Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2013 um 10:14 |
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Hallo Braugemeinde
Ich sehe hier immer wieder in den Wasserthreads, dass Leute üblicherweise
die Restalkalität ihres Brauwassers pauschal auf Null einstellen. Ich habe
mich schon ein wenig über Wasseraufbereitung informiert, aber vor allem
Threads und Podcasts, also keine einschlägige Literatur.
Für mich ist immer das oberste Ziel gewesen, den MaischePH-Wert in den
Bereich von 5.4 bis 5.6 zu bringen. Dies ist gemäss dem EZ Water Calculator
stark von der Schüttung abhängig: bei dunkleren Bieren braucht man weniger
Milchsäure als bei den helleren zum Beispiel. Von zweiter Priorität ist
dann der Mineralienprofil und das Chlorid/Sulfatverhältis gewesen. Ich
bereite das Wasser so seit zwei Jahren auf und bin eigentlich zu frieden
mit dem Ergebnis.
In der älteren Brauliteratur, wie howtobrew.com, hat man die RA nach der
Bierfarbe abgestimmt. Aber mich interrisiert diese Zielvorgabe von RA=0,
die im deutschsprachigen Raum häufig verwendet wird.
Wer weiss hier Bescheid?
Gruss, BE
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Posting Freak Beiträge: 675 Registriert: 25.10.2010 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2013 um 10:34 |
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Hi BE,
spannendes Thema. Frisch destiliertes Wasser hat eine RA von genau Null.
Maischt man helles Malz (z.B. Pilsner Malz), also Malz mit wenig Säure, in
dest. Wasser ein stellt sich ein pH von 5.8 oder etwas niedriger ein - die
Maische ist also im grünen Bereich. Ist die RA größer Null, d.h. es sind
puffernde Bikarbonationen vorhanden, fällt die pH-Absenkung niedriger aus,
was zu Problemen führen kann. Dunkle Malze und vor allem auch Caramalze
(Michael - Tauroplu - hatte mal rausgefunden, dass Caraaroma unheimlich pH
senkend wirkt) haben mehr Säure und man kann sich eine höhere RA
leisten.
LG
Sandro
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.4.2004 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 11:09 |
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Hallo BlaueEule,
vereinfacht könnte man formulieren:
Der pH-Wert ist ein Meßwert den man in Bezug zum jeweiligen Prozeß bestimmt
und mit einem Sollwert vergleicht.
Die Restalkalität °dH dagegen ist eine Maßzahl die beschreibt, in welchem
Umfang das Brauwasser den oben gemessenen
pH-Wert beinflusst hat oder beinflussen kann.
Wie von Sandro schon beschrieben repräsentiert eine RA = 0 °dH eine Wirkung
auf den pH-Wert der Würze die der von dest.Wasser entspricht.
Bedeutet:
die durch das Malz eingebrachten Phosphate können ungehindert sauer
reagieren, was sich in einem günstigerem pH-Wert für die Würze/Enzymarbeit
äussert.
Aciditätsvernichtende Wirkung der Hydrogencarbonat-Ionen
HCO³- + H+ -> H2O + CO2
Aciditätsfördernde Ionen Ca²+ und Mg²+ am Bsp. Ca²+
3 Ca²+ + 2 HPO4²- <-> Ca3(PO4) + 2 H+
(Die Phosphate werden durch das Malz eingebracht)
Ansonsten ist die Chemie und das Rechenwerk das hinter der RA steckt
in diesem Forum schon häufig beschrieben ... kannst Dich ja mal auf die
Suche machen.
Wenn Du noch ein wenig querlesen möchtest, hier ein Artikel aus der
Brauwelt: Brauwelt 18-19(2013)(Seite 1)
Grüße
Oli ____________________ http://www.brewrecipedeveloper.de
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 11:18 |
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Immer nur mit RA 0° zu brauen, macht natürlich keinen Sinn, außer man braut
nichts anderes als Pils.
Man sollte schon die RA an die Schüttung anpassen.
Michael hat da erst kürzlich sehr interessante Versuchsergebnisse
gepostet.
Vor allem Dunkel und Cara senken den pH Wert relativ stark.
Ich passe die RA des Brauwassers immer an die Schüttung an, und zwar genau
so, wie es mir mein Bauch sagt
Stefan
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2013 um 11:22 |
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Zitat von Boludo, am 23.8.2013 um
11:18 | Immer nur mit RA 0° zu brauen, macht
natürlich keinen Sinn, außer man braut nichts anderes als Pils.
Man sollte schon die RA an die Schüttung anpassen.
Michael hat da erst kürzlich sehr interessante Versuchsergebnisse
gepostet.
Vor allem Dunkel und Cara senken den pH Wert relativ stark.
Ich passe die RA des Brauwassers immer an die Schüttung an, und zwar genau
so, wie es mir mein Bauch sagt
Stefan |
Lol!
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Antwort 4 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 14:00 |
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Da wäre da noch die Säurerast...
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 5 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 14:11 |
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Wie wirkt sich eigentlich ein Brauwasser mit zu niedriger Restalkalität auf
das Bier aus?
Ok, die Enzyme arbeiten nicht optimal.
Aber das sollte doch immer noch besser sein, als eine zu hohe RA, bei der
zusätzlich die Bittere kratzt und unedel wird und Gerbstoffe aus den
Spelzen gelaugt werden.
Was man so hört, brauen ja gerade größere Brauereien alles mit dem selben
(weichen) Brauwasser, egal ob Pils oder Münchner Dunkel, so schlimm kann es
dann eigentlich doch nicht sein, oder?
Stefan
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Antwort 6 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 14:56 |
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Optimal soll ein Maische-pH von 5,2 sein. Früher führte man die Säurerast
wohl noch durch...? Dazu soll man eine Rast bei 35° zur Vorlösung des
Extraktes durchführen und dann eine weitere Rast bei 52° halten wo die
sauren Phosphatasen ihr Optimum haben. Leider wird dabei auch auch das
hochmolekulare Eiweiß für den Schaum zerschossen.
Die biologische Säuerung ist wohl heutzutage im RHG-Land das Mittel der
Wahl und hat auch Vorteile. Erstens brauch man keine teure,
lebensmittelechte Milchsäure und zweitens werden durch das milchsauer
vergorene Sauergut noch Wuchsstoffe in die Würze eingebracht.
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 901 Registriert: 9.5.2006 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 15:21 |
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Zitat von Boludo, am 23.8.2013 um
14:11 | Wie wirkt sich eigentlich ein
Brauwasser mit zu niedriger Restalkalität auf das Bier aus?
Ok, die Enzyme arbeiten nicht optimal.
Aber das sollte doch immer noch besser sein, als eine zu hohe RA, bei der
zusätzlich die Bittere kratzt und unedel wird und Gerbstoffe aus den
Spelzen gelaugt werden.
Was man so hört, brauen ja gerade größere Brauereien alles mit dem selben
(weichen) Brauwasser, egal ob Pils oder Münchner Dunkel, so schlimm kann es
dann eigentlich doch nicht sein, oder?
Stefan |
Hallo Stefan,
Ich bin in der Situation, dass bei mir sehr weiches Wasser mit
Restalkalität von 0,21 aus dem Hahn kommt.
Mit der Schüttung geht der pH-Wert in den Keller, insbesondere bei
Dickmaischen.
Früher hatte ich mal, um eine Pufferkapazität aufzubauen, stark
mineralhaltiges Wasser hinzugegeben, z.B. Gerolsteiner.
Der Effekt war nun nicht extrem, außer dass der Maische-pH gut bei 5,4 war.
Einen Qualitätsunterschied konnte ich nicht sicher nachvollziehen, also
habe ich es dann gelassen.
Eine der größten dt. Pilsfabriken bei uns ist sehr froh um das weiche
Wasser. Und ich mach mir luxuriöserweise keine Gedanken mehr darum. ____________________ Viele Grüße
Matthias H
"..was lange gärt, wird endlich gut!"
"..und immer schön ausgären lassen!"
Hausbräu seit 1986
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Servicefragen zu MattMill bitte per E-Mail!
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Senior Member Beiträge: 178 Registriert: 30.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2013 um 16:36 |
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Hallo flying,
was meinst du mit der Säurerast?
Es ist das erstemal das ich davon lese, kannst du mir das erklären bzw.
Quellen nennen.
Danke dir
flurdab
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Antwort 9 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 16:42 |
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Antwort 10 |
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Moderator Beiträge: 2659 Registriert: 24.8.2007 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 16:54 |
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... link funzt nicht.
Und ich dachte schon,daß du dich auf Stefan
Zitat: | wie es mir mein Bauch
sagt |
beziehst und ich dann sofort das
dachte.
Hans ____________________ "Oh Bier, manchmal reichst du mir!"
Alfred Katzka
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Antwort 11 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 16:57 |
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Antwort 12 |
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Senior Member Beiträge: 178 Registriert: 30.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.8.2013 um 17:31 |
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@ flying,
du beziehst dich auf die Phosphatasen mir ihrem Optimum rund um die
50°C.
Ich kenne Rasten in dem Temperaturbereich klassisch als Eiweißrast.
LG helderup
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Antwort 13 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.8.2013 um 17:53 |
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jepp, und die 35° Rast vorher dient zur Vorlösung des Extraktes (und
pH-Wert Senkung) was die Wirkung der Phosphatasen verstärkt. Verschiedene
Enzyme können durchaus die gleichen Temperaturoptima haben.
Als noch längere Eiweißrasten durchgeführt wurden, nannte man eine Rast bei
37° meines Wissens "Säurerast"...? Wird halt in der modernen Brauerei nicht
mehr durchgeführt, weil man sich die schaumbildenden Eiweiße zerschießt.
[Editiert am 23.8.2013 um 17:57 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 511 Registriert: 10.6.2009 Status: Offline
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erstellt am: 30.8.2013 um 21:04 |
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Danke für die interresante Diskussion!
Gruss, BE
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Antwort 15 |
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