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Autor: Betreff: Buzes Zwickel
Posting Freak
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TrashHunter
Beiträge: 5714
Registriert: 16.8.2011
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 30.10.2013 um 18:29  
Moin :)

Obwohl meine Verkostungsaktion mit dem vermeintlichen Orval Klon aus Zufall ja leider in die Hose ging, lies es sich Buze, einer der geplanten Verkoster des Orval Klons nicht nehmen, mir eine Kostprobe seines jüngsten Zwickels (Pils) zu senden.





Ein Zwickel darf durchaus ein wenig schwächer karbonisiert sein. Logisch, denn es wird ja irgendwo zwischen HG und Abschluss der Reifung gezwickelt und da kann es auch sein, dass die Karbonisierung noch nicht stimmt.

Also kein Minuspunkt für den mässigen Schaum, welcher sich recht flott wieder verzogen hat.



Und natürlich darf ein Zwickel aus den selben, wie eben genannten Gründen noch eine deutliche Restsüße haben. Abhängig vom Zeitpunkt des Zwickelns kann da durchaus noch einiges an unvergorenem Zucker der Speise in Schwebe sein. Also auch kein Minuspunkt. Bei einem fertigen Pils wäre Restsüße sicher ein Minuspunkt. Da akzeptiere ich allenfalls eine gewisse Malzigkeit, erwarte aber einen deutlich schlanken Körper.

Die Nase nimmt zunächst neben der deutlichen Süße eine kräftige Grasigkeit auf. (Da wäre es interessant zu wissen, welcher Hopfen da die Geige spielt, denn das Aroma erinnert mich deutlich an den wilden Gartenhopfen, welchen ich aus dem Garten der Nachbarin erntete um damit mein Urväter Rot zu brauen.)

Im Antrunk herrscht zunächst die deutliche Restsüße vor, macht aber nach kurzem Rollen auf der Zunge dem "grünen" Hintergrund des Hopfens Platz.

Bei einem Pils erwarte ich dann im Abgang eine deutliche Bittere, welche nicht kratzig ist und die Zunge spürbar sediert.
An dieser Stelle spielt das Zwickel von Hermann (Buze) zunächst "falsch". Wahrscheinlich sind die noch mäßige Karbonisierung und die Restsüße dafür verantwortlich. Im ersten Augenblick bin ich tatsächlich enttäuscht, denn aufgrund Hermanns Äußerungen bezüglich Industrie-Pils habe ich eigentlich mehr an Hopfenkraft und Bittere erwartet.

ABER....

es ist ein Zwickel, noch unausgegoren, noch nicht ausgereift und daher ein wenig hintervotzig.

Vergeblich auf das Echo wartend, verharre ich einen Moment mit geschlossenem Mund und angehaltenem Atem. Aber da kommt Nichts. "Schade." denke ich und öffne den Mund wieder, atme ein und dann....

.... mit der Wucht eines von einem friesischen Leuchtturm fallenden Hammers trifft mich der Hopfen im Reich des Sinne.
Plötzlich ist er da. Kräftig, mit ausgeprägter grasiger Note, "Grün" und doch kultiviert und mit einer wunderbaren strengen Bittere, welche mich zufrieden grinsen lässt.

Warum zum Henker und im Namen aller Biergötter sind moderne kommerzielle Brauerein nicht in der Lage SOLCH EIN PILS zu brauen :question: :question: :question:

Ein Schnitzel, ne schöne dicke Quarkkartoffel und ein grüner Salat auf dem Tisch. Der Tisch auf der Verranda einer Rietgedeckten Kate irgendwo ganz dicht an der Nordsee oben in Friesland. So dicht, dass man die Gicht der Brandung auf der Haut spüren kann.
Im dicken groben Wollpulli mit Rollkragen auf dieser Terrasse sitzend und in die Abendsonne blickend, möchte ich dieses Schnitzel oder ne dicke Scheibe gegrillten Rotbarsches genießen und dazu Dein Pils trinken.

So muss ein Pils schmecken :thumbup:
Ziehe ich die Restsüße in zwei bis vier Monaten vor meinem geistigen Auge aus diesem Bier ab, bleibt ein wunderbares, knochentrockenes, schlankes und doch süffiges Pils in Reinkultur.

Hermann, es war mir eine Freude Deinen Zwickel probieren zu dürfen und diesen Bericht zu schreiben, denn Ehre wem Ehre gebührt und hier gebührt sie Dir allemal.

Das has man gut gemacht meijn Jung :thumbup: :pray:

Lass das noch ein paar Monate schön kühl lagern, trink es nicht zu früh weg und Du hast ein Pils, wie es ein Friese erwartet.

Greets Udo


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Botschafter der WBBBB in Hessen
Brauen ist die wahre Alchemie :P
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Buze
Beiträge: 106
Registriert: 23.10.2012
Status: Offline
red_folder.gif erstellt am: 30.10.2013 um 22:22  
Servus Udo!

Zuerst mal Vielen Dank für Deine Verkostung.

Ich war mir auch nicht sicher, wie das Pils bei so manchem Bier/Pilstrinker ankommt. Beim Hopfenkochen dachte ich mir nämlich: "Das macht man aber eigentlich nicht bei einem Pils". Beim Anstellen dachte ich mir ähnliches. Naja, es war ein Versuch, der ein gutes Bier hervorbrachte. So schön kann Brauen sein!

Nochmals vielen Dank,
MfG
Buze

P.S. Wenn ich den Verkostungsbericht so lese, muß ich an einen Kumpel denken, den ich das Pils auch verkosten lies. Er ist gelernter Brauer. Er nahm einen Schluck, atmete ein paarmal durch und fragte: "Host an Hopfa vagessn?" Einen Augenblick später begann er dann zu grinsen.


[Editiert am 30.10.2013 um 22:32 von Buze]
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