Senior Member Beiträge: 122 Registriert: 15.12.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 08:00 |
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Hochverehrte Braugemeinde,
gestern beim Brauen habe ich während des Maischens in jeder Rast den
pH-Wert kontrolliert und festgestellt, dass dieser immer zu hoch war. Mein
Brauwasser habe ich vorher durch Zugabe von CaCl2 und Milchsäure so
eingestellt, dass gemäß theoretischer Berechnungen sich ein pH-Wert von 5,5
hätte einstellen sollen. Gemessen habe ich mit pH-Indikatorstreifen Werte
eher bei 6.
Das dürfte jetzt kein Beinbruch sein, Jodnormalität habe ich auch so
erreicht. Trotzdem würde mich interessieren, ob man den pH-Wert auch
während des Maischens noch durch Zugabe von Milchsäure nach unten
korrigieren kann und wie man dabei am besten Vorgehen würde. Oder sollte
man davon generell lieber die Finger lassen? Wie genau ist denn überhaupt
die pH-Bestimmung mit Indikatorstreifen?
Gruß und Dank
Günter
[Editiert am 15.7.2013 um 08:02 von guennik]
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 08:04 |
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Moin, Günter,
klar kannst Du das on the fly machen (mit Milchsäure), dazu würde ich Dir
aber empfehlen, Dir ein digitales pH-Meter zu besorgen. Die gibt es sehr
günstig und sind recht genau. Auf jeden Fall um Längen genauer als die
üblichen pH-Teststreifen.
Einfach in kleinen Schritten an den Wunch-pH herantasten (ordentlich
umrühren natürlich). Einziges Problem: Du musst jedesmal zur Kontrolle eine
kleine Menge Maische entnehmen und auf ca. 30°C abkühlen, bevor Du misst.
Aber mit entsprechend vorgekühltem Wasser geht das recht fix.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 122 Registriert: 15.12.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 08:34 |
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Hallo Michael,
danke für die Antwort .
Lässt sich pauschal sagen, welche Schrittgröße sich beim zum Herantasten
eignet? Ich bin in der Einkocherklasse unterwegs. Sollte ich die Milchsäure
also eher Tröpfchenweise zugeben oder eignen sich auch größere Schritte?
Ich habe auch gelesen, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis sich der
Maische-pH einstellt. Welche Wartezeit ist angemessen, um eine verlässliche
pH-Messung zu erhalten?
Gruß und Dank
Günter
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Antwort 2 |
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 08:57 |
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Um den Maische-pH um 0,1 pH-Einheiten abzusenken braucht man pro 100 kg
Malz 58 g Milchsäure. Das heißt bei 80 %iger Milchsäure entweder 72,5 g
oder 60,4 ml. Um den Würze-pH zu korrigieren braucht man genau die Hälfte
der angegebenen Mengen.
Gruß, Ludwig
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Antwort 3 |
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Administrator Beiträge: 10493 Registriert: 23.10.2005 Status: OnlineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 09:35 |
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Das mit der Schrittweite ist ein wenig schwierig, da das u.a. auch von der
Puffer- bzw. Säurekapazität des verwendeten Brauwassers abhängt. Von daher
bin ich mir auch nicht so sicher, ob man das so einfach rechnen kann, wie
Kubus das vorgeschlagen hat. Aber als Richtgröße mag es vielleicht
hinhauen.
Eigentlich stellt sich der pH in Abhängigkeit der Schüttung rel. schnell
ein und bleibt auch konstant. Wenn Du also eine kurze Eiweißrast fährst und
auf die Maltoserast hochheizt, dann ist der pH bereits stabil. Wenn Du dann
mit Milchsäure nachbehandelst, stellt sich nach gründlichem Umrühren der pH
sofort ein.
Du wirst wohl um empirisch Versuche, was die Milchsäuregaben anbelangt
nicht herumkommen. Aber bei Deiner Sudgröße würde ich so in 0,2 ml
Schritten arbeiten und mal schauen, in welchem Maße sich der pH dann
ändert.
Gruß
Michael
____________________ „Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist
das Beste, was die Natur uns bietet.“
Aus "Das Erbe des Bierzauberers" von Günther Thömmes, Gmeiner Verlag
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Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 09:47 |
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Die Absenkung des pH-Wertes bezieht sich auf den Maische-pH. Der pH des
Brauwassers hat diesbezüglich nahezu keine Aussagekraft. Die Säuerung
sollte möglichst zu Beginn erfolgen (außer man möchte ein nelkenbetontes
Weißbier herstellen). Am geschicktesten ist es, vorab einen Minisud
anzusetzen, um den pH-Wert der Maische bereits vorher zu wissen. Die
Milchsäuregaben können genau so gegeben werden, wie ich es geschrieben
habe. Das Brauwasser hat nahezu keine Säurekapazität mehr, wenn bereits
eingemaischt worden ist und dort der pH gemessen wird. Der pH-liegt ja
meistens eh schon um die 5,9-6,0 (Bei Restalkalität=0). Bei einer RA von 10
wäre der Maische-pH bei 6,2-6,3. bei diesen Maische-pH-Werten hat das
Wasser keinen Einfluss mehr auf die Pufferung. Daher kommt man mit den
vorhin genannten Werten auf zuverlässige pH-Werte.
Gruß, Ludwig
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Antwort 5 |
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Senior Member Beiträge: 122 Registriert: 15.12.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 15.7.2013 um 09:53 |
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Mit Sicherheit nicht, aber ein gut
gewählter Startpunkt kann einem dann doch die ein oder andere Iteration
ersparen. In diesem Sinne nochmal vielen Dank für die Informationen!
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 4922 Registriert: 5.4.2005 Status: Offline
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erstellt am: 15.7.2013 um 11:53 |
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...oder Du besorgst Dir die Werte Deines Brauwassers vom Versorger,
rechnest die Restalkalität aus und kompensierst sie mehr oder weniger mit
Milchsäure.
Wie erwähnt, sollte das vor dem Einmaischen erfolgen 1, man
möchte ja zum einen im für die Amylasen günstigen pH-Bereich landen und zum
anderen durch die leichte Ansäuerung ein vermehrtes Lösen von Gerbstoffen
aus den Spelzen vermeiden - letzteres ist dabei vor allem beim Nachguß
relevant.
Bedenke dabei auch, daß dunkle Schüttungen "saurer" reagieren, als
helle.
Uwe
1Edit: Sonderfall ist natürlich, wenn man viel Ferulasäure haben
möchte, dann säuert man erst nach der Ferula-Rast die Maische an.
[Editiert am 15.7.2013 um 11:55 von Uwe12]
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Antwort 7 |
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