Senior Member Beiträge: 335 Registriert: 17.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 7.2.2014 um 23:07 |
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
heute stelle ich Euch die Historische Brauerei im Dt. Technikmuseum Berlin
vor.
Zufälligerweise gab es im sehr empfehlenswerten Deutschen Technikmuseum
eine historische Brauerei. Ich wusste das nicht und so war ich umso mehr
positiv überrascht.
Das freistehende Gebäude, in der die Schaubrauerei untergebracht ist, wurde
bis zu seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg von der "Freiherrlich
Tucher´schen Brauerei AG Nürnberg" als Kühlhaus genutzt. Heute ist es
umgebaut und soll den Besuchern den technologischen Ablauf der
Bierherstellung zeigen.
Blick vom obersten Stockwerk ins Sudhaus:
Hier seht ihr die Schrotmühle: Diese Zwei - Walzen - Mühle "Saxonia" von
1910 schrotet ca. 300kg pro Stunde. Die gesamte Anlage ist auf 200kg
Schüttungen ausgelegt.
Temperaturmessung der Maische und automatisierte Aufzeichnung auf ein
Datenblatt im oberen Kasten.
Das mechanische "Herz" der Anlage: Die komplette Anlage ist dampfbetrieben.
Links seht ihr die Antriebe für Rühr- und Hackwerk. Rechts sind die
Kupferleitungen für Wasser, Maische und Würze. Rechts unten die
dazugehörigen Pumpen. Auch die Maisch-/Würzepfanne ist doppelwandig und
wird vom Dampf erhitzt.
Ablauf während des Brauprozesses: Nach dem Maischen wird in den
Läuterbottich umgepumpt. Von dort fließt die Würze zurück in den
Maischkessel, der jetzt zur Würzepfanne wird.
Anschließend wird auf das Kühlschiff mit vorgeschaltetem Hopfenfilter
umgepumpt. Dort bleibt die Würze bis sie ca. 60Grad Celsius erreicht
hat.
Anschließend wird die Würze mittels Schwerkraft auf den Berieselungskühler
ein Stockwerk tiefer geleitet. Der obere Teil des Kühlers wird von kühlem
Berliner Stadtwasser im Gegenstromprinzip durchflossen. Der untere separate
Kühlungskreislauf wird von extra hergestelltem Eiswasser durchflossen. Am
Ende des einstündigen Kühlprozesses hat die Anstellwürze 6 Grad Celsius
erreicht.
Wieder ein Stockwerk tiefer befindet sich der offene Gärbottich zur
Hauptgärung.
Daneben ein großes Fass zur Nachgärung. Auf diesem steht "Landbierparadies
Nürnberg" ...nicht ganz original...
Weiter stehen im Erdgeschoss folgende Ausstellungsstücke: Fasswaschanlage,
Flaschenwaschanlage, Fassbefüller, Bierfilter etc...
Zudem gibt es noch zahlreiche Schwarzweissbilder an den Wänden und diverse
Brauutensilien in Schaukästen, wie z.B. diese Rechenschieber:
Ein Ausflug ins Dt. Technik-Museum lohnt sich auf jeden Fall! Nicht nur
dieser Teil wurde liebevoll gestaltet, sondern auch die anderen
Museumsteile (Eisenbahn, Luftfahrt, Schifffahrt ! besser als in
Bremerhaven, Fotografie, Film, Computer, Arzneimittel, Textil usw...).
Bringt aber bitte viel Zeit mit. Zwei Stunden waren in meinem Fall deutlich
zu wenig! Familientauglich ist es durch viele Ausprobierstationen ähnlich
des Deutschen Museums in München.
Ich hoffe, ich konnte den ein oder anderen Leser mit meiner Dokumentation
für das Deutsche Technikmuseum begeistern. ____________________ Gut Sud, SINS.
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Senior Member Beiträge: 101 Registriert: 13.4.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.2.2014 um 10:17 |
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Toller Bericht, vielen Dank dafür! Unweigerlich wird die Fantasie in Gang
gesetzt...
Ralf
o.t.: gerade sehe ich, dass der Zähler heute genau 6000 Mitglieder
ausweist. Glückwunsch an die Initiatoren!
[Editiert am 8.2.2014 um 10:20 von Cluve]
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Antwort 1 |
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Member Beiträge: 71 Registriert: 20.9.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 8.2.2014 um 10:57 |
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Ich war dort auch schon und hab auch ein paar Bilder gemacht und möchte
euch hier ergänzend zu SINS Bildern auch noch welche zeigen.
Hier ist der Gärbotich
Hier die Filteranlage. Entspricht irgendwie nicht den AbBildungen der
Infotafel die darüber hängt. Sieht für mich wie eine Honigschleuder aus
Und hier noch die Abfüllanlage und Flaschenreinigung.
____________________ Hopfen und Malz, rinn in Hals
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Antwort 2 |
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Moderator Beiträge: 4024 Registriert: 7.4.2006 Status: Offline
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erstellt am: 8.2.2014 um 20:16 |
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Fuddmann, das ist nicht der Filter, sondern m.M. die Waschmaschine für die
Filtermasse. Den Filter siehst Du hier
(2. Bild von unten auf der rechten Seite. ____________________ Gruß vom Berliner
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Antwort 3 |
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Junior Member Beiträge: 38 Registriert: 3.1.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 20:24 |
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Ach herrlich, so ein schönes Kühlschiff. Die Dinger sind so alt, vernietet
und nix verlötet und trotzdem dicht. Hatte das Glück da dran zu arbeiten,
war allerdings 14x7 Meter groß.
Eine Sauarbeit, aber das ist craftbrewing
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Antwort 4 |
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Junior Member Beiträge: 34 Registriert: 9.1.2013 Status: Offline
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erstellt am: 10.2.2014 um 15:02 |
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 25 Registriert: 16.11.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 15:50 |
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Was ist die Kerzenprobe, die durchzuführen ist, bevor ich den Gärbottich
betrete? Ist das vergleichbar mit dem Kanarienvogel in der Grube?
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Antwort 6 |
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Senior Member Beiträge: 335 Registriert: 17.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 16:38 |
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Durch die alkoholische Gärung entsteht bekanntlich CO2, Ethanol und Wärme.
Die Wärme geht verloren. Alkohol bleibt im Bier.
CO2 entfleucht dem Jungbier je wärmer es wird.
Und CO2 ist schwerer als die Umgebungsluft und sinkt deshalb nach unten.
Zudem ist Kohlenstoffdioxid geruchlos und naja, sagen wir mal wie es ist:
giftig.
Der Mensch ist nicht in der Lage es sensorisch wahrzunehmen und kann mit
reinem CO2 nicht überleben. Die Lichter gehen aus (bewusstlos), man fällt
zu Boden und ... Exitus.
Da eine Kerzenflamme auch Sauerstoff benötigt erlischt die Flamme, wenn
kein Sauerstoff mehr vorhanden ist. Das nennt der Brauer Kerzenprobe.
Auf dem Bild siehst Du rechts unterhalb des Schilds die Kerze an einem
langen Stab.
____________________ Gut Sud, SINS.
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Antwort 7 |
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 16:47 |
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Sehr konzentriertes CO2 beißt in der Nase, da sich Kohlensäure bildet, das
merkt man schon deutlich.
Gefährlich sind vermutlich eher solche Mengen, die noch nicht in der Nase
beißen, bei denen sich das CO2 aber langsam im Blut ansammelt.
Wer in der Gefriertruhe vergärt soll mal während der Hauptgärung ein
Feuerzeug anmachen und das in die Gefriertruhe langsam eintauchen.
Sieht irre aus, die Flamme tanzt auf der CO2 Oberfläche bis zu geschätzten
20 cm vom Feuerzeug entfernt.
Stefan
[Editiert am 10.2.2014 um 16:48 von Boludo]
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Antwort 8 |
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Junior Member Beiträge: 25 Registriert: 16.11.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 16:57 |
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Danke für die Erläuterungen. Die Kerze am Stecken hab ich gar nicht
gesehen. Zum Glück ist mein Gäreimer nicht so tief, als dass ich zum putzen
hineinsteigen müssste...
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 352 Registriert: 28.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 20:14 |
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Exakt! Die Kerzenprobe gibt es auch in Weinkellern… ____________________ Triggertrix.com
Wenn es besser werden soll, muss es anders werden.
Aber niemand hat gesagt, dass wenn es anders ist, es auch besser wurde…
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Antwort 10 |
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Senior Member Beiträge: 335 Registriert: 17.7.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.2.2014 um 07:09 |
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.2.2014 um 07:23 |
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Die Kerzenprobe hat nur einen sehr gravierenden Nachteil. Die Kerze geht
aus, lange nachdem dem Brauer das Licht ausgeht.
Mit anderen Worten, eine Kerze brennt noch bei CO2 Konzentrationen, die
schon lange zum Problem werden.
CO2 Konzentrationen ab ca. 8% sind innerhalb weniger Minuten tödlich,
Kerzenflammen erlöschen ab ca. 14%.
Eine Kerze ersetzt also keinen Gaswarner. Wer schon mal im Gärkeller war,
weiss auch das man die Symptome an sich selbst sehr, sehr spät bemerkt.
Gruß
Jan
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Antwort 12 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 20.2.2014 um 07:38 |
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Und auch der Kanarienvogel als Gaswarner ist problematisch:
Trägt man ihn in den dunklen Keller, steckt er den Kopf unter den Flügel,
so dass man nicht weiß, ob es von der Dunkelheit oder schon vom CO2 kommt.
Dann doch noch am ehesten den Braudackel:
Der schnauft schön dicht über dem Boden, so dass er einen gewissen
CO2-Vorsprung vor dem Menschen hat.
Man kann ihn auch in Tanks, bevor man sie zum Reinigen befährt,
hineinschicken und an der Leine ggf. wieder herausziehen, sollte er drinnen
schlappmachen.
Und wenn man ihn rechtzeitig draußen an der frischen Luft hinlegt, wird er
meistens schon wieder. Auf ein paar Gehirnzellen mehr oder weniger wird es
nicht drauf ankommen.
Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 13 |
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Posting Freak Beiträge: 5619 Registriert: 12.4.2011 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 20.2.2014 um 07:42 |
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Oder halt den Lehrling vorschicken.....
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Antwort 14 |
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Senior Member Beiträge: 231 Registriert: 18.12.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.2.2014 um 13:47 |
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Der ist auch bei anderen
Gewerken in solchen Situationen sehr hilfreich. Ich darf hier Jürgen v.d.
Lippe zitieren: "Rollt er nach rechts, ist alles in Ordnung..."
Danke für den schönen Bericht und die tollen Bilder! ____________________ Wenn Du einen Onkel hast und der braut gutes Bier,
sieh zu, daß er Dich leiden kann, sonst trinkt er 's ohne Dir!
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Antwort 15 |
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