetyl wirklich schon fast durch die
Flasche riechen, eine andere hatte dagegen nur sehr dezente Noten.. So
reproduzierbar scheinen also größere Brauereien auch nicht zu arbeiten..
Beste Grüße,
Dale.
edit: Das war dann wohl mal gleichzeitig..
[Editiert am 27.6.2013 um 11:17 von Dale]
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 287 Registriert: 23.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:16 |
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Urquell --> Diacetyl
Persönliche Meinung:
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:28 |
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Zitat von Dale, am 27.6.2013 um
11:16 | Interessanterweise scheint die
Diacetylmenge aber stark zu variieren - ich hatte eine Charge, da konnte
man das Diacetyl wirklich schon fast durch die Flasche riechen, eine andere
hatte dagegen nur sehr dezente Noten.. So reproduzierbar scheinen also
größere Brauereien auch nicht zu arbeiten.. |
Kann auch daran liegen:
Zitat von Bierjunge, am 23.6.2013 um
21:00 | Die Hefe selber erzeugt ja kein
Diacetyl, sondern den geschmackslosen Vorläufer 2-Aceto-Lactat. Das dann
(vor allem bei niedrigen Temperaturen leider nur sehr langsam) zu Diacetyl
decarboxiliert. Das von der Hefe wiederum abgebaut wird, solange diese noch
zugegen ist. Der Grund unserer wärmeren Diacetylrast ist auch, das
2-Aceto-Lactat vergleichsweise schnell in Diacetyl zu verwandeln und somit
loszuwerden. Der Abbau durch die Hefe geht dann eher flott.
In Pilsen wurde das Bier früher nach der Hauptgärung in kleine Lagerfässer
im eiskalten Keller geschlaucht, wo es sich so schnell abkühlte, wodurch
das 2-Aceto-Lactat gewissermaßen konserviert wurde. Wird solch ein Bier
abgefüllt, kann es am Filter völlig frei von Diacetyl sein, aber wird die
Flasche irgendwann einmal wärmer gelagert, dann ist es auf einmal wieder
da.
Angeblich wird das Bier heute bewusst nach der Hauptgärung crashgekühlt, um
diesen Effekt zu erzielen. So wurde es zumindest beim Doemens-Seminar
erzählt. |
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:32 |
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Spannend das!
Sobald mir eine Pilsner Urquell-Flasche mit wenig Diacetylgeschmack in die
Finger kommt, werde ich das mal testen.. Einfach warm werden lassen und
vergleichsweise lange herumstehen lassen (ein paar Tage) ist ja nicht so
schwierig..
Lebendige Hefen sollten wohl nicht mehr im Bier sein..
Beste Grüße,
Dale.
/edit: die "Charge" mit wirklich sehr intensivem Diacetyl-Geschmack stand
etliche Tage im Treppenhaus herum - da kann es gut mal warm gewesen sein..
Zufall oder nicht.. hmmm...
[Editiert am 27.6.2013 um 11:34 von Dale]
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 133 Registriert: 22.10.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:44 |
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Alle Kommentare beziehen sich - so vermute ich - auf Flaschenware. Da geb
ich Euch allen vollkommen Recht.
Wenn ich allerdings in Prag bin, und z.B. im Kolkovna ein frisch gezapftes,
kühles goldfarbenes mit schönem Schaumkrönchen versehenes Bierchen bestelle
und den ersten Schluck reinzosche, dann schmeckt das einfach göttlich.
Diacetyl hin oder her. Die Flaschenware konnte mich auch nie überzeugen.
Wir befinden uns hier zwar in einem Kaufbier-Tröt, wollt ich aber trotzdem
mal loswerden.
____________________ Seidla heem, länger leem!
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:56 |
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Ihr seid ja schnell... Für mich schmeckt Butter eigentlich anders :-) Aber
so im entferntesten kommt das hin... Aber als Fehlgeschmack hab ich das
nicht empfunden. Ich bin mir nicht sicher ob wir vom selben Geschmack
reden.
Gruss
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 11:59 |
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1453 Registriert: 7.8.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 12:04 |
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Zitat von wannenbraeu, am 27.6.2013 um
11:56 | Ihr seid ja schnell... Für mich
schmeckt Butter eigentlich anders :-) Aber so im entferntesten kommt das
hin... Aber als Fehlgeschmack hab ich das nicht empfunden. Ich bin mir
nicht sicher ob wir vom selben Geschmack
reden. |
Es gibt Menschen, die Diacetyl nicht schmecken können. Meine Freundin
gehört auch dazu - trotz erheblich feinerer Nase, schmeckt sie das Buttrige
im Bier absolut nicht..
Grüße,
Dale.
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 12:21 |
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Genial, danke für den Tipp, Jan
Gruss
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 189 Registriert: 18.11.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 12:29 |
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 13:12 |
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Zitat von Dale, am 27.6.2013 um
12:04 | Zitat von wannenbraeu, am 27.6.2013 um
11:56 | Ihr seid ja schnell... Für mich
schmeckt Butter eigentlich anders :-) Aber so im entferntesten kommt das
hin... Aber als Fehlgeschmack hab ich das nicht empfunden. Ich bin mir
nicht sicher ob wir vom selben Geschmack
reden. |
Es gibt Menschen, die Diacetyl nicht schmecken können. Meine Freundin
gehört auch dazu - trotz erheblich feinerer Nase, schmeckt sie das Buttrige
im Bier absolut nicht..
Grüße,
Dale. |
Ja, das ist genetisch bedingt. Wie z.B. das schmecken von Hämoglobin. ich
kenn auch zwei Brauer die das Problem haben.
jan
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 1002 Registriert: 27.7.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 14:12 |
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Damals (als die Gummistiefel noch aus Holz waren) haben wir das Urquell als
Diacetylstandard für die gaschromatographische Analyse hergenommen weil es
konstant über dem Geschmacksschwellenwert war. Das war wirklich brrrrrrrrr
Ist heute nicht mehr ganz so schlimm, finde ich. Oder doch wieder?
Michael
[Editiert am 27.6.2013 um 16:01 von Schlupfer]
____________________ Don´t worry - Brew happy
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 15:55 |
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Kacke, ich glaube ich gehöre zu den Diacetly Nichtschmeckern...
[Editiert am 27.6.2013 um 15:58 von Kurt]
____________________
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 205 Registriert: 9.10.2012 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 16:09 |
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Ich denke, ich such mir ein anderes Bier für weitere Verkostungsexperimente
:-)
Danke nochmals und Gruss
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Antwort 15 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 16:15 |
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Mach Dir nichts draus, ich auch.
Zumindest in Bier, bei Popcorn weiß ich genau, was gemeint ist.
Stefan
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Antwort 16 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 20:22 |
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Sei doch froh. Ein Fehler den du nicht schmeckst.
Jan
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Antwort 17 |
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Posting Freak Beiträge: 941 Registriert: 18.2.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 27.6.2013 um 20:45 |
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Heißt das, wenn man Diacetyl genetisch bedingt nicht schmecken kann, dass
Popcorn ohne echte Butter überhaupt nicht danach schmecken?
Bzw. wie kann es sein, dass man es im Bier nicht schmeckt und bei Popcorn
doch
[Editiert am 27.6.2013 um 20:46 von Gustl]
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Antwort 18 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 22:11 |
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Bei Diacetyl habe ich mich auch immer gefragt, wie man das im Bier
herausschmeckt bzw. wie es sich bemerkbar macht. Eine klar buttrige Note
habe ich bis jetzt noch nicht wissentlich wahrgenommen, möchte aber nicht
direkt davon ausgehen, dass ich Diacetyl im Bier nicht wahrnehmen kann,
sondern dass es vermutlich einfach Unwissenheit ist, wie es schmeckt.
Hatte nun gerade eine Flasche Tegernseer Helles getrunken, gekauft Mitte
März und die stand auch schon bei Zimmertemperatur irgendwo rum. Im
Gegensatz zu im März verköstigten Tegernseer des gleichen Kastens war das
hier viel weniger bitter und weniger 'charismatisch' - es wirkte runder,
glatter, aber auch charakterloser. Zudem fiel mir ein etwas sähmiger,
weicher, leicht buttriger (kann passen?), fein süßlicher Geschmack auf, der
mir aber sicherlich nicht unangenehm aufgefallen ist. Kann das dann ein
erhöhter Diacetylwert gewesen sein?
Grüße
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Antwort 19 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 27.6.2013 um 22:11 |
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Bei Diacetyl habe ich mich auch immer gefragt, wie man das im Bier
herausschmeckt bzw. wie es sich bemerkbar macht. Eine klar buttrige Note
habe ich bis jetzt noch nicht wissentlich wahrgenommen, möchte aber nicht
direkt davon ausgehen, dass ich Diacetyl im Bier nicht wahrnehmen kann,
sondern dass es vermutlich einfach Unwissenheit ist, wie es schmeckt.
Hatte nun gerade eine Flasche Tegernseer Helles getrunken, gekauft Mitte
März und die stand auch schon bei Zimmertemperatur irgendwo rum. Im
Gegensatz zu im März verköstigten Tegernseer des gleichen Kastens war das
hier viel weniger bitter und weniger 'charismatisch' - es wirkte runder,
glatter, aber auch charakterloser. Zudem fiel mir ein etwas sämiger,
weicher, leicht buttriger (kann passen?), fein süßlicher Geschmack auf, der
mir aber sicherlich nicht unangenehm aufgefallen ist. Kann das dann ein
erhöhter Diacetylwert gewesen sein?
Grüße
[Editiert am 27.6.2013 um 22:14 von knutole]
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Antwort 20 |
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