Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 09:30 |
|
|
Wir brauen doch alle mit der gleichen Hefespezies: Sacharomys Cervisia.
Trotzdem gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Hefen zu kaufen, die
das Bier im Geschmack maßgeblich beeinflussen.
Doch wie kann ein und der selbe Hefestamm einmal trockenere
und einmal fruchtigere Biere produzieren. Was mach Untertyp A
anders als Untertyp B? Was geschieht da chemisch/biologisch?
Ich hoffe hier gibt es einen Fachmann der mich aufklären kann.
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
|
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 10:45 |
|
|
Zitat von emjay2812, am 2.2.2014 um
09:30 | Wir brauen doch alle mit der gleichen
Hefespezies: Sacharomys Cervisia.
Trotzdem gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Hefen zu kaufen, die
das Bier im Geschmack maßgeblich beeinflussen.
Doch wie kann ein und der selbe Hefestamm einmal trockenere
und einmal fruchtigere Biere produzieren. Was mach Untertyp A
anders als Untertyp B? Was geschieht da chemisch/biologisch?
Ich hoffe hier gibt es einen Fachmann der mich aufklären kann.
|
Das ist wie bei Zebras. Die haben auch verschiedene Muster. So
unterscheiden sich halt die versiedenen subspezies durch die enzymatische
Ausstattung und damit durch die Gärnebenprodukte und die Substrate die sie
verstoffwechseln.
That's evolution!
Jan
|
|
Antwort 1 |
|
Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 11:04 |
|
|
Mutation,
Rekombination,
Selektion...
Wobei die geschlechtliche Vermehrung (der Hefe)
in der Brauerei nicht vorkommt.
|
|
Antwort 2 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 11:31 |
|
|
Um die Evolution zu erklären:
Stell dir vor, durch spontane Mutation ist eine Zelle in der Lage 1% mehr
Alkohol zu überleben. Diese Zelle und alle identischen Nachkommen werden
sich durchsetzen, weil die nicht mutierten Hefen nicht überleben.
Wenn sie Zellen teilen, muss sich ja auch das Erbgut, die DNA teilen. Um
das zu bewerkstelligen wird das Erbgut vorher "abgeschrieben",
transcribiert. Dabei kann es zu "Schreibfehlern" kommen. Das sind die
angesprochenen Mutationen.
Jan
|
|
Antwort 3 |
|
Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 12:40 |
|
|
Der brauer hat da so seine tricks um das ein wenig zu forcieren. Voelliger
stickstoff enzug setzt hefe dazu an zu sporulieren (die labor methode),
eine anderer ist hefe in eine extrem starke wuerze zu geben (der praktische
brauer). Danach gibt es dan den selektionsdruck, wie wird geerntet, wie
schmeckt es, usw.
Mutations geschwindigkeit bei hefen ist relativ niedrich, das kann man
beschleunigen mit UV-strahlung.
Ingo ____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
|
|
Antwort 4 |
|
Senior Member Beiträge: 293 Registriert: 19.2.2012 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 12:43 |
|
|
Aber deshalb wird sie sich ja auch nicht geschlechtlich vermehren,
oder?
Kann sie in irgendeiner Form Rekombination, so wie Bakterien teilweise mit
ihren lustigen Mechanismen?
____________________ Gut Sud,
Moritz
|
|
Antwort 5 |
|
Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 13:33 |
|
|
Das heißt, die Unterschiede begründen sich tatsächlich ausschließlich über
Selektion von
Hefeunteraten, die bestimmte Eigenschaften aufweisen.
Dann gibt es aber eine enorme Vielfalt an Mutanten der Urprungshefe.
Meines Wissens nach (bitte korrigiert mich), gibt es ja ausschließlich die
Sacharomys Cervisiae.
Egal ob ich backe, braue oder Fruchtsaft zu Wein vergäre.
Interessant wäre auch zu erfahren ob die Ursprungshefe noch existiert - und
wofür
man sie verwenden könnte (dem Namen nach wurde sie ja zum Brauen verwendet
-
Cervisia = Urbier)
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
|
|
Antwort 6 |
|
Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:13 |
|
|
Für die Bierbereitung werden ja diese beiden Arten verwendet:
Saccharomyces cerevisiae cerevisiae (OG) und
Saccharomyces uvarum (var. carlsbergensis) (UG).
Alle anderen Arten sind in der Brauerei Fremdhefen
und mehr oder weniger bierschädlich.
Zitat: |
Interessant wäre auch zu erfahren ob die Ursprungshefe noch existiert - und
wofür
man sie verwenden könnte (dem Namen nach wurde sie ja zum Brauen verwendet
-
Cervisia = Urbier)
|
Gab doch mal diesen Bericht
@Seed7
War da nicht auch noch etwas mit "auf einem Gipsblock" ausstreichen,
um die Sporulation anzuregen?
Grüße
|
|
Antwort 7 |
|
Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:24 |
|
|
Die Namensgebung lässt doch auch auf den Entdecker und/oder Erfinder
schließen. Carlsbergensis. Hat das
etwas mit der schwedischen Brauerei Carlsberg zu tun?
Von der Hefe Saccharomyces eubayanus hatte ich noch nie gehört.
Ein sehr spannendes Thema über unsere kleinen Helfer!
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
|
|
Antwort 8 |
|
Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:41 |
|
|
In diesem Fall war das wohl so.
Übrigens werden Bierhefen -soweit ich weiß- nicht für die
Weinherstellung
verwendet. Weinhefen wären z. B. Sacch. diastaticus od. Sacch.
ellipsoideus.
Gruß
|
|
Antwort 9 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:47 |
|
|
Zitat von emjay2812, am 2.2.2014 um
14:24 | Die Namensgebung lässt doch auch auf
den Entdecker und/oder Erfinder schließen. Carlsbergensis. Hat das
etwas mit der schwedischen Brauerei Carlsberg zu tun?
Von der Hefe Saccharomyces eubayanus hatte ich noch nie gehört.
Ein sehr spannendes Thema über unsere kleinen Helfer!
|
Ja, das war so. Emil Christian Hansen, ich glaube ein Schüler Robert Kochs,
hat die Hefe das erste mal beschrieben während er bei Carlsberg
arbeitete.
Zitat: | Mutations
geschwindigkeit bei hefen ist relativ niedrich, das kann man beschleunigen
mit UV-strahlung. |
Das stimmt, aber die Generationszeit ist mit 90 Minuten sehr kurz, mutiert
Hefe, zeitlich betrachtet relativ schnell, weil eben sehr schnelll neue
Generationen folgen.
Jan
|
|
Antwort 10 |
|
Posting Freak Beiträge: 1027 Registriert: 3.2.2006 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:51 |
|
|
|
|
Antwort 11 |
|
Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 14:54 |
|
|
Zitat: | Ja, das war so. Emil
Christian Hansen, ich glaube ein Schüler Robert Kochs, hat die Hefe das
erste mal beschrieben während er bei Carlsberg
arbeitete. |
Ich werde alt!!! Natürlich, Luis Pasteur, nicht Robert Koch
Letztendlich, wenn man dem noch viel älteren Charles Darwin glaubt, sind
wohl alle Hefen von einer Ur- Hefe entstanden. Spinnt man den Gedanken
weiter sind sie von einer Urzelle entstanden wie wir auch.
Jan
|
|
Antwort 12 |
|
Senior Member Beiträge: 410 Registriert: 31.10.2011 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 15:50 |
|
|
Falls es wen interessiert. Die derzeitige taxonomische Bezeichnung für
untergärige Hefe ist Saccharomyces pastorianus (var. carlsbergensis).
Obergärige Hefe ist einfach Saccharomyces cerevisiae. Die Bezeichnung für
untergärige Hefe ändert sich ständig aufgrund neuer genetischer
Erkenntnisse. Saccharomyces uvarum ist kein Vorfahre von der heutigen
untergärigen Hefe.
Gruß, Ludwig
|
|
Antwort 13 |
|
Posting Freak Beiträge: 1227 Registriert: 2.4.2013 Status: Offline
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 15:56 |
|
|
Zitat von JanBr, am 2.2.2014 um
14:47 |
Das stimmt, aber die Generationszeit ist mit 90 Minuten sehr kurz, mutiert
Hefe, zeitlich betrachtet relativ schnell, weil eben sehr schnelll neue
Generationen folgen.
|
Dazu hatte ich mal folgendes gefunden, habe aber keine referenz mehr; Im
schnitt 0,0027 mutationen pro genome pro generation. 1:370 zellen pro
generation haben also eine mutation. Nur 1:10000 mutationen hat einen
einfluss auf die " fitness" der hefe.
@grimbart
Gips geht, kartoffel und karotten auch. Nahrungs entzug (gips) und
vergiftigung der umgebung durch eigene stoffe (kartoffel) stimulieren zum
sporulieren.
Ingo
[Editiert am 2.2.2014 um 15:58 von Seed7]
____________________ @Cantillon: "Le temps ne respecte pas ce qui se fait sans lui"
|
|
Antwort 14 |
|
Posting Freak Beiträge: 581 Registriert: 28.1.2009 Status: OfflineGeschlecht:
|
|
erstellt am: 2.2.2014 um 16:13 |
|
|
Zitat von Kubus, am 2.2.2014 um
15:50 | Falls es wen interessiert. Die
derzeitige taxonomische Bezeichnung für untergärige Hefe ist Saccharomyces
pastorianus (var. carlsbergensis). Obergärige Hefe ist einfach
Saccharomyces cerevisiae. Die Bezeichnung für untergärige Hefe ändert sich
ständig aufgrund neuer genetischer Erkenntnisse. Saccharomyces uvarum ist
kein Vorfahre von der heutigen untergärigen Hefe.
Gruß, Ludwig |
Mich schon. Hab' einfach mal das geschrieben, was ich zuletzt gehört
hab'.
"Again what learned" (Lothar Matthäus)
Gruß
|
|
Antwort 15 |
|