Senior Member Beiträge: 330 Registriert: 8.8.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.10.2013 um 14:39 |
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die Schwarte liegt jetzt neben mir (ja und ich meine auch Schwarte, denn
das erste was ich nach dem Aufschlagen las, war die gesetzliche Verfügung
der absoluten Befehlsgewalt auf "mich" (Der Führer) hua Gänsehaut und
Übelkeit, wie sich der Gefreite zum Oberbefehlshaber hat per von ihm selbst
diktierten Gesetz werden lassen und den Karren dann mit voller Wucht in den
Mist gefahren hat...
Zurück zum Thema. Das Hausbrauen war nicht verboten, nur Anpreisen,
Weitergabe und Verkauf. Erinnert mit schwer an die Rechtsprechung zu den
Betäubungsmitteln: "Der Konsum ist straflos, der Besitz dagegen nicht."
Definiert man jetzt Besitz, bekommt man einen Eindruck auf welcher Wolke
die Legislative schwebt und warum die Judikative nicht arbeitslos wird.
Ehemals in § 3 Biersteuergesetz 1938 noch geregelt "Für Hausbrauer, die
innerhalb eines Rechnungsjahres nicht mehr als 10 hl Bier herstellen und
die bereits vor dem 1.4.1930 in Betrieb gewesen sind, ermäßigt sich der
Steuersatz..." Weiter heißt es in Artikel II "hausbrauer, die am ..." Und
in Artikel IV läßt der Gröfaz die Katze aus dem Sack "Vom Tag des
Inkrafttretens dieses Gesetzes darf Bier für Rechnung von Ländern,
Gemeinden und Gemeindeverbänden mit keinerlei Abgaben unmittelbar oder
mittelbar belastet werden" Damit hatte der Führer das Steuereinkommen
allein an sich gezogen und der Rest schaute ab sofort in die Röhre.
Ab 1952 wurde in § 9 Biersteuergesetz der Hausbrauer vom Reinheitsgebot
ausgenommen. Damit war die Existenz des Hausbrauers per Gesetz zwar
gegeben, nur mußte der sich zwangsläugig zu helfen wissen.
Für die DDR komm ich nicht weiter. Hier hat pwanapombe wohl leider recht,
dass das "Besorgen von Hopfen und Malz als volksschädlich kriminalisiert
worden wäre, spätestens als ab 1972 auch die letzten Privatbrauerein
verstaatlicht oder geschlossen worden sind.
[Editiert am 23.10.2013 um 14:43 von nadine_lb]
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Antwort 50 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.10.2013 um 14:56 |
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Zitat: | Mich wundert halt, dass
trotz all der aufgeführten Gründe das Heimbrauen nie wirklich verboten war,
sondern nur durch die Rahmenbedingungen erschwert - etwa wie "rauchen
erlaubt" aber keine Zigarettenautomaten und Abgabe von Tabakwaren nur über
Apotheken, nur dienstags von 14 bis 17 Uhr, maximal drei Päckchen pro
Person ab 18 Jahren, Werbung sowieso keine.
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Das ist aber doch ähnlich wie im BMG, nach dem z.B. nicht der Konsum von
Rauschmitteln, wohl aber der Besitz verboten ist. Wenn ich konsumiere, muss
ich vorher besessen haben...
Gruß
Jan
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Antwort 51 |
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Junior Member Beiträge: 47 Registriert: 4.12.2012 Status: Offline
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erstellt am: 23.10.2013 um 15:53 |
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Quelltextbereich einfügen: | Bei Wein gab es diese Einschränkungen nie, die Gefahren für die Volksgesundheit
sind mit Sicherheit nicht geringer. Außerdem ist die Herstellung viel einfacher |
Lassen wir mal den Gedanken, daß die Brauereilobby besser organisiert
gewesen sein könnte als die Obstweinlobby, noch außen vor. Der Effekt
dieses Gesetzes ist für die Bierherstellung größer. Zutaten für Bier wird
man eher einkaufen müssen. Obst wächst in jedem Garten und an der Chaussee.
Da kann man mit Verbot nicht viel machen. Eine Mälzerei, die man des
Verkaufs von Malz überführt, ist in Schwierigkeiten und wird sich ans
Gesetz halten. (Offensichtlich war der Anlaß für die Gesetzesänderung die
Ausbreitung von industriellem Malzextrakt. Die Regelungen zielte wohl eher
auf neue Extrakt-Brauer, als auf traditionelle, selbstversorgte
Hausbrauer.)
Das Gesetz folgt den Regeln der Praktikabilität. Der Schornsteinfeger
kontrolliert auch nur die moderne Erdgasheizung und nicht unseren
Holzkohlegrill. Der Grill stößt an einem Wochenende soviel Feinstaub aus,
wie die Heizung das ganze Jahr. Wenn ich die Heizung nicht prüfen lasse
oder sie durchfällt wird sie stillgelegt und ich friere. Einen Grill
stillzulegen, mag zwar ökologisch sinnvoller sein, als die Heizungen zu
prüfen, aber es ist nicht praktikabel.
Der Vergleich hinkt etwas, aber Ihr wißt, was ich meine.
Mich würde auch mal interessieren, wie oft der Paragraph Anwendung in
Urteilen gefunden hat. Sind Euch Fälle bekannt?
Dirk ____________________ Filtere nie ein Bier zum Scherz
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Antwort 52 |
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Moderator Beiträge: 9088 Registriert: 14.8.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.10.2013 um 16:51 |
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In der DDR waren die Leute dafür bekannt aus Sch...e Bonbons zu machen.
Eigene Vermälzung, Hopfenanbau im Garten und das Hochziehen von Hefe aus
den teilweise schlecht filtrierten Bieren hätten die Leute alles
hinbekommen, sofern die nötige Fachliteratur als Anleitung verfügbar
gewesen wäre...
Ein Sache wäre dann allerdings immer noch gewesen. In der DDR gab es keine
Bügelflaschen!
[Editiert am 23.10.2013 um 16:53 von flying]
____________________ "Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Antwort 53 |
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Senior Member Beiträge: 330 Registriert: 8.8.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.10.2013 um 17:17 |
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Zitat von flying, am 23.10.2013 um
16:51 | In der DDR waren die Leute dafür
bekannt aus Sch...e Bonbons zu machen. Eigene Vermälzung, Hopfenanbau im
Garten und das Hochziehen von Hefe aus den teilweise schlecht filtrierten
Bieren hätten die Leute alles hinbekommen, sofern die nötige Fachliteratur
als Anleitung verfügbar gewesen wäre...
Ein Sache wäre dann allerdings immer noch gewesen. In der DDR gab es keine
Bügelflaschen!
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[img] ./bilder/nadine_lb/nordhausen.jpg [/img
Brauhaus Nordquell Nordhausen bis 1974
[Editiert am 23.10.2013 um 17:18 von nadine_lb]
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Antwort 54 |
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Senior Member Beiträge: 330 Registriert: 8.8.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.10.2013 um 17:18 |
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Antwort 55 |
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Posting Freak Beiträge: 3548 Registriert: 26.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 23.10.2013 um 18:48 |
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Zitat: | Ein Sache wäre dann
allerdings immer noch gewesen. In der DDR gab es keine
Bügelflaschen! |
Wie ich die Ossies kenne, hätten
die aus Aluchips mit Hammer und Meißel Kronkorken gekloppt und in der WM66
Hopfen gekocht.
Cheers, Ruthard ____________________ Mein Blog: Brew24.com
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Antwort 56 |
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Posting Freak Beiträge: 697 Registriert: 1.4.2013 Status: Offline
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erstellt am: 23.10.2013 um 19:16 |
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Not macht erfinderisch. Mein Opa hat auch aus scheinbar unbrauchbaren
Teilen, irgendwas nützliches gebastelt. Da wäre sogar McGyver erblasst vor
Neid! ____________________ http://derbiertester.wordpress.com/
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Antwort 57 |
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