Moin
Vor kurzem bekam ich eine PN von Micha (mvoigtsb) mit dem Betreff:
"Verkoster" gesucht.....
...natürlich habe ich mich nicht gewehrt
und so landeten gestern zwei Buddeln Janis Joplin (Memorial) Black IPA bei
mir.
Interessant, noch vor dem Bier selber, die Flaschenform. 0,25l Longnecks
habe ich schon ewig nicht mehr gesehen.... zumindest nicht in
Deutschland.
Im Begriff IPA steckt das "Pale" und das bedeutet "hell", somit eigentlich
ein Widerspruch zum Namen des Bieres "Janis Joplin Black IPA", aber es
dürfte schon bekannt sein, dass ich mich nicht die Wurst um Schubladen
kümmere. Und Micha sieht das genau so. (Das nennt man künstleriche Freiheit
)
Nach nur rund 30h Ruhe im Kühlschrank landet dann ein sehr diszipliniertes
schwarzes Bier im Glas, welches mit einer sehr schönen, feinporigen und
lange stehenden Schaumkrone aufwartet.
Aufgrund des Transportes und der recht kurzen Lagerung bei mir, ist das
Sediment in der Schwebe, es bleibt Nichts in der Flasche. Das tut der
absoluten Schwärze des Bieres aber keinen Abbruch.
Die Nase.... wie gehabt, schwefelt die 34/70 ein wenig in der Nase, aber
unaufdringlich genug um den anderen Aromen hinreichend Platz zu lassen.
Dunkle Trauben, ein Hauch Zitrus und Etwas, das mich an Walnuss erinnert,
streicheln meine Sinne.
Das Geruchsbild ist weich und homogen, Nichts sticht heraus, nichts reizt
oder beißt.
Der optisch schon ansprechende Schaum geht wie eine leichte Mous über die
Lippen und verbleibt cremig auf der Zunge, während sich bereits da Aromen
im Mund breit machen, welche mich breit grinsen lassen.
Was da auf der Zunge liegt und dieser schmeichelt, ist ein Porter wie es im
Buche steht. Da sind dunkle Trauben, Dörrpflaumen und im Antrunk noch
friedliche Zitrusaromen mit einem Hang zur Grapefruit.
In der Mitte übernehmen Röstaromen mit einer eindeutigen Tendenz zu Kaffee
und dunkler Schokolade, während die Zitrusaromen sich feiner auflösen und
neben der Grapefruit ein sehr sanfter Hauch von Veilchen erscheint.
Im Abgang dann übernehmen Kaffe und Schokolade neben den dunklen Trauben
die Herrschaft und es breitet sich eine angenehme, noch lange nachhallende
Bittere in der Kehle aus.
Die 72 IBU sind wohl zu schmecken, aber außergewöhnlich rund in das Bild
eingebettet. Die leichte Restsüße, der wahrnehmbare, aber nicht sprittige
Alkohol und die Röstaromen umschmeicheln die Bittere gekonnt.
"Good old Ire" denke ich bei mir und habe das Bild einer Cottache in den
Greens im Norden Ires vor Augen. Auf dem visionären Teller vor mir auf dem
Tisch, welcher vor der Cottache auf der Schafsweide steht, liegen
Lammrücken, Karotten und Erbsen neben Kartoffelknödeln und dazu steht das
JJ Black IPA richtig passend auf dem Tisch.
Eine gelungene Ehe aus Topaz und Cascade
Micha.... Chapeau
Das ist sehr gut gelungen, handwerklich sauber gemacht und eine
wunderschöne Komposition. Fürwahr, als Memorial für Janis Joplin wirklich
passend.
Ich danke Dir für diese Probe, freue mich schon auf die zweite Buddel
(morgen Abend) und prophezeie Dir, dass Du noch unzählige geniale Tropfen
brauen wirst.
Greets Udo
P.S. Du wolltest es ehrlich, ich kann nur ehrlich. Öffentliche Verrisse
schreibe ich nur über Kaufbiere. Schneidet ein Homebrew bei mir schlecht
ab, schreibe ich nicht öffentlich drüber, sondern teile dem Brauer per PN
meine Kritik mit.
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Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
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