Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 22.2.2014 Status: Offline
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erstellt am: 2.5.2014 um 22:59 |
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Liebe Heimbraugemeinde,
ich bin ein Student der mit einer heimbrauenden Mutter aufgewachsen ist.
Meine Mutter hat in Prag das Brauen studiert und später an der Anlage
gearbeitet, die heute im Deutschen Technikmuseum Berlin steht. Sie braut zu
Haus seit ich denken kann das gleiche Rezept (untergäriges Dunkles, kein
definierter Stil).
Seit kurzem (3 bzw 4 Suden) bin ich mit einem Lidltopf in der
Einkocherklasse selbst unterwegs und bin - dank dieses Forums! - bereit,
allerlei auszuprobieren. Dabei halte ich mich natürlich an das, was ich bei
meiner Mutter erlebt habe und erweitere es mit hier Angelesenem.
Der letzte Sud sollte mein erstes OG werden (ein Summer Ale,
rezepttechnisch inspiriert vom High Gravity Sommer Ale von Boludo auf
MMuM). Angepeilt hatte ich etwa 10°P Stammwürze und nach einem Treffen mit
Dave1987 aus diesem Forum hat er mir, als er vom Vorhaben eines fruchtigen,
dünnen Durstlöschers hörte, freundlicherweise die Wyeast London ESB Hefe
zur Verfügung gestellt (ich schwankte zwischen Schneider ernten, S-33 und
Wyeast West Yorkshire).
Die Hefe hat sich auch gut benommen und futterte brav das abgekochte
Malzbier. Danke Dir, Dave!
Da es mein erstes OG werden sollte, war ich dementsprechend verunsichert
(Mutter meinte, sowas macht man nicht, entsprechend war ich vorgeprägt).
Ich erinnerte mich, hier im Forum schon Warnungen gelesen zu haben dass für
einen 25l Sud ein 30l Gärgefäß unter Umständen nicht ausreichen könnte,
also teilte ich den Sud in zwei 30l Gefäße und legte noch eine alte
Wachstuchtischdecke unter. Da ich nach drei Tagen dem Frieden nicht traute,
nahm ich mit einer sterilen Einmalspritze Proben und kostete. Gefäß 1
schmeckte vielversprechend, Gefäß 2 nicht. Der Inhalt von Gefäß 2 (ich
hatte im Stillen gehofft, die medizinisch-schweflige Note könne ein
Hefenebenprodukt was sich bei entsprechendem Abwarten in Wohlgefallen
auflöst sein) verbesserte sich am darauffolgenden Tag auch nicht, eher im
Gegenteil.
Nun bin ich dazu gelangt, dass wahrscheinlich meine eigene Nachlässigkeit,
das Hefestarterglas nicht von außen zu desinfizieren und auch sonst meine
laxe Haltung der Hefe gegenüber (weder meine Mutter noch ich selbst hatten
jemals Probleme mit Infektionen) dazu geführt haben wird, dass eine Hälfte
für den Ausguss ist.
Kann es sein, dass bei einer OG Gärung die ganze Geschichte aufgrund der
höheren Gärtemperatur wesentlich anfälliger für Infektionen ist?
Gelernt: Sauberer arbeiten.
Gezahlt: 13 l Sud
Euch allzeit gut Sud und - an dieser Stelle - ein großes Lob und vielen
Dank an das Forum und seine Mitschreiber, hier findet man wirklich auf so
ziemlich alle Fragen eine Antwort!
die Sudhauscarla
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Moderator Beiträge: 9432 Registriert: 12.11.2008 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2014 um 07:50 |
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Hallo und willkommen!
Ja natürlich ist obergärig anfälliger für Infektionen.
Wenn man aber sauber arbeitet, dann ist das normal kein Problem.
Stefan
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Antwort 1 |
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Posting Freak Beiträge: 2795 Registriert: 2.9.2003 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2014 um 09:28 |
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Es gibt aber durchaus OG Hefen, die erheblich schwefeln! Vielleicht lohnt
es sich, noch etwas zu warten.
____________________
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Antwort 2 |
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Posting Freak Beiträge: 1784 Registriert: 27.3.2005 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2014 um 10:07 |
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Interessant finde ich, dass das Bier in dem einen Gärbehälter eine andere
Geschmackskomponente aufweist als das andere.
Zunächst würde ich beide Gefäße räumlich voneinander trennen um ein
überspringen von Hefen/Bakterien auf den Sudteil der in Ordnung ist zu
vermeiden.
Dann würde ich überlegen, was die Gärbehälter vorher enthalten haben, und
ob man beide gleich gut gereinigigt/desinfiziert hat.
Ferner würde ich beide Sude vergären und abfüllen. Wenn der andere Teil
wirklich eine Infektion hat, kann man ihn immer noch entsorgen. Falls es
sich um Gärnebenprodukte handelt, die sich im Laufe der Reifun abbauen, hat
man später mehr Bier.
____________________ Immer wenn man denkt das Niveau ist schon im Keller, kommt ein Bagger und
hebt noch 4 Etagen aus. (Oliver Kalkofe)
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Antwort 3 |
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Posting Freak Beiträge: 655 Registriert: 2.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 3.5.2014 um 10:12 |
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Kann das nicht einfach an einer höheren Gärtemperatur liegen die im
größeren Fass durch die im Verhältnis zum Inhalt geringere Oberfläche
entsteht? ____________________ Viele Grüße
Manfred
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Antwort 4 |
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Posting Freak Beiträge: 972 Registriert: 18.4.2012 Status: Offline
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erstellt am: 3.5.2014 um 10:26 |
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Hi,
ich hatte mal nen Eimer der war wohl nicht gut gereinigt und habe dort 2
Sude mit Infektion drin gebaut. Ich habe erst einige Wochen nach dem
zweiten Sud den vermeintlich Trockenen und Sauberen Eimer (nach dem Brauen
wurde das dann mit Waschsoda und eingeweicht und viel klarem Wasser
ausgewaschen, vor dem nächsten gang jeweils mit wasser/ipa/wasser
behandelt) mal wieder geöffnet und dann war die Quelle der Infektion sehr
klar. Reinigen mit phosphorbasiertem Reiniger hat dann geholfen.
25l ob im 30l gefäß sollten bis 12ºP noch gut gehen wenn nicht geade bei
sommerlichen Zimmertemperaturen vergoren wird. Blow-Off tubes statt
Gärglocken sichern Dich viel beser ab: In die Öffnung des Deckels einen
Schlauch stecken (sollte Dicht sein) und das andere Ende in nen
Messbecher/Putzeimer mit Wasser hängen.
Bei 13l würde ich, auch wenn es komisch schmeckt nach der Hauptgärung das
Jungbier probieren. Wenn nicht sofortiger Brechreitz einsetzt würd ich das
auf jeden Fall abfüllen.
Abgesehen davon: toll geschriebener Beitrag.
Lieber Gruß - kvendlar
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Antwort 5 |
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Junior Member Beiträge: 10 Registriert: 22.2.2014 Status: Offline
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erstellt am: 21.5.2014 um 13:48 |
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Hallo alle beieinander...
jetzt ist der Ärger über mich selbst und meine Eselei verflogen und ich
berichte mal, wie es ausgegangen ist.
Die beiden Eimer hatte ich sofort getrennt und noch ein paar Tage
abgewartet, da sich dann aber niemand mehr überreden ließ, die komische
Charge zu kosten (und mir schon vom Geruch übel wurde) habe ich diesen Teil
entsorgt.
Die "gute" Charge habe ich am Wochenende das erste Mal probiert, und ich
bin selbst überrascht was man auch beim Leichtbier noch für einen Geschmack
rausholen kann.
Ferner hab ich einen weiteren Fehler entdeckt, der unter "Trottel!" fällt.
Nach dem Abkochen vom Malzbier als Hefefutter hab ich nicht die saubere und
desinfizierte Beugelbuddel genommen, die ich dafür vorbereitet hatte,
sondern eine einfach gespülte Flasche in der vorher Dave1987s leckerer
Weizendoppelbock war - die stand noch von der Verkostung des Vorabends rum.
Aufgefallen ist mir das, als das übrig gebliebene Hefefutter plötzlich
einen enormen Druck und gut einen kleinen Finger breit Bodensatz
entwickelte. Außerdem stand ja dann noch die desinfizierte Flasche in der
Küche, die mich natürlich überraschte - was, soooo sauber hatte ich die
ausgetrunkene Flasche schon gemacht...?
Was ich das nächste Mal besser mache:
- Starterglas auch von außen desinfizieren *und nicht in die Würze
tauchen, um den letzten Rest Hefe auszuspülen (das wird's wohl gewesen
sein, macht man ja auch nicht, Affekthandlund wider besseres Wissen)
- "einfach gespülte" Flaschen nicht in der Küche rumstehen lassen, sondern
möglichst sofort zu den anderen (... Kleinkindniveau?)
Die Eimer sind gereinigt, der Ärger überwunden, Lektion gelernt: auf zum
Nächsten, ein Gruit oder ein Belgisches (ich hab einen Beutel geschrotetes
Abbeymalz (Castle Malting) bekommen, der verbraut werden will).
Vielen, vielen Dank für euren moralischen Beistand und die vielen guten
Tipps! Der "Daumenwert" von 12°P für's Vergären von 25l im 30l Eimer ist
spitze!
Beste Grüße und allzeit gut Sud,
die Sudhauscarla
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Antwort 6 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2014 um 15:00 |
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Ich kann dir beruhigt sagen, diese ganze desinfiziererei ist völlig
überflüssig. Es muss sauber gearbeitet werden. dabei ist es wichtig, das
Biofilme entfernt werden, diese bilden sich, wenn des längeren eine
Flüssigkeit in einen z.B gefäß gelagert wird, das wiederum ein Nährboden
für nicht erwünschte Keime und Sporen bietet. Manchmal sind die auch nicht
sichtbar, manchmal kann man sie spüren, wenn ein Tropfen Wasser hinzu kommt
und es fühlt sich irgendwie "babbisch" (würde der Pfälzer sagen) an.Eine
möglichkeit ist diese mit Seifelauge oder sonstiges zu knacken und die
Bakterien samt ihren Film zu entsorgen. Händwaschen und das Glaß gut Spülen
reicht. Es sollte dann, wenn die Hefe sicher und schnell angärt nix
pasieren. Warum kocht immer jeder das Leitungswasser (das ist ein
Lebensmittel) ab oder gar das Malzbier. Was soll darin leben, das mir mein
gut angegärtes Jungbier versauen soll
Ich benutze Chlorhaltige Reiniger 20 Min. einwirken lassen und da ist
alles tot. Wenn das hinterher noch 3 Wochen steht spüle ich es nur noch
mit wasser aus fertig. Wo kein Nährboden war/ist kann auch kein Biofilm
sein. Diesen paar Baktierien die da nach dem auspülen noch drauf sind
werde ich eh nicht Herr.
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____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 7 |
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Senior Member Beiträge: 239 Registriert: 29.3.2014 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2014 um 15:27 |
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Ich halte es wie Gambrinus und reinige mein Inventar immer sehr sehr
zeitnah. Sobald ich umgefüllt habe z.B. reinige ich sofort das Behältnis in
der Badewanne mit einer Bürste. Erstmal mit Spülmittel und Wasser und dann
nochmal im zweiten Gang mit Wasser. Ablaufhähne aus Plastik schraube ich ab
und reinige sie separat da sich dort oft noch was versteckt. Dinge die in
die Spülmaschine passen kommen dort hinein. Danach lass ich das Zeug
einfach trocknen oder verwende es direkt wieder. Hände wasche ich gründlich
vorm Kochen und so auch vorm Bier brauen. Bisher gab es da keine Probleme.
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Antwort 8 |
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Posting Freak Beiträge: 1946 Registriert: 20.11.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2014 um 16:01 |
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Was nun?
Gruß
Andy
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Antwort 9 |
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Gambrinus zu Borbetomagus
Posting Freak Beiträge: 3085 Registriert: 2.6.2012 Status: OfflineGeschlecht:
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erstellt am: 21.5.2014 um 16:14 |
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Man, Andy, ist ja klar.... ich hole mal die Chips. Ich sage ja nicht das
eine Reinigung mit Reinigungsmittel nicht notwendig ist. Es gibt eben 2
möglichkeiten sowas sauber zu bekommen. Entweder man nimmt ein leichtes
Reinigungsmittel und schrubbt wie bekloppt, eventuell erwischt man ne Ecke
nicht. Oder man nimmt ne Keule die auch ohne die Bürste alles ganz gut
löst. Ich kann nur nicht verstehen wie jemand Leitungswasser abkocht oder
Malzbier und meint alles mit kochend Wasser auspülen, dann ist es steriel.
Das ist Energie und Zeitverschwendung.
Naja, das ist ja das einzigste was uns von den Primaten unterscheidet. Wir
folgen Rituale, der Schimpanse bevorzugt immer den direkten Weg
Vielleicht sollte man den Affen im Hinterkopf behalten, wenn man zuviel
weiß, steht man sich oft nur selbst im Weg ____________________ Zertifiziertes Mitglied der "Worschtmarktbrauerbubenbieratenbartei" WBBBB
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Antwort 10 |
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