Senior Member Beiträge: 344 Registriert: 7.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 09:05 |
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Liebe Braugemeinde und -gemeindinnen!
Im Forum existieren bereits einige Beiträge, die sich mit dem Thema
Haltbarkeit von Bier, insbesondere von unserem Selbstgebrauten befassen.
Klar ist, dass die Haltbarkeit sowohl
- von Alkoholgehalt als auch
- von Bittereinheiten wie auch
- von Trübung/Filterung
abhängt. Was ich bisher noch nirgends finden konnte ist eine Methode zur
Bestimmung der Haltbarkeit. Funktioniert das nur nach dem Prinzip "try and
error" - einfach einen Probesud machen - ewig rumstehen lassen und kosten
ob das noch gut ist? Oder gibt es auch eine wissenschaftliche Annäherung
die aus Stammwürze, Alkoholgehalt, IBU etc. einen brauchbaren Wert liefert?
Wie machen das denn andere Brauereinen? Vor allem, wenn Sie auch mit
Spezialbieren auf den Markt kommen, wo selbst größere Erfahrungswerte
fehlen ...?
DANKE!
lg
Andi ____________________
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Posting Freak Beiträge: 1762 Registriert: 6.1.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 09:39 |
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Du vergisst bei deinen Überlegungen meiner Meinung nach das Wichtigste, das
was einen Sud letzendlich vergammeln lässt,
nämlich die Bakterien und Keime bzw. deren Anzahl und Art in deinem Bier
und die kannst du nicht berechnen.
Grüsse
Bernd
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Antwort 1 |
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Member Beiträge: 52 Registriert: 12.9.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 09:54 |
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Hallo Andi,
Bier (und insbesondere unser Selbstgebrautes) ist ein Lebensmittel, dass
sich durch Lagerung zunächst einmal verändert. Es gibt Biere, die lagern
Montate oder Jahre um ihren typischen Geschmack zu entwickeln. Es gab da
her auch schon einige Posts, wo Leute Kaufbier, dass mehrere Jahre über dem
MHD war, gekostet haben und recht begeistert waren. In der Regel erhält
dieses Bier dann einige Sherrynoten und hat wenig CO2.
Ein MHD wirst du also nur sehr schlecht angeben können, denn der Zeitpunkt,
an dem das Bier wirklich schlecht geworden ist, (also nicht mehr
genusstauglich) lässt sich schwer bestimmen und hängt m.E. auch von deiner
eigenen Reinlichkeit beim Brauen ab.
Eher wirst du ein "best before" angeben können, also den Zeitraum, in dem
das Bier, die von dir gewünschten Eigenschaften an Geschmack, Geruch,
Schaumverhalten etc. aufweist. Danach ist das Bier i.d.R. nicht schlecht
sondern einfach nur anders.
In diesem Sinne
Prost!
Gruß
Peter
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 9.2.2014 um 10:05 |
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Bei großen Weißbierbrauereien etwa, die noch Flaschengärung machen, muss
jeder einzelne Sud durch den Forciertest, bevor ein freigegeben wird.
Moritz
____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 3 |
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Senior Member Beiträge: 344 Registriert: 7.9.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 10:26 |
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Wenn man davon ausgeht, dass das Bier, das nicht von Haus aus eine
Infektion hatte nie "kaputt" wird (das könnte bei einem IPA bei dem sauber
gearbeitet wurde ja wohl stimmen) wird dann das MHD gewürfelt, oder kommt
es eher dem schon erwähnten "best before" gleich?
Ich muss da dringend mal ein paar Tests mit Kaufbieren machen ... ____________________
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 9.2.2014 um 10:35 |
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Böse Zungen sagen auch, man könnte
genausogut mit Darts auf einen Kalender werfen…
Und ob Schönram bei Imperial Stout tatsächlich einen Probesud vorher 15
Jahre lang gelagert hatte?
Wir hatten nach dem Doemens-Seminar noch beim Hirschen über den Irrsinn des
MHD geplaudert. Vor allem, wenn die Brauereien vom Handel gezwungen werden,
abgelaufenes Rückbier wieder zurückzunehmen. Bei welchem Lebensmittel gibt
es vergleichbaren Blödsinn?
Bier ist ein Frischeprodukt und hatte die Brauerei in einwandfreiem Zustand
verlassen. Wenn der Handel es nicht rechtzeitig losbringt -> sein
Problem. Sollte man meinen.
Wenn der atlantische Fisch beim oberbayrischen Händler vergammelt, ist da
der Händler schuld, oder der Fischer?
Man stelle sich vor, man brächte den stinkerten Fisch nach Monaten wieder
zum bretonischen Fischer zurück, der Fisch tauge nichts, und wolle
stattdessen einen frischen haben. Was erzählt einem der Fischer wohl
dann?
Beim Bier funktioniert das aber komischerweise.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 5 |
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Member Beiträge: 77 Registriert: 13.4.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 11:18 |
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Man spricht dabei von der kolloidalen Stabilität des Bieres. Kolloide sind
Stoffe die Eigenschaften von Molekülen und Partikeln in sich vereinen.
Diese Kolloide lagern sich mit der Zeit zusammen und werden immer grob
disperser. Ein Bier das nach der Filtration und Stabilisierung glanzfein
abgefüllt wurde wird deshalb nach einer bestimmten Zeit dennoch trüb werden
und nicht mehr den Verbrazchererwartungen entsprechen. Eine Vorhersage
hinsichtlich der kolloudalen Stabilität lässt sich mit sog. Forciertests
treffen. Dabei wird das Bier abwechselnd jeweils 24 h kalt (0°C) und warm (
40 oder 60°C) gelagert bis die Trübung um einen besteht. Wert angestiegen
ist. Ein solcher "Warmtag" entspricht ca. 20 Tagen Stabilität in der
Praxis.
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Antwort 6 |
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Posting Freak Beiträge: 646 Registriert: 5.5.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 11:33 |
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Was hier anscheinend übersehen wird:MHD steht für MINDESThaltbarkeitsdatum. Das heißt
es geht nicht darum wie lange ein Bier maximal hält, sondern eher was der
worst case ist! Ich würde hier mal aus der Hüfte geschossen 6 Monate
angeben. Ich denke das sollte das Minimum für ein Standard Vollbier sein!
Testen und messen werden wir als Hobbybrauer das wohl schwer können. Ich
habe im Moment noch ein paar Flaschen Weihnachtsbock im Keller die über ein
Jahr alt sind und immer noch einwandfrei schmecken.
Aus einer verlässlichen Quelle weiß ich das das MHD bei kleineren Brauerein
auch nur geschätzt wird!
Gruß
Dirk
[Editiert am 9.2.2014 um 11:34 von Qvex23]
____________________ Mein Blog:
http://www.dirksheimbräu.de/blog
Treff nette Biertrinker & Brauer aus deiner Umgebung. Jetzt live im
Hobbybrauer IRC Chat, wähle:
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Posting Freak Beiträge: 801 Registriert: 12.3.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 13:03 |
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Zitat von Bierjunge, am 9.2.2014 um
10:35 | Böse Zungen sagen auch, man könnte
genausogut mit Darts auf einen Kalender werfen…
Und ob Schönram bei Imperial Stout tatsächlich einen Probesud vorher 15
Jahre lang gelagert hatte?
Wir hatten nach dem Doemens-Seminar noch beim Hirschen über den Irrsinn des
MHD geplaudert. Vor allem, wenn die Brauereien vom Handel gezwungen werden,
abgelaufenes Rückbier wieder zurückzunehmen. Bei welchem Lebensmittel gibt
es vergleichbaren Blödsinn?
Bier ist ein Frischeprodukt und hatte die Brauerei in einwandfreiem Zustand
verlassen. Wenn der Handel es nicht rechtzeitig losbringt -> sein
Problem. Sollte man meinen.
Wenn der atlantische Fisch beim oberbayrischen Händler vergammelt, ist da
der Händler schuld, oder der Fischer?
Man stelle sich vor, man brächte den stinkerten Fisch nach Monaten wieder
zum bretonischen Fischer zurück, der Fisch tauge nichts, und wolle
stattdessen einen frischen haben. Was erzählt einem der Fischer wohl
dann?
Beim Bier funktioniert das aber komischerweise.
Moritz |
Lach, das erinnert an die hier
sicherlich Jedem bekannten Szenen aus Asterix und Obelix...was dann
passiert, weiß man ja.
Ich weiß nicht, wie die Gesetze hier in den Niederlanden sind, aber mir
erzählt ein guter Bekannter regelmäßig, dass in seiner damaligen
Stammkneipe der Wirt mal drei, vier Jahre "abgelaufenes" (also nach dem
best-before-Datum) belgisches Starkbier (Duvel, etc.) gefunden hatte und
die Gäste damals aus Spaß jeder eine davon geöffnet hatten. Ergebnis ist,
dass mein Bekannter seitdem sein Bier nur noch gefühlte Ewigkeiten lagert,
bevor er es trinkt, was leider auch dazu führt, dass er mir nie Rückmeldung
geben kann, wie ihm meine Biere geschmeckt haben, weil sie noch irgendwo
bei ihm im Keller oder Kühlschrank stehen. Cool dabei ist aber, dass er so
eine Art Zeitkapsel bildet, in der meine Biere auch mal länger als die
üblichen drei Monate bestehen und mir - so hoffe ich jedenfalls - dann
seine Meinung zur Geschmacksentwicklung detailliert berichten wird... ____________________ Blausud bleibt Blausud und Brautag bleibt Brautag
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Antwort 8 |
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Senior Member Beiträge: 267 Registriert: 2.9.2009 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 9.2.2014 um 14:10 |
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Zitat von darkenemy, am 9.2.2014 um
13:03 | Ich weiß nicht, wie die Gesetze hier
in den Niederlanden sind, aber mir erzählt ein guter Bekannter regelmäßig,
dass in seiner damaligen Stammkneipe der Wirt mal drei, vier Jahre
"abgelaufenes" (also nach dem best-before-Datum) belgisches Starkbier
(Duvel, etc.) gefunden hatte und die Gäste damals aus Spaß jeder eine davon
geöffnet hatten. Ergebnis ist, dass mein Bekannter seitdem sein Bier nur
noch gefühlte Ewigkeiten lagert, bevor er es trinkt, was leider auch dazu
führt, dass er mir nie Rückmeldung geben kann, wie ihm meine Biere
geschmeckt haben, weil sie noch irgendwo bei ihm im Keller oder Kühlschrank
stehen. Cool dabei ist aber, dass er so eine Art Zeitkapsel bildet, in der
meine Biere auch mal länger als die üblichen drei Monate bestehen und mir -
so hoffe ich jedenfalls - dann seine Meinung zur Geschmacksentwicklung
detailliert berichten wird... |
Ich bin auch so ein bekennender Bier-Lagerer. Speziell starke Biere
(Doppelbock, Weizen-Doppelbock, Eisbock, Tripel, Quadrupel) entwickeln
ihren vollen Geschmack und ihre volle Reife erst nach ein paar Jahren. Die
werden immer besser.
Das hat beispielsweise auch die Schneider-Brauerei erkannt. Der Aventinus
Weizen-Eisbock trug früher ein Mindesthaltbarkeitsdatum von einem Jahr,
mittlerweile sind es fünf Jahre, ohne das an Rezept oder Herstellung etwas
geändert wurde.
Ich habe neulich ein acht Jahre altes Chimay Grand Reserve getrunken und
ein zehn Jahre altes Porter aus einer schon längst geschlossenen Warschauer
Brauerei. Beide waren phantastisch.
Im Keller habe ich etwa 150 Flaschen Starkbiere unterschiedlicher Jahrgänge
gelagert und trinke die nur zu besonderen Anlässen.
Zurück zum Ursprungsthema: Wenn sauber gearbeitet wurde, das Bier ein
bisschen kräftiger im Alkohol und / oder im Hopfen ist oder es gar ein
absichtlich mit Milchsäure vergorenes ist (Berliner Weisse, Gose,
Grodziskie), dann kann das Mindesthaltbarkeitsdatum locker ein paar Jahre
in der Zukunft liegen.
Volker
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Antwort 9 |
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Senior Member Beiträge: 134 Registriert: 12.10.2013 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 10.2.2014 um 15:13 |
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Hallo,
habe mir eine Kiste Westvleteren 12 gekauft, die wen ich
das richtig verstehe bei längerer Lagerung besseren
Geschmack entwickelt??
Im Moment finde ich das Bier nicht so prall.
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Antwort 10 |
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Posting Freak Beiträge: 2084 Registriert: 28.10.2009 Status: Offline
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erstellt am: 11.2.2014 um 10:25 |
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Schlaffe Flaschen hätte ich
zurückgewiesen.
Während der Nachgärung blähen die sich normalerweise prall auf.
Moritz ____________________ Glaubte ich an die Reinkarnation, so wollte ich als Hefepilz wiedergeboren
werden.
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Antwort 11 |
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Posting Freak Beiträge: 2512 Registriert: 11.7.2012 Status: Offline
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erstellt am: 11.2.2014 um 10:42 |
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Zum eigentlichen Thread:
Das MHD wird durch die Qualitätssicherung bestimmt, die versucht, ein
möglichst einheitliches Bier herzustellen. Du sollst bei zwei Kästen aus
zwei Chargen nicht merken, dass das Bier ein Anderes ist. Also ist das ein
Datum, wo das Bier noch die geforderten Eigenschaften haben sollte. (Ohne
Rechnung von Getränkemärkten, die es in der prallen Sonne lagern...)
Zitat von Hefepilz, am 10.2.2014 um
15:13 | Hallo,
habe mir eine Kiste Westvleteren 12 gekauft, die wen ich
das richtig verstehe bei längerer Lagerung besseren
Geschmack entwickelt??
Im Moment finde ich das Bier nicht so prall.
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Joa, jeder Geschmack ist anders. Meld dich, falls du es nicht mehr haben
möchtest. Ich schick dir einen Kasten Pott's in Retour ;-) ____________________ Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter
den Malz-Getränken das vollkommenste.
http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/pageview/181
7246
Im neuen Forum als 'philipp' bekannt.
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Antwort 12 |
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Newbie Beiträge: 2 Registriert: 10.2.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 11.2.2014 um 11:01 |
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1. Zur Sache:
Haltbarkeit hängt wohl auch wesentlich vom Bierstil ab. Hier Bilder von
Etiketten auf Stouts:
2. Da ich neu hier bin, kurz zu mir:
Ich braue seit etwas mehr als einem Jahr (mit wechselndem Erfolg). Wie wohl
die meisten Neulinge, lese ich schon seit einiger Zeit mit. Auch ohne
Fragen zu stellen, habe ich hier schon viele wertvolle Anregungen gefunden.
Dafür vielen Dank an die eifrigen Poster!
Georg
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Antwort 13 |
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