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Autor: Betreff: Dr. Fritz Briem Piwo Grodziskie / Grätzer Ale
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 1.8.2013 um 12:43  
Jan hatte mir nach seinem Amerika-Rundflug ein Dr. Fritz Briem Piwo Grodziskie / Grätzer Ale geschickt. Ganz ganz vielen Dank dafür! Gebraut in Deutschland, höchstwahrscheinlich in Au i.d. Hallertau, und wohl nur in den USA vertrieben (?).

Die Aufmachung der Flasche ist als markig zu bezeichnen: Pickelhaube, preußischer Adler und die Umrisse Deutschlands in den Grenzen von Dunnemalz. Befremdlich wirkt es auch, Grätz in der Beschreibung nach Ostpreußen (sic) zu dislozieren. Aber für den amerikanischen Markt wird das an Präzision genügen, bei Trader Joe's kommt etwa auch Schwarzwälder Schinken von der Baltischen See...



Das Etikett verrät Gersten-Luftmalz und Birkenholz-geräuchertes Weizenmalz und und munkelt etwas von einer Maischesäuerung mittels der vergessenen Technik (sic) des Digerierens. Hm, nach allem was ich weiß, war das Grätzer gerade kein Sauerbier.
Wie das wohl mit der "schweren Hopfung" aus Saaz und Perle zusammenspielt? Meiner Erfahrung nach funktioniert nämlich sauer und bitter überhaupt nicht zusammen, und ist in ganz klares entweder-oder.

Aber schaun wir mal:
Als erstes fällt auf, dass die Karbonisierung ein Totalausfall ist. Kein Zischen ist beim Öffnen zu hören, und ich muss das Bier aus ca. 1/2 Meter Höher einschenken, um wenigstens etwas Schaum zu bekommen. Auch dies passt nicht ganz zum historischen Original.
Von der Farbe ist es Orange, und trüb wie bei Hefeweizen. Na gut, das Packerl kam auch erst gestern mit der Post.

Im Geruch kommt unverkennbar Lacto-Säure, und getreidige Süße. Der Rauch kommt nur ganz schwach und verhalten.
Im Antrunk gibt es sich primär süß, was für einen typgerecht geringen Vergärungsgrad spricht. Die Säure ist klar erkennbar, aber zum Glück recht verhalten, ebenso der unterschwellige, aber keinesfalls dominante Rauch.
Das mit der "schweren Hopfung" bewahrheitet sich nicht (zum Glück, das hätte wie gesagt nicht zur Säure gepasst), selbst im Nachhall bleibt eher eine Süße als eine Bittere zurück.

Insgesamt also eine recht ausgewogene, erfrischende (4% Vol) und gut trinkbare Komposition, die aber nur recht bedingt mit dem Original, soweit ich davon weiß, zu tun hat. Und die ich mir noch deutlich spritziger gewünscht hätte.
Wenn man schon so will, dann ist es m.E. (sauer, schach rauchig und schwach gehopft) viel eher ein Lichtenhainer als ein Grätzer.

Aber eine interessante Erfahrung allemal. Vielen Dank nochmal!

Moritz


PS: Die fehlende Karbonisierung und die ausgeprägte Süße kommt mir, je mehr ich darüber nachdenke, fast wie eine nicht durchgelaufene Flaschengärung vor. Und das, wo doch etwas von 3 Monaten Reifung auf der Flasche steht. Seltsam, hat hier sonst jemand das Bier schon einmal getrunken?


[Editiert am 1.8.2013 um 13:24 von Bierjunge]



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Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren werden.
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JanBr
Beiträge: 5619
Registriert: 12.4.2011
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 1.8.2013 um 13:34  
Ich sag ja, an deines kömmt es nicht ran :thumbup:

Zitat:
höchstwahrscheinlich in Au i.d. Hallertau, und wohl nur in den USA vertrieben


Ich weiss jetzt nicht mehr woher ich das hab, aber ja, es ist in der Schlossbrauerei Au gebraut worden. Stand das nicht auf der Flasche?

Gruß

Jan
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Bierjunge
Beiträge: 2084
Registriert: 28.10.2009
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 1.8.2013 um 13:38  

Zitat von JanBr, am 1.8.2013 um 13:34
Ich weiss jetzt nicht mehr woher ich das hab, aber ja, es ist in der Schlossbrauerei Au gebraut worden. Stand das nicht auf der Flasche?

Nein, da steht nur was von Munich (wie gesagt, georgraphische Angaben sind mit einer gewissen Unschärfe zu verstehen). Aber Fritz Briem hat ja bekanntlich beste Beziehungen nach Au, und lässt z.B. auch das Singha für den europ. Markt dort brauen.

Moritz


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