Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.8.2013 um 19:46 |
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Hallo Braufreunde,
nun habe ich es auch mal geschafft ein Bier zu brauen bei dem sich im
Grunde gar keinen halbwegs dauerhafter Schaum beim Einschenken ergibt.
Der Vater meines besten Freundes kreirte schon vor Jahrzehnten dafür den
Begriff "Fliegerbier".
Der Schaum verschwindet, nicht ganz so schnell, aber ähnlich schnell wie
beim Einschenken von Cola.
Das Bier:
Ich hatte vor knapp 3 Wochen ein "ganz helles" Weizen gebraut.
Zielsetzung war möglichst viel Pilsener einzusetzen, auch weil mir dieses
Malz aus bestimmten Gründen kostenlos zur Verfügung steht.
Schüttung:
Maischeführung:- Ferualsäurerast bei 43 Grad - 15min
- Maltoserast bei 64 Grad - 25min
- Verzuckerung bei 72 Grad - 10min
Eine Eiweißrast habe ich
schlicht vergessen, keine Ahnung warum. Sonst mache ich die immer....
Bei diesem Sud hatte ich das erste mal die Länge der Maltoserast und der
Verzuckerungsrast von dem Ergebnis zahlreicher Jodproben abhängig
gemacht.
Daher die ziemlich kurzen Rastzeiten. Jodnormal war es trotz der kurzen
Rastzeiten am Ende selbstverständlich .
Gärführung:- Hefesorte : Wyeast 3638 in zweiter
Führung (knapp 2 Wochen alt), ca. 250ml dickbreig
- Gärtemperatur: zwischen 23 und 25 Grad Würzetemperatur
Die Gärung verlief, bis auf gleich anfänglich relativ geringe
Schaum/Kräusenbildung, zunächst unspektakulär.
Nach dem Abschöpfen der braunen Hopfenharze auf den Kräusen fiel mir auf
das sich danach praktisch kaum
mehr neuer Schaum/Kräusen bildete. Zum ersten mal sah ich direkt die
Würzenoberfläche mit den zerplatzenden Co² Blässchen gären,
ohne das sich daraus neuer Schaum bildete. Da ahnte ich schon böses....
Das nahezu totale Ausbleiben einer dauerhaften Schaumbildung nach dem
Einschenken ist für mich rätselhaft.
Ich habe sehr weiches Wasser mit 3,6 DHG, da erscheint ja eigentlich eine
Ferualsäurerast schaumtechnisch unangebracht. Rene hatte das mal
erläutert.
Ob diese 15min Ferualsäurerast den Schaum so total zerschossen hat ?
Ist es die fehlende Eiweißrast ?
Sind es die zusammen gerechnet kurzen Gesamtrastzeiten ?
Reste von Reinungsmitteln oder ähnliches möchte ich ausschliessen.
Habt ihr Ideen ?
Grüsse
Bernd
[Editiert am 31.8.2013 um 06:00 von BerndH]
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Posting Freak Beiträge: 3478 Registriert: 21.9.2011 Status: Offline
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erstellt am: 30.8.2013 um 22:02 |
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Eine fehlende Eiweissrast macht Dir den Schaum garantiert nicht kaputt.
Ich hatte mit Schaumproblemen zu kämpfen und seit ich die Eiweissrat
weglasse hab ich wieder Top Schaum.
____________________ Gruss Uli
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.8.2013 um 22:12 |
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Moin Bernd
Abgesehen davon, dass mir Maltose + Verzuckerung extrem kurz erscheint
(mich würde interessieren wieviele Liter Du aus dieser Schüttung bei
welcher Stammwürze und Sudhausausbeute und welchem EVG gewonnen hast.) sehe
ich zunächst eigentlich keine Probleme...
...zunächst....
Ich bin kein Bierchemiker oder Lebensmittelchemiker, aber ich ahne, dass es
während des Maischens halt nicht nur um den enzymatischen Abbau von Stärke
geht, sondern auch um einen Auslösungsprozess.
Ich kann mir vorstellen, dass durch die Verweildauer des Malzes im Wasser
bestimmte Substanzen aus dem Malzkörper ausgelöst werden, welche bei Deinen
extrem kurzen Rasten im Treber zurück blieben.
Und das sehe ich unabhängig von der Eiweißrast, welche meines Erachtens ja
dazu dient, ein Übermaß an Eiweiß zu verhindern.
Deshalb jetzt meine Frage: Hattest Du einen ordentlichen Würzebruch und
nach der Kochzeit eine richtig feurige Würze ? (Feurige Würze == deutlich
sichtbare Eiweißfetzen in heftigen Konvektionsströmen)
Greets Udo ____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie
Hobbybrauer. TrashHunters Leitfaden für Einsteiger.2014
Tredition Verlag
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 30.8.2013 um 23:00 |
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War die Läuterwürze ungewöhnlich trüb?
Gruß,
Andy
____________________
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.8.2013 um 05:48 |
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Zu euren Fragen:
Also Ausschlagwürze sind es ca. 47-48 Liter mit ca. 14 Grad Plato geworden
(wenn ich mich recht entsinne)
Es dürften also um die 64% Sudhausausbeute gewesen sein, wenn der
angenommene (weil nicht gemessene) Restextrakt um die 3,5° Plato liegt.
Den Restextrakt könnte ich noch mal am Inhalt einer Flasche des fertigen
Bieres bestimmen.
Die Läuterwürze war nicht ungewöhnlich trüb, eigentlich auch wie immer
ziemlich klar.
Würzebruch hatte ich eher kräftig. Es waren große Eiweißflocken in einer
klaren Würze sichtbar die ich teils abschöpfte.
Was sagt eigentlich die Art und Weise des Würzebruchs aus? Starke
Bruchbildung = kein Eiweiß mehr für den Schaum übrig ?
Grüsse
Bernd
[Editiert am 31.8.2013 um 06:16 von BerndH]
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 5714 Registriert: 16.8.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.8.2013 um 09:00 |
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Nee, nicht ganz, Bernd.
Würzebruch ist meines Erachtens ein Indikator für die Qualität der
Auslösung während des Maischens und Läuterns.
In der Würze sind - vereinfacht ausgedrückt und nur vermutlich -
diverse Eiweiße vorhanden, welche nicht Alle während des Kochens ausgefällt
werden. Bedeutet, daß die Eiweiße, welche beim Würzebruch ausgefällt
werden, die sind, welche wir soweiso am Ende nicht im Bier haben wollen.
Problematisch wäre es, wenn es keinen Würzebruch gäbe. Das wäre für mich
ein Indiz dafür, dass während des Maischens und Läuterns Etwas nicht
richtig gelaufen ist und es nicht zur notwendigen Auslösung von Stoffen aus
dem Malzkörper kam.
Aufgrund der meines Erachtens sehr kurzen Zeit von Maltose + Verzuckerung
vermutete ich genau da das Problem.
Wenn Du aber einen ordentlichen Würzebruch und eine feurige Würze hattest,
liegt das Problem wohl eher irgendwo anders und Du siehst mich zunächst
ratlos.
Greets Udo
Edith: Ich muss da nochmal nachhaken.... Du hast die von Dir beschriebenen
zahlreichen Jodproben aber nicht zurück in die Maische gegeben ? Oder etwa
doch ?
[Editiert am 31.8.2013 um 09:05 von TrashHunter]
____________________ Botschafter der WBBBB in Hessen
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Antwort 5 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 31.8.2013 um 10:11 |
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Bei meinen Bieren ist mir oft aufgefallen, dass die Schaumbildung sowie
Schaumstabilität kurz nach der Nachgärung recht ärmlich war, mit längerer
Kaltreifung sich dieses jedoch durchaus stark änderte. Vermutlich ist das
ein bekanntes Phänomen, vielleicht könnte mir dies einer erklären? Am
prägnantesten ist mir dies bei einem Pale Ale aufgefallen. Nach ca. 3
Wochen Kaltreifung fiel der Schaum noch äußerst flott in sich zusammen,
nach ca. 10 Wochen Kaltreifung war der Schaum ziemlich feinporig und
cremig, ein schöner dicker Schaumteppich war die ganze Zeit während des
Trinkens im Glas vorhanden.
Weiteres Beispiel mein aktuelles Weissbier mit belgischen Charakteristika
(Wheat n Fruity-Hefe sowie Bitterorangenschale beim Hopfenkochen): nach
einer Woche Kaltreifung sah das Bier erbärmlich aus, der Schaum war binnen
zwei Minuten komplett weg; nun nach ca. 5 Wochen Kaltreifung ist der Schaum
wesentlich cremiger und steht fast die gesamte Trinksession durch im
Glas.
Grüße
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.8.2013 um 10:26 |
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Zitat von BerndH, am 31.8.2013 um
05:48 |
Also Ausschlagwürze sind es ca. 47-48 Liter mit ca. 14 Grad Plato geworden
(wenn ich mich recht entsinne)
Es dürften also um die 64% Sudhausausbeute gewesen sein, wenn der
angenommene (weil nicht gemessene) Restextrakt um die 3,5° Plato liegt.
Den Restextrakt könnte ich noch mal am Inhalt einer Flasche des fertigen
Bieres bestimmen.
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Die Sudhausausbeute hat nichts mit dem
Restextrakt zu tun. Wenn ich deine Werte eingebe, komme ich auf eine
Sudhausausbeute von 60-62%. Das ist nicht gerade berühmt, aber im
Hobbymaßstab brauchbar. Grundsätzlich sei erwähnt, dass die ganze
Enzymaktivität heutiger Malze nichts nutzt, wenn das Korn mechanisch nicht
richtig aufgeschlossen wurde und/oder beim Maischen nicht richtig umspült
wird. Dann müssen die Enzyme sich von außen nach innen durchknuspern, wofür
25min Maltoserast und 10min Verzuckerungsrast dann tatsächlich zu kurz sein
können.
Auf die Gefahr hin, dass die "Doemens-20min-Jünger" meinen Post gleich
wieder zerreissen... Aber meines Erachtens sind solch kurze Maischezeiten
für Hobbybrauer genauso kontraindiziert wie 45min Würzekochen: Theoretisch
möglich, praktisch riskant und in jedem Fall ohne spürbaren Nutzen.
Gruß,
Andy ____________________
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Antwort 7 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 31.8.2013 um 21:41 |
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Zitat: | Die Sudhausausbeute hat
nichts mit dem Restextrakt zu tun. |
Das stimmt
natürlich, logisch. Irgendwie hatte ich da wohl gedanklich was
durcheinander gewürfelt.
Zitat: | Wenn ich deine Werte
eingebe, komme ich auf eine Sudhausausbeute von
60-62% |
Vermutlich bist du bei meiner
Mengenangabe von 100 Grad Würzetemp. ausgegangen.
Ich habe nach dem Abkühlen gemessen.
Bei 20 Grad Würzetemp. sagt mir der Fabierrechner 64%.
Zitat: | wofür 25min Maltoserast
und 10min Verzuckerungsrast dann tatsächlich zu kurz sein
können. |
Das befürchte ich auch, zumindest
erscheint es mir wahrscheinlich.
Einen weiteren Grund vermute ich in der durchgeführten Ferualsäurerast die
ja speziell bei weichem Wasser sehr schädlich für die spätere Schaumbildung
sein soll.
Vielleicht ist das, bei meinem Wasser, auch der Hauptgrund ?
Bananenaroma hatte ich durch diese Rast trotzdem keins, also doppelte
Bestrafung...
Zitat: | Du hast die von Dir
beschriebenen zahlreichen Jodproben aber nicht zurück in die Maische
gegeben ? Oder etwa doch ? |
Nein Udo. Die paar ml Würze für die Jodproben, vor allem jetzt mit dem Jod,
habe ich natürlich nicht im Maischebottich entsorgt.
Das sich die Schaumbildung nach einer Lagerung verbessern kann gibt mir
Hoffnung.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 1.9.2013 um 08:54 von BerndH]
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.9.2013 um 08:54 |
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Die Rast ist doch auch für
Nelkenaroma zuständig, mehr Glukose in der Würze gibt Bananenaroma.
Berechtigte Hoffnung, das habe ich
auch schon oft beobachtet.
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Antwort 9 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.9.2013 um 09:25 |
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Ja, die in dieser 45°C Rast freigesetzte Ferulasäure wird zu den
phenolischen Aromen umgesetzt. Für Banane gibt es andere Stellhebel wie
Zuckerzusamnmensetzung, Gärtemperatur, Underpitching, etc.
Gruß,
Andy
____________________
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.9.2013 um 13:00 |
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gegebenfalls etwas Off-Topic:
Kann mir jemand den Zusammenhang zwischen langer Kaltreifung und besserer
Schaumstabilität erklären?
Zudem - noch weiter Off-Topic - kann mir jemand den Sinn einer Kaltreifung
bei ca. 2-4°C erklären und darlegen, inwiefern sich die Aromen gegenüber
einer Reifung bei einer Temperatur von 10-12°C unterscheiden?
Grüße
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 789 Registriert: 3.3.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 1.9.2013 um 13:14 |
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Ich nicht, aber es scheint mir auch
nichts mit "kalt" zu tun zu haben. Ich habe keine Möglichkeit der
Kaltreifung und der Schaum wird bei mir mit längerer Lagerung auch besser.
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 554 Registriert: 3.3.2013 Status: Offline
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erstellt am: 1.9.2013 um 13:31 |
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Zitat von cosmophobia, am 1.9.2013 um
13:14 | Ich nicht, aber es scheint mir auch
nichts mit "kalt" zu tun zu haben. Ich habe keine Möglichkeit der
Kaltreifung und der Schaum wird bei mir mit längerer Lagerung auch besser.
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Interessant wäre es hier zu wissen, ob es hinsichtlich des Kältegrads (ca.
4°C oder ca. 12°C) auch keine geschmacklichen Unterschiede bei der Reifung
gibt. Wir haben nämlich in kalten Kellerräumen über den Winter die
Möglichkeit, viel Bier bei ca. 10-12°C zu lagern, die bei der Kaltreifung
immer wieder angesprochenen 2-4°C kriegen wir jedoch nicht hin bzw. sind
dort unsere Lagermöglichkeiten doch arg begrenzt.
Grüße
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2013 um 10:12 |
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Nur der Vollständigkeit halber:
Dies war ein Sud für den Gulli. Weniger wegen des schlechten Schaums, der
sich tatsächlich mit der Zeit etwas verbesserte,
sondern mehr wegen des fehlenden Geschmacks.
Dieses Bier schmeckte so neutral nach nichts das es selbst mein Nachbar
(und der haut alles wech) nicht trinken wollte.
Es hatte keinen Fehler, es schmeckte nur extrem leer, wie Wasser mit
Alkohol.
Daran sind vermutlich auch die sehr kurzen Rastzeiten schuld die zwar rein
technisch für die Enzymarbeit ausreichend waren,
in denen sich aber vermutlich zu wenig Aromastoffe lösen oder bilden
konnten.
Darum meine Erkenntnis: Nicht zu kurz maischen, selbst wenn die Jodprobe
schon ok sagt.
Vielleicht ist soviel Pilsener Malz vergoren mit einer Weizenhefe auch an
sich keine gute Idee, keine Ahnung.
Ein paar Flaschen stehen hier noch rum und wenn ich mal wieder Leergut
brauche sind die drann.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 10.11.2013 um 10:17 von BerndH]
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Antwort 14 |
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Posting Freak Beiträge: 829 Registriert: 5.5.2010 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2013 um 10:29 |
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Hopfen hattest du aber schon dran? Fehlt bei deinen Rezeptangeben
Beste Grüße
Tom ____________________ Keine Produkte aus Massenbierhaltung!
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Antwort 15 |
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.11.2013 um 10:48 |
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Hallo Tom.
Ja Hopfen war auch drinnen, hatte ich vergessen aufzulisten.
Grüsse
Bernd
[Editiert am 10.11.2013 um 10:49 von BerndH]
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Antwort 16 |
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